Alles Fleisch ist Gras: Roman - Christian Mähr

  • Verlag Zsolnay
    Gebundene Ausgabe: 400 Seiten, 2010


    Kurzbeschreibung:
    Durch einen Sturz über die Stiege stirbt Roland Mathis, der widerwärtige Schnüffler, der Anton Galba und seine heimliche Geliebte mit ihrem Verhältnis erpresst hatte. In Panik lässt Galba, Leiter der Abwasserreinigungsanlage Dornbirn, die Leiche im Häcksler verschwinden. Der den Fall untersuchende Polizist Nathanael Weiß verdächtigt Galba von Anfang an. Allerdings gibt es auch in seinem Umfeld einen Widerling, den er gerne loswerden würde. Galba muss notgedrungen mitmachen, doch für Weiß ist das erst der Anfang: Es gilt, Schädlinge der Gesellschaft auszurotten. Christian Mähr erzählt in diesem bitterbösen Krimi aus Österreich von Moral und Mordlust in der Kleinstadt.


    Über den Autor:
    Christian Mähr wurde 1952 in Nofels bei Feldkirch (Vorarlberg) geboren und lebt heute in Dornbirn. Er ist Autor, Bienenzüchter und Doktor der Chemie und arbeitet seit 1982 als freier Mitarbeiter des ORF für die Redaktion Wissenschaft und Umwelt, Werke (u. a.): Magister Dorn (1987), Fatous Staub (1991), Simon fliegt (1998), Die letzte Insel (2001), Vergessene Erfindungen. Warum fährt die Natronlok nicht mehr? (2002), Semmlers Deal (Deuticke, 2008).


    Meine Meinung:
    Vordergründig ein ordinärer Krimi fällt der Roman durch seine ungewöhnliche Sprache auf.


    Angesiedelt ist die Handlung in Dornbirn in Österreich, wo auch der Autor lebt.
    Ingenieur Anton hat ein Verhältnis mit seiner Sekretärin und wird deshalb erpresst.
    Nach dem Tod des Erpressers muss sich Galba mit Kommissar Weiß auseinander setzen, der ihn zwingt, bei einer Reihe „gerechter“ Morde mitzuwirken. So wird ein Mann erledigt, der seine Frau schlägt, der Liebhaber der Frau des Kommissars und auch andere Typen. Eine mysteriöse Frau gehört ebenfalls zu Weiß Helfern.


    Prinzipiell ist das keine originelle Idee. Selbst ernannte Rächer gab es in Büchern und Filmen schon öfter. Und da wurde die „moralische“ Komponente meist witziger und psychologisch ausgereifter diskutiert.


    Einige Dialoge sind dennoch ziemlich ausgefeilt und nicht schlecht gemacht.
    Mir kommt allerdings die Figur des Kommissars Weiß übertrieben und unrealistisch vor. Er wird dann leider auch nicht weiter charakterisiert. Auch die Figur Galbas wird nicht weiter ausgearbeitet, mit Ausnahme der Beschreibung des Druckes unter dem er steht und seiner Angst. Trotzdem ist das keine gelungen psychologische Beschreibung. Zu Eigen bleiben die Figuren. Immerhin gibt es am Schluß noch eine unerwartete Überraschung.
    Schade, dass die ungewöhnlichen Figuren nicht ausgearbeitet werden, denn so bleibt nur die krude Story in einer ungemütlichen Umgebung. Ein Roman, den zumindest ich nicht genießen konnte.

  • Anton Galba hat eine Affäre mit einer jungen Mitarbeiterin und wird von Mathis beobachtet. Als Mathis ihn schließlich epressen will, kommt es zu einem folgenschweren Streit. Mathis fällt unglücklich und stirbt. Galba beabsichtigte seinen Tod zwar nicht, dennoch kommt er ihm gerade recht. Statt zur Polizei zu gehen, lässt er die Leiche in der Kläranlage verschwinden. Anschließend bittet er den Kommissar Nathanel, den er aus früheren Zeiten kennt, den Fall zu untersuchen. Dieser findet jedoch schnell die Wahrheit heraus, verrät Galba jedoch nicht, sondern schließt sich ihm an. Und so bleibt es bei weitem nicht bei einem Opfer.


    Christian Mähr hat einen wahrlich "bösen" Roman geschrieben, jeder der unsympathischen Anti-Helden hat eine dreckige Vergangenheit. Rechtsradikales Gedankengut und Sprüche ziehen sich durch das gesamte Buch, was meiner Meinung nach aber etwas zu weit geht.


    Von Anfang an ist klar, wer der Mörder ist, dennoch bleibt der Roman durch seine Unvorhersehbarkeit spannend. Doch leider verschwendet Mähr viel Zeit auf die Erklärung der konfusen Gedankengänge der Protagonisten, das nimmt der Handlung immer wieder an Fahrt. Durch einige Wendungen fühlt man sich als Leser dennoch gut unterhalten und so kann man dieses Buch durchaus als einen doch sehr soliden Krimi bezeichnen.


    7/10 Punkten :wave

    "I think too much. I think ahead. I think behind. I think sideways. I think it all. If it exists, I’ve fucking thought of it.''
    — Winona Ryder


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  • Anton Galba erwartet nichts Ernsteres als eine Beschwerde über einen anderen Kollegen, als sein Mitarbeiter Roland Mathis auf ihn zukommt. Weshalb er ihn dazu allerdings im abgelegendsten Winkel der Abwasserreinigungsanlage sprechen muss, wird ihm klar, als Mathis Fotos enthüllt, auf denen Galba mit einer Geliebten zu sehen ist. Aber plötzlich, nur dank eines kleinen Stupsers, liegt Mathis tot vor ihm. In seiner Panik kommt Galba der Gedanke an die große Häckselmaschine der Anlage, die ihm als die Lösung seines Problems erscheint. Leider kommt Chefinspektor Weiß, ein ehemaliger Schulkamerad Galbas, sehr schnell hinter die ganze Sache. Doch wozu soll er Galba bloßstellen, wenn er nun doch endlich eine Möglichkeit gefunden hat, die Gesellschaft von bösen Zeitgenossen zu säubern? Makaber-böse schildert Mähr Galbas Unvermögen, aus diese Sache wieder herauszukommen. Jeder, der davon erfährt, schließt sich der edlen Sache bald selbst an; gibt es doch schließlich immer jemanden, der einem ein Dorn im Auge ist.


    Mähr ist ein Meister der Andeutungen, des Nichts-Sagens. Das Wort Mord fällt in diesem Buch nicht ein einziges Mal, obwohl es doch genau darum geht. Aber dieses Nicht-Verwenden steht im Einklang mit den handelnden Personen; niemand von ihnen würde sich als Mörder bezeichnen. Es geht um die gerechte Sache, um die Säuberung des Ortes von den Schädlingen, die die Gesellschaft verkommen lassen. Dass eine Unterscheidung zwischen guten und schlechten Charakteren, zwischen Täter und Opfer, da schon bald nicht mehr möglich ist, ist klar. Die bösen Taten der sogenannten Schädlinge erscheinen fast hinfällig, wenn man bedenkt, was die Guten da mit ihnen vorhaben.


    Die Geschichte liest sich leider etwas zäh. Das mag daran liegen, dass das Buch durch seinen komplexen Schreibstil wirklich Aufmerksamkeit beim Lesen erfordert. Lange verschachtelte, detaillierte Sätze scheinen Mährs Markenzeichen zu sein. Daher kann man das Buch nicht einfach mal zwischendurch lesen, sondern muss sich damit einen stillen Ort suchen, um in Ruhe zu lesen. Wer aber bereit ist, sich auf das Buch einzulassen, wird mit einer makaber-unterhaltsamen Geschichte belohnt.

  • Die Geschichte des Buches fand ich von Anfang an sehr Interessant, was auch der Grund war warum ich bis zum Ende gelesen habe. Während des lesens, insbesondere bei den ersten 200 Seiten hatte ich häufiger den Gedanken aufzuhören. Der Autor beschreibt die Figuren, aber vor allem ihre Gedanken. Es wird sehr tief darauf eingegangen welche Gedanken sie sich machen. Dieses umfasst manchmal mehrere Seiten. Die Figuren schweifen mit den Gedanken immer wieder vom eigentlichen Problem ab und man erhält Einblicke in deren Gedankenwelt. Ich glaube wir kennen das alle, man denkt über etwas nach und dann folgen nacheinander andere Themen. So hat der Autor das auch bei den Figuren gemacht und uns Leser daran teilhaben lassen. Dies war häufig sehr langatmig und teilweise auch langweilig. Auf der anderen Seite wurden Situationen bzw. Gedanken von den Charakteren mit altäglichen Sachen verglichen, z. B. beichtet die Figur Anton Gaba seiner Frau das er Fremdgegangen ist. In seinem Kopf hat er das Gefühl es wäre wie auf einer Theaterbühne. Das fand ich dann wieder gut.
    Hat man die ersten 200 Seiten dann geschafft bekommt die Geschichte einen richtig schönen Schwung. Die Handlung bekommt eine neue Richtung und man fragt sich was jetzt noch kommen mag. Und da kommt noch so einiges.


    Der Autor schreibt nicht sehr flüssig, sondern lieber lange Sätze mit vielen Kommas. Dieses hat das lesen etwas erschwert. Aber die Idee die in dem Buch steckt und das die Geschichte aus der Sicht der Täter geschrieben wurde fand ich sehr gut. Es war mal das etwas andere Buch. Aber ich möchte nicht zu viel sagen sonst nimmt es die Spannung aus der Geschichte.

  • Zufall und Unglück führen dazu, dass Galba, der Leiter der Kläranlage Dornbirns, einen erpresserischen Mitarbeiter spurlos verschwinden lässt. Und zwar äußerst erfolgreich. Schulfreund und Polizist Weiß hat ihn zwar im Verdacht, lässt ihn aber nicht hochgehen, sondern nutzt die Gelegenheit, um selbst unliebsame Zeitgenossen loszuwerden.
    Dieses Szenario ist zwar nicht neu, es birgt aber viele Möglichkeiten für schwarzen Humor, skurrile Situationen und Wortwitz. Mit dieser Erwartung bin ich an dieses Buch herangegangen. Und wurde leider enttäuscht.
    Alles an diesem Krimi ist so entsetzlich normal. Sogar der Mörder ist eine arme Wurst mit Potenzproblemen und Alpträumen, der unter seinen Taten leidet. Das Skurrile an der Situation wird so ins Bürgerliche, Langweilige, Durchschnittliche hineingezogen, dass leider die erhofften Humorbomben wirkungslos verpuffen. Es bleibt ein Gefühl von Tragik und Leid, von Leichtigkeit und Humor keine Spur.
    Es gibt zu viele zu lange – zu langweilige – Gedankengänge, die es anstrengend machen, bei der Sache zu bleiben. Nur der eine oder andere Dialog war erfreulich zu lesen, weil eine Prise schwarzen Humors durchschien. Diese Highlights des Buches waren aber für eine echte Entdeckung zu rar gesät. So bleibt nur ein durchschnittlicher Krimi, der durch nichts positiv aus der Masse heraus stechen kann.


    Leider nur 5 Punkte.

  • Ich fand das Buch grandios


    Anton Galba, Leiter einer Abwasseranlage steht auf einmal vor einem Problem: Wie beseitige ich die Leiche meines Mitarbeiters, der mich ween meiner Affäre erpresst hat und jetzt durch einen Unfall gestorben ist? Da kommt einem der Häcksler der Abwasseranlage wie gerufen.


    Doch zu früh gefreut, Ermittler Weiß, ehemaliger Schulkamerad von Galba kommt ihm auf die Schliche. Doch anstatt ihn zu verhaften, nutzt dieser "die innovative Technik der Feindbeseitigung" für sich selbst. Denn auch in seinem Umfeld treibt sich ein Störenfried rum, den er nur all zu gern loswerden würde. Doch bei dem einen bleibt es nicht.


    Weiß spielt Gott und will die Welt säubern. Wie es vor sich gehen soll wird einem schnell klar. Und eine Gleichgesinnte lässt nicht lange auf sich warten.


    Diese überaus makabere Story fand ich einfach super. Die flüssige Sprache des Autors und der derbe Humor haben eine super Mischung ergeben.


    Ich froh diesen Autor entdeckt zu haben. Das nächste Buch vom ihm hab ich schon bestellt.

  • … „Ja, Verschwinden ist die adäquate Weise des Umgangs mit diesen Individuen. Oder was empfiehlst du den Bürgern bezüglich fauler Eier? Einfrieren?“ …


    Dieser Satz gibt Auskunft über die gesamte Handlung in diesem Buch:


    Inhalt:
    Der Laborant Roland Mathis erwischt seinen Vorgesetzten Anton Galba mit der ebenfalls im Labor angestellten Helga Sieber auf einem Hochstand im Wald bei einem Schäferstündchen. Mathis, rassistisch veranlagt und sich dazu bestimmt sehend, die Rassenmischung aufzuhalten (Galba mit seinem slawischen Namen und die germanische Helga Sieber – diese Vereinigung gilt es zu unterbinden) beschließt er Galba mit den im Wald geschossenen Fotos zu erpressen und verlangt, das Verhältnis mit der Sieber sofort zu beenden. Es kommt zu einem Streit und einem Handgemenge. Galba gibt Mathis einen Stoß und dieser fällt unglücklicherweise die Treppe herunter und ist sofort tot. Voller Panik beschließt Galba die Leiche in den Häcksler im Gärturm des ARA (Abwasserreinigungsanlage Dornbirn – Arbeitsplatz von Galba und Mathis) zu schmeißen. Mathis ist damit spurlos verschwunden – zerhackt in tausenden von Einzelteile und nicht mehr nachweisbar.


    Nathanael Weiß, Chefinspektor der Polizei Dornbirn und ehemaliger Schulfreund von Anton Galba nimmt die Ermittlungen im Fall Mathis auf. Schnell findet er heraus, dass Mathis Galba mit Fotos einer Fremdaffaire erpresst hat und Galba ihn daraufhin beseitigen musste. Jedoch anstatt Galba das Verbrechen nachzuweisen und ihn vor Gericht zu bringen nutzt Weiß die Gelegenheit für seine Zwecke aus. Er hat Anton Galba in der Hand. Weiß beschließt, die Kleinstadt Dornbirn zu „säubern“. Verbrecher und gewalttätige Bürger sollen per Selbstjustiz von Weiß erledigt werden und Galba hilft dabei die Leichen im Gärturm verschwinden zu lassen. Weiß hat seine Bestimmung gefunden und findet sogar eine Partnerin, die die gleichen Ziele verfolgt und sich ihm anschließt. Galba jedoch wird immer panischer und versucht mit allen Mitteln dem Morden Einhalt zu gebieten. Da er jedoch darauf bedacht sein muss, dass sein eigener Mord nicht ans Licht kommt ist er Weiß und der unbekannten Frau ausgeliefert und muss gute Miene zum wahrlich bösen Spiel machen …


    Meine Meinung:
    Zunächst etwas skeptisch war ich am Ende des Buches doch begeistert von dieser Geschichte. Auf abgrundtief böse Art und Weise schildert Christian Mähr die mörderischen Begebenheiten in der Kleinstadt Dornbirn. Unglaublich was sich der seelenruhigen idyllischen Umgebung abspielt. Weiß und auch seine Partnerin scheinen absolut verrückt geworden zu sein – Galba erscheint einfach nur mitleiderregend obwohl ja eigentlich selbst schuld an der ganzen Misere. Schlag auf Schlag wirft der Autor einem die grausamen aber manchmal auch zum schmunzeln anregenden Brocken vor die Füße. Man kommt nicht zur Ruhe und so ist das Buch nicht so einfach wieder aus der Hand zu legen. Sehr makaber und keine leichte Kost aber absolut lesens- und empfehlenswert. Jeder hat eine dunkle Seite und besonders diese versucht der Autor beim Leser heraus zu kitzeln. Ich will mehr von Christian Mähr …

    Von allen Welten, die der Mensch erschaffen hat, ist die der Bücher die Gewaltigste.


    Heinrich Heine

  • Anton Galba ist Leiter der örtlichen Kläranlage, ist verheiratet und hat Kinder. Klingt spießig! Wäre es auch, wenn er nicht eine Affäre mit einer jungen Angestellten hätte. Endgültig verabschiedet er sich aber aus dem Normalbürgerdasein, als der rassistische Mitrarbeiter Mathis versucht ihn damit zu erpressen. Diesen bringt er aus Versehen um. Damit hat sich sein Leben auf einen Schlag geändert. Er lässt die Leiche verschwinden und verwischt seine Spuren. Der zuständige Kommissar Weiß kommt ihm aber sofort auf die Schliche. Doch entgegen aller Erwartung verhaftet Weiß den Täter nicht. Er spannt ihn vielmehr für seine Zwecke ein. Denn Weiß will jemanden aus dem Weg haben. Den Neuen seiner Exfrau! Dafür bedient er sich Galbas oder vielmehr des Häckslers auf dem Gelände der Kläranlage, in dem schon die erste Leiche verschwand. Doch damit hat Weiß noch lange nicht genug, denn er spielt sich auf zum Polizisten, Staatanwalt, Richter und schließlich auch zum Henker. Wie soll Anton Galba das nur mit seinem Gewissen vereinbaren? Und vor allem, wie sollen sie damit nur durchkommen?




    Die Story verspricht einen spannenden, packenden Roman. Das Versprechen kann Christian Mähr aber nicht vollkommen halten,da er sich leider selbst immer wieder daran hindert.


    Problematisch ist der Sprachstil. Zunächst beginnt er mit einer sehr lebhaften Sprache, die sich stark am gesprochenen Wort orientiert. Doch tritt diese immer mehr in den Hintergrund und wird letztlich durch die übertriebene Verwendung der indirekten Rede überstrahlt. Zwar hebt Mähr somit durch die direkte Rede einige Passagen hervor, doch nimmt dieser Stil dem Text jede Lebendigkeit und lässt den Leser nicht in die Geschichte eintauchen.


    Ebenfalls sehr negativ aufgefallen ist der ausschweifende Erzählstil. Gerade damit zerstört der Autor jede aufkommende Spannung. Nicht oft konnte der Roman in mir das dringende Bedürfnis hervorrufen, die nächsten Seiten lesen zu müssen. Doch wenn dies einmal geschah, wechselte Mähr zu irgendeinem Randgeschehen und breitete dies in einer Weise aus, dass das Interesse an der eigentlichen Geschichte wieder erstarb.


    Ein wenig enttäuschend ist auch die Tatsache, dass das Buch absolut vorhersehbar ist. Man weiß direkt, welche "Überraschungen" der Autor als nächstes für den Leser bereithält. Ein wenig lächerlich mutet es daher an, wenn Mähr künstlich versucht Spannung aufzubauen, indem er über den Großteil des Buches die Identität einer Person geheim hält. Bereits nach wenigen Seiten ist dieses "Mysterium" durchschaut. Der Autor baut dies aber zur großen Überraschung aus, die er erst auf den letzten Seiten lüftet.


    Soweit das Buch immer wieder als intelligenter Roman gepriesen wird, wirkt es auf mich vielmehr wie ein Roman, der intelligent sein will. Es ist gerade zu auffällig, wie Mähr über Seiten hinweg Abhandlungen schreibt, die als philosophische Überlegungen der Hauptfigur daherkommen, aber letztlich die Geschichte nicht weiterbringen. Dadurch wird (wie bereits erwähnt) aufkommende Spannung zerstört und beim Leser ein "Nicht-schon-wieder"-Gefühl erzeugt.


    Letztlich wird der Roman aber durch die gute Geschichte teilweise gerettet. Ohne die pseudointellektuellen Abhandlungen hätte man über sonstigen kleinen Schwächen sicher hinwegsehen können. So wäre hier sicher ein gutes Buch herausgekommen. So ist leider ein hohes Potential nicht genutzt worden, so dass ich das Buch lediglich als "ganz ok" bewerte.

  • Ich bin durch eine Leseprobe auf dieses Buch aufmerksam geworden und war nach den wenigen Seiten auch positiv überrascht.
    Allerdings hat sich die Freude am Lesen doch nach genau der Hälfte des Buches so verringert, dass ich beschlossen habe, es abzubrechen.
    Ich hatte einfach Schwierigkeiten mit diesen Endlos-Sätzen von Herrn Mähr. Vieles wurde so ausschweifend erzählt; dabei hätte man es kurz und knapp in wenigen Sätzen zusammenfassen können.
    Schade aber das war wohl nichts, Herr Mähr...

  • Inhalt:
    *********


    Anton Galba, Leiter der Abfallwasserreinigung in Dornbirn, hat ein Problem. Besser gesagt eine Geliebte. Und weil man ja nicht alles an die große Glocke hängt, sollte dieses außereheliche Techtelmechtel geheim bleiben. Was aber wiederum Roland, ein Mitarbeiter von Anton, gar nicht so sieht und deshalb versucht er Anton zu erpressen. Unglücklicherweise meint der Zufall gerade jetzt zuschlagen zu müssen, als Roland auf der Treppe steht und dem erstaunten Galba seine Sicht der Dinge erklärt. Denn zufällig stürzt Roland die Treppe herab und Anton ist das Erpressungsproblem los. Nur, schließt die Lösung eines Problems nicht das Entstehen eines anderen aus und so hat Anton jetzt eine Leiche. Zum Glück hat Anton aber auch einen Industriehäcksler in seiner Firma und das Problem ist gelöst. So scheint es zumindest, den bei dem ganzen beißt sich die Katze nämlich in den Schwanz.
    Der ehemalige Schulkollege Nathanael Weiß, und nunmehr Polizist, findet die Story rund um Roland sehr interessant und durch eigene Überlegungen und Schlussfolgerungen findet er an so einem Häcksler nichts Anstößiges. Ganz im Gegenteil! Er findet ihn sogar höchst sympathisch und es wäre ja nicht so, dass Nathanael nicht wüsste, wie man damit umgehen müsste. Doch Anton kann mit Nathanaels Euphorie nichts anfangen und versucht sich aus der Affaire zu winden. Doch wenn einer geht, kommt meisten einer nach. Und so dreht sich das Rädchen der Selbstjustiz weiter.



    Meine Meinung:
    *****************


    Sarkastisch und ironisch wird man durch die Geschichte geleitet und was Absurd erscheint, hat doch Hand und Fuß und am Ende fügt sich alles wieder zu einem Ganzen.


    Ablauf der Geschichte ist rund und die Personen werden nahtlos eingefügt. Der Autor nimmt sich für seine Darsteller Zeit und nicht nur den Hauptprotagonisten wird ein charakterliches Defizit bzw. eine Stärke zugestanden, sondern auch Randfiguren bekommen Leben eingehaucht. Niemand wird benachteiligt und alles trägt zum besseren Verständnis für die Handlungen bei. Leider kann dies aber manchmal in die Länge gezogen werden und daher sehe ich ein kleines Manko. Manche Passagen hätte man kürzen können und dennoch hätte man sich genauso gut in der Geschichte zurecht gefunden. Auf der anderen Seite macht es das Buch wiederum lebendiger.


    Bei vielen Stellen musste ich schmunzeln, da der Erzählstil sehr fein gezeichnet ist und der Sarkasmus nicht zu kurz kommt. Es ist liebenswürdig und doch gleichzeitig so schön zynisch. Der Autor schafft es, einen roten Faden in das Buch zu integrieren und die typische österreichische Mentalität einzufangen. –Ah, der soll weg. Oder? - -Ja, ja, passt schon!- So in etwa kann man sich es vorstellen. Dabei gelingt es dem Autor aber nicht plump zu wirken, oder sich auf künstliche Effekthascherei zu verlassen. Die Geschichte trottet im positiven Sinn vor sich hin und wenn man glaubt, man weiß Bescheid, so wird man wieder mit einer neuen Wendung überrascht. Obwohl sich für mich durch die Ausführlichkeit einige Längen ergeben, so hat man zu keiner Zeit den Eindruck, dass die Geschichte stagniert. Es tut sich immer irgendwas bei den scheinbar stinknormalen Protagonisten. Dies macht daher den Reiz aus, dass es nicht hochintelligente Alleskönner sind, sondern eher wie der nette Nachbar von neben an, der eben mal schnell die Stadt von allem Übel, das tagtäglich auf uns lauert, befreien will.


    Selbstjustiz mag ja seinen Anreiz haben, ist aber keine Entschuldigung für die Tat, die man selber begeht. Unter diesem Gesichtspunkt ist es interessant zu sehen, wie die Figuren im Buch sich die eigene Wahrheit zu recht legen und sich auf die Rechtsprechung des Mittelalters beziehen. Die Gedanken dazu sind recht nett zu lesen, da sie nüchtern aber dennoch mit einem morbiden Witz erzählt werden.


    Da ich einige Längen sehe, bekommt das Buch aber leider nicht die Höchstnote. Es lässt sich aber sehr gut lesen und man kann sich gut in die Geschichte hineinversetzen. Bei dem Buch sollte man aber Spaß an Sarkasmus, Ironie, Zynismus und unterschwelligem Humor haben, oder dies alles schätzen, da es einem dann viel leichter fällt in die Welt von Anton und seinem Häcksler hinabzutauchen.