Beiträge von SueTown

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    Original von buzzaldrin
    Richard Ford? Oh ja, der steht in meiner Autor-Top10 auch sehr weit oben und besonders empfehlenswert ist seine Reihe um den Sportreporter Frank Bascombe. Die habe ich sehr sehr gerne gelesen.


    Echt? Das klingt ja super! Ich wollte mir schon "Sportreporter" gebraucht bestellen, aber irgendwie haben mich die nicht allzu begeisterten Rezis erst einmal davon abgehalten. Aber wenn's dir gefallen hat, kann ja fast nix schief gehen. :-]

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    Original von Cookiemonster
    Ich finde es sehr spannend, dass ihr April, die wir ja quasi nur durch Franks Gedankengänge kennen, sympathischer findet. Warum? Weil sie sich weigert mit Frank zu reden? Weil sie alles mit sich selbst ausmacht? Oder erahnt ihr eine Vorgeschichte, die ihr preziöses, selbstverliebtes Verhalten entschuldigen? Frank ist ja auch nicht gerade besser: aufbrausend, in einer Routine die er hasst festgefahren...


    Hm... ich glaube ich neige dazu, April ihr labiles Verhalten über ihre Kindheit zu entschuldigen. April hatte wirklich eine traurige Kindheit (die Szenen, bei der sie über ihre Eltern nachdenkt, schmerzte auch mich :-( ), aber Frank hatte eigentlich "nur" ein schlechtes Verhältnis zu seinem Vater - wie so viele auf dieser Welt, die trotzdem noch was mit sich anfangen können. Ich weiß, dass es natürlich völlig ungerechtfertigt ist, aus dieser Kenntnis heraus so zu urteilen, aber Yates zwingt mich es doch zu tun, ich kann's nicht ändern.:lache
    Wenn jemand wirklich nicht weiß, wer er ist, so ist es meiner Ansicht nach definitiv Frank. So eine orientierungslose Figur ist mir selten untergekommen.
    Frank ist ein Mitläufer par Excellence, und das Schlimme daran ist nicht, dass er es insgeheim auch weiß, sondern, die ständige Verleugnung der Tatsache, dass es ihm eigentlich auch ganz gut gefällt ein solcher Mitläufer zu sein und damit seiner Familie und vor allem April erheblichen Schaden zufügt. Gerade April geht davon aus, dass Frank ihrer Meinung ist. Er theatralisiert ja nur zu oft über die langweiligen Dinge, die sie tagtäglich erleben. Aber April weiß eigentlich, dass ihr Mann von Grund auf ebenfalls so gestrickt ist. Das macht sie fertig.
    April sieht sich zwar ebenfalls in dieser Falle gefangen, aber sie hasst die Situation wirklich und will tatsächlich heraus brechen. Und ich bin mir auch gar nicht so sicher, ob nicht wenigstens für April die Geschichte ein gutes Ende hätte finden können, wäre Europa wahr geworden. Wer weiß, vielleicht wäre es ihr Traumjob geworden, vielleicht hätte sie zu sich selbst gefunden... Frank wäre es sicherlich auch nicht schlechter oder besser ergangen dort. Der läuft überall mit, soviel ist klar. :lache

    Ein Happy-End? :yikes Das hätte mir aber mein schön rosarot ausgemaltes Yates-Bild völlig zerstört. :lache


    Ich kann gar nicht sagen, dass mir Easter Parade besser oder schlechter gefallen hat. Ich finde, die zwei Bücher sind, ausgenommen der Thematik des "gescheiterten Menschen", nicht wirklich vergleichbar. "Zeiten des Aufruhrs" geht die Sache ganz anders an als "Easter Parade", ist viel bitterer und satirischer. Andererseits muss man schon sehr genau "hinlesen" um das alles auch aufzunehmen. Viele Pointen wurden mir erst im Nachhinhein klar, zum einen durch die Leserunde und zum anderen durch das tolle Nachwort von Richard Ford (von dem ich übrigens auch unbedingt etwas lesen möchte demnächst :grin), der bezeichnende Stellen nochmal hervorhebt und beleuchtet.
    Ich werde das Buch sicher in Kürze noch einmal lesen, um auch wirklich alles mitzunehmen.


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    Original von buzzaldrin
    Über Zeiten des Aufruhrs steht in meinen Augen aber immer noch Eine besondere Vorsehung - was übrigens auch nicht ganz so deprimierend ist!


    Darauf freue ich mich schon sehr. Allerdings werde ich meine Mutter mal vorsichtig auf diesen Autoren aufmerksam machen und sie nötigen die englische Ausgabe zu kaufen. Ich denke, im Original liest sich das doch noch ein wenig besser.

    Charlotte :
    Sorry! Das ist die Ausgabe, die auch buzzaldrin in ihrem Eingangspost verlinkt hat. :wave
    Leider gibt es sonst keine deutsche TB-Ausgabe, so dass es keine günstige Alternative. Trotzdem solltest du das Buch unbedingt lesen. :-)


    EDIT:
    buzzaldrin :
    Vielen Dank für die zusätzlichen Links. :wave
    Das Archiv enthält spannende Materialien. Übrigens habe ich heute das Lit-Cologne Hörbuch "Eine Hommage an Richard Yates" erhalten, welches ich mir gebraucht bestellt habe und bin ganz begeistert. Der Kauf lohnt sich - die Sprecher sind toll!

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    Original von Seerose
    Da John Givings schon als gesellschaftlicher Außenseiter abgestempelt ist, genießt er die sprichwörtliche Narrenfreiheit und muss sich nicht verstellen. Ein Stück weit ist sein Verhalten aber auch gewollte Provokation.


    Ich fand dies sogar äußerst provozierend. Fast schon zuviel des Guten. Das jemand, der offensichtlich gegen den Strom schwimmt auch gleich geistesgestört und gewalttätig sein muss... :lache Da hat Yates voll in die Klischeekiste gegriffen um zu provozieren. Darüber habe ich mich sehr amüsiert. *g*

    Die Leserunde ist vorbei und war, aus meiner Sicht, ein voller Erfolg!


    Nachdem Easter Parade mich schon mehr als überzeugt hat, bezeichne ich mich nach diesem Buch wirklich als Fan von Yates. Yates schildert auf sehr eindringliche, bedrückende und zeitgleich so nüchterne - richtig schmucklose - Art einen kurzen, aber intensiven, Abschnitt einer Ehe zwischen zwei Menschen, die sich schon lange nichts mehr zu sagen haben. Und das, obwohl sie eigentlich am Beginn ihres Lebens stehen, mit 29 - würde man meinen. Das ist nicht schön zu lesen, sicher nicht, aber es fesselt auf eine fast voyeuristische Weise.


    Die Handlung ist recht schnell erläutert: es geht um ein junges Paar, April und Frank, mit zwei Kindern, die ein ruhiges Vorstadtleben leben. Und da fangen auch die Probleme an, denn keiner von beiden wollten jemals eben dieses langweilige Vorstadtleben leben, wie alle anderen. Die aus dieser Situation heraus resultierende Unzufriedenheit entlädt sich in "typischen" Streitereien, die mit getrennt schlafen und in tagelangem Anschweigen enden bis hin zur stillschweigenden Übereinstimmung einer Versöhnung. Man kennt solche Situationen, hat man sich doch selbst das ein oder andere Mal schon missverstanden oder im Stich gelassen gefühlt von Partner oder Umfeld, wie es die Figuren in Yates Roman tun. Aber dann rappeln sie sich zu einer Entscheidung auf, die ihr Leben verändern soll. Und es kommt, wie es kommen muss: es kommt anders.


    Nicht zuletzt aufgrund der eigenen Erfahrung, die in diese Geschichte beim Lesen mit einfließen wirkt sie äußerst beeindruckend. Aber natürlich ist es vor allem Yates meisterhafter Erzählton, der es schafft, die bedrückende Monotonie und Trostlosigkeit des Zusammenlebens von Frank und April ohne eine einzige Länge in geschriebene Worte umzusetzen, die manchmal auch, Humor sei Dank, bitter ironisch zu lesen sind.


    Ständig ist man versucht sich zu fragen, was April und Frank wohl so falsch gemacht haben. Es muss doch einen Grund dafür geben, warum ihre Ehe nicht mehr funktioniert, warum ihr Alltag miteinander so einfallslos geworden ist, warum sogar jeder Figur für sich allein betrachtet nichts mit sich anzufangen vermag und warum sie keine Ziele haben. Mich hat das zu Beginn wirklich irritiert. Aber Yates gibt in einem Interview zu verstehen, dass er eben nicht an erfolgreichen Menschen interessiert gewesen sei, sondern an den gescheiterten. Das half mir zu verstehen, dass die Figuren schon lange vor ihrem Eintreffen im Roman gescheitert sind. Irgendwie ließ mich dieses Wissen etwas beruhigter weiterlesen. Ist ja auch ein wenig beängstigend, wenn der Yates da Alltagssituationen auspackt, die jeder mal mitmacht, und daraus ein Drama strickt...


    Ich möchte in diesem Zusammenhang noch auf das interessante Ploughshares Interview aufmerksam machen, was buzzaldrin uns in der Leserunde verlinkt hat (Achtung Spoiler! Bitte Interview erst nach der Lektüre lesen): >>zum Interview<< (vielen Dank dafür :wave). Dort steht noch jede Menge wissenswertes über Yates Motivation. Unter anderem betont er, dass es ihm nicht darum ging eine missglückte Ehe zu konstruieren, sondern darum, einen Roman über alle möglichen Fehlschläge. Das geht sehr weit über das beschränkte Thema missglückte Ehe hinaus und macht verständlich, warum nicht nur April und Frank, sondern auch die Nachbarn, Campbell und Giving, Hauptrollen einnehmen.
    Auch das ausführliche Nachwort von Richard Ford ist interessant und hilfreich.


    Das Buch wird sicherlich nachhaltig Eindruck hinterlassen. Und obwohl es bereits 1961 erstmalig verlegt wurde, hat es bis heute thematisch nur wenig an Aktualität eingebüßt.


    EDIT: Ich habe noch vergessen zu erwähnen, dass die dtv Taschenbuchausgabe, die ich gelesen habe, auffällig viele Übersetzungsfehler aufweist. Eigentlich stören mich solche Fehler nicht, man liest ja im Normalfall über sie hinweg, aber hier ist es mir aufgrund der Häufigkeit extrem aufgefallen.

    Ich bin jetzt durch und wirklich deprimiert. :-( Es ist ja wie so oft eigentlich, dass man sich fragt, warum die Dinge so weit kommen müssen...
    Eine großartige Leistung von Yates, besonders das Ende. Es ist schmerzhaft spürbar, wie Frank glaubt in einem Alptraum zu stecken und sich völlig unter Schock stehend bewusst wird, dass alles Realität ist. Die Reaktion der Tochter, nicht detailliert ausgeführt, sondern einfach mit wenigen Worten beschrieben, aber umso eindringlicher zu vernehmen. Puh...


    Dieses Buch war definitiv deprimierender als Easter Parade, wenn auch, wie ich finde, ruhiger vom Erzählton her.

    Es klingt durchaus interessant, aber ich weiß nicht so recht... :gruebel
    Erst mal wandert es auf die WL. Allerdings schreckt mich "Mythisches um Illuminatenorden ist in die Handlung integriert." doch etwas ab.

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    Original von buzzaldrin


    Das denke ich auch, Kate Winslet ist in meinen Augen wirklich genau die richtige Wahl - aber auch DiCaprio ist gut ausgewählt. Ich freue mich schon auf den Kinostart nächste Woche. :-)


    Oh ja, ich auch! Dies ist einer der wenigen Fälle, bei denen ich glaube, dass der Film sogar noch besser sein könnte als das Buch.

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    Original von Saru
    Aber glaubt ihr wirklich, dass der Schnee 3 Wochen liegen bleibt?
    An länger als eine Woche kann ich mich in den letzten 20 jahren nicht erinnern. :gruebel


    Ne, das er drei Wochen liegen bleibt glaube ich nicht. Aber die Gefahr, dass es aufgrund der Kälte zu glatten Straßen kommen kann (vor allem nachts), besteht im Januar schon - auch ohne Schneefall. Es wäre einfach Schade, wenn wir das jetzt planen und dann der Abend aufgrund des Wetters flach fällt. Dann lieber gleich auf einen Monat verschieben, der, zumindest wettermäßig, keine Hindernisse beinhaltet.

    Dann lasst es uns doch auf einen wetterfreundlicheren Monat (März?) verschieben. Da hat's zwar auch schon geschneit, aber die Wahrscheinlichkeit ist wohl wesentlich geringer als im Januar/Februar (vor allem in diesem Jahr). Selbst ich werde mir die Fahr nach Ludwigshafen/Mannheim nicht antun, wenn das Wetter nicht so gut ist. Mein Weg beträgt dorthin einfach auch 60 km.

    Stimmt, so kann man es verstehen.


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    Original von Conor
    Bis zur Frist lebt er in einer Art Unsicherheit - er tut alles, um seiner Frau zu gefallen: "..Es war die Kenntnis des Datums, was ihm den Mund stopfte. Noch zwölf Tage..." (S. 241)


    Ja, wie immer gibt es eine Zeit der Hoffnung, die Zeit, in der Frank glaubt, er kann das Blatt noch drehen und die Zeit danach, die der Ernüchterung. Wieder sehr beeidruckend auf's Papier gebracht von Yates, finde ich.


    April macht das ja sehr geschickt (was Frank in seltenen Momenten der Erleuchtung auch klar erkennt). Sie stellt die ganze Reise und all ihre Vorhaben als ein Akt der Selbstlosigkeit hin, um Frank zur Verwirklichung seines vermeintlichen Lebenstraumes zu verhelfen.