Ich habe gerade überhaupt nicht kapiert, was dieser erster Abschnitt mit dem alten Mann und der Zeit sollte.
Könnte mir jemand das erklären? ![]()
Beiträge von SueTown
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Hm... ich muss gestehen, ich bin mir nicht ganz sicher ob das Ding Extrablatt heißt. Könnte aber gut sein, da es von der Adresse hin kommt. Wenn es aber da drin zu laut ist, kommt es natürlich nicht in Frage. Ich war früher oft dort in den Mittagspausen. Damals war es nicht laut, aber das war eben auch mittags.
Mir persönlich wäre Ludwigshafen/Mannheim auch wesentlich lieber, da Heidelberg eine beträchtliche Wegstrecke für mich bedeutet.
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Ich habe diesen Abschnitt eben beendet.
Frank scheint ja völlig fremdgesteuert sein über seine Frau. Gerade in Bezug auf das interessante Jobangebot, das er erhält, geht es ihm in keiner Hinsicht um ihn selbst. Er lässt sich nicht mal einen kleinen Moment Zeit darüber nachzudenken. Alles dreht sich um April.
Zitat[SIZE=7]>>[/SIZE]Willst du mir etwa weismachen, du hast die ganze Zeit über dagesessen<<, würde April am Abend vielleicht fragen, >>ihm deine ganze Lebensgeschichte erzählt und es dabei nicht ein einziges Mal geschafft, ihm zu sagen, daß du die Firma im Herbst verläßt? Was hast du dir denn dabei gedacht?[SIZE=7]<<[/SIZE]
Zitat[SIZE=7]>>[/SIZE]Willst du damit sagen, du hast dich bei ihm entschuldigt?<< würde April vielleicht fragen. >>Als ob du ihn erst um Erlaubnis bitten müßtest, ob du gehen darfst?[SIZE=7]<<[/SIZE]
Man möchte am liebsten ins Buch einsteigen und Frank klar machen, dass er vielleicht sogar wieder richtig interessant werden könnte für seine Frau, wenn er denn endlich mal wieder eigene Entscheidungen treffen würde und zu sich selbst stünde. Himmel, bei so einem Mann muss man ja wahnsinnig werden.
Frank ist wirklich ein armer Hund. 
In diesem Abschnitt taucht zum ersten Mal etwas über das Verhältnis zu den Kindern auf. Eigentlich bin ich überrascht, dass die Beziehung zu diesen kaum erwähnt wird. Und auch die Reaktion auf den Ausbruch der Tochter erscheint mir sehr selbstsüchtig und grob. Einzig Frank schwankt in seiner Unsicherheit. Klar, April hat sich was in den Kopf gesetzt - da lässt sie nix dazwischen kommen. Und obwohl April allen Anlass gibt sie unsympathisch zu finden, finde ich ihr Verhalten zwar sehr labil, aber unsympathisch ist sie mir nicht. Eher extrem mitleiderregend.
Dies erst am Schluss des Kapitels lesen:
Die Schwangerschaft hat ja kommen müssen. Yates hat natürlich an dieser Stelle genau das platziert, was auch tatsächlich immer eintrifft, wenn man etwas plant bzw. wenn man sich unbändig auf etwas freut: "Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt". Das diese neue Situation der alten erschwerend hinzu kommt, die beiden völlig überfordert und unweigerlich zur Katastrophe führen muss, ist klar.
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Huch, ich hatte das Buch ganz aus den Augen verloren. Schön, dass ich es jetzt auf die WL packen kann. Klingt immernoch sehr interessant. *g*
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Das kann ich unterschreiben.
ZitatOriginal von Seerose
Es ist ja nun nicht so, daß er ein erfüllendes Hobby hätte, dann könnte ich sein berufliches Desinteresse vielleicht nachvollziehen. Nein, so wie er arbeitet, lebt er doch auch in der Gesellschaft, oder sehe ich das falsch?
Ne, sehe ich ganz genau so. Deswegen habe ich mich gefragt, warum die beiden überhaupt das Gefühl haben zu scheitern. So ziellos kann man ja schlecht zufrieden werden. Ich finde auch, Frank wird letztendlich nur von seiner Frau getrieben. Wäre es nicht um sie, er würde ständig so weiterleben, über die dämlichen Nachbarn lästernd und selber in der Masse untergehen. Mir erscheint April eigentlich als die extrem unglückliche und ruhelose Person.ZitatOriginal von Seerose
Noch ein Wort dazu, daß Frank und April uns allen wesentlich älter vorkommen, als Ende 20. Ich glaube, das liegt zum großen Teil auch an der zeitlichen Distanz. Zu der Zeit war es völlig selbstverständlich, mit 29 im Leben schon voll etabliert zu sein. Da brauche ich nur an meine ELtern zu denken. Dieses späte Erwachsenwerden gibt es noch gar nicht so lange.
Das stimmt natürlich. Ich bin selbst in genau diesem Alter, komme mir aber bei weitem nicht so fest gefahren vor. Das kann natürlich auch eine komplette Fehleinschätzung meiner selbst sein.
Eigentlich finde ich auch alle doof und mich aussergewöhnlich. Und über meine Nachbarn lästere ich selbstverständlich den ganzen Tag. Die Spießer...
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Mittlerweile bin ich bei Kapitel Drei des zweiten Teils angelangt (bis Seite 176).
Frank und April schweben auf träumerischen Wolken und verhalten sich komplett anders ob ihrer Entscheidung. Nur kleine Augenblick der Ernüchterung verdeutlichen, dass auch diese beiden ahnen, dass Europa keine "besseren" Menschen aus ihnen macht.
ZitatManchmal blitzte in der Begegnung ihrer Blicke ein Schimmer humorvollen Einverständnisses auf: [SIZE=7]>[/SIZE]Ich weiß, es ist alles nur Schau[SIZE=7]<[/SIZE], schienen diese Blicke zu sagen, [SIZE=7]>[/SIZE]aber du weißt es auch und ich liebe dich.[SIZE=7]<[/SIZE]
(Seite 140)So wie sich das Paar verhält, kann es nur schief gehen. Alle Gedanken an ein Scheitern werden verdrängt. Hin und wieder werden einige Barrieren angesprochen, aber auch schnell wieder abgetan. Hier erscheint April als wesentlich träumerischer als Frank, was Frank wiederum aber unsympathischer macht. April nimmt man gerne ab, dass sie sich auf eine ganz naive Art und Weise auf diesen Umzug freut. Frank allerdings, der ja schon mit allerhand Problemen im Kopf rechnet, stürzt sich und seine Familie förmlich ins Verderben, weil er es einfach besser weiß.
Und auch bei den Campbells ist natürlich nichts so, wie es scheint.

Im Prinzip ergeht es Shep nicht anders als Frank. So hatte er sich sein Leben nicht ausgemalt, aber nun ist er eben dort angelangt und scheint die Situation zu akzeptieren.ZitatAuch für Shep waren die vorangegangenen Jahre relativ friedlich verlaufen. Zumindest schien es jetzt so, im schimmernden Dämmer dieses schönen Frühlingsabends... Natürlich waren die Arbeit in Stamford, die Revolutionary-Hill-Siedlung und die Laurel Players nicht unbedingt das, was er sich in Arizona bei seinen Träumereien von der Ostküste vorgestellt hatte, aber was machte das schon.
(Seite 156)
Die Stelle, an der Campbell vom Geruch seiner Frau berichtet, der in anwidert, finde ich bemerkenswert gut geschildert. Sie sagt eine Menge über seine Beziehung und die Verfremdung der beiden aus. -
Ich habe mir gerade die Yates-Biografie von Blake Bailey Tragic Honesty: The Life and Work of Richard Yates gebraucht bestellt. Bin sehr gespannt darauf. Gerade habe ich irgendwo gelesen, dass er im Alter stets mit seinen Knien das Lenkrad seines Autos bedient hat, weil er in der einen Hand die Zigarette und in der anderen Hand das Mundstück der Sauerstoffflasche halten musste.
Ziemlich schmerzfrei der Yates...Tragically ignored during his lifetime, Richard Yates was the great nearly man of American letters, despite producing some of the most bewitching fiction of the late twentieth century, and inspiring writers like Richard Ford, Andre Dubus, and Richard Russo. Born in 1926, his youth was an hysterical odyssey through depression era America with an unstable mother who would become the basis for several of his most memorable characters. His adult life was scarred by alcoholism, divorce, mental illness and bitterness at his lack of public recognition. Yates always teetered on the edge of some fresh calamity: he chain-smoked through bouts of tuberculosis and emphysema, even when permanently chained to oxygen cylinders, and burned down his own apartment at least once. However, the chaos of Richard Yates' personal life fed directly into his unflinching portraits of American middle-class desperation, leading him to write "Revolutionary Road", the novel that made his reputation, "The Easter Parade", and his extraordinary short fiction. Blake Bailey's absorbing biography is the story of an unlikely triumph salvaged from the wreckage of an unruly life.
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Zitat
Original von buzzaldrin
Oh nein, das wollte ich aber jetzt nicht bewirken mit dem Interview.
Ich fand die Zitate nur so interessant, das ich sie euch nicht vorenthalten wollte.
Ach, ist nicht weiter schlimm. Das schöne an Yates ist ja, dass das Lesen trotz bekanntem Fortgang der Geschichte fesselt und fasziniert. Im Prinzip ist mir ja klar, worauf das Ganze hinaus läuft, auch wenn ich natürlich nicht genau wusste was passiert.ZitatOriginal von buzzaldrin
Es ist deprimimierend und traurig, aber ich empfinde es dennoch als großartig, wie es Yates gelingt diese Menschen und ihre Probleme einzufangen und darzustellen.
Absolut, wirklich toll!April wirkt ebenfalls sympathischer auf mich als Frank. Liegt aber wohl daran, dass ihr diese Selbstgefälligkeit abgeht, die Frank auszeichnet.
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Wah!
Jetzt habe ich das Interview angelesen und, glaube ich, etwas erfahren, was ich noch nicht wissen sollte... 
buzzaldrin :
Das beantwortet meine Frage in der Tat. Besonders der Teil "...ultimately and inevitably failing because they can't help being the people they are" ist selbsterklärend - und irgendwie traurig. Ständig auf der Flucht vor sich selbst, was für ein Leben.
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Zitat
Original von Sigrid2110
Aber ist dieser Aufbruch nach Europa nicht so eine Art Flucht?
Zumindest sowas wie "da machen wir alles besser/anders". Das ist doch Augenwischerei.
Seine Probleme nimmt man doch immer mit.
Letztendlich ist das sicherlich so. Andererseits sind es einfach auch Lebensträume. Ich möchte behaupten, fast jeder hat Träume und will zu irgendeiner Zeit aus seinem Leben heraus brechen. Ich finde das sehr nachvollziehbar und menschlich. Die einen wollen nach Australien, die anderen einfach einen anderen Job und die Wheelers nach Europa. *g*
Deprimierend an der Geschichte finde ich allerdings, dass man nicht ausmachen kann was genau die beiden "falsch" gemacht haben bzw. was sie falsch machen. Welche Ziele sind es überhaupt, die sie aus den Augen verloren haben? Es heißt immer nur "so wollten wir nicht werden". -
Ich habe diesen Abschnitt nun beendet und fühle mich ein wenig wie "vor dem Sturm". Der Beginn war bedrückend und bat wahrscheinlich einen Vorgeschmack auf das, was noch auf uns zukommt in den nächsten Teilen. Danach wurde viel berichtet, vor allem über Frank, seine Jugend und seinem Alltag im Beruf.
Mir ist nicht ganz klar, was das Gefühl der Dankbarkeit bei Frank ausgelöst hat nach dem Seitensprung.
Dankbarkeit wofür? Für die Möglichkeit, die sie ihm gegeben hat aus dem Alltag auszubrechen? Hier stehe ich etwas im Dunkeln.Frank ist mir seltsam fremd. Er wirkt manchmal völlig erhaben, über den Dingen stehend - auf seine Art natürlich, wir als Leser/innen wissen es durchaus besser *gg* -, und ein anderes Mal völlig deprimiert und hoffnungslos. Besonders hinsichtlich seiner Familie scheint er definitiv den Faden verloren zu haben. Er lebt sein Leben wirklich dahin ohne sich mehr Gedanken um alles zu machen. Fügt sich also anstandslos in dieses Vorstadtleben ein. Man erfährt nicht direkt, ob er sich darüber bewusst ist, dass er einer von denen ist, die er in seinen theatralischen Ausbrüchen nieder redet.
April hingegen, sie kommt zwar erst so richtig am Ende hier ins Spiel, nachdem sie ihr verbissenenes Schweigen abgelegt hat, aber dann richtig.
ZitatOriginal von buzzaldrin
Wobei ich sagen muss, dass mir die Figur der April besser gefällt, weil ich glaube, dass sie ihren europäischen Traum wirklich leben möchte und auch dafür kämpft.
Das empfinde ich auch so. Und wie klar sie Dinge erkennt. Sie möchte etwas an ihrer fast auswegslosen Situation verändern, wobei ihr Europa als DIE Lösung erscheint, endlich das aus ihrem Leben zu machen, was sie schon immer wollten. Endlich anders zu sein als alle anderen "Spießer". Vor allem auch für Frank scheint ihr das sehr wichtig zu sein.
Ich war richtig erleichtert über diese positiven Verhaltensumschwung bei April. Es macht sich Hoffnung breit.
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Das ist ja klasse! Vielen Dank, Bouquineur, für deine Mühe! Also mir passt die Einteilung perfekt
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Zitat
Original von buzzaldrin
Es ist aber schon ein wenig ironisch (vielleicht ist es auch wirklich von Frank als eine Art Witz gemeint), dass Frank ausgerechnet für dieselbe Firma arbeitet, für die auch sein Vater gearbeitet hat.
Jetzt bin ich gerade an dieser Stelle. Das war schon recht bissig, aber auch humorig, von Yates Frank in der gleichen Firma anfangen zu lassen.
ZitatOriginal von buzzaldrin
Jetzt, wo ich das Buch noch einmal lese, fällt mir auf, das "Zeiten des Aufruhrs" wirklich ein ziemlich deprimierendes Buch ist.
Das ist wohl wahr.Die Geschichte mit dem Ausflug zur Firma und dem ekelhaften Mr. Oat Field (welch ein Name...) war schon fast lustig. Aber natürlich auch eine extrem demütigende Erfahrung für den Vater als auch für Frank. Ja, die schlechtesten Erfahrungen bleiben stets sehr deutlich im Kopf haften.
Ich muss sagen, ich freue mich schon sehr auf den Film. Der Trailer hat jedenfalls schon einmal neugierig gemacht. Und wenn der Regisseur dieses Mal auch so gute Arbeit geleistet hat wie bei American Beauty, dann kann ja gar nix schief gehen.
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Das klingt ja furchtbar! Trotzdem, ich glaube, ich muss das mal anlesen. Danke für die, wie immer, sehr gelungene Rezi, magali

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Herrje, ich erkenne mich hier aber in einigen Situationen wieder...

Die Sache mit der Auseinandersetzung in Kapitel II, S.41 ist sehr bedrückend. Die ewig gleiche Situation: sie streiten sich, sich schweigen sich an und scheinbar nimmt dann eher Frank das Zepter in die Hand und stellt das vermeintliche Beziehungsgleichgewicht wieder her. Ausdrucksstark ist dabei auf S. 42 der letzte Abschnitt:
Zitat>>Hör mir mal einen Moment zu. Keine Sorge, ich faß dich nicht an. ich will dir bloß sagen, daß es mir leid tut.<<
>>Wie schön. Läßt du mich jetzt bitte allein?<<Was war jetzt eigentlich mit Frank und seinem Vater? Warum hat sich deren Verhältnis verschlechtert? Ist das auf die üblichen pubertären Bedingungen zurück zu führen oder habe ich etwas überlesen?
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Es gibt ein Caféhaus in Ludwigshafen - mitten in der Stadt. Dort könnte man sicherlich reservieren. Das Essen ist jetzt nicht erste Klasse, aber eigentlich ist es dort recht gemütlich.
Edit: Oder beim Griechen in Mannheim.
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Vielen Dank für die schöne Rezension! Damit hast du mich sehr neugierig gemacht und auch die positiven Rezis bei Amazon sprechen dafür...

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Zitat
Original von Eskalina
Vielleicht können alle die ebenfalls ein Buch dieser Liste lesen, eine Rezi dazu schreiben und hier verlinken?
Das ist eine gute Idee! Und vielleicht könnte man ja auch die ein oder andere Leserunde anzetteln? -
Huhu Charlotte!
Ich schließe mich deinem Projekt an *g*
Auf meiner diesjährigen Liste habe ich stehen:
Nadine Gordimer - "Der Besitzer",
J.M. Coetzee - "Leben und Zeit des Michael K",
Kazuo Ishiguro - "Was vom Tage übrig blieb" (das habe ich schon lange hier liegen und werde es demnächst auch in Angriff nehmen),
Byatt - "Besessen",
Roddy Doyle - "Paddy Clarke Ha Ha Ha" (habe ich gerade in englischer Ausgabe von meiner Mutter weitergereicht bekommen),
John Banville - "Die See",
Yann Martel - "Schiffbruch mit Tiger",
Anne Enright - "Das Familientreffen"Roy mit "Der Gott der kleinen Dinge" habe ich mal begonnen aber wieder abgebrochen. Damals war ich jedoch 16 oder 17, also vielleicht einfach noch nicht alt genug für die Lektüre.
Ja, und "Der weiße Tiger" ist dir schon mehrmals hier empfohlen worden. Da schließe ich mich einfach mal an.
Wirklich lesenswert! -
Ja, über das Alter war ich ebenfalls überrascht. Sie scheinen mir so viel erwachsener? Ich weiß gar nicht ob "erwachsen" der richtige Ausdruck an dieser Stelle ist, vielleicht eher eingefahren. Wie du schreibst, sie haben sich festgelegt dieses Leben zu leben und sind jetzt schon unglücklich mit dieser Entscheidung.
Ich freue mich sehr auf's Weiterlesen.