Vorweg:
Bin eigentlich über meine Großvater der sich im Krieg vor den Nazis verstecken mußte, als Sozialist aufgewachsen.
Weiter:
Bin seit fast 30 Jahren mit einer Holländerin verheiratet, meine Kinder sind zweisprachig aufgewachsen (gottseidank).
Ich bin an dieser Stelle (Nazi) äußerst empfindlich.
Zunächst das positive Erlebnis - in der Bretagne.
Ich hatte eigentlich mein ganzes Leben vorbehalte, nach Frankreich zu fahren. Bis es sich irgendwann einmal, so ca. 1988 ergab - Urlaub in der Bretagne.
Vor einer der vielen schönen Kirchen stand ein älterer Mann - deutlich mit Amputationen - aus dem Krieg? Meine Frau spricht gutes Französisch, ich verstehe es leidlich - er hatte den Schlüssel, um die Kirche zu öffnen und zu zeigen.
Woher seit ihr? war seine Frage. Meine Frau antwortete wahrheitsgemäß! Er blieb stehen: "Wir haben eine schwere Zeit mit euch erlebt. Wir wollen hoffen, daß diese Zeit nie wieder zurück kommt. Schön dass ihr hier seit!"
Trinkgeld wollte er nicht haben. Aber ganz sicher haben wir in diesem Moment eine ganze Menge für die Verständigung getan.
Nun die negativen Erlebnisse - leider zwei von einer ganzen Reihe.
Meine Tochter (Jahrgang 1980) spricht akzentfreies Holländisch - sagt meine Frau.
Studium in Holland: "Papa, wenn es um Diskussionen über Deutschland geht, gebe ich mich nicht mehr als Deutsch zu erkennen. Ich habe keine Lust mehr dazu, mich für etwas zu verantworten, was die Eltern deiner Großeltern zu vertreten haben!
Recht hat sie!
Das nächste Erlebnis:
Ich habe 25 Jahre als Vermittler im Arbeitsamt gearbeitet (Beamter)
Ein Türke, deutlich Schwarzarbeit, die ich ihm nach endlosen Gesprächen nachweisen kann.
"Du Nazischwein" Dann rammte er mir den Besucherstuhl an den Kopf (nur eine kleine Schramme, hätte aber schlimm ausgehen können) und stieß mit voller Kraft seinen Ellenbogen in meine Rippen (tat schon weh)
Am meisten geschmerzt hat mich das Nazischwein.
Strafantrag - immerhin Beamter im Dienst (hab mir sonst absolut nichts darauf eingebildet).
Jetzt kommts: Nach ca drei Monaten erhielt ich ein Schreiben von der Staatsanwaltschaft. Wegen des geringen zu erwartenden Strafmaßes ist das Verfahren eingestellt worden.
Die Sache ist jetzt ca 7 Jahre her. Die deutsche Justiz hat es nicht nötig, das Opfer zu schützen. Der Täter geht in dem Bewußtsein davon, daß er so etwas straffrei machen darf. Noch heute steigen die Wuttränen in mir auf.
andermann