Charles Lewinsky las am 24.Mai 2019 in Kiel

  • Charles Lewinsky las am 24.Mai 2019 in Kiel



    In Rahmen der Reihe Amtskultur hatte das Landeskirchenamt am vergangenen Freitag den österreichischen Schriftssteller Charles Lewinsky eingeladen,

    der aus seinem jüngsten Roman "Der Stotterer" vorlas.

    Bevor Charles Lewinsky, Jahrgang 1946, bekannt geworden durch Arbeiten fürs österreichische Fernsehen, über 700 Liedtexte und zahlreiche Romane,

    mit der Lesung begann, wurde er kurz durch den Präsidenten des Landeskirchenamts Prof. Peter Unruh begrüßt und vorgestellt.


    Im Mittelpunkt des neuesten Romans steht die Figur Johannes Hosea Stärckle, der wegen Betrugs einsitzt,

    KfZ-Kennzeichhen stempelt und um der Ödnis zu entgehen, sich in der Gefängnisbibliothek bewirbt.

    In seiner Einführung stellte Charles Lewinsky klar, dass sein Protagonist seine Geschichte unterschiedlich erzähle und

    es sich um einen sogenannten unzuverlässigen Erzähler handele.

    Stärckle, aufgewachsen in einer hochreligiösen Familie, die ihm das Stottern aus dem Leib prügelt,

    kann seinem Schicksal nicht entgehen und denkt während seines Gefängnisaufenthalts über sein Leben und Schuld nach.

    Gegenspieler Stärckles ist ein Gefängnispfarrer, der die Seele des Hochstaplers retten möchte.


    Den ersten beiden Lesungsabschnitten folgte ein Sofagespräch, in dem Gastgeber und Schriftsteller über Sprache und Moral

    sowie über die Rolle des Schriftstellers diskutieren.

    Nichts kann man seiner Figur glauben, die ihre Geschichte immer wieder anders erzählt, so Lewinsky, der im weiteren Verlauf des Gesprächs klarstellte,

    dass der Schriftstellerberuf der einzige sei, der das Lügen erlaubt.

    Auf Nachfragen aus dem Publikum berichtete Lewinksy von seinem jüdisch-orthodoxen Hintergrund und der Recherche im Neuen Testament zu seinem Roman,

    betonte aber auch, dass es sich bei diesem Buch keineswegs um einen religiösen Roman handele.

    Mit zwei weiteren klugen und pointierten Lesungsabschnitten endete dieser Lesungsabend nicht ohne das Versprechen, das im Rahmen der Reihe Amtskultur weitere

    interessante Lesungen stattfinden werden.