Vincent Voss – Infiltriert

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    • Taschenbuch: 316 Seiten
    • Verlag: Low, Torsten; Auflage: Erstausgabe (21. März 2019)
    • Sprache: Deutsch
    • ISBN-10: 3940036501
    • ISBN-13: 978-3940036506

    Über den Autor:

    Während seines kulturwissenschaftlichen Studiums war Vincent Voss in unterschiedlichen Berufsfeldern tätig. Von seinen zahlreichen Eindrücken als Pflegehelfer einer akutpsychiatrischen Einrichtung, Qualitätsmanager, Bodyguard, Call-Center-Agent, Tankwart, Fotografen-Assistent und Bestatter zehrt er beim Schreiben. Der Abschied als Frontmann einer Terrorjazzband im Jahr 2006 bedeutete das zwischenzeitliche Ende, meist düsteren Gedanken eine Stimme geben zu können. 2009 erfolgte die erste Teilnahme an einer Ausschreibung, die erfolgreich endete und somit den Start in eine neue künstlerische Gattung eröffnete. Heute arbeitet er als Geschäftsführer eines Reiseunternehmens und lebt als glücklicher Vater dreier Kinder im Norden Hamburgs auf dem Land.


    Inhaltsangabe:

    Stell dir vor, du gehst mit deiner Familie in ein Freibad. Es ist warm und der Himmel wolkenlos. Und dennoch regnet es. In den Nachrichten siehst du, dass es überall auf der Welt geregnet hat. Ohne Wolken. Danach fallen dir Dinge auf. Kleinigkeiten. Störungen im Funk und Fernsehen, weitere Regenfälle, deren Erklärungen dir unglaubwürdig erscheinen.
    Und einige Menschen verändern sich. Wirken nicht mehr wie sie selbst.
    Es beginnt bei deinen Arbeitskollegen. Sie benehmen sich fremdartig. Wie ausgetauscht.
    Bei deinen Freunden.
    Bei deinen Kindern und deiner Frau.
    Was würdest du glauben? Was bist du bereit zu tun, um es aufzuhalten?


    Meine Kritik:

    Zuerst ist es nur ein ominöser Regen bei strahlend blauem Himmel, dann folgen Bildstörungen im Fernsehen und dass die Menschen anfangen, sich komisch zu benehmen. Abweisend, gefühlskalt und wie ferngesteuert. Was sich zunächst wie das typische Leben der heutigen Smartphone-Gesellschaft anhört, entpuppt sich bei Vincent Voss als der Anfang vom Ende. Vom Ende der Welt, um genau zu sein. Die Hauptperson seines Romans „Infiltriert“ ist der Familienvater und Biologielehrer Florian „Flo“ Daunert, dem die Veränderungen als einem der ersten auffallen. Sowohl seine Ehefrau Merle als auch seine ältere Tochter Nele verhalten sich zunehmend merkwürdig. Einzig Töchterchen Lynn scheint von dem Phänomen verschont geblieben zu sein. Flo wundert sich zunächst schweigend, aber je deutlicher die Veränderungen zutage treten, desto mehr hinterfragt er das Ganze – und findet schließlich heraus, wieso er und Lynn nicht betroffen sind: Weil sie an der Rot-Grün-Krankheit leiden. Genau wie Flos Rockerbruder Tom. Zusammen versuchen die drei die Hintergründe aufzudecken, bringen sich dabei aber nur selbst in große Gefahr. Aus lauter Verzweiflung entführt Flo schließlich sogar seine infiltrierte Tochter Nele und sucht auf eigene Faust nach einer Heilung für sie. Dabei hat er selbst nicht die geringste Ahnung, wie er das anstellen soll.

    Die erste Hälfte von „Infiltriert“ ist zweifellos die stärkere. Gekonnt schildert Vincent Voss den Niedergang der Gesellschaft und wie sich ein Familienvater nicht damit abfinden will. Die Handlung will es natürlich, dass trotzdem alles immer weiter zu Grunde geht. Immerhin befinden wir uns in einem Endzeitroman. In der zweiten Hälfte sind die Möglichkeiten der Nicht-Infiltrierten etwas limitiert, weshalb es da eher ein verzweifelter Überlebenskampf ist. Das Ende ist genretypisch etwas offen, sodass bei Erfolg durchaus eine Fortsetzung folgen könnte.

    Schöne Geschichte – mit nur einem klitzekleinen Fehler: Am Anfang von Kapitel 16 heißt es: „Das U2-Cover von Johnny Cashs „One“. War das nicht eher umgedreht?

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    Stell dir vor, du gehst mit deiner Familie in ein Freibad. Es ist warm und der Himmel wolkenlos. Und dennoch regnet es. In den Nachrichten siehst du, dass es überall auf der Welt geregnet hat. Ohne Wolken.

    Danach fallen dir Dinge auf. Kleinigkeiten. Störungen im Funk und Fernsehen, weitere Regenfälle, deren Erklärungen dir unglaubwürdig erscheinen.

    Und einige Menschen verändern sich. Wirken nicht mehr wie sie selbst.

    Es beginnt bei deinen Arbeitskollegen. Sie benehmen sich fremdartig. Wie ausgetauscht.

    Bei deinen Freunden.

    Bei deinen Kindern und deiner Frau.

    Was würdest du glauben?

    Was bist du bereit zu tun, um es aufzuhalten?


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    Es ist ein Fakt, dass wir weniger über die Tiefen der Meere unseres Planeten wissen, als über den schier unendlichen Weltraum. Diesen Umstand macht sich Buchautor Vincent Voss hier zunutze.


    Aller Anfang ist manchmal schwer und „Infiltriert“ macht da keine Ausnahme. Normalerweise gehe ich nach meiner Maxime „Begeistere mich auf den ersten zehn Seiten oder das wird nichts mit uns!“ vor, doch hier brauchte es ein paar Seiten mehr, bis das es mich packte.


    Ich hatte stets das Gefühl des Erkennens in welche Richtung sich jetzt alles bewegen würde, lag aber auch stets falsch damit, denn Vincent Voss überraschte mich immer wieder, weil es eben nicht in Richtung „Faculty“ oder „Invasion of the Body Snatchers“ ging.


    Das Setting wie auch die Charaktere sind glaubhaft – insofern man beim dystopischen Roman davon sprechen kann – und man kann sich gut in die Charaktere hineinversetzen. Jeder hat irgendwo eine Leiche im Keller, die der Andere vor der fast lautlosen Apokalypse noch nicht kannte, sei es auch nur emotional.


    Auch sind die Veränderungen im Verhalten der Protagonisten nachvollziehbar, denn ich würde mich kaum anders als „Florian“ in solch einer Situation verhalten. Der Kader der agierenden Personen ist gut überschaubar und abwechslungsreich genug um genügend Spannungsmomente zwischen ihnen zu erlauben, ohne krampfhaft konstruiert zu wirken.


    „Infiltriert“ setzt eher auf die leisen Töne einer Dystopie und spart die Superlativen recht geschickt zum größten Teil aus. Auch wenn alles irgendwie vor die Hunde geht, so ist doch alles gleichgeblieben.


    Verwirrend? Nicht wenn man sich erst einmal in die Geschichte eingefuchst hat und mit jedem Kapitel sich das Ausmaß der Katastrophe stückchenweise nacheinander offenbart.


    Wer eine Dystopie abseits der gewohnten Pfade sucht – also ohne Zombies oder Aliens und trotzdem mit einer Menge übernatürlichem Touch – der wird mit „Infiltriert“ seine wahre Lesefreude haben.


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    Verlag Torsten Low


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