Wo die Freiheit wächst: Briefroman zum Widerstand der Edelweißpiraten - Frank Maria Reifenberg (ab ca. 14 Jahren)

  • Wo die Freiheit wächst: Briefroman zum Widerstand der Edelweißpiraten - Frank Maria Reifenberg




    Inhalt

    Köln, 1942. Lene Meister ist 16 Jahre alt und Auszubildende in einem Friseursalon. Doch der Zweite Weltkrieg raubt ihr viel von dem, was sich ein Mädchen in ihrem Alter erträumt. Ihre Heimatstadt wird seit einem Jahr regelmäßig von Bombenangriffen erschüttert. Lene lässt sich aber nicht unterkriegen und versucht tapfer, die Familie zusammenzuhalten. Mit jeder neuen Todesnachricht von der Front und mit dem allmählichen Verschwinden ihrer jüdischen Freunde beginnt sie mehr am NS-Regime zu zweifeln.

    In dieser Zeit zwischen Furcht, Verzweiflung und Hoffnung lernt sie Erich kennen und verliebt sich. Bald entdeckt Lene, dass Erich ein gefährliches Spiel spielt. Er gehört zu den Jugendlichen, die nicht in Reih und Glied marschieren wollen: zu den Edelweißpiraten. Sie tragen keine Uniformen und singen ihre eigenen Lieder. Sie beschmieren die Wände mit Anti-Nazi-Parolen und teilen regimekritische Flugblätter aus. Und das alles ist der Gestapo ein großer Dorn im Auge.


    Liebe, Freiheit und Widerstand in den Zeiten der NS-Diktatur!

    Emotionsgeladenes und spannendes Jugendbuch von Erfolgsautor Frank Maria Reifenberg über Freundschaft, Liebe und den Kampf um Freiheit im Köln des Zweiten Weltkrieges. Frank Reifenberg, der für dieses Projekt durch das Autorenstipendium des Landes NRW und das Stipendium der Kunststiftung NRW gefördert wurde, erzählt eine berührende Geschichte von Mut, Widerstand und Erwachsenwerden in Zeiten des Nationalsozialismus.



    Autor

    Frank M. Reifenberg absolvierte eine Ausbildung zum Buchhändler und arbeitete danach als Presse- und Öffentlichkeitsreferent. Er besuchte die Int. Filmschule Köln und schreibt seit dem Jahr 2000 Romane und Drehbücher. Seit 2008 engagiert er sich in der Leseförderung von Jungen, hält zu diesem Thema Seminare, Vorträge für Multiplikatoren und Workshops nur für Jungen. Die Universität zu Köln berief ihn als Lehrbeauftragten für die Leseanimation von Jungen. 2012 wurde er vom Luxemburger »Centre national de littérature« mit einem Stipendium ausgezeichnet.



    Meine Meinung

    Ein ungewöhnliches, aber gutes Buch.

    Ungewöhnlich insofern, als daß es als Briefroman erschienen ist.

    Anfangs war ich skeptisch ob das funktioniert - aber - es geht und zwar gut.


    Der gesamte Roman ist in Briefform festgehalten.

    Die Hauptperson - Lene Meister, die jugendliche 16 Jahre alt ist und in Köln zur Zeit des zweiten Weltkrieges lebt.

    Sie hat praktisch den Hauptanteil der Briefe, die sie verfaßt. An ihre Freundin Rosi, die momentan als Erntehelferin, weit weg arbeiten muß, an ihren großen Bruder Franz, der an der Front vor Stalingrad sitzt.

    Aber sie empfängt auch Briefe, eben von Franz, Rosi, ihrem kleinen Bruder Kalli, der ein strammer Nazi ist, von Erich, einem Jungen den sie kennenlernt.


    So berichtet Lene von den verehrenden Bombenangriffen über Köln, schreibt ihrer Freundin viel von Erich, in den sie sich langsam aber sicher verliebt.

    Später werden die Briefe tiefergehender, als Lene feststellt, daß Erich sich einer Gruppe Jugendlicher angeschlossen hat, die sich der HJ und dem BDM widersetzen und damit nichts anfangen können.

    Die sogenannten Edelweißpiraten, die ihre eigenen Ideen haben, ihre Freiheit möchte und sich nicht dem Zwang der Nazi Diktatur anschließen mögen.

    Sie beschreibt ihrer Freundin, was sie unternehmen, wie sie beginnt an der Herrschaft der Nazis zu zweifeln, macht sich Gedanken, was mit den immer weniger werdenden Juden in ihrer Stadt passiert.


    Natürlich ist es nicht ungefährlich, sich derart in Briefen auszulassen zu der Zeit, da auch die Post oft nicht unbemerkt bleibt und kontrolliert wird.

    (Der Autor bekommt es aber gut hin, sich so auszudrücken, daß es zwar offensichtlich ist, daß sich Lene in gefährlichen Fahrwasser befindet, findet aber Möglichkeiten, daß Lene sich trotzdem mitteilen kann.


    Auf der anderen Seite erhält Lene Post von ihrem Bruder Franz, der an der Front vor Stalingrad ist und über seine Gefühle und die Zustände dort berichtet.

    Konträr dazu schreibt auch der kleine Bruder Kalli, der dem Nazisystem positiv gegenübersteht und alles versucht, sich anzudienen und aufzusteigen.


    Der Schreibstil ist gut gewählt, trotz der Briefform ist das Buch sehr flüssig zu lesen.-

    Interessant finde ich besonders die unterschiedlichen Wahrnehmungen der damaligen Zeit, sei es seitens Kalli, Lene oder Franz.

    Und natürlich die Beschreibung der Edelweißpiraten, die ich zwar kannte, mir aber nicht so offenbar waren, wie zum Beispiel die "Swing Jugend", die eher im norddeutschen Raum agierte.


    In einem Nachwort wird auch noch einmal genauer auf die verschiedenen Gruppierungen eingegangen und inwiefern sie sich als Widerstandsgruppen darstellten.


    Fazit

    Ein interessanter Briefroman, der die Zeit der Edelweißpiraten im zweiten Weltkrieg und die Auswirkungen der Bombardierungen in Köln gut aus verschiedenen Sichtweisen darstellt.

    Für Jugendliche gut geeignet, sich mit der Thematik auseinanderzusetzten, da es aus der Sicht von "Gleichaltrigen" geschrieben ist.

  • Frank M. Reifenberg bringt uns in "Wo die Freiheit wächst" das Leben in Köln im Jahre 1942 nahe. Köln wird von den ersten Fliegenangriffen erschüttert und die Moral der Bevölkerung beginnt zu schwanken. Die Edelweiß-Piraten, eine Gruppierung von Jugendlichen, die sich nicht in HJ und BDM drängen lassen wollen, hat immer mehr Zulauf. Allerdings sind sie auch ein Dorn im Auge der Gestapo und damit ist die Zugehörigkeit zu dieser Gruppe alles andere als ungefährlich.


    Das Buch ist ein Briefroman. Vornehmlich finden wir hier die Briefe von Lene Meister an ihre Brüder Franz und Kalli, an ihre Freundin Rosi und an ihren Freund Erich. Und natürlich auch deren Antworten. So taucht der Leser ein in die Welt von Jugendlichen, deren Welt von Hunger, Bombenangriffen und der dauernden Bedrohung durch die Staatsorgane geprägt ist.


    Durch die Briefform erlebt man alles viel intensiver, man bangt mit den Jugendlichen mit und erfreut sich mit ihnen an den kleinen glücklichen Momenten. Auch wenn man weiss, dass sie noch viel Leid vor sich haben.


    Zwischendrin stellte sich mir die Frage, wie die Briefe von Lene und ihren Freunden eigentlich die Zensur überleben konnten und sie nicht in Schwierigkeiten gebracht haben. Das erklärt der Autor aber gut in seinem Nachwort, denn die Zensur griff zwar weiträumig, aber bei der Menge an Post konnten trotzdem nur Bruchteile wirklich überprüft werden. Und Lene ist ja auch erfindungsreich beim Verschicken ihrer Post.


    Sprachlich hat sich der Autor gut in die 14-19 Jährigen hineinversetzt, man hat nicht das Gefühl als würde hier ein Erwachsener Jugendliche nachahmen. Er hat auch gut rüber gebracht, dass Jugendliche in dieser Zeit wesentlich schneller erwachsen wurden, als es heute der Fall ist.


    Allerdings hat man manchmal das Gefühl, dass das Wissen des Autors über den Ausgang des Krieges in den Wünschen und Vorhersagen seiner Protagonisten durchschimmern.


    Das Buch ist reine Fiktion, lehnt sich aber an überlieferte Geschichten der Edelweiß-Piraten und deren Aktionen an.


    Mir hat das Buch gut gefallen, auch wenn es am Ende schwer war es zu zuklappen und sich von den Protagonisten zu verabschieden. Irgendwie hätte ich mir ein etwas weniger abruptes Ende gewünscht.

    Gut gefallen hat mir am Ende auch das Nachwort und die Zeittafel, die noch einmal darstellt, wie sich das dritte Reich entwickelt hat.


    Alles in allem war es ein tolles Buch, das einem die Zeit auch mal aus anderen Augen nahe gebracht hat.


    8 von 10 Punkte


    ASIN/ISBN: 3845822740

  • Erstmals kam ich mit dem Thema Edelweißpiraten in Berührung, als die Kölner Band „Bläck Fööss“ 1983 ihren Song „Edelweißpirate“ herausbrachte. Jugendliche zeigten ihren Widerstand gegen die NS-Herrschaft durch eine Edelweißanstecknadel. Sie wollten sich nicht in die offiziellen Gruppierungen zwingen lassen, wo alle indoktriniert werden. Natürlich sind sie unerwünscht. Die Gestapo hat ein Auge auf sie und es ist gefährlich, falls man entdeckt wird.

    1942: Die 16-jährige Lene Meister lebt mir ihrer Familie in Köln. Der Krieg hat die Menschen mürbe gemacht und dann gibt es auch noch die ersten Bombardierungen. Da lernt Lene Erich kennen und sie verliebt sich. Schon bald erkennt sie, was für ein gefährliches Spiel ihr Freund da treibt, der auch zu den Edelweißpiraten gehört.

    Der Autor erzählt diese Geschichte in Briefform. Lene korrespondiert mit ihrem Freund Erich, mit ihrer Freundin Rosi und ihren Brüdern Franz und Kalli. Der Schreibstil ist passend für Jugendliche und wirkt sehr authentisch. Auch muss die Jugendlichen vorsichtig sein, was sie schreiben, den die Briefe werden zensiert. Aber die Not macht erfinderisch und auch Lene weiß, wie sie es angehen muss.

    Durch diese Darstellung in Briefform ist man an den Personen sehr nahe dran und kann gut mit ihnen fühlen. Man erfährt viel über das Leben in Kriegszeiten. Kinder und Jugendliche können in jener Zeit nicht unbeschwert aufwachsen, sie müssen schnell erwachsen werden. Es sind ja auch fast noch Kinder, die an die Front müssen, wie Lenes Bruder.

    Es wird sehr realistisch aufgezeigt, wie schwer das Leben zu jener Zeit war und wie die Menschen gelitten haben. Mich hat dieses Buch sehr berührt.

    Ich kann das Buch nur empfehlen.