Late Show - Michael Connelly

  • ASIN/ISBN: 978-3311125037


    Zum Buch (lt.Amazon):

    Niemand im Police Department von L.A. arbeitet gerne in der Nachtschicht. Auch Detective Ballard nicht – und sie tut es nicht freiwillig. Seit die junge Frau es gewagt hat, ihren Vorgesetzten wegen sexueller Nötigung anzuklagen, ist sie in die Late Show strafversetzt worden, wo morgens nach Schichtende jeder Fall abgegeben werden muss. Für eine ehrgeizige und begabte Ermittlerin wie Renée, deren Vater schon Cop war, ist das besonders hart. Auch wenn sie tagsüber beim Standup-Paddeln am Venice Beach den Kopf freizukriegen versucht – zwei Fälle kann sie einfach nicht vergessen: Eine junge Frau wurde halbtot auf dem Santa Monica Boulevard gefunden, und in derselben Nacht hat ein Mann fünf Menschen erschossen, im Dancers, einem Club, in dem auch viele Hollywood-Stars und -Sternchen verkehren. Renée beginnt auf eigene Faust zu ermitteln. Tagsüber. Wenn die gleißende Sonne über L.A. die Schattenseiten der Stadt so dunkel macht, als wäre es tiefste Nacht.


    Zum Autor (lt.Amazon):

    MICHAEL CONNELLY, 1956 in Philadelphia geboren, entdeckte während seiner Studienzeit Raymond Chandlers Romane und beschloss, Schriftsteller zu werden. Er arbeitete zunächst für verschiedene Tageszeitungen in Florida, bis er 1986 zusammen mit zwei Kollegen eine Reportage über ein großes Flugzeugunglück in Fort Lauderdale schrieb und für den Pulitzer-Preis nominiert wurde. Danach wechselte er zur »Los Angeles Times« und arbeitete dort auf dem Gebiet der Kriminalreportage. Für seinen ersten Roman »Schwarzes Echo«, 1992 erschienen, wurde Connelly mit dem Edgar Award, dem renommiertesten amerikanischen Krimipreis, ausgezeichnet. Heute ist er einer der erfolgreichsten amerikanischen Krimiautoren, auch im deutschsprachigen Raum, wo mehr als 1,5 Millionen Exemplare seiner Bücher verkauft wurden. Seine Romane »Das zweite Herz« und »Der Mandant« wurden mit Clint Eastwood und Matthew McConaughey in den Hauptrollen verfilmt, seit 2014 produziert Amazon außerdem die Serie »Bosch«, die auf den Fällen seines legendären Ermittlers Hieronymus »Harry« Bosch basiert. 2018 erhielt er den Diamond Dagger, den wichtigsten britischen Krimipreis. Michael Connelly lebt in Florida.


    Meine Meinung:

    Michael Connelly ist mein Lieblingsautor. Ich freue mich jedesmal wieder, wenn ein neuer Roman von ihm herauskommt. (Beinahe hätte ich diesen hier verpasst, denn er hat den Verlag gewechselt. Der ungewöhnlichen und tollen Aufmachung hat das gut getan.) Und er hat mich noch nie enttäuscht mit seinen Krimis. Ich mag einfach alles an ihnen. Das Setting - meist LA und Californien - die Darsteller - meist Hieronymus Bosch aber auch andere Lieblingshelden - und seine Plots sind immer ausgefeilt, wahnsinnig nah dran am Polizeialltag und immer mit mehr als einer Überraschung versehen.


    Late Show ist der erste Band einer Reihe um eine neue Ermittlerin. So etwas hat sich natürlich abgezeichnet, da Bosch in die Jahre gekommen und nicht mehr im Dienst ist. Es freut mich, dass diesmal eine Frau im Zentrum des Geschehens steht. Renée Ballard, die mit ihrem Kollegen Jenkins - oft aber auch alleine - des Nachts in LA für Sicherheit und Ordnung sorgt. Wie meist in Connellys Romanen ist es mehr als ein Fall, dessen Auflösung Renée nachjagt. Dabei sind vor allem ein Mehrfachmord und ein brutaler Sadist es, die die Ermittlerin nicht nur in den Einsatz-Nächten sondern bald auch an ihren freien Tagen beschäftigen. Ähnlich wie Bosch, so ist auch sie wie ein hartnäckiger Pitbull, wenn sie sich in einen Fall verbissen hat. Und wie Bosch ist sie mit allen Wassern gewaschen, wenn es darum geht, die Rätsel zu lösen und bei Bedarf um Kollegen und Vorgesetzte herum zu ermitteln.

    Ballard trifft auch auf Cops und andere Rechtsvertreter die nicht unbedingt eine saubere Weste haben. Sie gerät ins Visier des Sadisten und als ein ehemaliger Kollege von ihr ermordet wird, muss sie erkennen, dass von überall Gefahren lauern und sie ganz schnell ihren Job und ihr Leben verlieren könnte.


    Versatzstücke dieser Geschichte kann man sicherlich auch in alten Bosch-Krimis finden. Renée ist eine Einzelgängerin und hat ihren eigenen Lebens- und Ermittlungs-Stil. Connelly schafft es, dass ich zwar Bosch vermisse, aber Ballard durchaus als potenielle Nachfolgerin akzeptiere. Ich könnte mir vorstellen, dass die beiden sich hervorragend verstehen würden. (Der Autor hat ja sein eigenes Universum erschaffen, in dem durchaus Darsteller der verschiedenen Reihen auch mal aufeinander treffen. Also Ballard und Bosch würde mir gefallen.) In dem Zusammenhang fand ich es wieder amüsant, dass Connelly die Grenzen von Realität und Phantasie verwischt. Kommissar Bosch wird als guter Ex-Cop erwähnt, von dessen alten Fällen es sogar eine Filmserie gäbe :lache. Außerdem beschreibt er sein LA genau so, wie ich es vor einigen Jahren in einem Urlaub kennen gelernt habe. Mit den endlosen Stau's, die sich durch die Stadt ziehen, mit den Obdachlosen, die unter den Highways und Brücken angefangen haben, kleine Ghettos aus Hütten und alten Wohnwagen zu errichten, mit den Kellnerinnen, die immer einen Packen Fotos bei sich haben, um sich damit bei zufällig vorbeikommenden Filmemacher zu bewerben.


    Connelly spielt seine Stärken aus, gibt alt-bekanntes und geliebtes mit neuen Charakteren und neuen Tätern in einen Topf, rührt kräftig um und heraus kommt ein spannender, gehaltvoller Kriminalroman, der mich so gepackt hat, dass ich ihn in zwei Tagen durchgelesen habe.


    Hervorragende 9 Punkte mit Tendenz nach oben. Connelly kann es einfach. :thumbup:

    Hollundergrüße :wave




    :lesend








    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, daß er tun kann, was er will, sondern daß er nicht tun muß, was er nicht will - Jean Rousseau)

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  • Nachdem sie ihren Vorgesetzten wegen sexueller Nötigung angezeigt hat, wird Detective Renée Ballard zur Nachtschicht des LA. Police Departments versetzt. Nacht für Nacht wird sie nun zu Tatorten gerufen und darf die ersten Ermittlungen übernehmen, bevor am Morgen die Kollegen von der regulären Tagschicht übernehmen. Zwei der Fälle, mit denen sie es in einer Nacht zu tun bekommt, lassen Renée keine Ruhe, sodass sie auch tagsüber ermittelt. Beide Nachforschungen laufen unabhängig voneinander, sodass man sich beim Lesen viele Namen merken und auch öfters mal überlegen muss, wer mit welchem Fall wie zusammenhängt. Darunter leidet etwas die Spannung, ebenso durch Connellys recht schnörkellose Beschreibung des Polizei-Alltags. So ist die „Late Show“ zwar kein Highlight aber durchaus ein solider Polizistenkrimi. Ich bin schon gespannt auf den nächsten Band „Night Team“, in dem Renée von keinem geringeren als Harry Bosch unterstützt wird.

  • Ich bin schon gespannt auf den nächsten Band „Night Team“, in dem Renée von keinem geringeren als Harry Bosch unterstützt wird.

    Den hab ich mir gerade bestellt und freu mich total auf die beiden als Team. :monster

    Hollundergrüße :wave




    :lesend








    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, daß er tun kann, was er will, sondern daß er nicht tun muß, was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Den hab ich mir gerade bestellt und freu mich total auf die beiden als Team. :monster

    Ich hatte auch überlegt, ihn mir gleich als nächstes vorzunehmen. Aber nachdem das 2017er "Two kinds of truth" mit Harry Bosch und Michael Haller immer noch nicht auf Deutsch vorliegt, habe ich Angst, mich etwas spoilern zu lassen, wenn ich jetzt schon "Night Team" lese. Mein letzter Kenntnisstand über die Haller und Bosch liegt bei "Ehrensache" und "Die Verlorene".

  • Seltsam. Nicht, dass sie den auslassen zum Übersetzen.:gruebel

    Das hoffe ich nicht. Ganz ausschließen möchte ich es allerdings nicht. Die Harry-Bosch-Bücher sind alle bei Heyne erschienen, die zwei Ballard-Bände hingegen bei Kampa. Nicht, dass es hier hinter den Kullissen irgendwelche rechtlichen Schwierigkeiten gab.

    Aber nachdem derzeit ja eine Michael-Haller-TV-Serie gedreht wird, dürften wir recht gute Chancen haben, dass der nächste Haller-Band auch auf Deutsch erscheint. Andernfalls muss ich meine Bequemlichkeit überwinden und mir den Band auf Englisch durchlesen.