Auf der Suche nach der verlorenen Zeit - Marcel Proust

  • Ein bisschen Verständnis für Swann hab ich schon. Schließlich weiß er nichts von Odettes Leben außerhalb ihrer Liebesbeziehung. Das finde ich schon sehr eigenartig. Oder hätte er damit rechnen müssen, dass sie vor ihm Geheimnisse hat, weil sie eine ist, die sich aushalten lässt? War er in dieser Hinsicht zu naiv?

  • 29.


    Als Swann merkte, dass es an den falschen Fensterladen geklopft hatte :lache, erwartete ich, dass jetzt seine Seele zur Ruhe kommen würde. Aber nein, seine Eifersucht ist ein permanenter Gast geworden.

    Leider ist Odette nicht gut im Lügen bzw. Swann kennt Odette mittlerweile gut genug, um ihr anzumerken, wenn sie lügt.

    Allerdings wundert mich, dass sie Swann ihre Briefe anvertraut.



    Ich denke, spätestens seit dem hässlichen Benehmen Forchevilles gegenüber Sagnette (?) setzt bei Swann eine neue Sicht auf den Kreis der Verdurins ein.

  • 30.

    Der Erzähler berichtet ziemlich eindeutig über das fiese Benehmen der Verdurins, Swann hat es aber doch nicht von alleine verstanden.

    Erstaunlicherweise hält er nach wie vor an Odette fest. Ich bin gespannt, wie lange noch.


    Meinst du, der Brief Odettes an den Grafen war echt? Oder hat sie ihn Swann nur zu seiner Beruhigung mitgegeben?

  • Meinst du, der Brief Odettes an den Grafen war echt? Oder hat sie ihn Swann nur zu seiner Beruhigung mitgegeben?

    Du kommst ja auf Ideen! :lache

    Darauf wäre ich nie gekommen. Ich halte Odette nicht für so raffiniert. Sie ist ja auch sonst sehr schlecht im Lügen.


    Warum schreibt sie von einem Onkel? Forcheville weiß doch, dass sie mit Swann eine Affäre hat. Trotzdem scheint es ihr peinlich zu sein, als Swann auftaucht.


    Ich habe den Eindruck, dass sie beide sich jeweils des anderen sehr sicher sind. Swann hat keine Hemmungen, ihr ihre Schwächen vorzuhalten und Odette kümmert das nicht. Im Gegenteil, sie deutet das Interesse und Liebe ihr gegenüber.

  • Das ist wirklich unglaublich, wie Odette Swann behandelt.

    Doch hin und wieder benimmt sie sich ganz vertraut ihm gegenüber. Und er schmilzt dahin. Ist sie so raffiniert oder handelt sie spontan?

    Bei ihm bewirkt es, dass seine Gedanken pausenlos um sie kreisen. Das wäre vielleicht auch anders, wenn er berufstätig wäre.


    Er träumt sogar von einem gemeinsamen Leben. Allerdings ist ihm klar, dass er dann an einer alltäglichen Odette das Interesse verlieren würde.

    Aber war nicht zu Beginn des Buch die Rede davon, dass Swann nicht standesgemäß geheiratet hat?


    Ich lese das immer gern, wie Swann sich gedanklich hineinsteigert und allerhand Fantasien entwickelt, was Odette oder er in bestimmten Situationen tun würden.

  • Aber war nicht zu Beginn des Buch die Rede davon, dass Swann nicht standesgemäß geheiratet hat?

    Daran habe ich auch schon gedacht und bin neugierig. Ich glaube aber nicht, dass er Odette geheiratet hat.


    An Swanns Kopfkino teilzunehmen ist schon interessant. Mit der bereits besprochenen Einschränkung, dass der Erzähler das alles gar nicht wissen kann.

  • 32.


    Der Vergleich von Swann mit einem Süchtigen ist sehr treffend. Man könnte seine Liebe aber auch mit einem Krebsgeschwür vergleichen, das bis auf wenige Bereiche fast sein ganzes Leben erfasst hast. Mir scheint, er besinnt sich jetzt auf diese Bereiche. Und es tut ihm gut. Ist das der Beginn einer Ablösung von Odette?

  • 33.


    Schön langsam regen die zwei mich auf. Ich hoffe, das geht jetzt nicht noch ein paar Folgen so weiter.


    Interessant wäre sicher auch mal, die ganze Beziehung aus Odettes Sicht erzählt zu bekommen. Das wäre doch mal ein tolles Projekt für einen Schriftsteller. :lache

  • Ja, die ironischen Beschreibungen in diesem Abschnitt sind sehr amüsant. Unglaubliche 10 Minuten lang dauert die Beschreibung von Swanns Weg von der Kutsche bis zum Konzertsaal!

    Und die Männer mit den Eingläsern! Am besten hat mir der "Karpfen" gefallen, der sein Monokel wie ein pars pro toto seines Aquariums trägt! :anbet

  • Mir hat 34 auch besonders gut gefallen - endlich ist mal von etwas anderem als immer nur Odette die Rede. Diese Beschreibungen sind einfach köstlich und ich bewundere Proust, über simple Sehhilfen minutenlang zu schreiben. Die Metronom-Dame fand ich auch witzig.

    Und diese subtile Bosheit immer dahinter.


    Ist dir eigentlich in 33 die Stelle aufgefallen, wo von Swanns künftigen Opfern für Odette die Rede war. Sie wird doch nicht wirklich die Mutter seiner Tochter sein?