Auf der Suche nach der verlorenen Zeit - Marcel Proust

  • II/7.


    Ich kann mir vorstellen, dass es für den Erzähler niederschmetternd war, zu erfahren, dass Gilbertes Eltern ihn nicht mögen. Ich hätte ja auch etwas gegen ihn als Freund meiner Tochter und eventuell zukünftigen Schwiegersohn. Aber nicht weil ich ihn für moralisch nicht einwandfrei halten würde, sondern weil ich ihn für nicht besonders lebenstüchtig halte.


    Was soll ich von dem Klo-Häuschen halten? Die muffige Atmosphäre erzeugt in ihm ein Wohlgefühl. :lache

    Da steckt wohl wieder eine Assoziation dahinter, die mit altem Gemäuer zu tun hat.


    Was ist denn mit der "unterirdische Pforte zu jenen Steinwürfeln ..." gemeint?

  • Eine sehr seltsame Folge ist das. In der ersten Folge hörte es sich doch eine Zeitlang so an, als habe Swann durchaus nichts gegen den Jungen.

    Ob Gilberte da so ganz zuverlässig ist und wahrheitsgemäß berichtet?


    Na, die muffige Atmosphäre kann ich mir vorstellen. Aber das Wohlgefühl? Sehr absonderlich.

    Später sagt er ausdrücklich, es erinnert ihn an das Räumchen seines Onkel in Combray.


    Über diese Steinwürfel machen mich auch ratlos. Männer hocken auf ihnen wie die Sphinxen? Am ehesten fallen mir noch die öffentlichen Latrinen der Römer ein. Aber so richtig passt das auch nicht.


    Mittlerweile wundere ich mich fast, dass der Junge tatsächlich das Erwachsenenalter erreicht, bei den seltsamen Kuren, die man an ihm ausprobiert. Cognac bei Atemnot. Ohje.

  • In der ersten Folge hörte es sich doch eine Zeitlang so an, als habe Swann durchaus nichts gegen den Jungen.

    Ob Gilberte da so ganz zuverlässig ist und wahrheitsgemäß berichtet?

    Mich interessiert, wie sie eigentlich zu ihm steht. Spielt sie nur mit ihm? Aber dieser "Kampf" um den Brief scheint ihr nicht unangenehm zu sein.

    diese Steinwürfel machen mich auch ratlos. Männer hocken auf ihnen wie die Sphinxen? Am ehesten fallen mir noch die öffentlichen Latrinen der Römer ein. Aber so richtig passt das auch nicht.

    Mir ist der Gedanke gekommen, dass es sich in irgendeiner Form um Verführung oder Schäferstündchen handelt. Warum die Erwähnung des alten Parkwächters?

  • Ich hoffe immer, es klärt sich irgendwann.

    Verführung auf Steinwürfeln? Mich würde das nicht so anmachen :rofl da wären Samtkissen geeigneter.


    Mich verwirrt ja immer wieder, dass ich denke, es sind beides noch Kinder. Um dann festzustellen, dass sie tatsächlich eher Heranwachsende sind, die wie Kinder behandelt werden.

  • II/9.


    Rumpelstilzchen , ich weiß nicht, wie es dir mit den Bandwurmsätzen geht, ich habe es mittlerweile aufgegeben, den Überblick über die Satzstruktur zu behalten. Ich versuche, mir den Sinn aus den einzelnen Satzfragmenten zusammenzubauen.



    Odette führt ja einen riesigen Salon. Einmal war von über 40 Personen die Rede. Ich weiß nicht genau, wie das so abgelaufen ist. Wie lange sind die Besucher geblieben? Sicher nicht alle von Anfang bis zum Schluss. Wenn ich das richtig verstanden habe, machen manche mehrere Besuche an einem Tag. Das war ja ein sehr anstrengendes Leben damals, sowohl als Gastgeber als auch als Gast. :lache


    Interessant ist Odettes Hintergedanke, warum sie Madame Cottard in ihrem Kreis haben will.


    Mir ist auch aufgefallen, dass es damals in diesen Kreisen kaum möglich war, selbst Bekanntschaften zu schließen. Man brauchte immer jemanden, der einen vorstellte. Erst dann „kannte“ man jemanden. Wo man heute sagen würde, man kennt XY nur vom sehen, sagte man damals, man kennt XY nicht.

  • Rumpelstilzchen, ich weiß nicht, wie es dir mit denBandwurmsätzen geht, ich habe es mittlerweile aufgegeben, denÜberblick über die Satzstruktur zu behalten. Ich versuche, mir denSinn aus den einzelnen Satzfragmenten zusammenzubauen.

    Das ist einer der Nachteile beim Hören. Allerdings fürchte ich, das Lesen würde da nur wenig helfen, würde nur zum Aufgeben führen.

    Das ist übrigens der Grund, warum ich die eine oder andere Folge doppelt gehört habe - wenn ich gar zu oft zwischendurch verlorengegangen bin. :grin


    Das gesellschaftliche Leben bei den besseren Leuten stelle ich mir äußerst anstrengend vor. Auf der anderen Seite hatten viele auch nichts anderes zu tun und wären ohne diese Besuche vermutlich vor Langeweile gestorben.


    Ich habe schon länger den Verdacht, dass Odette, ebenso wie ihre Tochter, eine recht durchtriebene Person ist.

  • 9/55

    Erstaunlicherweise ist unser Erzähler jetzt ein gern gesehener Gast im Hause Swann. Mich beschleicht immer mehr der Verdacht, dass Gilberte vielleicht nicht immer wahrheitsgemäß berichtet hat.


    Seltsam auch, dass seine Eltern diese dauernden Besuche dulden. Hat er denn sonst keine Pflichten? Keine Schule? Oder ist er mittlerweile zu alt dafür?


    Über manche Szenen muss ich lachen, heute über die drei in den Salon kommenden Diener, die jeder eine eher überflüssige Kleinigheit erledigen.

  • Mich beschleicht immer mehr der Verdacht, dass Gilberte vielleicht nicht immer wahrheitsgemäß berichtet hat.

    Sie ist eben die Tochter ihrer Mutter. :grin

    Seltsam auch, dass seine Eltern diese dauernden Besuche dulden. Hat er denn sonst keine Pflichten? Keine Schule? Oder ist er mittlerweile zu alt dafür?

    Stimmt. Das ist mir noch gar nicht aufgefallen. Das Thema Berufswahl scheint aber schon aktuell zu sein.

    Vielleicht erledigt er seine Schularbeiten am Abend. Oder seine Eltern schonen ihn wegen seiner angeschlagenen Gesundheit. :gruebel

  • II/11.


    Interessant fand ich die Ausführungen darüber, wie es kommt, dass in der Kunst Neuerungen Jahre oder sogar Jahrzehnte brauchen, bis sie anerkannt sind. Es braucht eben eine Zeit, bis man sich an eine neue Stilrichtung gewöhnt. Voraussetzung ist allerdings, dass man auch oft genug damit in Berührung kommt. Heutzutage mit der Bilderflut und Dauerberieselung mit Musik geht das sicher alles viel schneller als damals.

  • Das ist sicher richtig made, und ich bin immer froh, wenn ich mal gezwungen bin, mir etwas anzuschauen oder anzuhören, das sonst nicht in mein Schema passt.

    Da ist diese Pandemie wirklich blöd.


    Es ist andererseits ein interessanter Gedanke, dass auch die heutigen Klassiker irgendwann mal revolutionär waren und vom Publikum teilweise abgelehnt wurden. Neues hat es eben schwer.

  • II/12.

    Durch Swanns lernt der Erzähler Menschen der gehobenen Gesellschaft kennen, wie z. B. die Prinzessin Mathilde kennen Und BERGOTTE! Was für eine Enttäuschung für ihn. Realität und Imagination passen überhaupt nicht zusammen.

    Das kennt sicher jeder: Man kennt Menschen nur vom Telefon oder durch schriftliche Korrespondenz. Dann lernt man sich persönlich kennen und ist völlig überrascht, weil man sich die Person ganz anders vorgestellt hat.

    Dass für den Erzähler aber Bergottes Werk an Bedeutung verliert, finde ich schon heftig.


    Ich bin immer noch nicht drauf gekommen, wie ich mir eine Schneckenhausnase vorstellen muss. :rofl


    II/13.

    Dieser Satz zu Beginn des Abschnitts ist mir aufgefallen: „Nichts beeinträchtigt so sehr die materiellen Eigenschaften der Stimme wie die Tatsache, dass sie Gedanken wiedergibt.“

    Kurz gesagt: Stimmung verändert die Stimme.


    Der Rest des Abschnitts ist an mir vorbeigegangen. Ich habe noch einen zweiten Versuch gestartet, nach ein paar Minuten aufgegeben.


    Ich denke, der Erzähler hat zumindest gelernt, dass ein Schriftsteller im realen Leben anders spricht als er in seinen Büchern schreibt.

  • Gestern habe ich auch die Folge 13 gehört.

    Bei mir ist hängengeblieben, dass Bergotte immerhin freundlicher zu unserem Autor war, als der Botschafter, der seine Meinung so gar nicht gelten ließ.


    Und das altbekannte Thema, wonach die Wirklichkeit und das, was die Kunst ausmacht nicht unbedingt übereinstimmen. Oder von unterschiedlichen Menschen unterschiedlich gesehen werden. Oder.....

    Besonders beeindruckt hat mich die Stelle, wo von einer bestimmten Armhaltung der bewunderten Schauspielerin die Rede war und was diese ausdrücken sollte.

    Ich stelle fest, meine Theaterbesuche haben mich nie so nachhaltig beeindruckt, dass ich noch Tage nachher über die Armhaltung der Darsteller in bestimmten Szenen hätte sprechen können.

    Muss entwedern an meinem Gedächtnis oder den schnelllebigen Zeiten liegen :grin

  • Ich stelle fest, meine Theaterbesuche haben mich nie so nachhaltig beeindruckt, dass ich noch Tage nachher über die Armhaltung der Darsteller in bestimmten Szenen hätte sprechen können.

    Es war immerhin sein erster Theaterbesuch. Und dem hat er schon seit Jahren entgegengefiebert, im wahrsten Sinn den Wortes. Den Text konnte er auswendig. Seine Sinne waren sicher aufs äußerste angespannt.



    II/14.

    Bei mir ist hängengeblieben, dass Bergotte immerhin freundlicher zu unserem Autor war, als der Botschafter, der seine Meinung so gar nicht gelten ließ.

    Ich gönne dem Erzähler, dass Bergotte ihn ernstzunehmen scheint, im Gegensatz zu Norpois.


    Wie er Gilbertes Ähnlichkeit mit ihren Eltern beschreibt, geht mir teilweise zu weit. Bei der Darstellung gewisser Verhaltensweisen bekomme ich fast den Eindruck einer Schizophrenie (natürlich nur ganz weit entfernt).

  • II/15.


    Es ist interessant, die Wandlungen zu sehen, die die Meinung des Erzählers über Bergotte durchmacht. Zuerst, als er ihn überhaupt nicht kennt, sieht er in ihm einen Halbgott. Nach dem allerersten Eindruck nach dem Kennenlernen ist er maßlos enttäuscht. Dann kommt Verwunderung, als Bergotte über Cottard spricht.

    Als Bergotte schlecht über die Swanns spricht, spüre ich richtig, wie sich eine Distanz aufbaut.

    Witzig ist ja der Meinungsumschwung seiner Eltern, als sie erfahren, dass Bergotte positiv von ihrem Sohn gesprochen hat.


    Und dann das Thema Bordell: Wie selbstverständlich und sachlich er davon erzählt! Das hat mich vom Hocker gehauen.

  • 15

    Da ist die Themenspanne wirklich sehr breit: von der Wahl des richtigen Arztes über die vertraulichen Mitteilungen Bergottes zu den Besuchen im Bordell.

    Interessant ist ja, was über diese Besuche nicht berichtet wird. :)


    Mich verwundert auch die häufige Verwendung von englischen Ausdrücken durch Madame Swann. Damals hatte man offenbar keine Angst vor Anglizismen.

  • 16

    Mir fällt gerade die Parallelität der Liebesgeschichte unseres Autors mit der Swanns mit Odette auf. Wobei ich mich frage, ob die Liebe mehr Gilberte oder ihrer Mutter gilt. Dieses auf eine Laufbahn verzichten, nur um in der Nähe von Gilberte bleiben zu können ist doch befremdlich.

    Zudem muss er älter sein als ich dachte, wenn er frei gegen den Willen der Eltern über das ererbte Silber seiner Tante Leonie verfügen kann.