Auf der Suche nach der verlorenen Zeit - Marcel Proust

  • Interessant!


    III/28. - 31.


    Morel fehlt es nicht an Selbstbewusstsein. Ich bin gespannt, welche Rolle er später noch spielen wird.


    Seltsam, wie Monsieur de Charlus sich an Marcel heranmacht. Will er sich als Förderer Marcels engagieren? Dafür ist er aber sehr aufdringlich. Irgendwann fällt der Begriff "Freimaurer". Hat Charlus mit denen etwas zu tun?


    Seine Reden über Bloch sind mehr als arrogant, ja fast schon menschenverachtend.

    Ein seltsamer Mensch.

  • Die Abschnitte 31 - 36 sind sicher ein Höhepunkt in diesem Werk. :anbet

    Wie er die Krankheit und das Sterben seiner Großmutter beschreibt, ist beeindruckend. Auch das Umfeld wird beleuchtet, wie z. B. das Benehmen des Herzogs, Francoises, des Paters usw., das auf den ersten Blick unglaublich ist, aber eben menschlich.


    Sehr gut hat mir auch gefallen, wie er das Fieberthermometer darstellt.

  • Die Abschnitte 31 - 36 sind sicher ein Höhepunkt in diesem Werk.

    Das finde ich auch. Wobei an manchen Stellen ein ironischer und kritischer Unterton einfließt, der mir gut gefällt. Besonders wenn es um den Herzog geht, dessen Verhalten unverschämt ist - aber an einer schlechten Erziehung liegt das ja nicht. ;)

    Immer wieder mal habe ich mir gerade an dieser Stelle überlegt, warum Proust gerade die Figur seines Vaters nicht realistisch geschildert hat. Der ist ja nun ein bekannter Arzt gewesen (auch wenn sein Spezialgebiet Seuchen waren).

    Da er im Buch aber Ministerialbeamter ist, muss auf fremden Sachverstand zur Beurteilung des Zustands der Großmutter zurückgegriffen werden.

    Vielleicht lese ich doch mal das Buch über Vater Proust, vielleicht führt das zu Erkenntnissen.

  • 37. - 38.


    Was ist denn das für ein erotisches Geplänkel zwischen Marcel und Albertine! Das ganze endet schließlich in einem Kuss ... auf die Wange!


    Witzig ist ja die Überlegung, dass dem Menschen ein Organ fürs Küssen fehlt. Also müssen die Lippen herhalten.


    39.


    Das ist eigenartig: Kaum hat sich Marcel von der Herzogin losgesagt, bekommt er eine Einladung von ihr. Was hat sie dazu bewegt?

  • III/40. - 43.


    Mitten in der Enttäuschung über die Absage eines Treffens mit Madamde de Stermaria, welches Marcel sich so wunderbar ausgemalt hat, platzt Robert herein.

    Marcel hat schon seltsame Vorstellungen von Freundschaft. Schon früher hatte ich den Eindruck, dass Marcel Freundschaft viel oberflächlicher versteht als Robert. Wie kann so was funktionieren?


    In dem Restaurant beobachtet Marcel, wie könnte es anders sein, die Gäste sehr genau. Es geht um die Rangordnung in der Gesellschaft.

    Ich bin überrascht, dass Marcel so ganz explizit die Juden als Beispiel dafür nimmt, dass das Äüßere nicht maßgeblich für innere Werte ist. Aber so ganz kann er sich doch nicht von dem Denken trennen, dass es angeborene Vorzüge und Makel gibt. Er hat auch eine Erklärung dafür, als Robert mit den Stiefeln über die Sitzbänke läuft. Ich finde das einfach nur ungezogen.

  • III/43. - 56.


    Puh, das waren jetzt viele Stunden, in denen Marcel seine Beobachtungen über den Salon der Madame de Guermantes wiedergibt. Mich hat das sehr ermüdet. Die vielen Personen und ihre Verwandtschaftsbeziehungen, belanglose Unterhaltungen, sogar Beschreibungen von Verbeugungen.


    Von Madame de Guermantes habe ich das Bild einer Frau gewonnen, die es sich durch ihre hohe Stellung erlauben kann, vieles anders zu machen als es üblich ist, die gerne über andere lästert und kein Einfühlungsvermögen für ihre Bediensteten hat.


    Und dann am Ende all dieser ausführlichsten Beschreibungen, als der Leser glaubte zu wissen, wie diese Gesellschaft tickt, äußert Marcel seine Überzeugung, dass die alle sich nur so benommen haben, weil er anwesend war. Wie nun? Stimmt dann das Bild, das er von dieser Gesellschaft gezeichnet hat, nicht oder versucht er nur auf diese Weise seine Enttäuschung wegzureden?


    Nach wie vor frage ich mich, warum er eingeladen wurde. Er ist weder adlig noch hat er eine durch Verdienste erworbene besondere Stellung in der Gesellschaft. Vielleicht weil er im Bereich der Literatur talentiert ist? Hat sich das herumgesprochen? Mal sehen, ob er noch einmal eingeladen wird. Möglicherweise ist die Enttäuschung gegenseitig.


    Eigentlich müsste er doch nach so einem Abend völlig errschöpft sein. Aber er will noch Charlus besuchen.

  • Ich habe gestern die 43. Folge gehört, hinke also ein wenig hinterher.

    Was mir immer wieder gefällt ist, wie genau die eigenen Emotionen beschrieben werden, auch wenn ich für mich denke, dass die ein wenig übertrieben ausfallen.

    Ich denke da an die Tränen, als Madame de Stermaria das Treffen abgesagt hat.

    Mir erscheint immer, er kann sich jetzt nicht entscheiden, ob er kleines Kind oder erwachsener Mann ist. Nicht, dass der nicht weinen dürfte - aber wegen eines ausgefallenen Rendez-vous?


    Mich hat die Schilderung des Besuchs im Restaurant sehr beeindruckt - vor allem, wie wenig Marcel selber die Beurteilung von Menschen nach dem äußeren Eindruck reflektiert, wo er doch selber gerade Opfer der unfreundlichen Behandlung des Wirts geworden war.

    Erstmals höre ich offene Kritik am Benehmen einiger Adliger - bisher (wie beim Herzog von Guermantes) - hat er unmögliches Benehmen immer entschuldigt.

    Die offene Judenfeindlichkeit schockiert mich immer wieder.

  • Was mir immer wieder gefällt ist, wie genau die eigenen Emotionen beschrieben werden, auch wenn ich für mich denke, dass die ein wenig übertrieben ausfallen.

    Ich denke da an die Tränen, als Madame de Stermaria das Treffen abgesagt hat.

    Ich habe mich dabei ertappt, dass dieser Gefühlsüberschwang mich auf die falsche Fährte geschickt hat, Marcel wäre ein Mensch mit wenig Selbstvertrauen. Das stimmt wohl aber nicht, wenn man sieht, wie er auf andere Menschen zugehen kann.

  • III/57. - 61.


    Charlus benimmt sich äußerst seltsam. Den Wutanfall hätte ich Marcel gar nicht zugetraut. Hat mir gefallen. :grin


    Marcel bekommt eine Einladung der Prinzessin von Guermantes und fragt sich, ob das nicht ein Aprilscherz ist. Er fragt den Herzog, um Klarheit zu bekommen. Am Ende weiß er nichts, erlebt aber allerhand.


    Das ist schon heftig, wie wenig Mitgefühl Herzogin und Herzog haben, weder für den todkranken Swann noch für den im Sterben liegenden Cousin oder für den verlobten Diener.


    Ich weiß jetzt nicht, ob ich etwas überhört habe. Jedenfalls weiß ich nicht, ob die Einladung echt war und ob Marcel sie angenommen hat. Dieser Band endet hier.


    Rumpelstilzchen , ich denke, ich werde einige Zeit pausieren. Zeitlich stehe ich ja ganz gut da. Vielleicht treffen wir uns dann wieder.

  • Ich bin mir nicht sicher, ob sich Proust nicht tatsächlich über die ganze Adelsgesellschaft lustig macht.

    Ich weiß auch nicht. Vielleicht klingt die Beschreibung auch nur deshalb so übertrieben, weil er eben hauptsächlich die markanten Merkmale erwähnt. Es ist schwer einzuschätzen, wie sehr er selbst der Faszination dieser Gesellschaft erlegen ist. Und auch wann er sie wie gesehen hat. Als junger Mensch hat er das alles sicher anders erlebt als zum Zeitpunkt des Schreibens.

  • Ich nähere mich dem Ende dieses Buchs. Am meisten vermisse ich einen Stammbaum der Guermantes. So ist mir erst spät aufgegangen, dass der schreckliche Charlus ein Bruder des Herzogs ist.

    Gerade bin ich bei der Folge, in der er den armen Marcel zusammenstaucht. Eine Unverschämtheit.


    Die Szenen im Salon sind letztendlich eine einzige Folge von mehr oder weniger höflich umkleideten Bosheiten. Aber meisterhaft beschrieben.