'Eines Menschen Flügel' - Seiten 1149 – 1257

  • Das Kapitel sowie die Nestlose heißen Darwilia. Ihre Lebensgeschichte ist auch kurz erzählt.


    Interessant welch zwiespältige Einstellung diese Gruppe zur Gewalt hat. Einerseits lehnen sie es ab, sich zwingen zu lassen oder andere zu etwas zu zwingen, andererseits kann nur anerkanntes Mitglied der Nestlosen werden, wer sich zum Kämpfen und Gewaltausüben bereit erklärt.


    Wenn schon den Nestlosen so schwer fällt, die Heimat zu verlassen und Abschied von allem Vertrauten zu nehmen, wie schlimm muss es dann für diejenigen sein, die sich ein Leben außerhalb eines gar nicht vorstellen können?


    Haben die Ahnen in den Genen der Pfeilfalken eingeprägt, dass sie künstliche Flugobjekte angreifen bis zur eigenen Vernichtung?

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Siegfried Lenz: Der Verlust

  • Bassaris folgt seinem Oris in selbsloser Treue in den Showdown. Für ihn hat er sogar auf Liebe, Kinder und ein selbstbestimmtes Leben verzichtet. War er schwul?


    Oris liefert alle Angreifer kalt lächelnd dem Margor aus. Was für eine Entwicklung!


    Die Ablenkung funktioniert. Während die Bruderschaft den Kampf auf den Vulkankegel konzentriert, kann die Heimstatt alle Flüchtlinge aufnehmen.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Siegfried Lenz: Der Verlust

  • Ionon ist eigentlich eine uninteressante Figur. Beim ersten Mal Lesen habe ich gedacht, hier wäre von Kalsuls Mutter erzählt, dabei ist es nur die alte Lehrerin, die ein recht abgeklärtes Bild von den aufregenden Ereignissen an Bord erzählt. Die Dramen zwischen Fliehenden und Zurückbleibenden hätten noch herzergreifender geschildert werden können. Irgendwie scheint der Autor der Handlung müde zu sein.


    Kalsul und Hargon werden ein Paar? Hat mich ziemlich überrascht - aber gut, die beiden passen schon zusammen.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Siegfried Lenz: Der Verlust

  • Ich habe mir mal ausgerechnet, wie viele Menschen in dieses Raumschiff passen müssten:

    34 Nester x 100 (durchschnittlich) = 3400 Leute - davon bleiben etwa 400 auf dem Heimatplaneten zurück. Also reisen etwa 3000 Menschen 3 Jahre lang zu der neuen Welt. Dafür brauchen sie Nahrung, Kleidung, Wohnung und die eine oder andere Beschäftigung. Was machen so viele Leute, die überwiegend mit Jagd und Landwirtschaft beschäftigt waren? :gruebel

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Siegfried Lenz: Der Verlust

  • Tante Li Das habe ich mich auch gefragt. Ich hätte auch gern mehr über die Reise gelesen. Die letzten Kapitel kamen mir sehr überstürzt vor. Natürlich überschlagen sich die Ereignisse auch, aber ich hätte gern mehr gelesen, irgendwie fehlt da doch eine ganze Menge. Das Ende der Bruderschaft und Oris und Bassaris Tod haben mich sehr mitgenommen, das fand ich ganz schrecklich. Und um die Pfeilfalken tut es mir auch leid :cry

    Efas hat sich also tatsächlich geirrt, das war nicht überraschend, aber ich hätte doch gern gelesen, wie er mit dieser Erkenntnis zurecht gekommen ist.

    Tatsächlich aber haben für mich beide Gruppen verloren; Garia (Magora find ich passender - der Margor prägte die Welt schließlich sehr und war Teil des Gleichgewichts) war wahrhaftig ein Paradies, das verloren ging.

    Dass die Ahnen nicht offen darüber gesprochen haben, dass es überlebenswichtig ist, versteckt zu bleiben, kann ich nicht nachvollziehen. Jeder weiß doch eigentlich, dass Regeln viel besser zu befolgen sind, wenn man ihren Sinn versteht…


    Ich bin noch unschlüssig, wie mir das Buch gefällt, vielleicht, weil auch ich ein Stück Paradies verloren habe. Ich habe sehr gern über diese Welt und ihrem so ganz fremden Alltag gelesen. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte es einfach weiter vor sich hin plätschern können … Diese heile Welt war schon sehr verlockend. Schade, dass es kein Happy End gab …

  • Sonderlich viel Sympathie hatte ich nie für Oris. Von daher fand ich es durchaus gerechtfertigt, dass er sich für diese Gesellschaft opfert, die durch seine Schuld ihre Heimat verlassen musste. Dass die Pfeilfalken in diesem Krieg draufgehen fand ich schlimmer, denn sie waren das natürliche Symbol der Freiheit. Gänzlich ausgerottet sind sie zum Glück nicht worden - bei Emadin sieht man noch einen fliegen. Das fand ich tröstlich.

    Dagegen ist die Anpassung, die die geflügelten Menschen in dem neuen System eingehen müssen eher tragisch: Die Kinder flattern für die Touristen, um Bonbons zu ergattern. Emadin lehrt (wahrscheinlich gezwungenermaßen) die von den Eroberern diktierte Geschichte. Ihre Enkelin fällt auf einen Mädchenhändler herein.

    Wie Efas gestorben ist und seine Meinung zu der "Rettung" hätte mich auch interessiert. Bei Altagiar wird sein Name als Fluch verwendet: "Zum Efas mit den Ahnen!"


    Magora wäre der passende Name für die alte Welt gewesen. Garia passt dann später besser, weil der Magor ja durch die Ausrottung aller Landsäugetiere vernichtet wurde.

    Das Ökosystem ist dadurch und durch die Bodenschätzegewinnung zerstört. Seltsam, dass Raldor im Rat immer noch von schützenswerter Natur spricht. Hat er echt noch Hoffnung, dass sich das Paradies wieder herstellen lässt?


    Die Moral des gesamten Buches ist vielleicht, dass Menschen nicht auf Dauer in einem Paradies leben können. Ich fand den Verlust so schmerzlich, dass ich gleich nach Beendigung das Buch von vorn angefangen zu lesen habe, um in diese schöne Welt zurück zu kehren.


    Als kleines Happy End habe ich das letzte Kapitel doch empfunden. Der Großteil der Bevölkerung hat es auf den neuen Planeten geschafft und sich dort erfolgreich angesiedelt. Das Techniktabu ist anscheinend aufgehoben: sie bauen Dampfautos.

    Trotz der erhöhten Schwerkraft ist das Fliegen für die Geflügelten noch möglich - auch wenn es wohl langsam aus der Mode kommt, weil es nicht mehr notwendig ist.

    Maraleik und die Personen, die in diesem Kapitel vorkommen, konnte ich beim ersten Mal lesen nicht recht zuordnen. Auch deshalb habe ich mir die Mühe gemacht ein Inhaltsverzeichnis zu erstellen und daraufhin das Buch gezielter zu lesen.


    Im Ganzen betrachtet finde ich es ein durchaus schönes und lesenswertes Buch.

    Vielen Dank Tom für seine Vorstellung als Rezension und der Anregung zu dieser Leserunde! :wave

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Siegfried Lenz: Der Verlust

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