Death Sentences

  • Hallo,


    wir hatten heute in unserem Englisch-Kurs einen sehr interessanten Artikel, dessen Inhalt ich Euch gerne hier kurz wiedergeben und zur Diskussion stellen möchte.


    Der Autor referierte über die Vielzahl der Sprachen, die es in der Welt gibt (angeblich ca. 6000 - ich vermute mal, da sind Dialekte mitgezählt, weil mir sonst diese Zahl doch enorm hoch erscheint), bedauerte, dass es mittlerweile so sei, daß durchschnittlich alle 14 Tage eine Sprache komplett und unwiederruflich aussterbe und stellte die These auf, dass ein Land umso stärker sei, umso mehr Sprachen (Dialekte) es gäbe, weil damit eben die Vielzahl der gewachsenen Kulturen, Geschichte u. a. m. mit verbunden sei. Er selbst sähe es sogar in Punkto Wichtigkeit als genauso gegeben an, Sprachen zu schützen, wie aussterbende Tier-oder Pflanzenarten.


    Befürworter einer einzigen Welteinheitssprache hielten dagegen, dass mit nur einer einzigen Weltsprache auch endlich Frieden auf der Welt herrschen würde?


    Frage: wie seht ihr das denn?


    :wave
    Ikarus

  • Naja, also ich sag mal es tendiert doch schon alles in richtung einer Weltsprache... Englisch kann ja nun in den meisten Länder jeder, der eine Schulbank drücken mußte.
    Ich würde eine solche Weltsprache durchaus begrüßen, allerdings finde ich sollte man es als eine Art Zweitsprache nutzen, sprich Muttersprache ist halt die Muttersprache mit dem jeweiligen Dialekt und in der Schule lernt man dann Worldisch sprechen (tolle Wortkreation wie ich finde) das fände ich super... :-]


  • Schwachsinn hoch 3! Gleiche Sprache = Frieden? In welcher Sprache streiten sich denn die Menschen in unserem Land? In welcher Sprache fluchen Bürgerkriegsflüchtlinge? Blödsinn, das!


    Außerdem müssen wir nicht Englisch zur Weltsprache erlären, nur wekil die Amis zu doof sind, um eine Fremdsprache zu lernen ... :lache

  • Esperanto war schon der richtige Weg, leider hört man da kaum noch was von. Irgendwann wird man, als übergeordnete Sprache, nur noch galaktisch reden, dann können die alten Sprachen und deren Dialekte wieder auferstehen.

    Schon der weise Adifuzius sagte: "Das Leben ist wie eine Losbude, wenn Du als Niete gezogen wurdest, kannst Du kein Hauptgewinn werden.":chen

  • da stimme ich deinem Englischlehrer voll zu!!!! Kultur ohne die dazugehoerige Sprache zu wahren ist unmoeglich. Geht die Sprache verloren, so ist auch die Kultur dazu bald in Vergessenheit.


    Ich hab Freunde in der Bretagne, deren Eltern noch den Mund mit Seife ausgewaschen bekamen wenn sie in der Schule nicht franzoesisch sprachen, die Kinder koennen bretonisch heute kaum noch verstehen auch wenn es in der Zwischenzeit sogar abiturfach sein darf ...


    Im Norden Kanadas koennen sich inzwischen viele Inuit Kinder nicht mehr mit ihren Grosseltern unterhalten, weil sie nur noch Englisch koennen, Innu die Sprache der Kultur aber mit den Grosseltern austerben wird ...


    Und ja, 6000 ist sicherlich fuer Sprachen in der Welt nicht zu hoch gegriffen, und das schliesst nicht Dialekte mit ein!!!


    Dazu gab es vor einiger Zeit einen sehr guten Artikel im Economist:


    A world empire by other means
    Dec 20th 2001
    From The Economist print edition


    The new world language seems to be good for everyone—except the speakers of minority tongues, and native English-speakers too perhaps


    [...]


    Pundits disagree about the rate at which languages are disappearing: some say that by the end of the century half will have gone, some say 90%. But whenever a language dies, a bit of the world's culture, history and diversity dies with it. This is slowly coming to be appreciated. The EU declared 2001 to be “European year of languages”, and it is striking that even France—whose hostility to linguistic competition is betrayed by the constitution's bald statement that “the language of the Republic is French”—now smiles more benignly on its seven regional tongues (Alsatian, Basque, Breton, Catalan, Corsican, Flemish and Provençal).


    Yet the extinction of most languages is probably unstoppable. Television and radio, both blamed for homogenisation, may, paradoxically, prolong the life of some by narrow-casting in minority tongues. And though many languages may die, more people may also be able to speak several languages: multilingualism, a commonplace among the least educated peoples of Africa, is now the norm among Dutch, Scandinavians and, increasingly, almost everyone else. Native English-speakers, however, are becoming less competent at other languages: only nine students graduated in Arabic from universities in the United States last year, and the British are the most monoglot of all the peoples of the EU. Thus the triumph of English not only destroys the tongues of others; it also isolates native English-speakers from the literature, history and ideas of other peoples. It is, in short, a thoroughly dubious triumph. But then who's for Esperanto? Not the staff of The Economist, that's for sure.


    http://www.economist.com/world…Story.cfm?story_ID=883997


    Gut auch die Berichterstattung ueber aussterbende Sprachen in Scientific American:



    Preview


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    August 2002
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    Saving Dying Languages; August 2002; by W. Wayt Gibbs; 8 page(s)


    Ten years ago Michael Krauss sent a shudder through the discipline of linguistics with his prediction that half the 6,000 or so languages spoken in the world would cease to be uttered within a century. Krauss, a language professor at the University of Alaska-Fairbanks, had founded the Alaska Native Language Center to try to preserve as much as possible of the 20 tongues still known to the state's indigenous people. Only two of those languages were being taught to children. Several others existed only in the memories of a few aged speakers; the rest were rapidly falling from use. The situation in Alaska was emblematic of a global pattern, Krauss observed in the journal of the Linguistic Society of America. Unless scientists and community leaders directed a worldwide effort to stabilize the decline of local languages, he warned, nine tenths of the linguistic diversity of humankind would probably be doomed to extinction.
    Krauss's prediction was little more than an educated guess, but other respected linguists had been clanging out similar alarms. Kenneth L. Hale of the Massachusetts

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

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  • Zitat

    Original von Ikarus
    Befürworter einer einzigen Welteinheitssprache hielten dagegen, dass mit nur einer einzigen Weltsprache auch endlich Frieden auf der Welt herrschen würde?


    Warum gibt es dann Buergerkriege/Terrorismus wo die Gruppen mit unterdrueckter Sprache fuer ihre Kultur UND Sprache mit Waffen kaempfen gegen die Mehrheit? Basken nur mal genannt als ziemlich bekannte Gruppe ...


    Wenn ein Land eine andere Kultur unterdruecken will, ist der erste Schritt oft das Verbieten der Sprache.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

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  • Zitat

    Original von Rabarat
    Außerdem müssen wir nicht Englisch zur Weltsprache erlären, nur wekil die Amis zu doof sind, um eine Fremdsprache zu lernen ... :lache


    Naja. Der Franzose ist keinen Deut besser. Nur mal angemerkt.


    Eine einzige Sprache = Weltfrieden halte ich für einen Schmarrn.

  • Zitat

    Original von Beatrix


    Warum gibt es dann Buergerkriege/Terrorismus wo die Gruppen mit unterdrueckter Sprache fuer ihre Kultur UND Sprache mit Waffen kaempfen gegen die Mehrheit? Basken nur mal genannt als ziemlich bekannte Gruppe ...


    Wenn ein Land eine andere Kultur unterdruecken will, ist der erste Schritt oft das Verbieten der Sprache.


    Beatrix, ich seh das alles wohl genauso wie Du, vor allem die von Dir genannten Beispiele und die Relation für/zur Unterdrückung. :-)


    Deswegen ging mir auch gestern der Satz des Verfassers des von uns im Kurs diskutierten Textes nicht aus dem Kopf, wo er die These vertrat, dass nur die Erhaltung der Vielfalt/die Toleranz unterschiedlicher Kulturen ein Volk ... Völker an sich ... Menschen an sich ... stark macht.


    Besser kann man es eigentlich nicht ausdrücken.


    :wave
    Ikarus

  • Zitat

    Original von Marlowe
    Ich bin davon überzeugt, dass Sex die einzige Sprache ist, die jeder versteht. So gesehen, Völker aller Kontinente, vereinigt Euch! :-)


    Du willst die Welt doch bloß marlowisieren, gib`s zu... :lache