Ildy Bach - Die Stieftochter

  • Verlag : dtv Verlagsgesellschaft (23. April 2021

    Taschenbuch: 400 pages

    ISBN-10 : 3423262257

    ISBN-13 : 978-3423262255

    ASIN : B08MB6GMRY



    Kurzbeschreibung


    Dem Mörder so nah

    Nur zwei rostige Ösen an einem Holzbalken verraten, dass vor der alten Gretzky-Villa eine Schaukel hing: Hier saß vor elf Jahren Tess' Stiefmutter Rebecca, während drinnen Alexander Gretzky – Rebbeccas Mann und Tess' Vater – in seinem Blut lag. Rebecca wurde verhaftet, doch sie hat nie aufgehört, ihre Unschuld zu beteuern. Immer, wenn der Mord sich jährte, schrieb sie einen Brief an ihre Stieftochter. Tess hat keinen einzigen gelesen. Erst als Rebecca nach Ablauf ihrer Gefängnisstrafe überfallen wird, beginnt Tess widerwillig nachzuforschen − und entdeckt ein Netz aus Lügen, in das Menschen, die ihr nahestehen, unheilvoll verstrickt sind. Wenn ihre Stiefmutter keine Mörderin ist: Wer war es dann?



    Autor


    Ildy Bach hat einen klassischen Bühnenberuf gelernt und viele Jahre am Theater gearbeitet. Gemeinsam mit ihrer Partnerin schreibt sie neben (Kriminal-)Romanen auch Kinder- und Jugendbücher, Theaterstücke sowie Stoffe für Film und Fernsehen. Ildy Bach ist ein Pseudonym.



    Meine Meinung


    Der Prolog beginnt damit, daß Rebecca Sandmann mit blutbeflecktem Nachthemd auf einer Schaukel im Garten sitzt und nur sagt „Er liegt oben“. Damit meint sie ihren toten Ehemann. Sie beteuert zwar ihre Unschuld, wird aber verurteilt. Aktuell wird sie nach 11 Jahren aus dem Gefängnis entlassen und kommt in ihr verlassenes Haus zurück. Gleich während der ersten Nacht wird sie überfallen und zwei Jungs finden sie am nächsten Tag. Nach einer Reanimation kommt sie ins Krankenhaus und liegt im Koma. Dort stellt sich heraus, daß sie für den Notfall eine Verfügung hinterlassen hat mit einer großen Überraschung. Sie hat ihre Stieftochter, Tess Gretzky mit der Aufgabe betraut, im Ernstfall ihre Interessen zu vertreten. Tess hat an jedem Todestag ihres Vaters einen Brief von ihr erhalten, die sie ungeöffnet vernichtet hat. Aber ausgerechnet in diesem Jahr ist dieser Brief ausgeblieben. Vielleicht, weil Rebecca entlassen wurde? Tess selbst zweifelt, ob sie diese Herausforderung annehmen soll. Sie ist als Analystin bei einer Bundesbehörde tätig und ihr Chef wünscht, daß sie die Betreuung übernimmt und auch den Mord an ihrem Vater neu aufrollt. Er verspricht ihr, daß sie jegliche Unterstützung von ihm erhält. Was sie dabei im Laufe der Zeit – auch über ihre „gut situierte“ Familie - herausfindet ist unglaublich und stellt alle bisherigen Erkenntnisse auf den Kopf. Denn wenn es Rebecca tatsächlich nicht war, muß es einen anderen Täter geben, der frei herumläuft. Mehr Details verrate ich nicht.


    Parallel dazu gibt es einen zweiten Strang, der erst am Ende Zusammenhänge erkennen läßt, für mich aber nicht zwingend notwendig gewesen wäre.



    Es war mein erstes Buch der Autorin und gleich vorneweg - das Cover paßte sehr gut zur Story, diese einsame, düstere Villa stellt die Situation sehr gut dar. Von der ersten Seite an wird man in die Geschichte hinein katapultiert, der Schreibstil ist spannend und die Story läßt den Leser nicht mehr los. Man konnte sehr gut mit rätseln, wurde aber doch stets überrascht, was noch alles zu Tage kam. Tess als Figur blieb mit ihrem Beruf für mich etwas nebulös und ich mußte mich auch fragen, weshalb ihr Chef sich eingemischt hat, ihr alte Unterlagen zukommen läßt und so interessiert an den neuerlichen Ermittlungen zum Fall war. Menschlich hingegen fand ich ihr Verhalten, die Briefe nicht zu öffnen und auch zu zweifeln, ob sie die Vertretung von Rebecca überhaupt übernehmen soll/will bzw., ob sie der Sache gewachsen ist. Der Rest der Familie fällt auch nicht als Sympathieträger auf – weder die Mutter mit ihrem Snobismus, noch Bruder oder Schwester. Über das Ende und manche Auflösungsdetails darüber könnte man diskutieren.



    Von mir bekommt der Thriller trotz alle Kritik eine Leseempfehlung!


    ASIN/ISBN: B08MB6GMRY

  • Das Buch lässt mich ein wenig zwiegespalten zurück. Auf der einen Seite ist es ein unterhaltsamer und spannender Thriller. Der Schreibstil ist flüssig und gut zu lesen. Langeweile kommt beim Lesen nicht auf, denn es gibt verschiedene Handlungsstränge, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben, sich aber schließlich im dramatischen Finale miteinander verbinden und Sinn ergeben. Da gibt es von meiner Seite wirklich nichts zu bemängeln.

    Was mir allerdings nicht so gut gefiel, waren zum einen die Charaktere, allen voran Tess, die mir seltsam fremd geblieben sind und zum anderen der zweite Erzählstrang um die jungen Kämpfer. Diesen empfand ich letztlich als sehr unglaubwürdig und konstruiert.

    Angezogen hatte mich zuerst das düstere, geheimnisvolle Cover, das aber dann tatsächlich nur wenig mit der Story zu tun hat. Auch habe ich anhand des Klappentextes etwas anderes erwartet, als das Buch schließlich geliefert hat.

    Die Geschichte und die Auflösung des Familiengeheimnisses lässt mich teilweise unzufrieden zurück, obwohl der Fall aufgeklärt wird.

    Ich wurde zwar insgesamt gut unterhalten, aber das Buch wird keinen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen.


    Fazit: Grundsätzlich ein spannender, unterhaltsamer Thriller. Nicht mehr und nicht weniger.


    7 Punkte

  • Ildy Bach: Die Stieftochter. Thriller, München 2021, dtv Verlagsgesellschaft, ISBN 978-3-423-26225-5, Klappenbroschur, 397 Seiten, Format: 13,5 x 4 x 21,1 cm, Buch: EUR 15,90 (D), EUR 16,40 (A), Kindle: EUR 12,99, auch als Audio-CD lieferbar.


    „Die Schubladen-Falle ... (...) Und sie war mit Volldampf hineingetappt. Dabei gehörte es zu den Grundlagen ihrer Arbeit, Menschen nicht vorschnell in bestimmte Kategorien einzuordnen. Aber genau das, dachte sie, habe ich im Fall meiner Familie getan: Becca war die böse Stiefmutter, Annabelle die verwöhnte Prinzessin, Frank der geschäftstüchtige Überflieger. Und wer oder was bin ich? – Du bist die Frau, die keine Rolle spielt, spottete ein imaginärer Eric.“ (Seite 127)


    O – das habe ich mir alles ’ne Nummer kleiner vorgestellt! Aber von vorn:


    Frankfurt, 2018: Theresa „Tessa“ Gretzky, 28, Juristin, ist ein harter Brocken. Offiziell arbeitet sie „für eine Stiftung“, womit sie ihre häufigen beruflichen Auslandsreisen erklärt. In Wahrheit ist das, was sie macht, eine nicht näher verortete geheimdienstliche Tätigkeit. Ihre Familie ist jedoch mit Tessas vagen Erklärungen zufrieden. Im Grunde ist es ihnen egal, weil sowieso jeder nur um sich selbst kreist. Und Freunde hat Tessa kaum.


    Aufgewachsen ist Tessa Gretzky in einer vornehmen Villa. Ihre Eltern haben/hatten eine Privatklinik für plastische Chirurgie, in der auch ihr älterer Bruder Frank als Arzt tätig ist. Ihre Schwester Annabelle ist mit einem ehrgeizigen Politiker verheiratet, mit dem sie drei Kinder hat. Tessa hat sich in ihrer Familie nie richtig wohlgefühlt, weil es immer nur um Geld, Erfolg und den äußeren Schein ging.


    14 Jahre ist es nun her, dass ihr Vater ihre Mutter für die vermögende Schauspielerin Rebecca Sandmann verlassen hat. Drei Jahre später war er tot – erschossen in der eigenen Villa. Als Täterin verhaftet und verurteilt wurde seine Frau Rebecca, die man in völlig verwirrtem Zustand im Garten des Hauses gefunden hat.


    Erst kann Rebecca sich nicht an die Geschehnisse des Abends erinnern, und als sie sich schließlich dazu in der Lage sieht, die Vorgänge aus ihrer Sicht zu schildern, glaubt ihr keiner mehr.


    Rebecca – eine Mörderin?

    Zehn Jahre lang hat sie aus dem Gefängnis heraus jeweils zum Todestag ihres Mannes an ihre Stieftochter Tessa geschrieben. Vermutlich hat sie in den Briefen ihre Unschuld beteuert. Wir wissen es nicht, weil Tessa alle Briefe ungeöffnet weggeworfen hat und Rebecca sich nicht mehr äußern kann. Nach ihrer Entlassung aus dem Gefängnis ist sie schnurstracks in die Gretzky-Villa gefahren – die seit Jahren rechtmäßig ihr gehört – wo sie noch am selben Abend von Unbekannten überfallen worden ist und seitdem im Koma liegt.


    Tessa, die, wie der Rest der Familie, von Rebecca nur immer als von „der Person“ spricht und in ihrem Leben noch keine drei Sätze mit ihr gewechselt hat, ist völlig überrumpelt, als sie erfährt, dass ihre Stiefmutter ausgerechnet sie dazu bevollmächtigt hat, ihre persönlichen Angelegenheiten zu regeln, falls sie selbst dazu nicht mehr in der Lage wäre.


    Die Vollmacht

    Ihr erster Impuls ist, diese Vollmacht empört zurückzuweisen. Doch seltsamerweise redet ihr Chef ihr zu. Und hat sie nicht in ihrem Job gelernt, genau hinzuschauen und nicht die erstbeste Erklärung zu akzeptieren? Sie nimmt also die Aufgabe an, kümmert sich um Rebeccas medizinische und private Belange und forscht nach, ob damals wirklich alles so war, wie es den Anschein hatte. Ihre Vollmacht sowie ihre beruflichen Kontakte und Fähigkeiten öffnen ihr dabei so manche Tür.


    Tessa beginnt zu zweifeln

    Je mehr Informationen Tessa zusammenträgt, desto stärker zweifelt sie an Rebeccas Schuld – und desto schlechter steht auch ihre dysfunktionale Familie da.


    Eingestreut in die Story von Tessas Nachforschungen über den Mord an ihrem Vater und den Mordversuch an ihrer Stiefmutter ist die Geschichte von illegalen ... sagen wir mal: Veranstaltungen. Man fragt sich, was das hier soll und wie die brutalen Unterwelt-Aktivitäten mit der schnöseligen Familie Gretzky in Zusammenhang stehen könnten. Das klärt sich erst ganz zum Schluss, wobei mich die Zusammenführung der beiden Handlungsstränge nicht restlos überzeugt hat. War das eine Notkonstruktion? So rein juristisch gesehen ...?


    Eine fürchterliche Familie

    Ich hätte diese Nebenhandlung nicht gebraucht. Für mich war die ehrenwerte Familie Gretzky brutal, bösartig und gruselig genug. Da hätte ich jedem zugetraut, dass er/sie über Leichen geht! Und wenn wirklich eine*r oder mehrere von denen eine unschuldige Frau gelinkt und geopfert haben, dann wollte ich unbedingt erleben, dass man diejenige/n zur Verantwortung zieht. Deswegen habe ich wie besessen gelesen. Auch wenn es mir zu viel filmgerechte Action war und ich bei all den Anwälten, Ärzten, Psychologen, Geheimdienst- und Ermittlungsbeamten zweitweise den Überblick verloren habe.


    Spannung, Action, Seifenoper

    Spannend war’s! Das kann ich mit Fug und Recht behaupten. Und wie man allein durch Gesprächsprotokolle und die Aussagen Dritter Tessas Stiefmutter Rebecca nahe kommt, das ist toll gemacht. Von der Aufklärung der beiden Fälle – Mord und Mordversuch – hatte ich mir allerdings etwas mehr erhofft. Erst wird eine Riesenwelle gemacht, und dann ist das Böse wieder mal erschreckend banal.


    Für meinen Geschmack enthält der Thriller trotz aller Spannung ein bisschen zu viel Seifenoper und Actionkino. Mir sind bodenständigere Geschichten einfach lieber.


    Die Autorin

    Ildy Bach hat einen klassischen Bühnenberuf gelernt und viele Jahre am Theater gearbeitet. Gemeinsam mit ihrer Partnerin schreibt sie neben (Kriminal-)Romanen auch Kinder- und Jugendbücher, Theaterstücke sowie Stoffe für Film und Fernsehen. Ildy Bach ist ein Pseudonym.


    ASIN/ISBN: 3423262257

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner