Andreas Altmann "Gebrauchsanweisung für Heimat"

  • Andreas Altmann "Gebrauchsanweisung für Heimat"


    Inhaltsangabe (nach Amazon):

    Neu-Delhi, Brazzaville, Wien oder Hanoi: Andreas Altmann hat schon die unterschiedlichsten Orte als Heimat erlebt. Radikal ehrlich und voller Poesie nähert er sich einem Begriff, der so aufgeladen wie schwer zu fassen ist. Er schildert, wo auf seinen Reisen ihm Heimatverbundenheit, Heimatfreude und Fremdheit begegneten, welche Fragen zu Herkunft und Identität er sich stellt – und wie wichtig für ihn Freundschaften, Sprache, Musik sind, um sich heimisch zu fühlen. Er erzählt von den intensivsten Momenten unterwegs und in seiner Wahlheimat Paris, in die er immer wieder zurückkehrt. Und von der Leere der Wüste, der Einsamkeit und Stille, in der er die größte Vertrautheit empfindet.


    Über den Autor:

    Andreas Altmann, Jahrgang 1949, gilt als einer der bekanntesten deutschen Reiseschriftsteller. Geboren in Altötting, zog es Andreas Altmann nach abgebrochenen Studien und Schauspielausbildung in die weite Welt. Es folgten Veröffentlichungen für Tageszeitungen und Magazine sowie Beiträge für den Rundfunk. Mittlerweile sind knapp zwanzig Bücher erschienen, die u.a. mit dem Johann-Gottfried-Seume-Literaturpreis ausgezeichnet wurden.

    Andreas Altmann lebt in Paris.


    Meine Meinung:

    Es gibt ein paar Autoren, die genießen meine grenzenlose Großzügigkeit. Haben sie sich erst einmal in mein Herz geschrieben, dann sehe ich über jedes noch so durchschnittliche Buch hinweg. Einer von diesen Autoren ist Andreas Altmann. Nur zur Klarstellung: Der großartige Reiseschriftsteller Andreas Altmann hat noch nie ein durchschnittliches Buch geschrieben, zumindest keines seiner Bücher, die ich gelesen habe, ist gewöhnlich.

    Nicht alle Positionen teile ich mit ihm, vieles ist mir fremd, doch eines bleibt: Respekt.


    Doch kommen wir zur "Gebrauchsanweisung für Heimat". Andreas Altmann ist einer, den es schnell wegzog von seinem Geburtsort. Nachzulesen in "Das Scheißleben meines Vaters, das Scheißleben meiner Mutter und meine eigene Scheißjugend", ein Buch, das ich nie in die Hand nahm, genauso wenig wie "Frauen.Geschichten".

    Mich interessieren autobiographisch verarbeitetes Leid in der katholisch geprägten bayerischen Provinz und Frauengeschichten nicht.

    Was auf den ersten Blick harsch klingt, ist meine einfache Ablehnung gegenüber jedweder Schaulust, mag sie noch so gut verarbeitet sein.

    Auf der Suche nach Heimat - diesem spannungsgeladenen Wort - kehrt Andreas Altmann in dieser Gebrauchsanweisung auch an seinen Geburtsort und seine Wurzeln zurück. In zwanzig Kapiteln, die sich zwischen Orten und Schlagworten wie Musik, Sprache, Freunde abwechseln, ergründet er, wo Heimat zu finden ist. Ob es sich um einzelne Orte oder besondere Begegnungen handelt, eine Heimat findet Andreas Altmann immer; im Unterschied zu seinen Reisebüchern fallen seine Schilderungen detaillierter, persönlicher, intensiver, liebevoller, gar schmerzlicher aus. Die ungeschönten Einblicke dürften seine treuen Leser freuen, insbesondere dann, wenn er den Kapiteln Sprache und Freundschaft zu Höchstform aufläuft. Verzeihlich dagegen sind die schwächeren Momente des Buchs, in denen missionarischer und unerbittlicher Eifer, seine Mitmenschen zur Abkehr vom Glauben zu bewegen, durchdringt.

    Ob zudem Andreas Altmanns Begegnungen mit Frauen tatsächlich so stattfanden oder die Fantasie mit ihm durchgegangen ist, lässt sich nicht überprüfen, ist aber auch nicht wichtig, wenn Geborgenheit und menschliche Wärme ein so poetisches Bild von Heimat beschreiben.


    "Gebrauchsanweisung für Heimat" ist eine kluge, emotionale, manchmal mühselige und sehr persönliche Suche nach dem Ort, der Geborgenheit und Zuversicht bietet; eines der stärksten Bücher, nicht jedoch mein Lieblingsbuch dieses außergewöhnlichen Reiseschriftstellers, von dem ich hoffe, bald wieder mehr Reisebeschreibungen und weniger Innenansichten zu lesen.


    ASIN/ISBN: 3492277438