Anne Mette Hancock – Narbenherz

  • Dunkles Kopenhagen


    Buchmeinung zu Anne Mette Hancock – Narbenherz


    „Narbenherz“ ist ein Kriminalroman von Anne Mette Hancock, der 2021 bei Fischer Scherz in der Übersetzung von Friederike Buchinger erschienen ist. Der Titel der dänischen Originalausgabe lautet „Mercedes-Snittet“ und ist 2018 erschienen.


    Zum Autor:

    Anne Mette Hancock ist ein Star der skandinavischen Krimi-Szene: Ihre Thriller um die Investigativ-Journalistin Heloise Kaldan und den Kommissar Erik Schäfer sind Platz-1-Bestseller in ihrer Heimat Dänemark und werden in viele europäische Sprachen übersetzt. Für die Romane wurde die Autorin mehrfach ausgezeichnet. Anne Mette Hancock studierte Geschichte und Journalismus in Roskilde und arbeitete als freie Journalistin für Tageszeitungen und Magazine. Sie stammt aus Gråsten an der dänischen Ostseeküste, lebte in Frankreich und den USA und wohnt mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in Kopenhagen.

    Klappentext:

    Kopenhagen: Investigativ-Journalistin Heloise Kaldan hat gerade eine Recherche zu traumatisierten Soldaten begonnen, als sie eine persönliche Entscheidung treffen muss über Leben und Zukunft. Noch bevor sie irgendetwas tun kann, erfährt sie vom Verschwinden eines zehnjährigen Jungen. Vor Ort trifft Heloise ihren guten Freund Kommissar Erik Schäfer, der in dem Fall ermittelt. Die Spuren zu dem Jungen sind verwirrend, nichts passt zusammen. Heloise versucht, Erik Schäfer zu helfen, das entscheidende Muster zu erkennen. Und begegnet ihren innersten Dämonen.


    Meine Meinung:

    Dieses Buch hat mich in vielen Punkten irritiert. Bisher war für mich Amerika das Land mit den vielen traumatisierten Personen, aber auch in Dänemark scheint es viele davon zu gegen. Sie waren in Krisengebieten im Einsatz und haben derart Schreckliches gesehen, dass sie damit nicht mehr klarkommen. Auch Heloise Kaldan, eine der beiden Hauptfiguren, wirkt schwer angeschlagen. Die zweite Hauptfigur ist Kommissar und Exsoldat Erik Schäfer, der kompetent und sympathisch wirkt. Es ist ein Buch, bei dem man kaum positive Dinge wahrnehmen kann. Heloise ist sehr gut mit Erik befreundet und doch schreckt sie nicht vor einem Vertrauensbruch zurück. Heloise Kaldan wirkte auf mich mehr und mehr unsympathisch. Private Probleme standen bei ihr im Vordergrund.

    Erik Schäfer hat seine Wertvorstellungen und auch seine Vorurteile, aber der Job steht bei ihm klar im Vordergrund. Die Autorin streut eine Reihe falscher Spuren und dennoch empfand ich die Geschichte wenig spannend. Zudem war es mir einfach zu dunkel und zu sehr von traumatisierten Menschen getrieben. Hinzu kommt die geringe Beteiligung der Journalistin an der Auflösung.


    Fazit:

    Für mich war dieses Buch schlicht zu dunkel und eine Enttäuschung. Deshalb bewerte ich das Buch mit zwei von fünf Sternen (50 von 100 Punkten).


    ASIN/ISBN: 365100094X

    :lesend James Lee Burke - Die Tote im Eisblock

    hörend: Hanna von Feilitzsch - Bittersüße Mandeln

  • Das Verschwinden des zehnjährigen Julius hält ganz Kopenhagen in Atem. Während die Polizei fieberhaft nach dem Jungen sucht, hat Investigativ-Journalistin Heloise Kaldan mit privaten Problemen zu kämpfen. Diese werden erst einmal in den Hintergrund gedrängt, als sie ihr Chef ebenfalls auf den Vermisstenfall ansetzt. Denn Heloise kennt den ermittelnden Kommissar Erik Schäfer. Als der ihr nicht wirklich weiterhelfen kann, beginnt die Journalistin auf eigene Faust zu ermitteln. So verfolgen die zwei unabhängig voneinander Spuren zum Fall und treffen nur gelegentlich aufeinander.

    Die Geschichte beginnt relativ ruhig. Erst nach und nach bauen sich die Zusammenhänge auf. Es gibt immer mal wieder Anspielungen von den ersten gemeinsamen Fall von Heloise von Erik und nicht immer werden die Andeutungen darauf erklärt. Dadurch wusste ich bei einigen zwischenmenschlichen Dialogen und Handlungen nicht recht, wie sie zusammenhing. Der neue Ermittlungsfall selbst ist keine brillante detektivische Suche, sondern eher ein Stochern im Nebel. Dennoch passiert vor allem im zweiten Drittel des Romans so viel, dass sämtliche Teile der Geschichte ihre ganz eigene Dynamik erhalten. Selbst in Eloises Privatleben geht es auf einmal drunter und drüber. Das Ende indes ist jetzt nicht halb so verblüffend wie erwartet, einzig das allerletzte Kapitel kann dem Ganzen noch einen runden Schliff verpassen.

    Alles in allem ist „Narbenherz“ (das sich gleichermaßen auf den Vermisstenfall als auch Eloise als Privatperson beziehen lässt) ein solider Krimi, der vor allem im Mittelteil viel Spannung erzeugt. Zum besseren Verständnis dürfte es nicht schaden, vorab den ersten Band „Leichenblume“ gelesen zu haben.