Ein Sohn der Stadt – Kent Haruf

  • Diogenes, 2021


    OT: ‎ Where You Once Belonged


    Kurzbeschreibung:

    Acht Jahre sind vergangen, seit Jack Burdette – einstiger Liebling der Kleinstadt und bewunderter Footballstar – über Nacht verschwand und damit um Geld betrogene wütende Farmer und seine schwangere Frau samt Kindern zurückließ. Und dann ist er plötzlich wieder da, in einem roten Cadillac mitten auf der Main Street, und legt damit nicht nur den Finger in alte, nicht verheilte Wunden, sondern setzt Geschehnisse in Gang, die jeden Bewohner Holts treffen.


    Über den Autor:

    Kent Haruf, geboren 1943 in Colorado, war ein amerikanischer Schriftsteller. Alle seine sechs Romane spielen in der fiktiven Kleinstadt Holt im US-Bundesstaat Colorado. Er wurde unter anderem mit dem Whiting Foundation Writers’ Award, dem Wallace Stegner Award und dem Mountains & Plains Booksellers Award ausgezeichnet. Sein letzter Roman, ›Unsere Seelen bei Nacht‹, wurde zum Bestseller und mit Jane Fonda und Robert Redford in den Hauptrollen verfilmt. Kent Haruf starb 2014.


    Mein Eindruck:

    Es beginnt damit, wie Jack Burdette nach 8 Jahren in die Kleinstadt zurückkehrt. Damals hat er die Einwohner um 150.000 Dollar gebracht und zudem noch seine schwangere Frau Jessie mit 2 Kindern sitzen gelassen.


    Klar, dass Jack, nachdem er alles verprasst hat, nicht sehr freundlich aufgenommen wird.


    Der Clou des Buches ist meiner Meinung nach die Erzählweise. Die Geschichte wird von dem Zeitungsherausgeber erzählt, der nach einige Jahren nach Jacks Abwesenheit eine sehr positive Beziehung mit Jessie und ihren beiden Söhnen beginnt.


    Die Romane von Kent Haruf sind immer durch die Charaktere der Stadt geprägt. Die Einwohner sind ehrlich und direkt (außer Jack natürlich) und die meisten sind anständige Menschen.


    Der Roman hat wieder Spaß gemacht. Man wünschte sich, es gäbe mehr Autoren wie Kent Haruf.


    ASIN/ISBN: ‎3257071728

  • Eindrucksvoll


    Der Schriftsteller Kent Haruf konnte mich schon mit einigen Romanen begeistern.

    Mit dem neuen Roman „Ein Sohn der Stadt“ hat er es wieder geschafft.

    Dieser Roman ist Kent Harufs erster Roman aus der fiktiven Stadt Holt in Colorado.

    Ich hatte nicht mehr mit einem Roman von ihm gerechnet, da er leider schon 2014 gestorben ist.

    Auch in diesem Roman waren die Personen wieder normale Menschen, mit Fehlern und Schwächen. Dadurch konnte mich der Autor immer wieder erreichen. Mit geschickt gewählten Worten bringt er uns die Personen und das Städtchen nahe.


    Vor 8 Jahren war der Footballstar Jack Burdette verschwunden. Jetzt ist er plötzlich wieder da, als wenn nichts gewesen wäre. Was für ein Drama.

    Jack Burdette hat sich zum Schlechten verändert.

    Mich hat der Roman wieder gefesselt. Er ist zeitlos und locker. So ist gute Literatur.

  • Jack Burdette und Pat Arbuckle wuchsen zusammen auf und der Journalist des Holt Mercury erzählt rückblickend die Geschichte.


    Jack war Spätgeborener und für seine Eltern ein schwieriges Kind. Für seine Mitschüler hingegen war er cool. Die Schule besuchte er eher sporadisch, streunte lieber und bewältigte sie vor allem durch die Hilfe von Wanda Jo Evans. Die Lehrer waren auch eher froh, wenn er nicht in ihre Klasse gehörte. In der Highschool war er vor allem beliebt wegen seines Footballtalents, dort flog er allerdings wegen Diebstahls hinaus und meldet sich freiwillig zur Armee. Daran anschließend kehrt er zurück und schlängelte sich weiter durchs Leben und eines Tages wurde er tatsächlich Manager der Farmer-Kooperative. Auf Kosten der Kooperative nutzt er eine Tagungsreise nach Tulsa für sich aus - lernt Jessie kennen, verlängert die Reise und heiratet sie nach zwei Tagen. Jessie bekommt zwei Kinder mit ihm und eines Tages verschwindet er spurlos, hinterläßt die ahnungslose Familie und etliche Schulden. Nun 8 Jahre später taucht er im roten Cadillac wieder auf als wenn nichts gewesen wäre. Er selbst hat sich rein äußerlich zum Negativen entwickelt – aufgeschwemmt und schlampig. Was ist passiert und weshalb kommt er zurück? Das sollte jeder selbst lesen.



    Ich bin ein ausgesprochener Fan von Kent Haruf, kenne seine Bücher und es hat mich sehr gefreut, daß nun auch sein erster Roman auf Deutsch erschienen ist. Unter diesem Gesichtspunkt habe ich ihn auch gelesen. Ein Tiefgang, den spätere Romane haben, fehlte mir hier etwas, was aber meiner Begeisterung keinen Abbruch tat. Die Figuren schildert der Autor bekanntermaßen sehr genau, realistisch und menschlich. Man fühlt sich mittendrin im fiktiven Städtchen Holt samt seinen Bewohnern, ihrem alltäglichen Leben und jeder von ihnen hatte etwas mit Jack zu tun. Der Schreibstil läßt sich flüssig lesen und in die Geschichte – empathisch, mal tragisch aufregend und auch mal humorvoll - konnte man sich als Leser sehr gut hineinversetzen. Was soll ich sagen, Kent Haruf beherrschte einfach das Erzählen und Schreiben von Geschichten!


    Für mich war es ein echtes Lesevergnügen und ich empfehle es auch sehr gerne weiter.