Randi Fuglehaug - Todesfall

  • Inhalt

    Die Journalistin Agnes Tveit und ihr Lebensgefährte, der Chirurg Fredrik Dahl, kehren aus Oslo in Agnes´ Heimatort Voss zurück, wo Agnes für eine kleine Zeitung arbeiten will. Sie soll einen Artikel über ein Extremsport-Festival schreiben, das durch eine Gruppe Fallschirmspringerinnen in Tracht eröffnet wird. Die vier Frauen, die einen gemeinsamen Sprung absolvieren, sind allesamt erfahrene Springerinnen und außerdem ehemalige Schulkameradinnen von Agnes.


    Zum Entsetzen der zahlreichen Zuschauer stürzt eine der Springerinnen vor aller Augen in den Tod, als sich ihr Fallschirm nicht öffnet. Die Polizei, einer ihrer Beamten ist Agnes´ Jugendfreund Viktor, stellt fest, dass es sich nicht um einen Unfall, sondern um Mord handelt, denn sowohl der Hauptfallschirm als auch der Notfallschirm sind sabotiert worden. Jetzt gilt es zu klären, wer ein Motiv gehabt haben könnte, Veslemøy Liland, Mutter zweier kleiner Söhne, zu töten und wie derjenige die Gelegenheit gehabt haben sollte, die Schirme unbemerkt zu manipulieren.

    Agnes möchte die Polizei bei ihren Ermittlungen unterstützen und beginnt auf eigene Faust im Kreise ihrer früheren Bekannten zu ermitteln.


    Beurteilung

    Der Kriminalfall ist geschickt konstruiert und wartet mit immer neuen Wendungen und Überraschungen auf. Schnell wird deutlich, dass man zur Lösung dieses Falls in der Vergangenheit der vier Fallschirmspringerinnen und ihrer Jugendfreunde ermitteln muss. Die Beziehungen unter diesen Menschen sind vielschichtig und relevante Informationen kommen nur häppchenweise ans Licht, sodass die Auflösung für den Leser nicht zu früh ersichtlich wird.


    Bedauerlicherweise nimmt das Privatleben von Agnes Tveit sehr großen Raum ein. Die Achtunddreißigjährige und ihr Partner versuchen seit über einem Jahr erfolglos, ein Kind zu bekommen, das Zusammenleben der beiden ist von Eisprungsermittlung, Zeugungsversuchen nach dem Kalender, Schwangerschaftstests und Streitereien geprägt. Agnes ist dabei eigentlich mehr daran interessiert, im Beruf voranzukommen und fühlt sich von Fredrik unter Druck gesetzt, sie bereut bereits den Wechsel zur Provinzzeitung und entzweit sich mit ihrem neuen Chef. Obwohl der Kriminalfall fesselnd ist und man Agnes ein gewisses Verständnis entgegenbringen kann, ist sie doch ein sehr anstrengender Charakter: ständig auf der Suche nach Junkfood und sehr zickig. Das schmälert das Lesevergnügen und man kann nur hoffen, dass sie im nächsten Band der Reihe ausgeglichener sein wird…


    Fazit

    Ein komplexer und anschaulich präsentierter Kriminalfall, dessen Unterhaltungswert leider durch den „Nervfaktor“ der Protagonistin beeinträchtigt wird!

    6 Punkte

    ASIN/ISBN: B09JVNWHWR

  • Krimiroman für Frauen


    Großen Anteil an meiner Entscheidung, "Todesfall" von Randi Fuglehaug zu lesen, hat das toll gestaltete Cover gehabt. Sowohl die Farbgebung als auch die Elemente sind sehr stimmungsvoll arrangiert und ein Hingucker für jedes Bücherregal.

    Auch die Handlung klang prinzipiell sehr vielversprechend und spannend: Eine Fallschirmspringerin, deren Fallschirm sich nicht öffnet und ein wichtiges Sportfestival in Norwegen. Inmitten davon eine engagierte Reporterin, die versucht den Vorfall zu recherchieren und seine Hintergründe aufzudecken - und da gibt es einiges aufzudecken...

    Alles in allem also eine spannende Handlung vor berauschend-schöner Kulisse. Was neben dem zu untersuchenden Vorfall und den aufzudeckenden Geheimnissen aber von der Autorin zu einem zentralen Moment der Handlung gemacht wird, sind persönliche Motive und Dramen. Da geht es seitenweise um den unerfüllten Kinderwunsch der Protagonistin, Schwangerschaftstests und Co. Also nicht unbedingt das was man in einem Krimi erwartet, vielleicht eher in einem Frauenroman. Daher auch zwei Sterne Abzug. Drei Sterne bleiben für einen angenehmen Schreibstil und das schöne Cover.

  • Auf Freundshaft und Tod

    "Todesfall" - der Titel des norwegischen Kriminalromans von Randi Fuglehaug ist wörtlich zu nehmen. Denn es geht nicht nur um einen Todesfall (wenig überraschend in einem Krimi) - eine Frau kommr buchstäblich durch Fall zu Tode, nämlich bei einem Fallschirmsürung. Vier verschworene Freundinnen, die nicht nur das gemeinsame Hobby verbindet, wollten sich mit ihrem Sprung in Trachtenkostüm an dem Extresportfestival in ihrem westnorwegischen Heimatort Voss beteiligen. Doch nur drei von ihnen kommen heil am Boden an. Die Journalistin Agnes Tveit, erst vot kurzem aus der Hauptstadt nach Voss zur dortigen Zeitung zurückgekehrt, gehört zu den Augenzeugnnen und berichtet über den Vorfall.

    Was zunächst noch wie ein tragischer Unfall aussah, entpuppt sich als Mord: Sämtliche Schnüre an dem Fallschirm wie auch am Reserveschirm waren durchtrennt worden. Die Springerin hatte nie eine Chance gehabt. Wer hatte ein Interesse an dem Tod der jungen Mutter? Agnes Tveit klemmt sich hartnäckig hinter die Ermittlungen, mehr, als ihrem Chefredakteur lieb ist. Hat der Tod der Frau mit einer 20 Jahre zurückliegenden Vergewalitgung zu tun? Und wieso wurde damals die Anzeige wieder eingestellt?

    An Tatverdächtigen und Hinweisen auf die Probleme der Vergangenheit herrscht kein Mangel. Agnes hat endlich mal wieder eine große Geschichte, nicht nur die Lokalthemen, die wenig prickelnd sind. Doch der Umzug nach Westnorwegen diente ohnehin nicht der Karriere, sondern dem Privatleben. Agnes und ihr Freund haben die Familienplanungsphase begonnen. doch es will einfach nicht klappen mit einer Schwangerschaft. Immerhin, in Voss wohnen Agnes´Eltern, die auch bei der Kinderbetreuung einspringen könnten.

    "Todesfall" streift auch die Kontraste zwischen Stadt und Land, zwischen dem Hauptstadtleben und dem ganz anderen Menschenschlag im Westen - das war mir bisher so gar nicht bewusst, also wieder was gelernt. Auch die Veränderungen der Medienlandschaft werden thematisiert, das Sterben der Printausgaben, die Hoffnung auf den Profit durch digitale Angebote, die Angst, plötzlich zu den "Alten" zu gehören, die als nicht mehr anpassungsfähig für die neue Zeit verallgemeinert werden und in die berufliche Sackgasse zu geraten drohen. Insofern steckt eine ordentliche Portion Realität in dem Buch.

    Mit der Figur der Agnes tat ich mir vor allem am Anfang schwer - zum einen verstößt sie gleich mehrfach gegen journalistische ethische Standards, wenn es ihr nur zum Vorteil dient, zum anderen erscheint sie mir gleichermaßen ichbezogen und selbstmitleidig. Während der Plot allerdings zunehmend dichter und komplexer wird, lässt sich das allerdings leichter ignorieren. Der Fall erfährt eine Wendung, die plötzlich alles in einem ganz anderen Licht erscheinen lässt, Da führt die Autorin die verschiedenen Hinweise und Fäden gekonnt zusammen. Strahlefiguren gibt es hier nicht, wohl aber eineb interessanten Aufbau, der keine Langeweile aufkommen lässt und auch der spektakulären Landschaft norwegischer Berge und Wasserfälle ihren Raum gibt.