Miriam Georg - Das Tor zur Welt: Träume

  • BallinStadt


    Das Tor zur Welt, Träume, Historischer Roman von Miriam Georg, 656 Seiten erschienen im Rowohlt Taschenbuch Verlag.
    Die Hamburger Auswanderer-Stadt Teil 1
    Ava kann sich nur noch vage an ihre Familie erinnern, immer mehr verblasst die Erinnerung, sie vermutet sie in Amerika. Ava kommt mit ihren Pflegeeltern nach Hamburg, dort herrscht die Cholera, bald muss sie sich alleine durchschlagen, sie arbeitet und schuftet lange Jahre, für das eine Ziel, sich eine Schiffspassage nach Amerika leisten zu können, sie findet eine Anstellung in der Hamburger Auswandererstadt.
    Claire Conrad ist reich und schön, ihr fehlt es an nichts, kapriziös und eigenwillig dickköpfig und verwöhnt, so eckt sie überall an und stößt alle die ihr nahestehen vor den Kopf. Ihre Mutter die sich nicht mehr zu helfen weiß, wendet sich an den dubiosen Dr. Schwab. Um sie zu therapieren soll sie fortan in der Auswandererstadt arbeiten.
    Dort begegnen sich die beiden unterschiedlichen Frauen. Eine Freundschaft beginnt, die durch einen furchtbaren Verrat erschüttert wird.
    Das Buch besteht aus 4 Teilen, die mit Ort und Jahreszahlen gekennzeichnet sind. Abwechselnd werden die Erlebnisse der beiden Protagonistinnen Claire und Ava aus der Sicht der jeweiligen Figur erzählt. Dazwischen in kursiver Schrift deutlich abgesetzt und im Ich-Stil verfasst, Schiffsszenen aus der Vergangenheit, dramatisch und aussichtslos, die erst zum Ende etwas Licht ins Dunkel bringt. In der vorderen Klappe eine Karte der Hamburger Auswandererstadt um 1900.
    Die Autorin schreibt flüssig und extrem bildmalerisch, die Zeilen flogen nur so dahin und vor meinen Augen entstanden Bilder des geschilderten Settings. Ganz besonders ausführlich und tiefgründig sind die einzelnen Charaktere beschrieben. Ein Leichtes, sich im Lauf des Romans in die Personen hineinfühlen zu können, das erzeugt Authentizität und Verbundenheit. In erster Linie die Figur Claire, die ich zu Anfang gar nicht so leiden konnte. Dieses verwöhnte, oberflächliche und sture Geschöpf. Weil sich ihre Mutter nicht mehr zu helfen wusste kam sie in die Fänge dieses lüsternen Quacksalbers Dr. Schwab, der sie in seine Gewalt bringen will. Wie sie immer mehr in Schwierigkeiten kam hat sie sich selbst zuzuschreiben, doch da hat sie mir aufrichtig leidgetan. Ganz im Gegensatz dazu die fleißige und gute Ava, eine Gegensatz zu Claire der mir immer wieder das Herz erfreut hat. Alle anderen Charaktere handeln nachvollziehbar und authentisch.
    Insgesamt ist in diesem ersten Teil, so viel angedeutet und so wenig erklärt worden, dass es ein unbedingtes Muss ist, den zweiten Band ebenfalls zu lesen. Immer wieder sorgten Plottwists und neue ungeahnte Begebenheiten für Spannung und machten es schwer das Buch aus der Hand zu legen. Insgesamt eine spannende und emotionale Unterhaltung.
    Wie schlecht Frauen Anfang des 20. Jahrhunderts behandelt wurden ist himmelschreiend, alleine die Erklärungen des schrecklichen Dr. Schwab, lassen der Leserin die Haare zu Berge stehen, Hysterie und ihre Behandlung, es ist einfach unvorstellbar was Frauen da aushalten mussten. Die Erzählung über die BallinStadt und die Begebenheiten bei den Auswanderern haben mir sehr gut gefallen. Die Verzweiflung der Menschen und die schauderhaften Lebensbedingungen der Armen haben mich zu Tränen gerührt.
    Insgesamt gesehen ist es unmöglich dieses Buch als Einzelband zu lesen. Viel zu viel ist nicht gelöst worden, sämtliche Fäden sind noch offen. Ein wenig mehr Erklärungen am Ende und Auflösungen. Dafür im Vorfeld etwas weniger Geschichte drum herum, z.B. die Erlebnisse Avas am Moorhof im alten Land wären nicht so ausführlich nötig gewesen, da sich daraus nichts mehr ergab. Das Buch ist sehr umfangreich, trotzdem fühlt es sich an, als ob mir am Ende noch unzählige Seiten fehlten. Bis zum Erscheinen des 2. Bandes ist es doch noch etliche Wochen hin. Einige Erzählstränge enden für mich mitten in der Szene. (z. B. Ava bei Agathe). Das ist für mich nicht befriedigend ich hätte mir diesen Teil etwas mehr in sich abgeschlossen gewünscht. Dafür von mir ein Stern Abzug.
    Eine Leseempfehlung, evtl. wenn der Fortsetzungsband erschienen ist, die beiden Bücher nacheinander weg zu lesen. 8 von 10 möglichen Punkten.


    ASIN/ISBN: 3499009218

  • Meine Meinung:


    Das Hörbuch ist sehr umfangreich mit einer Spieldauer von 18 Stunden und 43 Minuten. Es hat einige Zeit gedauert, bis ich es komplett gehört habe. Und nun bin ein wenig zwiegespalten. Die Story an sich ist sehr interessant. Die Geschichte der Auswanderer ist sehr gut recherchiert. Es ist auch in einer angenehmen Sprache geschrieben und lässt sich gut hören. Die Sprecherin hat eine angenehme Stimme und versteht es auch die unterschiedlichen Charaktere gut hervorzuheben.


    Allerdings finde ich den Plot teilweise ein wenig verwirrend.

    Es geht in dem Buch um die beiden Frauen Ava und Claire, die unterschiedlicher nicht sein können. Das Buch wird aus beiden Perspektiven erzählt und dazwischen kommen dann auch Abschnitte, die von der Fahrt über den Atlantik erzählen, wo man aber nicht so genau weiß, um wen es da jetzt eigentlich geht.


    Das wird zwar am Ende des Buches ein wenig aufgeklärt, aber es bleiben doch noch sehr viele Fragen übrig, die dann vermutlich im zweiten Band aufgeklärt werden. In einem gewissen Rahmen ist das ja bei einer mehrbändigen Saga normal, das noch nicht alles erzählt wird, aber hier war mir dies eindeutig zu viel.


    Deshalb auch einen Stern Abzug.

    Trotzdem freue ich mich auf den zweiten Band und hoffe, dass sich dann am Ende alles klar ist.