Arno Strobel – Fake – Wer soll dir jetzt noch glauben

Die tiefgreifenden System-Arbeiten sind soweit abgeschlossen. Weitere Arbeiten können - wie bisher - am laufenden System erfolgen und werden bis auf weiteres zu keinen Einschränkungen im Forenbetrieb führen.
  • Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)

    »Du warst es nicht. Aber sie haben dich auf Video. Wer soll dir jetzt noch glauben?«

    Patrick Dostert freut sich auf einen freien Tag mit seiner Frau Julia, als noch vor dem Frühstück zwei Beamte der Kripo Weimar vor der Tür stehen. Patrick bittet sie herein, und von einer Minute zur anderen ändert sich alles für ihn.

    Er wird verdächtigt, drei Tage zuvor eine Frau misshandelt und entführt zu haben. Patrick hat ein Alibi für die Tatnacht, doch der einzige Zeuge, der ihn entlasten könnte, bleibt unauffindbar. Und die beste Freundin des Opfers belastet ihn schwer.

    Patrick beteuert seine Unschuld, bis das Video auftaucht. Das Video, in dem er zu sehen ist. Das ihn überführt. Obwohl er das Opfer noch nie gesehen hat. Aber das glaubt ihm keiner. Er kommt in Haft, soll verurteilt werden. Und kann absolut nichts tun, denn Bilder sagen mehr als tausend Worte. Oder?


    Autor (Quelle: Verlagsseite)

    Arno Strobel liebt Grenzerfahrungen und teilt sie gern mit seinen Leserinnen und Lesern. Deshalb sind seine Thriller wie spannende Entdeckungsreisen zu den dunklen Winkeln der menschlichen Seele und machen auch vor den größten Urängsten nicht Halt.

    Seine Themen spürt er dabei meist im Alltag auf und erst, wenn ihn eine Idee nicht mehr loslässt und er den Hintergründen sofort mit Hilfe seines Netzwerks aus Experten auf den Grund gehen will, weiß er, dass der Grundstein für seinen nächsten Roman gelegt ist. Alle seine bisherigen Thriller waren Bestseller.

    Arno Strobel lebt als freier Autor in der Nähe von Trier.


    Allgemeines

    Erschienen am 31.08.2022 im FISCHER Verlag als TB mit 368 Seiten

    Gliederung: Prolog – Roman in vier Teilen – Epilog, insgesamt 41 Kapitel

    Erzählung in der dritten Person und Ich-Erzählung als Niederschrift/Tagebuch

    Handlungsorte und -zeit: Erfurt und Weimar, in der Gegenwart


    Inhalt

    Patrick Dostert sitzt in Untersuchungshaft. Er wird beschuldigt, Jana Gehlen in ihrer Wohnung schwer misshandelt und entführt zu haben, nachdem diese behauptet hat, er habe ihre beste Freundin Yvonne Voigt entführt und möglicherweise ermordet. Patrick führt im Gefängnis ein Tagebuch, in dem er über die Ereignisse berichtet, die zu seiner Verhaftung geführt haben.

    Eines Morgens erscheinen zwei Kriminalbeamte in seinem Haus und konfrontieren ihn mit der Anschuldigung einer Frau namens Jana Gehlen, deren beste Freundin seit einigen Tagen spurlos verschwunden ist. Die Freundin soll ein Verhältnis mit Patrick gehabt haben und von diesem misshandelt worden sein.

    Im Internet taucht ein Video auf, das eine weitere – unbekannte - Frau von Patrick gemacht hat, darin stellt sie ihn auf offener Straße und bezeichnet ihn als Psychopathen. Patrick beteuert seine Unschuld, er kenne diese beiden Frauen nicht einmal. Er lebt in geordneten Verhältnissen, ist bisher unbescholten, offenbar glücklich verheiratet und er verdient gut. Die beiden Kommissare wissen nicht, was sie von der Sache halten sollen. Als jedoch auch die Zeugin Gehlen verschwindet und im Netz ein Video auftaucht, auf dem Patrick bei der Misshandlung dieser Frau zu sehen ist, wird er verhaftet.

    Alle Indizien sprechen gegen ihn, eine Verurteilung scheint unausweichlich. Ein Freund beauftragt den berühmten Strafverteidiger Göbel und den Privatdetektiv Bohn, in dem eigentlich schon geklärten Fall weiter zu ermitteln…


    Beurteilung

    Die Handlung dieses Kriminalromans wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Als Ich-Erzähler spricht der Protagonist den Leser aus der JVA direkt an, in seinem Tagebuch nimmt er jedoch eine distanziertere Perspektive ein und schreibt über sich selbst und seine Vorgeschichte in der dritten Person. Weitere Perspektiven bieten – nach Patricks Verhaftung – die Schilderungen der Tätigkeiten des Strafverteidigers Göbel und seines Privatdetektivs Bohn, die beweisen wollen, dass es sich bei dem Misshandlungsvideo um ein Deepfake handelt.

    Durch den Perspektivwechsel gestaltet sich die Lektüre äußerst kurzweilig und dazu noch hochspannend, da man nicht umhinkann, für Patrick, der urplötzlich in einem Alptraum gefangen ist, Empathie zu empfinden und selbst nach Beweisen für seine Unschuld zu suchen. Der Autor thematisiert das unglückselige Phänomen medialer Hetzjagden in sozialen Netzwerken. Durch die Weiterverbreitung unbewiesener Behauptungen gerät Patricks Leben aus den Fugen, er verliert seinen Arbeitsplatz und auch seine Frau beginnt an ihm zu zweifeln.

    Der Roman ist sehr intelligent konstruiert, der Autor legt geschickt einige falsche Fährten und präsentiert einige Menschen im Umfeld des Protagonisten, die etwas zu verbergen haben. So kann der Leser diverse Theorien erstellen, um zum Schluss doch noch überrascht zu werden.

    Einige Details wirken nicht realitätsnah: Die Kommissare ermitteln nicht gründlich genug in alle Richtungen und gefährden eine Zeugin auf eine nicht vertretbare Weise – man hofft zumindest, dass dieses Verhalten nicht der Realität entspricht.

    Im Nachwort werden aktuelle technische Fortschritte im Hinblick auf die Erstellung von Videofilmen erläutert.


    Fazit

    Ein intelligent konstruierter, spannender Krimi, der technische Fortschritte und die damit verbundenen Schattenseiten anspricht!

    9 Punkte

    ASIN/ISBN: 3596706661

  • Ab dem Zeitpunkt, an dem die Erfurter Polizei vor der Wohnungstür steht, verwandelt sich Patrick Dosterts Leben in einen Albtraum. Zuerst geht es nur um eine vermisste Frau und die Anschuldigung, dass er sie zuvor verprügelt haben soll. Dabei hat Patrick die Frau noch nie zuvor gesehen. Noch während er dabei ist, das zu verdauen, tauchen weitere Beweise auf, die ihn schwer belasten. Unter anderem ein Video, in dem er einwandfrei zu sehen zu hören ist, zeigt, wie er eine Frau vor laufender Kamera bedroht. Auch davon weiß Patrick nichts. Diese Ereignisse belasten nicht nur ihn, sondern ebenso seine Beziehung und seinen Job. Alles geht zunehmend in die Brüche. Dann verschwindet eine weitere Frau und erneut deutet alles auf Patrick hin …

    Ich mag Geschichten, in denen gewöhnliche Menschen in außergewöhnliche Situationen geraten. Hier gibt es das praktisch in Reinform. Die Handlung prescht vom ersten Kapitel an voran, ständig gibt es Wendungen, die zwar überraschen, aber nie an den Haaren herbeigezogen ist. Es geht auch nicht so effekthascherisch oder betont eklig zu, wie es in vielen Fitzek-Romanen der Fall ist. Genau wie in den Büchern von Harlan Coben ergibt sich der meiste Horror aus alltäglichen Ereignissen. Das lässt die Geschichte im Rahmen ihrer Möglichkeiten authentisch und plausibel erscheinen. Einzig das überraschende Ende war mir etwas zu genre-typisch. Davon absehen ist Arno Strobel mit „Fake“ einmal mehr ein äußert spannender Thriller gelungen, den ich sehr genossen habe.

  • Als Leser wird man ganz schön in die Irre geführt

    Von jetzt auf gleich ändert sich das Leben von Patrick dramatisch, den er wird nicht nur verdächtigt ein Stalker zu sein, sondern kurze Zeit später auch noch ein brutaler Schläger und Mörder. So landet er in Untersuchungshaft. Kurz darauf ist er nicht nur seine Frau sondern auch noch seinen Job los und nicht zu letzt seinen guten Ruf. Erst als ein Topanwalt und dessen Ermittler den Fall übernehmen, kommt Bewegung in den Fall. Der Anwalt findet Spuren, die die Polizei vernachlässigt hat. Und nutzt dabei alle ihm bietenden Möglichkeiten ohne zu ahnen auf was er dabei stoßen wird.


    Strobel lässt sich in der „Fakt-Variante“ gut 100 Seiten Zeit, bis die Geschichte richtig spannend wird, bis dahin muss der Leser wirklich Geduld beweisen. Und ja er schafft es den Leser in die Irre zu führen, legt viele Spuren, und erst am Ende gibt es eine Auflösung mit der ich so nicht gerechnet hätte. Allerdings ist dieser Thriller leider kein Pageturner.


    Durch eine Reihe von Handlungssträngen, die mit einander verbunden sind oder auf einander aufbauen, erzeugt der Autor Spannung. Ganz nett ist dabei, dass der Hauptprotagonist immer wieder zu Worte kommt, leider wird man dadurch aber auch immer wieder aus dem Lesefluss gerissen. Zeitweilig wächst die Zahl der Verdächtigen in Rekordtempo, das man fast nicht mehr hinterherkommt, doch das ist gar nicht mal so schlecht, da mir hier das Mitraten, wer ist denn hier nun der Bösewicht sehr viel Spaß gemacht hat.


    Ja ich gebe es zu, mit dem Hauptprotagonisten hatte ich eine ganze Zeit lang Mitleid. Aber wer würde das nicht haben. Ein scheinbar ganz normaler Typ, aus der Mitte der Gesellschaft, mit guten Job, Frau und Haus, ein vollkommen unbeschriebenes Blatt mit scheinbar weißer Weste, bis zu eben jenen Tag. Und hätte dieser hervorragende Anwalt nicht sehr rasch mitbekommen, das er es mit einem Hochintelligenten Täter zu tun hat und nicht so gewissenhaft gewesen währe und immer genau zugehört hätte währe er wohl damit durchgekommen. So eiskalt und berechnend, ein richtiger Psychopath.


    Fazit: Ein Thriller in zwei Varianten herauszubringen ist schon mal Hausnummer, da ich mich hier auf die Faktvariante beziehe und die Fakevariante nicht kenne, kann ich auch nicht beurteilen welche besser gelungen oder aber spannender ist. Fakt ist als Leser muss man bei der Faktvariante etwas Geduld mitbringen, bis einen das Buch packt. Dann wird es jedoch nicht nur spannend sondern auch richtig kriminell, was Täter und Verdächtige betrifft. Die Faktvariante ist nicht unbedingt ein Pageturner, hat aber ein richtig cooles Ende, mit der ich so nicht gerechnet hätte.

    :fingerhoch:fingerhoch:fingerhoch:fingerhoch