Ein Alman feiert selten allein, von Aylin Atmaca

  • Ein Alman feiert selten allein, von Aylin Atmaca


    Cover:

    Mit der exakten Ausrichtung der Geschenke, passt das Cover zum Inhalt des Buches.


    Inhalt:

    Elif, ein Kind türkischer Gastarbeiter, wird von den Eltern ihres deutschen Freundes Jonas, zu ihrem ersten „deutschen“ Weihnachtsfest eingeladen.

    Ihre Erwartungen in ein harmonisches Familienfest sind groß. Heimlich träumt sie seit ihrer Kindheit davon.

    Ob ihre Erwartungen in Erfüllung gehen?


    Meine Meinung:

    Eine humorvolle Geschichte, in der wir „Deutschen“ einen Spiegel vorgehalten bekommen.

    Ich habe mich bei den meisten Handlungen wieder erkannt, wenn auch vielleicht in abgeschwächter Form. So mache ich mir auch Listen und Pläne, wenn auch nicht gerade im Minutentakt; oder ich benütze Geschenkpapier ein weiteres Mal, wenn ich es auch nicht vorher bügle, etc. Somit fand ich alles ziemlich nachvollziehbar und plausibel.

    Was ich allerdings nicht verstehen konnte, und worüber ich herzlich lachen konnte: dass man schon vorher durchgeben muss, was man wem schenkt, damit der entsprechende Platz unter dem Weihnachtsbaum kalkuliert werden kann.


    Wie gesagt, der „ganz normale‘“ Weihnachtswahnsinn, wie ihn bestimmt viele Familien kennen, mit dem obligatorischen Ablauf und auch Stress und Streit.

    Denn bei allen Klischees, steckt sehr viel Wahres in dem Buch, dem wir uns als Deutsche gar nicht bewusst werden, die ich aber auch nicht schlimm finde (und oft sehr praktisch).


    Allerdings finde ich das Ganze ist ein bisschen sehr einseitig von Elifs Seite geschildert. Vermutlich auch deshalb, weil die Geschichte aus der Sicht von Elif erzählt wird. Ich kann mir gut vorstellen, dass es umgekehrt, wenn ein Deutscher oder eine Deutsche bei einem wichtigen Fest der Türken ist, es genau so viele Fallstricke gibt.


    Autorin:

    Aylin Atmaca wurde 1985 als Kind türkischer Einwander:innen in Heidelberg geboren und wuchs in einer badischen Kleinstadt auf. Mit ihrer Familie und ihrem Hund lebt sie heute in einem Vorort von Mannheim, wo sie als Übersetzerin und Texterin arbeitet. »Ein Alman feiert selten allein« ist ihr erster Roman und ist inspiriert von ihren eigenen Erfahrungen und Erlebnissen.


    Mein Fazit:

    Ein humorvolles Buch, dass so manche Eigenheiten der Deutschen, und vor allem auch an Weihnachten, deutlich macht.

    ASIN/ISBN: 3365000720

  • Weihnachten anders


    Elifs türkische Familie hat Weihnachten eigentlich nur wegen der Kinder gefeiert. Als diese älter wurden ist damit Schluss. Jetzt wird Elif das Fest das erste Mal in einer deutschen Familie begehen und zwar in der ihres Freundes Jonas.

    Die Planungen beginnen, für sie überraschend, bereits im September, als sie zur familiären WhatsApp Weihnachtsgruppe hinzugefügt wird. So also beginnt die Geschichte.


    Eigentlich hatte ich mich auf einen lustigen Roman gefreut, allerdings bin ich etwas enttäuscht worden. Ja es gibt immer wieder Momente, da habe ich geschmunzelt und ja man bekommt vielleicht auch ein wenig den Spiegel vorgehalten. Doch im Großen und Ganzen kommt mir der Roman mit viel zu vielen Klischees über das typisch deutsche Weihnachtsfest daher.


    Der Schreibstil ließ sich flüssig und gut lesen und da es ein dünnes Buch ist, ist es für eine Zugfahrt oder um kurz abzuschalten vielleicht genau das Richtige.

  • Allein unter Almans

    Man kann Aylin Atmaca zugute halten: Mit ihrem Debütroman "Ein Alman feiert selten allein" hat sie migrantische Erfahrungen ohne Larmoyanz und erbitterte Ergüsse über die böse, böse Mehrheitsgesellschaft geschrieben, selbst die Kartoffel-Verunglimpfung hat sie unterlassen. Kritisch lässt sich anfügen, es gibt reichlich Klischees.Vor allem aber nimmt ihr humoristisch geprägtes Buch deutsch-türkische Culture clashs auf die Schippe.

    Für Protagonistin und Ich-Erzählerin Elif ist es Stress Pur: Sie wird das erste Weihnachtsfest mit der Familie ihres Freundes Jonas verbringen. Das heißt: Die Beziehung ist ernst! Weihnachten in Familie, das ist ja gewissermaßen das Vorspiel zu einer Verlobung, ja, kommt doch eher nach einem solchen Schritt. Es heißt aber auch: Alman-Alarm!

    Denn nicht nur Jonas´ Kernfamilie, sondern der gesamte Familienclan kommt unter dem Weihnachtsbaum zusammen. Und zwar so richtig deutsch-organisiert, mit WhatsApp-Gruppe und solchen Marotten wie dem Bügeln des Geschenkpapiert zur künftigen Wiederverwendung! (Merke: Die Autorin ist in Heidelberg aufgewachsen. Schwäbische Sitten...)

    Das Buch lebt von der Unwissenheit Elifs, die gewissermaßen ihren Initiationsritus in deutsches Brauchtum und das Fest der Feste erlebt. Wobei das irgendwie unglaubwürdig erscheint, denn auch wenn Elifs muslimische Familie kein Weihnachten gefeiert hat, ist es ja nicht so, als sei sie gerade erst aus der Türkei angekommen. Wer als türkeistämmiges Kind in Deutschland Kindergarten und Schule durchlaufen hat, Werbung und Fernsehprogramm kennt, für den oder die ist Weihnachten und deutsches Brauchtum denn nicht so wirklich ein böhmisches Dorf. Schließlich gibt es zahlreiche türkische Familien, die gerne auf den Weihnachtsmarkt gehen und sich auch ohne religiösen Bezug gerne einen Baum aufstellen, weil es so schön ist.

    Sei´s drum - Ein Alman kommt selten allein wirbt für Verständnis und Dialog, selbst der zu rassistischen Sprüchen neigende Onkel lernt irgendwann das Prinzip Toleranz und das Fest der Liebe funktioniert auch ohne zu nachhaltien Zerwürfnissen zu führen. Für Elif gibt es neue Einblicke in Jonas und seine Familie. Mal sehen, wie der sich auf dem nächsten Zuckerfest schlägt. Vielleicht gibt es ja noch einen Folgeband: Allein unter Almansis.