Verräterkind - Sorj Chalandon

  • dtv, 2022

    304 Seiten


    Originaltitel: Enfant de salaud

    Übersetzt von Brigitte Große


    Kurzbeschreibung:

    »Dein Vater stand auf der falschen Seite.« – ein Satz, der die Familie zerreißt. Seit seiner Kindheit quält den Erzähler eine Frage: Was hat der Vater während der Besatzungszeit gemacht? Doch er traut sich nie, ihn zu fragen, zu unberechenbar, zu gewalttätig ist dieser Vater. Im Mai 1987, als in Lyon der Prozess gegen den NS-Verbrecher Klaus Barbie eröffnet wird, berichtet der Sohn als Journalist einer großen französischen Tageszeitung. Und erfährt am selben Tag, dass die Gerichtsakte seines Vaters im Archiv schlummert. Und so ist es nicht ein Prozess, der gerade begonnen hat, es sind zwei. Die sprachgewaltige, schmerzhafte Auseinandersetzung Chalandons mit der Wunde seines Lebens und Schreibens, dem Vater als Verräter.


    Über den Autor:

    Sorj Chalandon, geboren 1952 in Tunis, gilt als einer der bedeutendsten Journalisten und Schriftsteller Frankreichs. Viele Jahre lang schrieb er für die Zeitung ›Libération‹, seit 2009 ist er Journalist bei der Wochenzeitung ›Le Canard enchaîné‹. Für seine Reportagen über Nordirland und den Prozess gegen Klaus Barbie wurde er mit dem Albert-Londres-Preis ausgezeichnet. Auch sein schriftstellerisches Schaffen wurde mit zahlreichen Literaturpreisen gewürdigt, unter anderen dem Prix Médicis und dem großen Romanpreis der Académie française.


    Über die Übersetzerin:

    Brigitte Große, 1957 in Wien geboren, studierte Philosophie, Musikwissenschaft, Soziologie und Psychologie in Wien und Hamburg. Anschließend war sie als Lektorin und Redakteurin tätig. Sie lebt heute als Übersetzerin aus dem Französischen und dem Englischen in Hamburg. Sie überträgt unter anderem Amélie Nothomb, Frédéric Beigbeder und Georges-Arthur Goldschmidt ins Deutsche. 1994 und 2015 erhielt Brigitte Große den Hamburger Förderpreis für Literatur und literarische Übersetzungen. Sie war Trägerin des Hieronymusrings und wurde 2017 mit dem Österreichischen Staatspreis für literarische Übersetzung ausgezeichnet.


    Mein Eindruck:

    Der Roman beschreibt eine schwierige Vater-Sohn-Beziehung, geht aber darüber hinaus, indem vergangene Schuld, Lügen und Täuschung thematisiert wird.

    Der Vater war Kollaborateur in Frankreich der Kriegszeit.

    Der 31jährige Icherzähler des Buches ist sein Sohn. Er ist Journalist und berichtet 1987 über den Prozess gegen den Naziverbrecher Klaus Barbie, dem Schlächter von Lyon.

    Da will sein Vater als Zuschauer mit dabei sein.


    Immer wieder ist der Sohn überrascht, was sein Vater alles behauptet, wie der sich darstellt und immer wieder werden dessen Lebenslügen entlarvt.

    Schließlich hält er es nicht mehr aus und lässt recherchieren.


    Die Handlung wechselt zwischen den Gerichtsszenen und der Akte des Vaters.


    Mich überzeugt am Buch die Umsetzung der Thematik und wie der Protagonist unmittelbar betroffen ist. Das zieht einen als Leser in den Bann. Ich halte es für ein wichtiges Buch!


    ASIN/ISBN: 3423290331

  • Die Bücher des Autors sind auch alle ganz unterschiedlich. "Die vierte Wand" habe ich als sehr schwieriges Buch empfunden, das in seiner Schilderung von Fanatismus und Gewalt auch emotional erschüttert.

    Sorj Chalandon gelingt es aber, die Leser zu fesseln und schreckt auch vor schwierigen Themen nicht zurück. Das neueste Buch werde ich noch lesen.