Kester Schlenz & Jan Jepsen: Der Bojenmann

  • Mega spannend


    Wow - was war das für ein spannender und cooler Auftakt einer neuen Krimireihe, die in einer von Deutschlands interessantesten Großstädten spielt: Hamburg.

    Als eine plastinierte Leiche gefunden wird, wo sonst der titelgebende hölzerne Bojenmann steht, werden Kommissar Thies Knudsen und seine Kollegin Dörthe Eichhorn gerufen. Die Ermittlungsarbeiten werden nicht leichter, als zeitnah weitere ähnlich zugerichtete Leichen gefunden werden, was klar macht, dass hinter diesen Taten mehr steckt und dringender Handlungsbedarf herrscht.

    Der Schreibstil ist sehr eindringlich und bildhaft - ich hatte immer deutlich vor Augen wie es an den Handlungsorten aussieht, riecht und was die Ermittler umtreibt. Letzteres ist besonders spannend, weil das Duo ungleicher nicht sein könnte und sich durch interessante Ecken und Kanten auszeichnet. Auch LaLotse fand ich als Charakter speziell und eindrücklich.

    Wechselweise rückt die Ermittlerperspektive in den Fokus, dann wieder die des Täters. So bleibt es spannend bis zum Schluss und ich konnte das Buch eigentlich gar nicht mehr aus der Hand legen - so muss ein Krimi geschrieben sein - großes Kino!

  • Überraschender Stilwechsel zu mehr Action


    Buchmeinung zu Kester Schlenz & Jan Jepsen – Der Bojenmann


    Der Bojenmann ist ein Kriminalroman von Kester Schlenz & Jan Jepsen, der 2023 bei btb erschienen ist.


    Zum Autor:

    Kester Schlenz, geboren 1958, ist ein echtes Nordlicht. Sternzeichen Fische. Geboren in Kiel, aufgewachsen in Schleswig. Mit 16 Jahren samt Family in Richtung Hamburg gezogen. Dort auch studiert und Journalist geworden.

    Jan Jepsen, geboren 1962, wurde in der Nacht der großen Hamburger Sturmflut gezeugt. Er wuchs – größtenteils in Gummistiefeln – in der ehemaligen Lotsensiedlung Övelgönne auf: „Unten am Hafen, wo die großen Schiffe schlafen.“ Schon früh entdeckte er seine Leidenschaft für das Schreiben, Reisen und die Fotografie.


    Zum Inhalt:

    Die hölzerne Kunstfigur Bojenmann ist über Nacht durch eine aufwendig hergerichtete Leiche ersetzt worden. Thies Knudsen und sein Team vom LKA in Altona ermitteln. Zusätzlich sucht er Rat bei seinem Freund Oke Andersen, einem ehemaligen Lotsen, denn es bleibt nicht bei einem Toten.

    Meine Meinung:

    Thies Knudsen und Dörte Eichhorn sind ein eingespieltes Ermittlerteam, das Kompetenz ausstrahlt und sympathisch wirkt. Oke Andersen kennt sich wie kaum ein anderer im Hafengebiet aus und überrascht mit ungewöhnlichen Denkansätzen. Die Geschichte wird aus mehreren Blickwinkeln erzählt, unter anderem auch aus der des Täters. Ich habe viel Neues über das Hafengebiet, die Seemannsmission Duckdalben, die Situation der Seeleute auf Containerschiffen und auch über die Plastifizierung von Leichen erfahren. Die Erzählung ist atmosphärisch und oft mit einer Prise trockenen Humors versehen. Das Erzähltempo ist gemächlich und die Spannung hält sich lange Zeit in Grenzen. Es wird planvoll ermittelt und langsam werden Fortschritte erzielt. Dann erfolgt ein drastischer Stilwechsel und Actionelemente spielen eine Rolle.

    Am Ende steht eine plausible und nachvollziehbare Auflösung, auch wenn noch offene Fragen bleiben.

    Der Stilwechsel in Richtung Action bringt Tempo und Spannung, hat mich aber dennoch nicht überzeugt. Der ruhige Stil davor hat mich deutlich mehr mitgenommen.


    Fazit:

    Der Stilwechsel der Erzählung hin zu mehr Action hat mir nicht gefallen, weil er dem ruhigen Charakter der Geschichte entgegensteht. Deshalb bewerte ich den Titel mit drei von fünf Sternen (60 von 100 Punkten).


    ASIN/ISBN: 3442770882

    :lesend James Lee Burke - Die Tote im Eisblock

    hörend: Hanna von Feilitzsch - Bittersüße Mandeln