Zwischendurch gereimt

  • Manchmal bastel ich keine Karten oder puzzle mir "found poetry" zusammen, sondern schreibe auch selber ein paar Zeilen.

    Diese hier sind in der letzten Zeit entstanden:


    Die Tulpe


    Die Frieda sprach zu ihrem Frieder:

    “Wenn du besuchst mich einmal wieder,

    dann wünsche ich mir keine Stulpe -

    ich möcht zum Frühling eine Tulpe!”


    Im Geiste noch beim letzten Humpen

    ließ der Frieder sich nicht lumpen.

    Friedas Wunsch war ihm Befehl,

    daraus macht er keinen Hehl.


    Der Haushaltsladen war sein Ziel,

    denn dort fand er der Gläser viel,

    auch Tulpen gab’s in großer Zahl,

    fast hatte er die Qual der Wahl.


    Er ist nicht geizig, kauft gleich vier,

    dazu auch noch ne Kiste Bier

    auf seinem Weg zurück zum Weibe,

    auf dass sie ewig treu ihm bleibe.


    Doch als bei Frieda an der Tür

    er ihr voll Stolz zeigt Glas und Bier,

    da gibt es keine ewge Liebe,

    stattdessen setzt’s verbale Hiebe!


    “Du Trottel, alte Säufernase,

    denkst nur an Gerstensaft im Glase!

    Blumen wollt’ ich, du Banause,

    jetzt hau ab und geh nach Hause!”


    Der Frieder schleicht enttäuscht von hinnen.

    “Das Weib ist doch nicht recht bei Sinnen!”,

    denkt er und schnäuzt ins Taschentuch.

    “Nie wieder mach ich dort Besuch!”


    Geht in den Park mit Glas und Pils,

    denn dort, oh ja, der Himmel will’s,

    trifft er auf Otto, Hans und Fritz -

    und die verstehn ihn, ohne Witz!




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    Frühlingsabend


    Es baumelt dort an einem Baume

    am Wegesrand ein armer Tropf

    und dreht sich leis fast wie im Traume,

    geknickt zur Seite hängt sein Kopf.


    Am Donnerstag war es geschehen,

    da haben sie ihn aufgeknüpft.

    Er hatte sie zu spät gesehen,

    sonst wär’ er noch davon geschlüpft.


    Seit Tagen war er auf der Flucht,

    durch Felder, Wald und Wiesen,

    durch Täler, sogar eine Schlucht,

    wo scharfe Winde bliesen.


    Weg von der Front wollt er geschwind,

    nach Haus zu seiner Mutter,

    er war doch immer noch ein Kind -

    und kein Kanonenfutter!


    Zuletzt, da konnte er nicht mehr,

    war müde, hungrig, schwach.

    Die Pause brauchte er so sehr,

    schlief ein bei einem Bach.


    Jetzt hängt er da an einem Strick

    schwingt sacht im Abendwind,

    ein Schild “Verräter” ums Genick -

    er war doch noch ein Kind.


    (Dieses Gedicht entstand nach der Lektüre von Ralph Rothmann - Im Frühling sterben)

    ASIN/ISBN: 3518466801


    LG, Bella

  • Gestern hab ich mir dann noch einen Reim aufs Wetter gemacht:


    Heut ist ein wunderbarer Tag,

    das Wetter ist ein Segen.

    Es ist genau, wie ich es mag -

    wir haben Nieselregen!

    Ich brauch kein strahlend helles Blau,

    den Himmel wolkenfrei.

    Von Sonne wird mir oftmals flau,

    mein Hirn zerkocht zu Brei.

    Mein Akku ist dann komplett leer,

    als hätt ich Blei im Blut -

    ein neues Regentief muss her,

    dann geht’s mir wieder gut!

    Ich weiß, ich bin der Odd-one-out,

    weil ich den Regen preise.

    Drum sag ich es auch nicht oft laut

    und freu mich lieber leise.

  • Sonntagsgeschreibsel...



    Die Klimakleber rührten Leim

    im Wonnemonat Mai

    und klebten sich auf Straßen fest -

    keiner kam mehr vorbei.

    “Die Erde rettet - hier und jetzt!”,

    das sollte jeder hören,

    doch fiel ihnen nichts Besseres ein,

    als den Verkehr zu stören.


    Dabei schadeten sie nicht nur sich

    und dem Belag der Straßen,

    sie schadeten auch all jenen,

    die in dem Stau festsaßen

    und bangten um ihr Kind,

    den Job, den wichtigen Termin,

    für die sie losgefahren warn

    in Hamburg und Berlin.


    So rettet man das Klima nicht,

    auch wenn die Botschaft wichtig,

    doch nicht einmal für dieses Ziel

    ist jedes Mittel richtig.

    Drum sind die Aktivist*innen

    jetzt selbst arg in Bedrängnis

    und statt die Hände auf Asphalt

    kleben sie nun

    Tüten im Gefängnis.