Emma Straub - Wir sehen uns gestern/This time tomorrow

  • Alice Stern wird am nächsten Tag 40 Jahre alt. Im Großen und Ganzen ist sie zwar mit ihrem Leben zufrieden, aber doch zeigen sich immer mehr kleine Unzufriedenheiten. Doch ihr Vater, der mit dem Zeitreiseroman "Zeitbrüder" einen Riesenerfolg hatte, ist todkrank. Als sie am nächsten Tag aufwacht, ist es der Tag ihres 16. Geburtstags. Sie versucht alles, um nicht nur ihr Leben, sondern vor allem das ihres Vaters zu retten.

    Das Cover des Buches ist zwar durch die farbenfrohe Schrift auffällig, aber sonst doch etwas nichtssagend, gefällt mir aber besser als das Original. Dafür finde ich den Originaltitel (This time tomorrow) besser gelungen, auch wenn der deutsche Titel auch passend ist.

    Der Schreibstil der Autorin ist exzellent; Charaktere und Orte werden bildhaft beschrieben, auch wenn die Ortsbeschreibungen manchmal vielleicht etwas zu detailliert daherkommen. Als New Yorker mag einen dies freuen, für allen anderen ist es dann doch eher zu viel des Guten.

    Das Buch ist in 6. Teile gegliedert, wobei die Haupthandlung mit der Zeitreise erst mit dem 2. Teil beginnt. Der 1. Teil ist dabei fast schon zu ausschweifend erzählt. Man erfährt zwar viel über Alice und ihr Leben, manches hätte man aber auch kürzer haben können ohne etwas Wichtiges zu versäumen.

    Mit der Zeitreise beginnt dann auch die Hauptgeschichte und die Spannung steigt, auch wenn der Spannungsbogen nie die Spitze erreicht. Auf der anderen Seite: Wenn ich Spannung will, dann lese ich einen Krimi, Thriller oder ähnliches. Wobei eigentlich die Zeitreise nur als Vehikel für die Story an sich dient, denn das Buch soll zum Nachdenken anregen - und das tut es. Was würde man tun, wenn man sein Leben oder das Leben von Nahestehenden im Nachhinein leicht abändern könnte? Würde es das besser machen? Oder doch schlechter? Oder gar zu einem Butterfly Effect führen?

    Das Buch zeigt aber auch einfach das Leben, Schicksale und den Umgang mit Sterben.

    Nachdem Alice wieder in ihrer Gegenwart ist und die nächste Reise in die Vergangenheit angeht, geht dann alles sehr schnell. was am Anfang zu ausführlich war, wird hier sehr kurz gehalten, sodass mehrere Versuche in der Vergangenheit in einem Kapitel zu je einer Seite zusammengefasst sind.

    Am Ende hat das Buch dann wieder ein angenehmes Tempo und ein gutes Ende, auch wenn es kein Happy End wird, was ja auch nicht sein muss.

    Letztendlich ist es eine warmherzige, liebevolle Story, die auch definitiv ihren Humor hat, aber zeigt was im Leben wirklich zählt.

    Fazit: Wunderschöner Roman, der zum Nachdenken anregt und das Thema Zeitreise dazu als Vehikel nutzt.4,5 von 5 Sternen


    ASIN/ISBN: 380902760X

  • Im Moment ist das Leben der vierzigjährigen Alice nicht besonders rosig: Ihr Vater liegt im Sterben, im Job wird sie bei einer Beförderung übergangen und ihr Lebensgefährte macht ihr nur einen Heiratsantrag, weil man das eben so macht – ohne sie wirklich zu lieben. Nachdem Alice ihren Frust in Alkohol ertränkt hat, erwacht sie am nächsten Morgen als 16-jähriger Teenager in den Neunzigern und hat ihr ganzes Leben noch einmal vor sich. Doch es ist kein Traum, sondern tatsächlich eine Zeitreise. Nachdem sie begriffen hat, welche Möglichkeit sich ihr bietet, probiert sie sich aus und versucht verschiedene Möglichkeiten ihrer Zukunft. Doch nicht immer ist das Endergebnis so, wie sie es sich erhofft. Außerdem gibt es einige Fixpunkte, die scheinbar trotz allem nicht zu ändern sind.

    „Wir sehen uns gestern“ hat einen einfühlsamen Einstieg im Krankenhaus, bevor ein paar etwas schleppendere Kapitel folgen. Interessanter wird es erst, als die (erste) Zeitreise beginnt. Leider hält die Spannung nicht lange an und die Handlung verliert sich ständig in alltäglichen Banalitäten wie Gesprächen mit Freunden oder dem Aussuchen eines Videos für den Filmabend. Kurz zusammengefasst hat Emma Straub es geschafft, dass selbst ein so faszinierendes Thema wie Zeitreisen langweilig und dröge daherkommt. Wirklich packend war der Roman zu keiner Zeit. Punkten konnte die Autorin nur da, wo sie ihre eigenen Erfahrungen einbaute – wenn sie von ihrem kranken Vater und dem Leben mit ihm berichtete. Auch die vielen Gespräche, die die Figur Alice mit Leonard führt, überzeugen in der Hinsicht. Davon abgesehen ist es lediglich ein durchschnittlicher Selbstfindungsroman mit den üblichen Zutaten und dem zu erwartetenden Schluss, vorwiegend für eine weibliche Leserschaft gedacht,