Historische Romane - Bevorzugt ihr Realität oder Wunschvorstellung?

  • Zitat

    Original von Historikus
    Grins, da kommt bei mir Mitleid auf. ;-)


    Das ist doch jetzt ironisch oder? :chen


    Zitat

    Irgendwie scheint es an Ansprüchen zu mangeln bzw. an kritischer Denkweise.


    Wir leben im Medienzeitalter - Propaganda ist alles!
    (Werbung ist auch eine Form von Propaganda)


    Grüßlis!

  • Antiope
    stimmt, so hundertprozentig exakt wirst du wohl kaum einen historischen Roman finden, dafür nimmt sich wohl jeder Autor zuviele dichterische Freiheiten heraus. Ich bin da nicht mehr allzu wählerisch, doch ich lege immer noch großen Wert auf das Umfeld, das muß einfach stimmen. Wenn dann auch noch die Handlung logisch ist, dann kann ich über kleinere Fehler hinwegsehen. Wenn du mal von Cornelia Wusowski "Die Familie Bonaparte" gelesen hast, weißt du was ich meine. Es ist allerdings auch sehr schwer, die Gedankengänge von Menschen nachzuvollziehen und ihren Charakter zu beurteilen. Zumal bei großen Persönlichkeiten Dichtung und Wahrheit oft verschmelzen. Schau mal das Leben Alexanders an. Versucht haben sich daran David Gemmel, Nicholas Guild und Guisbert Haefs. Keiner konnte mich so richtig überzeugen.
    Weiter oben wurde über Margaret Georg "Heinrich der VIII." geschrieben. Auch diese Schilderung halte ich für stellenweise für sehr gewagt. Wann immer es um Beweggründe für irgendeine Aktion geht, kann der Autor total daneben liegen. Deshalb darf man nicht ganz so hart mit diesen Büchern ins Gericht gehen.
    Aber selbstverständlich hat Historikus recht: so ein Schund wie die Päpstin und Ayla sollte man sich wirklich nicht antun.

    Demosthenes :write
    Aus dem Klang eines Gefäßes kann man entnehmen, ob es einen Riß hat oder nicht. Genauso erweist sich aus den Reden der Menschen, ob sie weise oder dumm sind.

  • @ Antiope und Historiuks


    Warum sollte ich bei einem Roman reine Fakten erwarten ????


    Ein Roman ist Fiktion.... Da laß ich den Autoren gerne ihre künstlerische Freiheit. Und wenn man ein einigermaßen gebildeter Leser ist, weiß man doch, daß es sich um ein Phantasieprodukt handelt und nicht um ein Sachbuch!


    Klar kann ich verstehen, wenn Ihr Euch ärgert, daß es immer wieder LeserInnen gibt, die sich nicht klarmachen, daß sie da einen Roman in den Händen halten und alles für bare Münze nehmen, was sie da lesen....


    ;)

    ...der Sinn des Lebens kann nicht sein, am Ende die Wohnung aufgeräumt zu hinterlassen, oder?


    Elke Heidenreich


    BT

  • Hi Fritzi,


    Zitat

    Ein Roman ist Fiktion.... Da laß ich den Autoren gerne ihre künstlerische Freiheit. Und wenn man ein einigermaßen gebildeter Leser ist, weiß man doch, daß es sich um ein Phantasieprodukt handelt und nicht um ein Sachbuch!


    Ein Historischer Roman darf aber nicht reine Fiktion sein! Nur weil ein Roman in der Vergangenheit spielt, ist er nicht ein Historischer Roman. Die Grundlage muss halt stimmen.


    Der Historische Roman ist eine Mischung aus historischen Fakten und Fiktion. Zeit, Lebensweisen und Geschehnisse müssen zumindest stimmen, die Hauptgeschichte und ihre Personen können erfunden sein.


    Hier eine gelungene Definition von wissen.de


    Der Historische Roman: eine künstlerisch gestaltete Darstellung historischer Ereignisse in Prosaform. Der historische Roman entstand mit dem Durchbruch des Geschichtsbewusstseins in der Romantik.


    mfg

  • :grin
    Kleiner Zwischenkommentar meines Freundes:
    "Ich finde auch, daß ein historischer Roman den Fakten entsprechen sollte!
    Das das geht, sieht man ja am "Herrn der Ringe"...."


    :grin :grin :grin :grin

    ...der Sinn des Lebens kann nicht sein, am Ende die Wohnung aufgeräumt zu hinterlassen, oder?


    Elke Heidenreich


    BT

  • Zitat

    Original von Fritzi
    Warum sollte ich bei einem Roman reine Fakten erwarten ????


    Wer spricht von "reinen" Fakten?
    Dort, wo Fakten berührt werden, sollten sie in einem historischen Roman auch stimmen.
    Wenn zeitgenössische Autoren Berlin an die Elbe verlegen würden, würde ich das als Fehler ankreiden. Kein Verlag würde so einen Mist drucken! Merkt doch jeder, dass das Quatsch ist.
    Krimiautoren, die hanebüchene Ermittlungsmethoden präsentieren und unlogische Motivationen etc. bekommen ebenfalls zu Recht ihr Fett weg.
    Historische Romane, in denen die Fakten verdreht werden, damit die Story besser zieht, kann ich logischer Weise ebenso wenig gut heißen. An diesen Punkten endet für mich die dichterische Freiheit.


    Wenn der Autor begründet, was er geändert hat und warum, und die Änderung den Wert des Werkes als STück Literatur hebt (zB bei Schillers "Wallenstein", "Maria Stuart" und "Don Carlos", bei Goethes "Faust" und Feuchtwangers "Josephus"), dann sehe ich darin auch eine literarische Notwendigkeit für die Änderung.
    Wenn ein Roman Vercingetorix über Caesar siegen lässt, dann ist das UTOPISCH, aber nicht historisch. Es ist Alternate History, und die gehört in die Utopische Literatur. Das ist keine Wertung! So was kann nämlich irre spannend sein! Richard Harris: "Vaterland" zB ist irre spannend.


    Aber ich verzeihe es nicht, wenn ein Autor mit schlampigen Recherchen arbeitet oder wider besseres Wissen Falsches schreibt oder an den Fakten dreht, damit die Story gefälliger ist.


    Zitat

    Klar kann ich verstehen, wenn Ihr Euch ärgert, daß es immer wieder LeserInnen gibt, die sich nicht klarmachen, daß sie da einen Roman in den Händen halten und alles für bare Münze nehmen, was sie da lesen....


    Viele Menschen unterscheiden aber nun einmal nicht zwischen Fiktion und Fakten. Darin liegt zB der Erfolg der Klatschpresse. Meine Westomi hielt alle Gerüchte über den "europäischen Hochadel" und Filmstars für wahr. Omis Marotte war harmlos, aber man hat ihr mit diesen Lügen den Rest vom bisschen Rente aus der Tasche gezogen.


    Ich finde, der Anspruch historischer Richtigkeit bei historischen Romanen ist eine Frage der AUFRICHTIGKEIT der Autoren und der Verlage gegenüber den Lesern. Verlage und Buchhändler haben auch eine kulturelle Verpflichtung: Bildungsvermittlung. Und das tut auch und gerade die Literatur: sie unterhält und bildet zugleich.
    Das ist schließlich die Begründung für die Buchpreisbindung.
    Wenn Verlage und Buchhändler diese Verpflichtung nicht mehr wahrnehmen wollen, dann lassen wir doch bitte auch den Quatsch mit der Buchpreisbindung. Denn wenns nur noch ums Geschäft geht, dann auch richtig und ohne falsche Subventionen.


    Sich darauf rauszureden, man wolle ja nur unterhalten, ist oben drein so ziemlich die fadenscheinigste Rechtfertigung verlogener Geschäftemacherei, die ich mir nur vorstellen kann ... :(


    Eigentlich schneiden wir gerade ein moralisches Problem an. :-)


    Grüßlis!

  • Hallo Zusammen,


    Also eigentlich wollte ich mich ja hier raus halten, weil irgendwie alle SEiten recht haben !
    Ich interessiere mich schon immer sehr für Geschichte ! Und ich liebe Historische Romane ! Trotzdem ist mir bewusst, dass in einem Roman nunmal nicht alles reine Fakten sind und auch nicht sein können ! Den dann wäre es kein Roman, sondern ein Sachbuch ! (Und ich habe hier ziemlich viele Geschichtliche Sachbücher stehen). Ein Roman soll doch auch unterhalten und spannend sein !


    Und nur ganz am Rande: Mir gefallen die Ayla-Bücher sehr gut ! Natürlich ist es damals nicht so gewesen, aber trotzdem ist es eine gute Reihe !

    liebe Grüsse melanie


    Wenn man Engeln die Flügel bricht, fliegen sie auf Besen weiter !
    :keks


    :lesend )

  • Zitat

    Original von melanie
    Ein Roman soll doch auch unterhalten und spannend sein !


    Völlig richtig!
    Aber ein Roman, der historisch korrekt arbeitet, muss keineswegs eine öde Aneinandereihung von Fakten sein.
    Ich begreife einfach nicht, wieso Spannung nur dadurch entstehen soll, dass jemand an den realen Hintergründen dreht.
    Auf mich hat es nämlich die gegenteilige Wirkung. Und wir haben in diesem Thread eine Menge historischer Romane aufgezählt, die spannend UND korrekt sind. :-)


    Grüßlis!

  • Ich denke, einige begreifen unser Anliegen noch nicht so richtig.


    Die Geschichte zu verfälschen ist für mich ein Verbrechen - das fängt für mich schon bei Kleinigkeiten an.


    Da werden große Schlachten erfunden, Herrscher sind plötzlich schwul, eine Frau wird Papst, Jahreszeiten vertauscht und verdreht, Dinge werden erfunden die es zu jener Zeit noch nicht gab, die soziale Gesellschaft von damals wird komplett falsch dargestellt,tja dann können wir ja gleich den 2. Weltkrieg nicht erwähnen, Hauptsache der Roman ist unterhaltsam. :-(
    Seht ihr jetzt den Sinn dahinter?


    Ich sehe es nicht ein, warum das Kriterium Unterhaltung allein voran steht, während die Seriösität hinten bleibt. Natürlich muss ein Roman unterhalten. Aber was nutzt Unterhaltung, wenn vollkommener Schwachsinn präsentiert , die menschliche Entwicklung verfälscht wird?


    Nur um die Sensationslust an Verschwörungstheorien der Menschen zu befriedigen, wird falsche Geschichte im Deckmantel des Historischen Romans versteckt. Bestes Beispiel ist Cross mit "Die Päpstin". Schrecklicherweise glauben auch noch viele Menschen diesem Buch ...


    Da kommen die richtig guten Historischen Romane unter die Räder, weil leider zu viel auf Unterhaltung gesetzt wird. (Warum Historische Romane die wirklich Geschichte beinhalten nicht spannend sein sollen, verstehe ich nicht.)


    mfg

  • Hallo ihr,


    ich seh grad dass ich mich gestern ziemlich missverständlich ausgedrückt habe.
    Ich bin grundsätzlich FÜR die Buchpreisbindung. Wie alle Kulturgüter (Kunst, Film, Musik usw.) benötigt auch das Buch den Schutz des Staates vor dem Moloch Markt.


    Aber ohne den Anspruch, ein Kulturgut bzw. Bildungsgut zu sein, gibt es eben keine Begründung mehr für die Buchpreisbindung.


    Grüßlis!

  • Zitat

    Aber ohne den Anspruch, ein Kulturgut bzw. Bildungsgut zu sein, gibt es eben keine Begründung mehr für die Buchpreisbindung.


    Grüßlis!


    Da muß ich Dir leider vehement widersprechen!!!!
    Ein sehr wichtiges Argument ist des weiteren, daß viele kleinere Verlage und Buchhandlungen den Preiskampf, der ohne Preisbindung entstehen würde, einfach nicht durchhalten könnten !!!!!!!!!!!
    Ergebnis: die großen Häuser werden den Markt beherrschen und Ihr werdet mit preisgünstigen Bestsellern zugekleistert... Aber für unbekannte Namen, die noch nie auf einer Bestseller-Liste standen, werdet Ihr wesentlich mehr zahlen müssen. Genauso für Titel mit kleinen Auflagen, die jetzt schon teilweise unverschämt teuer sind!!!
    Eigenständige Buchhandlungen werdet Ihr dann auch nicht mehr finden, weil ja auch die höhere Einkaufspreise zahlen müßten und sich das auf Dauer nicht leisten können.
    Ergebnis: Hugendubel, Thalia und andere große Häuser können selbständige Häuser vom Markt drängen... Na, ich danke !!


    (Kurze Info: obwohl ich selber nicht in einer privaten Buchhandlung arbeite, würde ich diese Entwicklung keineswegs begrüßen!!!)

    ...der Sinn des Lebens kann nicht sein, am Ende die Wohnung aufgeräumt zu hinterlassen, oder?


    Elke Heidenreich


    BT

  • Zitat

    Original von Fritzi
    Da muß ich Dir leider vehement widersprechen!!!!


    Erstens schrieb ich vorhin bereits, dass ich die Buchpreisbindung befürworte. Die Folgen, die eine Aufhebung der Buchpeisbindung nach sich ziehen würden, sind mir bewusst und ich finde sie überhaupt nicht gut!


    Zweitens bezieht sich die juristische Begründung für die gesetzliuche Buchpreisbindung in der Tat auf den Schutz des Kultur- und Bildungsgutes Buch.
    Einen Schutz für kleine Unternehmen, weil sie kleine Unternehmen sind, gibt es für uns in keiner Branche. Wir leben nun einmal nicht in einer stark reglementierten Wirtschaft. Es ist ein Fischteich, in dem die Großen die Kleinen fressen.
    Dass der Buchmarkt eine Ausnahme bildet, liegt NUR daran, dass man die Buchpreisbindung eben mit dem besonderen kulturellen und sozialen Wert des Buches begründen kann.


    Aber wenn der kulturelle und soziale Wert neben dem der Unterhaltung keine Rolle spielen soll, dann ist das Buch kein anderes Produkt als eine Fernsehshow - die will ja auch nur unterhalten. Deshalb gibt es für Fernsehshows auch keinen besonderen Schutz des Gesetzgebers.


    Bitte stell mich nicht als eine Gefahr für den Buchhandel hin, weil ich einfach mal klar gemacht haben will, welche Folgen die Bewertung von Büchern (also Literatur) rein nach ihrem Unterhaltungswert haben wird.
    Ich finde, wer Bücher immer nur ausschließlich nach dem U-Wert empfiehlt, schafft leider genau die Voraussetzungen, dass Konzerne wie Bertelsmann und Großbuchhandlungen die Buchpreisbindung aushebeln können.
    Das wollen wir doch alle nicht!


    Grüßlis!


  • Ich glaube, ich bin da mißverstanden worden!!!! Meine Absicht ist es bestimmt nicht, meinen Kunden nur sogenannte U-Lektüre zu empfehlen. Soviele Sparten wie es in der Literatur nun mal gibt, soviele verschiedene Leseinteressen gibt es!!!
    Warum müssen sich immer wieder diese Schubladen auftun, schön alles sortiert nach "U-Wert" oder "anspruchsvollem"????
    Tut mir leid, ich finde das dekadent und arrogant.
    Ich finde, man sollte keine so engstirnigen Urteile fällen sondern froh sein, wenn die Menschen heutzutage überhaupt noch gerne schmökern!!!


    P.S.: Bitte fühl Dich nicht persönlich angemacht !!!!!!
    Aber das, was ich oben ausgeführt habe, ist nun mal meine Einstellung. ;)

    ...der Sinn des Lebens kann nicht sein, am Ende die Wohnung aufgeräumt zu hinterlassen, oder?


    Elke Heidenreich


    BT

  • Zitat

    Original von Fritzi
    Eben darum hab ich die anderen Argumente hier noch einmal aufgeführt.


    Die anderen Argumente haben nur leider keinen juristischen Wert. Sie sind bestenfalls geeignet, auf Demotransparenten durch die Straßen getragen zu werden, wenn die Buchpreisbindung in Gefahr gerät.
    Wäre es anders, könnten sich ja alle kleinen Betriebe Vorteile gegenüber den Riesen verschaffen. Aber so ist das System Kapitalismus nicht gedacht.
    Kanns denn sein, dass ich Ossitussi mit Arbeiterundbauernparadieskindheit die "Regeln" des Kapitalismus besser kapiert habe als ein Wessi? :chen


    Zitat

    Moooooment mal, das hat hier ja auch keiner behauptet!!!! Es kann aber auch nicht sein, daß ein Buch, das einfach nur unterhalten will, verpönt wird !!!!


    Ich wills mal so ausdrücken: Wenn ich Cidre trinken will, sollte sich in der Flasche mit dem Etikett "Cidre" kein Fruchtsaftgetränk mit 5% Apfelsaftanteil befinden. :grin


    Um zum Thema zurückzukommen: Ich lasse mich gerne gut unterhalten! Mit einigen der von mir aufgelisteten Romanen habe ich mich BLENDEND unterhalten, war gespannt wie ein Flitzbogen und konnte das Buch nicht weglegen.
    Und obendrein hat wirklich alles gestimmt! Da wurden Geschichten in reale Hintergründe eingebaut, ohne dass groß herumgebogen wurde.
    Und ich finde, das macht ein Buch eben BESONDERS EMPFEHLENSWERT - nicht die anderen schlechter, aber dieses eben besonders gut. :anbet


    Zitat

    also ich denke nicht, daß hier jemand ist, der es nicht für wichtig hält, daß es auch Bücher jenseits der leichteren Unterhaltung gibt!


    Ich würde mir wünschen, wir dächten umgekehrt. :rolleyes
    Leichte Unterhaltung ist okay, ernsthaft. Ich gehe sehr gerne ins Kino, habe mich bei Filmen wie "Bridget Jones" und "Naturally Blonde" wunderbar amüsiert, lese aus alter Gewohnheit sogar DSA-Romane (gibts hier eigentlich keinen Rotwerd-Smiley?). Ich trinke also auch ganz gerne mal ne klebrige Brause.
    Aber wenn ich Cidre haben will, dann bitte kein Fruchtsaftgetränk mit falschem Etikett! Ich kriege nun einmal die Motten, wenn jemand Romane wie "Die Päpstin" als HISTORISCH bezeichnet und mir dann weiß gemacht wird, so sei das damals WIRKLICH gewesen.
    Und leider ist mir das viel zu oft untergekommen, dass es trotz Engelszungen und Liebe keine Überzeugung möglich war, denn schließlich ist Donna Cross ja auch Historikerin und da steht Aussage gegen Aussage und dann muss ich schon verstehen ... :bonk


    Verstehst du, was ich meine?


    Zitat

    Warum müssen sich immer wieder diese Schubladen auftun, schön alles sortiert nach "U-Wert" oder "anspruchsvollem"????


    Falsch! ICH WILL BEIDES! :chen


    Liest du eigentlich auch Empfehlungen von anderen Forenmitgliedern oder nur noch die Leseexemplare und das, was man sonst eben kennen muss?


    Grüßlis!



  • Versteh mich bitte nicht falsch, aber ich könnte das nie so engstirnig sehen wie Du. Liegt aber eben daran, daß das Thema "Historie" nicht zu meinen Hauptinteressen gehört, wie bei Dir.

    ...der Sinn des Lebens kann nicht sein, am Ende die Wohnung aufgeräumt zu hinterlassen, oder?


    Elke Heidenreich


    BT

  • Erstens: Ja, ich bin der Ansicht, dass es gute und schlechte Bücher gibt. In jedem Genre. Ebenso wie es guten und schlechten Kaffee gibt, gutes und schlechtes Brot, gute und schlechte Autos, gutes und schlechtes Papier, gute und schlechte Politiker uswusf.


    Zweitens: Wenn es ein Zeichen von Arroganz ist, solche Unterscheidungen zu machen, dann bin ich eben arrogant. Damit kann ich leben. Dann sind nämlich eigentlich alle Menschen arrogant, weil alle lieber guten Kaffee statt schlechtem trinken, gute Autos statt schlechten fahren uswusf., was diese Wertung ad absurdum führt. :chen


    Ich schäme mich nicht wirklich, dass ich gelegentlich mal zum gedruckten Schund greife. Ich trinke ja auch schon mal schlechten Kaffee, wäre froh, wenn ich wenigstens ein schlechtes Auto hätte, und kurz vor dem Examen hatte ich so wenig Geld, dass ich mich mit meist ziemlich schlechten Lebensmitteln begnügen musste.
    Bis auf wenige Ausnahmen ist es bei DSA-Romanen schlicht und einfach schade ums Papier - aber ich habs wenigstens lesend überprüft und weiß aus meiner RPG-Zeit, dass Fans alles schlucken, was man ihnen vor die Füße knallt.


    Die Tatsache, dass ein Text gedruckt wird, ist keine Absolution. Ansonsten wäre jede Art von Buchkritik absurd. Oder arrogant. Aber das sind ja eh alle. Also absurd.
    Alles freut sich, wenn das eigene Lieblingsbuch von MRR und Heidenreich empfohlen wird. Wieso eigentlich wenn es grundsätzlich absurd ist. Denn wenn man das eine lobend hervorhebt, senkt das die anderen doch ab, wenn auch nur relativ. Aber das ist ja arrogant. Und damit absurd. Aber das sowieso.


    Nochmal von vorne: Nichts dagegen, wenn man sich bei schmalztriefenden Romanzen wegträumt, aber das ist schlichtweg nicht historisch, sondern Fantasy.
    Willst du wirklich einen Umberto Eco und eine Sandra Hill auf ein gemeinsames Podest heben, weil beide schließlich gedruckt worden sind und beide ihre begeisterte Leserschaft haben?


    Ich finde es traurig, wenn Leute glauben, man könnte Qualität demokratisch bewerten. Das Resultat ist, dass immer mehr Bücher auf dem Niveau von Dieter Bohlen und Daniel Kübelböck auf den Markt geschmissen werden, weil es nur noch darum geht, möglichst viele Bücher zu verkaufen und Millionen Fliegen können ja nicht irren, denn Unterhaltung, ganz gleich welches Niveau, ist das Wichtigste (sieht man ja an den TV-Programmen).


    Nur dass damit die gesetzliche Grundlage der Buchpreisbindung ausgehebelt wird, das will offenbar niemand in den Kopf.
    Aber ist ja egal, die Masse machts. Gut ist was Bock macht, den Rest tolerieren wir, wenns verschwindet ist schad, aber naja, wir haben ja noch Sandra Hill.


    Nichts für ungut. Ich halte es nicht für einen Fehler, sich "nur mal unterhalten" zu wollen, aber ich halte das nicht für einen Lebensinhalt.
    Und die Unterscheidung in "fiktiv"="anything goes"="supertolle Unterhaltung" und "faktisch"="dröge" ist wirklich nur dumm. Das kannst du nicht gemeint haben!


    Grüßlis!

  • Es geht nicht darum, dass es verständlich ist wenn ich und Antiope sich bei nicht authentischen Hist. Romane ärgern.


    Es geht doch darum, dass viele wirklich glauben, was in den Büchern steht. Schrecklich, wenn Leser der "Päpstin" oder "Ayla" Glauben schenken, nur weil es unterhaltsam ist, Bedürfnisse und Wünsche befriedigt, oder auf den Bestsellerlisten steht. :-(


    Es geht auch nicht darum, jede Einzelheit eines Buches zu überprüfen, ob dies oder jenes stimmt.


    Es geht darum, ein Genre ernst zu nehmen. Und solche Dreckbücher wie "Ayla" werden Hist. Roman genannt, und haben die Frechheit, Hist. Romane zu definieren. :-(


    Weh tut mir allerdings, wenn jeder Schrott nur für den Unterhaltungswert akzeptiert wird. Dies erinnert mich an Big Brother und Co. Na ist doch unterhaltsam ... der Inhalt ist doch egal.


    Ich denke, wir sollten uns es nicht als Leser gefallen lassen, dass Menschheitsgeschichte verfälscht wird. Warum hat sich denn jeder bei Dan Browns "Illuminati" wegen der Schlussszene aufgeregt? Eben, weil sie unlogisch erschien. Genau solche Kritikfähigkeit sollten wir Leser besitzen, dass ist weder anstrengend noch schwierig.


    Ein bisschen Anspruch sollten wir Liebhaber der Trivialliteratur schon haben.


    mfg

  • Zitat

    Original von Antiope
    Ich finde es traurig, wenn Leute glauben, man könnte Qualität demokratisch bewerten. Das Resultat ist, dass immer mehr Bücher auf dem Niveau von Dieter Bohlen und Daniel Kübelböck auf den Markt geschmissen werden, weil es nur noch darum geht, möglichst viele Bücher zu verkaufen und Millionen Fliegen können ja nicht irren, denn Unterhaltung, ganz gleich welches Niveau, ist das Wichtigste (sieht man ja an den TV-Programmen).


    Da hast du wohl recht. Keine Ahnung,warum in dieser Spaßgesellschaft solche Bücher ungeahnten Erfolg haben. Und immer mehr Möchtegern-Autoren machen damit schnell Kohle und springen noch fix auf den abfahrenden Zug auf. *grusel* Muss man ja nicht lesen. :brain


    Dass wirklich gut recherchierte Bücher nicht langweilig und dröge sein müssen, zeigt ja eine Reihe von Beispielen. Beim Medicus und dem Medicus von Saragossa (den hab ich in deutsch und teilweise mal im Original gelesen) kann man sich z. B. sehr gut unterhalten und als netten Nebeneffekt noch ein wenig Geschichte tanken.