Friends, Lovers and the Big Terrible Thing - Matthew Perry

  • Friends, Lovers and the Big Terrible Thing - Matthew Perry


    Übersetzt von Nina Restemeier, Wiebke Pilz, Thomas Gilbert

    Gesprochen von Peter Lontzek, Kordula Leiße


    Spieldauer 9 Stunden und 33 Minuten

    Audible.de Erscheinungsdatum 02 Februar 2023

    Verlag Lübbe Audio

    Format Hörbuch

    Version Ungekürzte Ausgabe

    Sprache Deutsch

    ASIN : B0BR86ZRLY

    ISBN-10 ‏ : ‎ 3431050387

    ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3431050387


    Inhalt:


    Durch sein Mitwirken in der US-Kultserie FRIENDS erreichte der Schauspieler Matthew Perry Weltruhm. Erstmals erzählt er nun seine eigene Geschichte und berichtet ungeschönt von seinem Aufwachsen als Scheidungskind, einem unsteten Leben zwischen Kanada und Kalifornien, Humor als Coping-Mechanismus, dem steilen Aufstieg als Schauspieler - und seinem schwindelerregenden Fall, bedingt durch Alkohol und Drogen.


    Mein Eindruck:


    Da Matthew Perry vor wenigen Tagen (Ende Oktober 2023) mit nur 54 Jahren verstorben ist, bekommen einige Sätze in diesem Buch eine zusätzliche Bedeutung, die beim Schreiben sicher so nicht beabsichtigt war. Aber das fließt natürlich jetzt auch in das Hörerleben ein.


    Matthew Perry erzählt sein Leben, seinen Werdegang zu einem der bekanntesten Serienstars der Welt und seine Drogensucht ziemlich schonungslos. Ich war oft entsetzt darüber, wie er andere Menschen, darunter auch enge Freunde, behandelt hat, aber auch darüber, wie er als Kollege, Suchtkranker und Schmerzpatient behandelt wurde. Da wurde niemand etwas geschenkt.


    Sprachlich ist das Buch nicht besonders anspruchsvoll, aber das erwartet vermutlich auch niemand. Perry erzählt seine Geschichte in einem leichten Plauderton, bleibt aber immer ernsthaft.


    Das Buch ist chronologisch aufgebaut, es beginnt bei Perrys Kindheit und endet so etwa im Jahr 2022, dem Erscheinungsjahr des Buches. Unterbrochen wird die Chronologie von kurzen Kapiteln mit der Überschrift "Intermezzo", die (von mir geschätzt) so um das Jahr 2018 spielen, und in denen er aufgrund einer schweren Krankheit im Krankenhaus behandelt werden muss.


    Ich selbst bin kein Fan der ersten Stunde von der Serie "Friends", die Perry zu Weltruhm und sehr viel Geld verholfen hat. Ich habe die Serie erst in der x-ten Wiederholung bewusst angeschaut und mochte dann "Chandler Bing", Perrys Charakter in der Serie, sehr gerne. Mir fiel schon auf, dass er von Staffel zu Staffel immer Gewichtsschwankungen zeigte, aber als Mensch, der selbst ständig mit dem eigenen Gewicht kämpft, dachte ich mir nicht viel dabei - meine eigene Kleidergröße wechselt ja auch immer mal wieder. In seinem Buch sagt er (Zitat aus dem Gedächtnis): "Wenn ich dick war, was es Alkohol. Wenn ich dünn war, waren es Tabletten. Und wenn ich einen Bart hatte, dann waren es viele Tabletten". Perry war bereits alkoholabhängig, als er die Rolle in "Friends" bekam und mit der Zeit kamen auch noch starke Schmerzmittel dazu - in einer undenkbar hohen Dosierung.


    In den ersten beiden Stunden des Hörbuchs macht Perry nicht gerade eine sympathische Figur. Manchmal wirkt er sehr prahlerisch bis großkotzig, ein anderes Mal scheint er um Mitgefühl zu betteln. Aber mit der Zeit wird sein Erzählstil sachlicher, er schildert die Tatsachen, wie sie sind - und die haben mich teilweise erschüttert. Ich kann kaum glauben, mit welch leichter Hand von Perrys Ärzten schwer abhängig machende Mittel verschrieben wurden, oder er bekam die Packungen einfach so zu sich in die Wohnung geschickt. Perrys Odyssee durch Entzugskliniken lässt mich auch am Sinn dieser Einrichtungen zweifeln - letztendlich wurde hier oft nur eine Droge durch eine andere ersetzt, Krankenberichte ignoriert und im Prinzip wurden prominente Suchtkranke als Melkkühe betrachtet, mit denen sich eine Menge Geld verdienen lässt.


    Erstaunt hat mich auch, dass so viele Freunde und Kollegen von Perrys Krankheit wussten - aber nur wenige hatten den Mut, ihn darauf anzusprechen. Für die Studiobosse war wichtig, dass er möglichst lange und gut "funktioniert", denn für die Studios war "Friends" bzw. Matthew Perry in seinen jeweiligen späteren Rollen eine Gelddruckmaschine. Perry spricht von seinen Co-Stars aus "Friends" sehr freundlich - aber wenn man auf die Zwischentöne hört, dann war nicht alles immer eitel Sonnenschein. Aber was will man machen, wenn der Kollege an den Drehtagen komplett verkatert ans Set kommt und eine Unterbrechung der Dreharbeiten tausende Dollar kosten würde? Die Lösung hier war: Still sein, Augen zu und hoffen, dass er seinen Text kann.


    In einigen Buchbesprechungen habe ich gelesen, dass Perry unreflektiert sei und die Schuld für seine Sucht nur bei anderen suchen würde. Der Meinung bin ich nicht. Er erklärt, warum er in der einen oder anderen Situation wider besseres Wissen zu Alkohol und anderen Drogen gegriffen hat, aber er weist niemand (außer sich selbst) die Schuld daran zu. Eine Erklärung ist keine Entschuldigung. Mit dem Satz (Zitat aus dem Gedächtnis) "Süchtige wollen sich besser fühlen" ist eigentlich alles darüber gesagt. Sie wollen den Kick erneut spüren, den sie beim ersten Konsum hatten - der sich aber nicht wiederholen lässt.

    Peter Lontzek liest das Buch hervorragend. Kordula Leiße liest nur das kurze Vorwort, das von Lisa Kudrow verfasst wurde und nun, nach Perrys Tod, etwas seltsam klingt. Aber dafür kann die Sprecherin nichts.


    Ich habe dem Hörbuch insgesamt sehr gerne gelauscht und würde auch nicht ausschließen, dass ich es zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal anhören möchte.


    ASIN/ISBN: 3431050387

  • Ich war geschockt vom frühen Tod Matthew Perrys. Ich hatte nix übrig für Sitcoms, aber das änderte sich, als ich spät "Friends" entdeckte.

    Bis auf Jennifer Aniston hat wohl kaum jemand bemerkt am Set, mit welchen Dämonen er sich (ganz früh schon) herumzuschlagen hatte. Er gab Millionen dafür aus, um seine Sucht zu bekämpfen, thematisierte sie offen (nur die wenigsten Alkoholiker geben ihre Sucht zu), warnte die Menschen davor, und auch sein oft wiederholtes Statement, dass Reichtum keinesfalls glücklich mache, mag ein Analgetikum für den einen oder die andere sein.

    R.I.P.


    Oha, schon wieder ein Nachtrag. Ich habe Anabas' Buchbesprechung erst danach gelesen. Las glaubhaft vorher irgendwo (keine zelotische Gazette), dass lediglich Jennifer Aniston davon wusste. Dem ist also offenbar nicht so.