Kaßbergen - Patricia Holland Moritz

  • Bewegendes Leseerlebnis


    Der Verlag nennt dieses Buch einen "Gesellschaftsroman, der das Panorama einer Stadt im zwanzigsten Jahrhundert zeichnet" sowie einen "Entwicklungsroman und ein Stück deutsche Zeitgeschichte". Und da es sich bei der erwähnten Stadt um Karl-Marx-Stadt handelt, das vormals Chemnitz hieß - und heute wieder heißt -, haben wir es hier mit einem Gesellschaftsroman aus der ehemaligen DDR zu tun. Im Mittelpunkt dieses 2021 erschienenen stark autobiografischen Familienromans stehen Kindheit und Jugend der Ich-Erzählerin im real existierenden Sozialismus. An solcher Post-DDR-Belletristik herrscht eigentlich kein Mangel, jedoch wird schon nach den ersten Seiten klar, dass es sich bei "Kaßbergen" (übrigens ein Stadtteil von Chemnitz) um eine wahre Perle der Nachwende-Literatur handelt.


    Unabhängig davon, dass man viel über die Lebenswirklichkeit in einer Arbeiterstadt aus vergangenen DDR-Zeiten erfährt, liegt das vor allem an dem ebenso originellen wie sprachgewaltigen Erzählstil der Autorin, der manchmal derb, manchmal lakonisch, dann wieder berührend still daherkommt. Dies oft zusammen mit tiefgründigem, auch selbstironischem Humor - der vor allem dann überzeugt, wenn es eigentlich so gar nichts zu lachen gibt. Holland Moritz offenbart in diesem Roman durchgängig ihr sicheres Gefühl für die richtigen Worte, setzt von diesen keines zu viel und zeichnet ihre Figuren ebenso einfühlsam wie treffsicher.


    Ein bewegendes Leseerlebnis. Ein gelungenes Buch.


    ASIN/ISBN: 3746639816