The last of the wine - Mary Renault

  • Deutsche Übersetzung: „Der Läufer und sein Held“
    389 Seiten


    Zum Buch


    Spielt von etwa 430 bis 400 v. Chr.


    Alexias, ein junger Athener einer gehobenen Schicht, wächst in den letzten Phasen des Peloponnesischen Krieges auf, Die Welt der Erwachsenen, in die er hinein tritt, ist eine Welt in der Macht und Einfluss seiner Klasse durch die Kräfte des Krieges ausgehöhlt wurden. Alexis fühlt sich durch die kontroversen Lehren des Sokrates angezogen. In seiner Gesellschaft lernt er auch Lysis kennen und die beiden werden unzertrennlich. Zusammen trainieren sie für die Olympischen Spiele, kämpfen im Krieg gegen Sparta und durchleben die Belagerung Athens, Hungersnot und Bürgerkrieg.


    Zur Autorin


    Mary Renault wurde in London geboren und ging in Oxford zur Schule. Sie machte eine dreijährige Ausbildung zur Krankenschweser und schreib ihren ersten Roman “Promise of Love”. Ihre nächsten drei Bücher schrieb sie, während sie im II. Weltkrieg diente. Nach dem Krieg zog sie nach Süd-Afrika und bereiste den afrikanischen Kontinent sowie Griechenland. Ihre Reisen nach Korinth, Samos, Kreta, Delos und andere Inseln sowie Athen, Sounion und Marathon unterstützten sie bei ihrer brillianten Rekonstruktion des antiken Griechenlands. Mary Renault starb 1983 in Kapstadt. „The last of the wine“ erschien 1956.


    Meine Meinung


    Ganz besonders fasziniert hat mich an dem Buch, dass ich die meisten Personen schon aus Platons Dialogen kannte. Platon hat ja fiktive Dialoge mit zeitgenössischen Persönlichkeiten geschrieben und Mary Renault hat diese Personen in die Handlung eingebaut und zum Leben erweckt und zwar mit genau der Charakterisierung, die die Personen auch bei Platon hatten. Alexias und seine Familie sind fiktiv, aber sehr viele der anderen Personen haben entweder eigene Dialoge bei Platon oder kommen in den Dialogen vor. Zum Beispiel auch Alexias’ Freund und Geliebter Lysis. Passenderweise geht es in Platons Dialog „Lysis“, genau wie in Mary Renaults Buch auch um die Freundschaft.
    Und auch ganz viele Szenen in dem Buch beziehen sich auf Stellen in Platons Dialogen. Ich hab mich immer gefreut, wenn ich eine erkannt habe. Zum Beispiel, an einer Stelle kugeln sich Agathon und Pausanias am Boden und erinnern sich an das Symposion als Alkibiades besoffen reingestürmt kam. Das bezieht sich auf "Das Trinkgelage" von Platon, da passiert zum Schluss genau das. :lache Dadurch, dass ich den Dialog kannte, hatte ich das Gefühl, irgendwie als stiller Teilnehmer dabei gewesen zu sein. Das soll aber nicht heißen, dass man Platon gelesen haben muss, um Mary Renault zu lesen, ich denke, es geht auch ohne, aber es hat das Buch für mich noch reizvoller gemacht.


    Die Geschichte wird von Alexias als Ich-Erzähler berichtet. Mary Renault schreibt in gehobenem Englisch, aber gut lesbar. Die deutsche Ausgabe, die unter dem völlig bescheuerten und irreführenden Titel: „Der Läufer und sein Held. Erinnerungen eines Göttersohns“ erschienen ist, ist leider vergriffen, deshalb stelle ich hier gleich die englische Ausgabe vor.


    Das Buch enthält auch noch Karten, eine Zeittafel und ein Nachwort, in dem es Informationen zu den Personen im Buch gibt. Zur Charakterisierung des Sokrates schreibt Mary Renault, dass sie sich eher an Xenophon gehalten hat als an Platon, das hat mich ja als ausgesprochene Xenophon-Hasserin erstmal verunsichert. Im Nachhinein muss ich aber sagen, dass Mary Renault ihn genauso humorvoll dargestellt hat, wie ich ihn auch schon von Platon kannte.
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  • Zum Thema, ob man Platon kennen muß, um das Buch zu mögen, nein. Ich habe ihn erst hier "kennengelernt" - und liebe das Buch. Zweimal gelesen, und sicher nicht zum letzten Mal. Renault gehört für mich zu den besten AutorInnen historischer Romane und das Buch hier ist mein Liebling unter ihren.
    Besonders gut hat mir die Beziehung zwischen Alexias und Lysis gefallen, aber auch die von Alexias zu seinem Vater. Die fand ich interessanterweise besonders faszinierend. Und diese eine Szene ...


    Aber auch alles andere, daß man einen sehr intensiven Einblick in die Welt dieser Zeit bekommt, Sokrates, Alkibiades, ... Und was mir Iris nun über die Parallelen zu Platon erzählt hat, das macht das ganze rückwirkend gleich noch faszinierender.
    Für mich ein Ausnahmebuch.


    Es gab auch noch eine ältere deutsche Ausgabe unter dem Titel "Alexias und Lysis". Und, ja, "Der Läufer und sein Held" ist ein selten dämlicher Titel.
    Ich kenne allerdings nur diese deutsche Fassung. Da ich es auch sprachlich sehr schön gefunden habe, vermute ich mal, daß die Übersetzung gelungen ist.