Die Garnett-Girls - Georgina Moore

  • Die Garnett Girls

    Georgina Moore

    Kiepenheuer&Witsch

    ISBN: 3462006304

    416 Seiten, 18 Euro Paperback, 4,99 Kindle


    Das Buch wird als „süchtig machendes Familiendrama vor der atemberaubenden Kulisse der Isle of Wright“ beschrieben und als gutes Sommerbuch empfohlen. Der Sommer naht und ich war neugierig auf die Isle of Wright, doch der Roman spielt zwar auf der Insel und das Familien-Cottage ist nahe am Meer, aber die Hauptrolle spielen die „Garnett-Girls“. Margo und ihre Töchter Rachel, Imogen und Sasha. Margo wurde vor Jahren von ihrem Mann Richard verlassen. Obwohl er alkoholkrank war und sie immer wieder enttäuschte, hat sie diesen Verlust nie verwunden. Sie zog sich immer mehr zurück und die Töchter waren auf sich gestellt…


    Das ist der Hintergrund der Familiengeschichte. Das Buch beginnt sehr viel später, nämlich mit der Verlobung Imogens in Venedig. Imogen stimmt mehr oder weniger halbherzig dem Antrag ihres Freundes William zu, doch die ganze Zeit scheint auch ihre Mutter Margo präsent zu sein. So ist es auch mit den anderen beiden Töchtern und deren Partnern. Margo ist erst so richtig glücklich, wenn ihre Töchter bei ihr sind. Die Töchter haben bewusst oder unbewusst ihre Lebensentwürfe den Wünschen der Mutter angepasst. Der Vater Richard ist zwar nicht dabei, doch er spielt in ihrer aller Leben eine größere Rolle, als Margo sich das wünschen würde, denn das Schweigen zu seinem Weggang steht immer noch im Raum.


    Der Roman befasst sich sehr detailreich mit den einzelnen Töchtern und deren Beziehungen. Die Autorin zeigt die Verletzungen der Vergangenheit auf, die bis in die heutige Zeit wirken und alle, einschließlich Margo, nicht loslassen. Was Richard betrifft, bleiben wir beim Lesen ebenso im Dunkeln wie die Familie. Immer wieder gibt es Andeutungen und man möchte mehr wissen, doch die Garnett Girls drehen sich hauptsächlich um sich selber. Das Publikum bleibt außen vor. Und deshalb fühlte ich mich beim Lesen wie eine Beobachterin dieser detailreichen Sezierung verschiedener Beziehungen, die bei den häufigen Sprüngen von Person zu Person und den Zeitsprüngen vor und zurück zu niemandem eine Bindung aufbauen konnte.


    So habe ich das Buch zwar interessiert gelesen, die Figuren blieben mir aber bis zum Schluss fremd. Wer ein Faible für Familiendramen hat und ausführliche Beziehungsanalysen mag, dürfte mit diesem Buch einen guten Lesestoff nicht nur für den Sommer gefunden haben.


    ASIN/ISBN: 3462006304

  • Schweigen


    Was ist bei der Trennung der Eltern wirklich passiert? Und wo ist mein Rückzugsort? Um diese und andere Fragen geht es im Roman „Garnett Girls“.


    Die drei Schwestern Garnett haben es alle nicht leicht. Vom Vater verlassen wuchsen sie mit einer Mutter auf, die vieles verschwieg und sich auch wenig kümmert. Nun würde sich Rachel gerne aus den Familiencottage zurückziehen, Imogen steht kurz vor einer Hochzeit und Jungspund Sascha trägt ein Geheimnis mit sich, dass vieles aufwühlen könnte. Über den jungen Frauen steht noch Mutter Margo, bekannt für ihre rauschenden Partys. Dann kommt die Wahrheit nach und nach ans Licht und die Mauer des Schweigens beginnt zu bröckeln…




    Ich habe gut in die Story reingefunden. Aus den verschiedenen Perspektiven habe ich die Garnett Frauen kennen gelernt und nach und nach verstanden, was die Thematik in der Familie ist. Mutter Margo zum Beispiel schweigt lieber, als sich mit den offensichtlichen Problemen zu befassen. Um den Schein eines intakten Lebens sowie ihr Ansehen zu wahren, veranstaltet sie regelmäßig Partys, wobei sie immer wieder jüngere Liebhaber hat. Die Partys und das Schweigen sind für sie Verdrängungsmechanismen, auch, damit sie sich keine Schuld eingestehen muss. Die jüngste Tochter Sascha kommt mit den Schweigen ihrer Mutter nur bedingt zurecht. Sie sucht sich selber und möchte dabei auch ihre Verbindung zum abwesenden Vater nachvollziehen können. Das fällt ihr nicht leicht und auch sie sucht Trost in sexuellen Abenteuern und ihrer Arbeit. Dabei schweigt sie ebenso wie ihre Mutter lange Zeit über ihre Probleme. Die mittlere Schwester Imogen sieht sich in einer ausweglosen Situation und sucht Halt im Elternhaus- das dies nicht mehr der Rückzugsort ihrer Kindheit ist, fällt ihr schwer zu akzeptieren. Auch sie schweigt über ihre Situation. Die älteste Schwester Rachel würde sich gerne zu ihrer eigenen Familie nach London zurückziehen, fühlt sich dem Cottage gegenüber jedoch verpflichtet, dass es nicht unter der Mauer des Schweigens verkommt. Schweigen scheint bei den Garnetts ein zentrales Thema zu sein. Es ist als würde man die Thematik dadurch verdrängen können. Auch die regelmäßigen Partys untermauern dieses Wegdenken von Problemen, als würde Alkohol und Feiern die Anliegen auflösen. Ich erkenne diese beiden Faktoren als Verdrängung der Schuld an. Die Garnett Frauen kommen in Situationen, für die sie nichts können, suchen aber den Auslöser und die Schuld bei sich. Erst am Ende kann eine Aussprache der Frauen dazu führen, die Probleme gemeinsam anzugehen.


    So leicht mir der Einstieg auch fiel, mit voranschreitender Handlung war es schwierig, den einzelnen Entwicklungen zu folgen. Durch die Zeitsprünge und unausgesprochenen Geheimnisse fiel es mir persönlich schwer, die Handlung an sich aufzunehmen. Dazukommt, dass es phasenweise sehr träge und schleppend erzählt wurde, was für mich ein weiteres Indiz dafür ist, dass etwas verdrängt wird. Man möchte die Aufmerksamkeit von etwas weg lenken und die Situation überbrücken. Zudem werden zwei Tabus als natürlich dargestellt- die toxische Beziehung einer der Schwestern sowie das übermäßige Feiern nebst damit verbundenen Alkoholkonsum. Ähnlich wie das Schweigen der Frauen wird nicht angedeutet, dass dies nicht der beste Umgang ist oder Ausdruck einer Krankheit. Dadurch sehe ich hier trotz eines beeindruckenden Familienromans Luft nach oben und vergebe wohlwollende vier Sterne, weil es wichtige Themen sind und zum Nachdenken angeregt wird.

  • Margo und ihre Töchter

    Die Garnett Girls, Familienroman von Georgina Moore, 416 Seiten erschienen bei Kiepenheuer & Witsch.
    Ein Familiendrama vor atemberaubender Kulisse.
    Margo wird von ihrem Mann Richard, einem Trinker verlassen. Er war ihre ganz große Liebe. Sie bricht zusammen, ihre Töchter sind verzweifelt, denn weder Vater noch die Mutter kann gebührend für sie Sorgen. Nachdem Margo sich einigermaßen gefangen hat, ist Richard für alle Zeit ein Tabuthema. Sie sind mittlerweile erwachsen und jede der Schwestern hat ihre eigenen Probleme. Schaffen sie es zusammen mit Margo die Familie zusammenzuhalten?
    Das Buch besteht aus 24 Kapitel abwechslungsweise aus der Sicht der Frauen, dadurch ist es möglich als Leser ganz nah am Geschehen dran zu sein. Jedes Kapitel trägt eine zum Inhalt passende Überschrift. Schlagfertige Dialoge beleben die Geschichte. Liedzeilen, Buchtitel und Eigennamen sind kursiv markiert. Zwei Kapitel im Buch sind vollständig kursiv abgedruckt, der Rückblich von Margo in ihre Mädchenjahre und auch der Rückblick von Rachel an Margos Zusammenbruch.
    Ich habe mich bei dem Roman auf eine nette Sommer-Strandurlaubs-Geschichte vorbereitet, doch geliefert bekommen habe ich soviel mehr, ein herzergreifendes Familiendrama nämlich. Die Autorin hat wirklich nichts ausgelassen. Hass, häusliche Gewalt, Depressionen, Untreue, Leidenschaft, alles dabei. Ständig brodelt es im Hintergrund, deshalb war es für mich schier unmöglich das Buch aus der Hand zu legen. Die Charaktere der Mädchen und auch Margos sind sehr ausführlich und deutlich beschrieben. Trotz allem konnte ich einfach mit Margo nicht warm werden, sie war mir unsympathisch, eine selbstgerechte Frau, die genügend eigene Fehler hat und trotzdem versucht ihre Töchter stets zu gängeln, ihnen das Gefühl zu geben, das alles nach ihrem Willen geschehen muss. Die Töchter, vor allem Sasha hat sich gegen ihre Mutter, für mich nicht nachvollziehbar, aufgelehnt. Viel früher hätten klärende Gespräche, die Lage wohl entspannt. Geheimniskrämerei und Heimlichkeiten ziehen sich durch die Geschichte. Einzig Rachel, die schon als Mädchen die Rolle der Kümmerin übernahm mochte ich. Meine Lieblingsfigur jedoch war Gabe, er hält die Familie zusammen. Aber auch sein Geheimnis wurde nicht richtig aufgeklärt, finde ich.
    Insgesamt wurde ich gut unterhalten, ein bequemes Buch zum Zurücklehnen im Urlaub, ist es keinesfalls. Einen Punkt Abzug für die Trinkerei, die von allen Figuren und durchs ganze Buch, als das Alleinseligmachende dargestellt wird, Das fand ich nicht in Ordnung. Jede Seite im Buch ist von Alkohol getränkt. Nachdem der Vater der Familie ein Alkoholiker war, hätten Margo und ihre Töchter anders mit Alkohol umgehen sollen.
    Deshalb 7 Punkte