Der Garten der kleinen Wunder - Patricia Koelle-Wolken

  • Der Garten der kleinen Wunder von Patricia Koelle-Wolken


    Taschenbuch – 17. Juni 2025

    • Seitenzahl der Print-Ausgabe ‏ : ‎ 304 Seiten
    • ISBN-10 ‏ : ‎ 349901713X
    • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3499017131


    Ein inspirierender Roman, der uns hilft, zu uns selbst zu finden


    Was macht dich wirklich glücklich?

    Victoria, genannt Toja, illustriert Buchumschläge. Ihre Gedanken kann sie oft besser in Bildern als in Worten ausdrücken. Seit einer Lebenskrise lebt sie in einem Haus am Stadtrand, wo sie zwischen alten Obstbäumen und Blumenbeeten wieder zu sich gefunden hat. Als am Gartenzaun die vierzehnjährige Vica auftaucht, die eigentlich ebenfalls Victoria heißt, erkennt Toja sich in dem introvertierten Mädchen wieder. Sie fühlt sich an ihre eigene Vergangenheit erinnert und an das beklemmende Gefühl, nicht richtig zu sein. Toja möchte für Vica einen friedlichen Ort schaffen, an dem diese auch in dunklen Momenten Hoffnung finden kann. Wie die Blüte, die immer zum Licht strebt. Aber lässt sich das Glück planen? Und wie viel Mut braucht es zur Veränderung?

    Der Zauber eines Sommers. Unerwartete Begegnungen, die uns inspirieren. Ein Roman, der bewegt und lange nachhallt.



    Ich mag sehr gern die Romane von Patricia Koelle. Ihre Erzählform hebt sich ab, man ist mittendrin durch den Ich-Erzähler. Dieser Satz aus der Danksagung sagt viel darüber aus, was der Autorin wichtig ist: „ …von Herzen bedanken…bei all den Landschaften und Lebewesen, seien es Menschen, Pflanzen oder Tiere, die unseren Planeten so wundersam und liebenswert machen.“


    Sie schärft mit ihren Büchern das Bewusstsein hierfür. Patricia Koelle ist eine wunderbare Geschichtenerzählerin in der schriftlichen Form, den Auftritt als Autorin bei Lesungen, eine pers. Begegnung mit ihren Leserinnen, das ist nichts für sie. Wer bereits einige Bücher von ihr gelesen hat, weiß, dass sie kleinen Dingen wunderbar einen Rahmen geben kann.


    Ihr aktuelles Buch ist eine sehr persönliche Geschichte. Toja und Vica sind Nachbarinnen, es trennt sie mehr als eine Generation und doch werden sie schnell Freundinnen. Es verbindet sie nicht nur der gemeinsame Vorname Victoria, sie sind sich auch vom Typ und Verhalten recht ähnlich. Beide sind gute Beobachterinnen, die Stille genießen und auch gut aushalten können. Natur bedeutet ihnen viel, sie sind interessiert an Pflanzen und Tieren. Ein großes Aquarium oder Garten bereitet ihnen Freude, Menschen können dagegen für Beklemmungen sorgen. Der Mensch hat oft Erwartungen an sein Gegenüber, er meint einer Norm entsprechen zu müssen und sich danach formen lassen zu müssen. Tiere und Pflanzen haben nicht diese Gefühle, nicht genug zu sein, auszureichen. Der aktuelle Roman lehrt uns Menschen, so zu akzeptieren und anzunehmen, wie sie sind, über den Tellerrand hinweg zu sehen. Jedes Lebewesen ist etwas Besonderes, auch wenn es nicht dem eigenen Schönheits- oder Verhaltensideal entspricht. Nehmen wir es als Bereicherung an.


    Vicas Vater hat sich die ersten Lebensjahre die Chance nehmen lassen, seiner Tochter täglich beim Aufwachsen an der Seite zu stehen. Nun leben sie miteinander. Mithilfe der Nachbarin Toja und ihrem guten väterlichen Freund Bär, lernt er seine Tochter besser zu verstehen und den dreien gelingt es auch, in ihm eine neue Seite hervorzuholen. Ein englischer Rasen, unkrautfreie Beete und akkurat saubere Wege, das ist das Werk seines Gärtners – Toja und Bärs Garten ist ein Naturgarten, dort finden Bienen Nahrung, es duftet je nach Saison, Samenkörner und Wurzeln suchen sich ihre Plätze und über allem thront auf dem Hausdach von Wills Haus ein farbenfrohes Chamäleon. Bär hat von Will vor Jahren gelehrt bekommen, naturnahe Kunstwerke zu erschaffen, farbenfrohe Lebewesen, deren Betrachten einen wundern lässt, ob die Natur tatsächlich diese Schönheiten kennt und die viele fröhlich machen.


    Dieser Roman führt uns in den besagten Garten der kleinen Wunder, denn er steckt voll mit Naturwundern. Jeder Mensch benötigt Ruhepole, für den einen sind es Berge, für andere das Meer, weitere finden es in der Begegnung mit Menschen oder Tieren oder eben im Garten. Übergeordnet – es ist die Natur, die man immer wieder genießt. Und haben die Kraftspender nicht auch mehr Aufmerksamkeit und auch Achtsamkeit verdient?


    Mit diesem neuen Roman hat die Autorin auch neue Wege beschritten, bisher sind alle Bücher bei Fischer erschienen und waren Mehrbänder, die reizvoll ineinander verzahnt waren. Personen begegnete man wieder und das ließ mich zurückerinnern an die erste Begegnung. Nun hat Rowohlt den neuen Buchstoff veröffentlicht unter Patricia Koelle-Wolken. Ich kann gut damit leben, wenn es sich um einen Einzelband handelt, denn ich benötige nicht ein neues ineinander greifendes Personenuniversum.


    Patricia Koelle ist es gelungen, dass mir auch dieses Buch gut gefällt und einen Regalplatz erhält. Ich bin gespannt, ob sie weitere Bücher bei dtv veröffentlicht.

    ASIN/ISBN: 349901713X

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Toja lebt zurückgezogen in einem Häuschen mit einem wunderbaren Garten drumherum. Eines Tages sieht sie ein Mädchen vom Grundstück nebenan herüberspähen und lädt sie ein, sich im Garten umzuschauen. Vica findet hier die Ruhe, die ihr sonst im Leben fehlt und hier wird nichts von ihr verlangt, das sie nicht geben kann.


    Patricia Koelle-Wolken erzählt hier die Geschichte von leisen Menschen, die sich in großen und lauten Menschenmengen nicht wohlfühlen und gerne mit sich alleine sind. Sowohl Toja als auch Vica gehören dazu und ihr Umfeld tut sich oftmals schwer damit sie einfach so sein zu lassen wie sie sind. Toja wird zur Fürsprecherin von Vica auch gegenüber deren Vater, der Anfangs gar nicht versteht was seine Tochter umtreibt und in dem Bemühen, alles richtig zu machen sehr viel Porzellan zerschlägt.


    Mir hat dieses leise Buch der Autorin wieder sehr gut gefallen. Es entschleunigt beim Lesen und ich konnte gut nachvollziehen, wie es Toja und Vici geht. Ich bin zwar nicht ganz so introvertiert wie die beiden, aber auch ich brauche meine Zeit für mich und ab und zu niemanden um mich herum.


    Ich habe mich sehr wohlgefühlt beim Lesen und die Charaktere ins Herz geschlossen. Daher kann ich dieses leise Buch auf jeden Fall empfehlen!


    9 von 10 Punkte

  • Von einem zauberschönen Garten und 'leisen' Menschen


    Wir alle kennen sie: Die eher 'laute' Fraktion der Menschheit, die extrovertiert ist, überall (gut) ankommt und hoppla, hier bin ich sagt - voller Selbstbewusstsein und Charme sowie einem Lächeln, die jede Situation (scheinbar) mit links meistert. Und da gibt es auch die leisen, stillen Charaktere. Die, die niemand bemerkt, die leicht übersehen werden, die sehr introvertiert bis hochsensibel sind, sich nicht zutrauen, eine Rede vor einem Pulk von Menschen zu halten und Menschenmengen generell meiden. Die mit Reizüberflutungen zu kämpfen haben.

    In Patricia Koelle-Wolken's Roman "Der Garten der kleinen Wunder" geht es im Kernthema um die Introvertiertheit mancher Menschen und die Hochsensibilität. Aber auch darum, dass jeder Mensch einen Mentor brauchen kann, der ihn zum richtigen Zeitpunkt unterstützt, ihn erkennt und an ihn glaubt. Die positiven Veränderungen sind dann oft (nur) die Konsequenz daraus....

    Vica (14) lebt neben Toya und Bär und fühlt sich magnetisch angezogen von dem bunten Mandarinfisch, der in Toyas Garten steht. Es entwickelt sich eine leise Freundschaft zwischen den beiden, trotz des großen Altersunterschieds. Denn Toya fühlt sich an ihr eigenes Ich erinnert und möchte Vica einen Rahmen für ihr Leben geben, um sich zu entfalten (so wie Wille es bei ihr instinktiv vor vielen Jahren getan hat). Sie lädt Vica kurzerhand immer wieder ein und auch Bär (mit seiner eigenen Geschichte) mag Vica sehr; erinnert sie ihn doch um seine kleine Schwester, die er vor langer Zeit verloren hat.

    So verfolgen wir die Freundschaft an dem Ort, der einen eigenen Zauber besitzt: Toyas Garten und lauschen der Geschichten, die sich um die ProtagonistInnen spinnen. Wir lernen Mamoun, den marokkanischen Gewürzhändler kennen, Herr Kowiecki, der Antiquar, bei dem Toya aushelfen durfte und der ihr Talent zum Zeichnen entdeckte, entdecken die Schönheit von Quallen und Korallen (von denen Toya Fotos von Marc, ihrem Freund, erhält, um sie in ihre Buchgestaltung einzubinden) und gehen mit in ein Aquarium, in dem alles begann. Weitere HauptprotagonistInnen sind schöne Pflanzen wie der Bart-Iris (die bei etwas Abstand zueinander besser gedeihen, ebenso wie bei manchen Menschen) und der Garten, dem bald eine Neuauflage in Vicas Elternhaus folgen sollte. Micki, eine Bekannte von Bär, hilft hier ehrenamtlich und mit großer Passion mit und soll auch noch eine Rolle im Roman bekommen.

    Florian, Vicas Vater, ist Augenchirurg und zuerst nicht sehr angetan von der Freundschaft seiner Tochter und Toya; dies ändert sich jedoch, als Toya sich ihm vorstellt und er mit der bunten Welt im Nachbarsgarten 'kollidiert'. Es ist schön zu lesen, wie sich eher starre Charaktere, die festgefahren (und zuweilen spießig) sind, auch verändern können, wenn sie in anderem Umfeld sind und längst Verschüttetes in sich ausgraben. Vica macht Gartenarbeit viel Freude, sie ist glücklich, als sie ihr eigenes Beet, einen Steingarten, 'komponieren' darf. Im Gegensatz zur Schule, die ihr eher Magendrücken bereitet, erblüht sie regelrecht in Toyas Gartenpracht. Letztere ist auch sehr poetisch beschrieben und jedem müsste hier das Gärtnerherz leuchten: Der Garten als ein Glücks- und Kraftort; die beeindruckende Farbenvielfalt des prächtigen Gartens und die Empfindungen Vica's kann ich bestens nachempfinden, da ich das Glück hatte, einen sehr passionierten Gärtner zum Vater zu haben; auch gehören Iris zu meinen Lieblingspflanzen.

    In diesem poetischen und flüssig zu lesenden Roman kann man die wundersamen Veränderungen von Menschen nachlesen, die von ihrer Natur her eher zurückgezogen sind; deren Verhalten oft missgedeutet wird und die es aufgrund ihrer Introvertiertheit (oder sogar einer Hochsensibilität) zuweilen schwer haben. Sie brauchen Ruhe und Verständnis, um sich entfalten zu können; so die Autorin. Dem kann ich mich nur anschließen, da ich selbiges auch früh bei meinem Bruder bemerkte, der mit Sicherheit hochsensibel war und oft (durch sein Verhalten) dadurch missverstanden wurde.

    Fazit:

    Ein Roman über einen 'zauberschönen' Garten und leise Menschen, die die nötige Empathie, auch Ruhe und Unterstützung sowie einen Ort brauchen, an dem sie sich voll entfalten können. In poetischer Sprache gelingt es P. Koelle-Wolken auch, die Leserschaft in Bezug auf 'eher leise Menschen' zu sensibilisieren. Ich empfehle ihn gerne weiter und vergebe 4* und 88° auf der Belletristik-Couch.


    4****