Bachmann-Preis 2025

  • Lesereihenfolge:



    Donnerstag, 26.6.

    • 10.00 Fatima Khan
    • 11.00 Nefeli Kavouras
    • 12.00 Max Höfler
    • 13.30 Laura Laabs
    • 14.20 Verena Stauffer

    Freitag, 27.6.

    • 10.00 Natascha Gangl
    • 11.00 Sophie Sumburane
    • 12.00 Josefine Rieks
    • 13.30 Thomas Bissinger
    • 14.30 Kay Matter

    Samstag, 28.6.

    • 10.00 Nora Osagiobare
    • 11.00 Almut Tina Schmidt
    • 12.30 Tara Meister
    • 13.30 Boris Schumatsky
  • Aufgrund vieler Überstunden komme ich dieses Jahr erst spät dazu, den Bewerb anzusehen.


    10 Texte waren schon und ich kenne erst 2:


    Es beginnt mit Fatima Khan: Madonna in den Trümmern,


    Ein Text mit einem Brief an den Vater und dem Leben von Migranten.


    Thematisch und sprachlich fand ich es nicht schlecht, aber den Einwand von Strässle, dass die Briefschreiberin ihren Vater nicht alles erklären braucht, was der sowieso weiß, ist schwerwiegend.



    Ein weiterer Text, den ich angesehen habe war: „Doppelzweier Leichtgewicht“ von Kay Matter.

    Ein Text in der die Geschlechterzughörigkeit thematisiert wird. Ich muss zugeben, dass mich das nicht so stark interessiert hat, obwohl es nicht schlecht geschrieben war.

    Von Kay Matter gibt es bereits einen Roman bei Hanser Berlin.

    ASIN/ISBN: 3446280030

  • Nefeli Kavouras: Zentaur

    Originellerweise ein Text mit mehreren Erzählperspektiven, Mutter und Tochter, die das krankheitsbedingte, langsame Sterben des Mannes bzw. Vaters erleben.

    Auch der Mann kommt schließlich innerlich noch kurz zu Worte.



    Die Jury-Diskussion hatte seinen eigenen Witz!



    Über die Autorin:

    Nefeli Kavouras arbeitet für den mairisch Verlag, kuratiert das Literaturprogramm der altonale, führt den Literaturpodcast „laxbrunch“ und moderiert regelmäßig Lesungen.

  • Ich schaue zum ersten Mal seit Jahren live auf 3sat.


    Relativ wenig Preisfavoriten am Donnerstag, außer vielleicht der besagten Story von Nefeli Kavouras. Fatima Khans Geschichte ließ sich gut lesen, nur war neben dem erwähnten handwerklichen Mangel mit der Erzählperspektive auch dieser Text, wie so viele, sehr erwartbar in der Form: eine Migrationsgeschichte, Schreibfindung, sehr nah an der eigenen Biografie. Das ist alles thematisch sehr relevant, aber doch sehr präsent und nicht besonders originell in der aktuellen deutschen Literatur. Ich mochte den Bezug zwischen Architektur und Leben, aber da kommt es am Ende auf die Umsetzung an. Köln in Trümmern = Familie in Trümmern wäre mir dann doch zu banal.

    Nicht perfekt, aber ich mochte den Romanauszug von Laura Laabs.


    Max Höfler hätte ich nach maximal drei Minuten wieder weggeklickt, wenn ich ihn nicht live gesehen hätte.


    Verena Stauffer war mir zu essayistisch und abstrakt.


    Zur Jury: Ich frage mich wirklich, wie man Klaus Kastberger zum Jurysprecher machen konnte, außer dass er vielleicht der Dienstälteste ist. Immer wieder zündelt er, statt zu schlichten, und ist generell schlecht im Moderieren. Man muss eher ihn moderieren (was an mindestens einer Stelle dann Thomas Strässle dann auch getan hat, als er Mithu Sanyal vorführen wollte).


  • Dieser Text hat mir besonders gut gefallen, nur hätte ich die letzte Verwandlung in ein Pferd (oder Zentaur) nicht gebraucht. Das hat den realistisch gut nachvollziehbaren Sterbeprozess ins Absurde geführt.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Anna Seghers: Der Ausflug der toten Mädchen

    Erzählungen

  • Die Lesung von Max Höfler war für mich nicht erträglich.


    Abbruch!

    Da brauchte ich schon meine ganze Konzentration, um bei dem Gewirr von Sprach- und Realbildern mitzukommen. Einiges fand ich witzig formuliert. Nur die Grundaussage oder Absicht hat sich mir nicht erschlossen.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Anna Seghers: Der Ausflug der toten Mädchen

    Erzählungen

  • Oft hatte ich den Eindruck, er wäre eingeschlafen, so lustlos kommt er mir vor.

  • Verena Stauffers "Jäger" fand ich auch "too much" - ein konfuser Mord-Reigen ohne Handlung.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Anna Seghers: Der Ausflug der toten Mädchen

    Erzählungen

  • Ich habe nichts gegen experimentelle Texte (z.B. Bodo Hell), aber die selbstverliebte Selbstinszenierung dieses Autors fand ich unangemessen.

    Bei solchen Performern denke ich mir, ist diese Vorlese-Veranstaltung nicht die richtige Bühne - der passt besser ins Kabarett oder zu Poetry-Slam-Shows.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Anna Seghers: Der Ausflug der toten Mädchen

    Erzählungen

  • Meinst Du die Stelle als er die tagsvorher geäußerte Bemerkung von Mithu Sanyals "Mitleid für Putin" klären wollte. Da hat er wohl auf einen Aufschrei in den Social Medias reagiert. Das hätte leicht zu einem wüsten Gestreite führen können.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Anna Seghers: Der Ausflug der toten Mädchen

    Erzählungen

  • Meinst Du die Stelle als er die tagsvorher geäußerte Bemerkung von Mithu Sanyals "Mitleid für Putin" klären wollte. Da hat er wohl auf einen Aufschrei in den Social Medias reagiert. Das hätte leicht zu einem wüsten Gestreite führen können.

    Ja, genau. Obwohl ich zugeben muss, dass ich bei Verena Stauffer teilweise nicht so aufgepasst habe und den Kommentar verpasst hatte. Aber so oder so: mit der Replik auf sie dann zu warten bis zu dem Moment, in dem sie noch die Verharmlosung der Ermordung der Juden zur Nazizeit verharmlost, ist eben so ein maximal eskalierender Schritt, den man so einfach nicht macht. Vor allem, sie dann nicht mal direkt reagieren zu lassen und so wie eine Putin-Versteherin und Antisemitin dastehen zu lassen, geht eben überhaupt nicht.

    Auch ansonsten grantelt er nur rum, schüttelt bei Argumenten nur abwertend wildden Kopf usw.


    Die Jury-Interaktionen haben generell die bekannte Dynamik: Kastberger gegen Tingler, Tingler und Delius als Best Buddies und sich die Bälle zuspielend, Tingler, auch im Zusammenspiel mit Delius, gegen Sanyal (und seiner Sicht wohl 'ne dumme Nuss mit unterkomplexen Gedanken). Kastberger gegen Strässle (aus meiner Sicht hauptsächlich, weil Strässle ihn häufig mit den besseren Argumenten aussticht), Brigitte als die wirkungsarme Erwachsene im Kindergarten. Trotzdem fast die zahmste Jury seit Jahren :)

  • Mithu Sanyal kommt eben oft allzu emotional rüber und drückt sich nicht so intellektuell aus. Das ist wohl besonders diesen Männern zu gefühlsbetont.

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    :lesend Anna Seghers: Der Ausflug der toten Mädchen

    Erzählungen

  • Laura Laabs' "Adlergestell" hat mir größtenteils gut gefallen. Der Text erklärt einiges von der Befindlichkeit der Ostdeutschen nach dem Mauerfall. Was das Adlergestell sein soll hat sich mir während des Vortrags nicht erschlossen und der umstrittene Adler auf der Demofahne zum Schluss war mir auch nicht klar.

    Was ein Centershock ist weiß ich auch nicht.

    Zumindest hat mich der Text angeregt, Anna Seghers "Der Ausflug der toten Mädchen" aus meinem Regal zu suchen und zu lesen. Diese Parallele finde ich jetzt auch zum "Adlergestell" unpassend.

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    :lesend Anna Seghers: Der Ausflug der toten Mädchen

    Erzählungen

  • Laura Laabs: Adlergestell


    Das Buch zum Text erscheint schon im August.

    Kein Müll, aber doch etwas glatt. Ein wenig Selbstüberschätzung scheint auch vorzuliegen.

    Mein Interesse blieb nicht aufrechterhalten.

    Es wäre nicht schlecht, wenn das Niveau dieses Jahr sich noch steigern würde.


    Über die Autorin:

    Laura Laabs ist freie Regisseurin und Autorin. Sie studierte Politik und Filmwissenschaft sowie anschließend Filmregie an der Hochschule für Film und Fernsehen »Konrad Wolf« in Potsdam-Babelsberg. Sie ist als Hörspielregisseurin und realisierte hier u. a. die große Hörspielproduktion zu Mädchen, Frau etc. nach dem Bestseller von Bernardine Evaristo. Ihr Spielfilmdebüt »Rote Sterne überm Feld« gewann den Kritiker-Preis beim Max Ophüls Festival und beim achtung berlin Filmfestival u.a. die Preise für bester Film und bestes Drehbuch. Sie lebt in Bad Kleinen und Berlin.


    ASIN/ISBN: 3608502882

  • Herr Palomar Was meinst Du mit "Selbstüberschätzung" ?

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Anna Seghers: Der Ausflug der toten Mädchen

    Erzählungen

  • Laura Laabs' "Adlergestell" hat mir größtenteils gut gefallen. Der Text erklärt einiges von der Befindlichkeit der Ostdeutschen nach dem Mauerfall. Was das Adlergestell sein soll hat sich mir während des Vortrags nicht erschlossen und der umstrittene Adler auf der Demofahne zum Schluss war mir auch nicht klar.

    Was ein Centershock ist weiß ich auch nicht.

    Zumindest hat mich der Text angeregt, Anna Seghers "Der Ausflug der toten Mädchen" aus meinem Regal zu suchen und zu lesen. Diese Parallele finde ich jetzt auch zum "Adlergestell" unpassend.

    Na ja, der Adler deutet eben deutlich auf eine rechte Demonstration hin (also irgendwas zwischen AfD-Wählerin und Reichsbürgerin). Die Jury hat sich ja sehr auf diese Schlusspointe fokussiert, und man kann es ihr auch nicht übelnehmen, sie kann ja nur das bewerten, was vorliegt. Aber im Gesamtroman würde ich mir vorstellen, dass das noch besser kontextualisiert wird und weniger aufgesetzt wirkt. Sollte der Roman mehr die Jetztperspektive und weniger die Wendezeit fokussieren, dann könnte mich der Text interessieren.


    Ja, und der Centershock, also dieses saure Apfelgummizeug, als Symbol für das Gefährliche, Explosive, von dem sich die Protagonistin nicht lösen kann.


    Thematisch fand ich das schon spannend, auch wenn es sprachlich nicht so aufregend war.