Bachmann-Preis 2025

  • Ich habe mir den Text "DA STA" im Original ganz durchgelesen und danach meine Aufzeichnung des Vortrags von Natascha Gangl und die nachfolgende Diskussion darüber angesehen.

    Es ist wirklich ein sehr kunstvoll konzipierter Text mit viel Inhalt, der erst bei näherer Betrachtung erfasst werden kann.

    - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Anna Seghers: Der Ausflug der toten Mädchen

    Erzählungen

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Tante Li ()

  • Sie hat gewonnen, und sie hat es auch verdient. Interessanter Text – jenseits üblicher Muster, um der Ungeheuerlichkeit des Themas Herr zu werden. Eigentlich, so sollte man denken, ist aus dem myriadenfach variierten, nahezu ausgewälzten, aber ungeheuer wichtigen Thema nicht mehr viel rauszuholen. Sie aber hat es geschafft: mit Sprachspielen, fein eingestellter Optik und scharf gestellten semantischen Linsen. Starker Vortrag! Sie kann in jedem Vertriebsbüro sofort anfangen, und das ist ein Kompliment! :-)))

    Unfreiwillige Brecher der Veranstaltung war die Einführung der Autorin "... „Wie heißt sie noch? Simbo …Simoo --- Simba...?“ :-)))))))))

    Peinlicher geht’s nicht, und sie hat dann tatsächlich auch alles dafür getan, dass dieser Eindruck nicht verloren geht.:-)) Als der Kameramann sie nach einiger Suche direkt vor der Wohnsilofront in Potsdam posieren lässt herrlich! Als sei dies ein prototypischer Ost-Ort, wiewohl es im Westen nicht anders aussieht, was einst schon Burgess inspirierte zu: „Clockwork Orange“ ....



    :

  • Unfreiwillige Brecher der Veranstaltung war die Einführung der Autorin "... „Wie heißt sie noch? Simbo …Simoo --- Simba...?“ :-)))))))))

    Peinlicher geht’s nicht, und sie hat dann tatsächlich auch alles dafür getan, dass dieser Eindruck nicht verloren geht.:-)) Als der Kameramann sie nach einiger Suche direkt vor der Wohnsilofront in Potsdam posieren lässt herrlich! Als sei dies ein prototypischer Ost-Ort, wiewohl es im Westen nicht anders aussieht, was einst schon Burgess inspirierte zu: „Clockwork Orange“ ....

    Du meinst Sophie Sumburane?


    Diese Autorenvideos sind vieles und nicht immer gelungen, aber unfreiwillig sind sie nicht.

  • Du meinst Sophie Sumburane?


    Diese Autorenvideos sind vieles und nicht immer gelungen, aber unfreiwillig sind sie nicht.

    Yep, meinte ich, und ich meinte unfreiwillig komisch :-

    Bin aber beeindruckt, positiv, wohlgemerkt, wie zivilisiert es geworden ist. Hatte es viele Jahre nicht mehr verfolgt. Man googele mal Fausers Auftritt und Ranickis Reaktion ...

    Ich denke, ausgerechnet in diesem - sagen wir mal zeitlosen ;) - Bereich sind wir ein Stück vorangekommen.

  • Sophie Sumburane hat leider keinen der Preise gewonnen. Ihr Text "Sickergrubenblau" hätte schon mehr Anerkennung verdient. Ich fand ihn gut und leichter verständlich als so manchen anderen.

    - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Anna Seghers: Der Ausflug der toten Mädchen

    Erzählungen

  • Sophie Sumburane hat leider keinen der Preise gewonnen. Ihr Text "Sickergrubenblau" hätte schon mehr Anerkennung verdient. Ich fand ihn gut und leichter verständlich als so manchen anderen.


    Ich fand ihn zu sehr auf das Thema hingeschrieben. Das Thema ist wichtig, aber das macht es ja nicht automatisch zu einem Text, den man aus literarischen Gründen würdigen muss.


    Das war generell so eine Sache dieses Jahr. Wir haben zwei Nazi-Texte, wobei ich vor allem Natascha Gangl die Kunstfertigkeit des Textes nicht absprechen möchte, aber das gibt diesen Texten immer automatisch einen Vorteil, den sich die Autorin selbst ja nicht wirklich verdient hat.

  • Ich finde es schon "verdienstvoll" aus so einem ausgelutschten Thema noch etwas Neues zu gestalten.

    - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Anna Seghers: Der Ausflug der toten Mädchen

    Erzählungen

  • Ich fand ihn zu sehr auf das Thema hingeschrieben. Das Thema ist wichtig, aber das macht es ja nicht automatisch zu einem Text, den man aus literarischen Gründen würdigen muss.


    Das war generell so eine Sache dieses Jahr. Wir haben zwei Nazi-Texte, wobei ich vor allem Natascha Gangl die Kunstfertigkeit des Textes nicht absprechen möchte, aber das gibt diesen Texten immer automatisch einen Vorteil, den sich die Autorin selbst ja nicht wirklich verdient hat.

    Ich finde, dass es keinesfalls ein Vorteil für Gangl war, dieses Thema zu nutzen. Man kommt an der entscheidenden Bestialität des 20. Jhdts. kaum vorbei, wenn man im deutschsprachigem Raum

    agiert. Es ist hingegen eher ein Nachteil, das zum 1000. Male repetieren zu müssen.

    Wir können da aber ewig diskutieren. Die Grundthemen solch großer Veranstaltungen bleiben freilich die gleichen - wie eben schon in der Antike: wie uns z.B. auch Shakespeare zeigt, also einer der bestem postmodernen Autoren :lache

    Mich hätte jetzt ein Text vom Hocker gerissen, in dem wirklich etwas erzählt wird, gern auch konventionell ;. Denn wie sagt Altmeister Schopenhauer. " dass man etwas zu sagen habe: o, damit kommt man weit!"

    Aber das kann ja noch werden. Auf jeden Fall fand ich die Veranstaltung sehr schön und gelungen. Ich habe mich in der Atmo richtig wohl gefühlt. Schön, dass es das noch gibt. :) Grüße

  • Was man tatsächlich hervorheben muss, bei aller Detailkritik: Die Tatsache, dass es diesen Wettbewerb gibt, dass er im TV übertragen wird und diese Strahlkraft hat, ist etwas, worüber wir alle froh sein sollten, dass es ihn gibt. Und so richtig gesichert, dass es weitergeht, ist es ja nicht. Der Wettbewerb steht permanent auf der Kippe, und dieses Jahr fielen ja auch der parallele Literaturkurs und die Stadtschreiber-Position weg.

    Bei diesem Punkt...

    Ich finde, dass es keinesfalls ein Vorteil für Gangl war, dieses Thema zu nutzen. Man kommt an der entscheidenden Bestialität des 20. Jhdts. kaum vorbei, wenn man im deutschsprachigem Raum

    agiert. Es ist hingegen eher ein Nachteil, das zum 1000. Male repetieren zu müssen.


    ... agree to disagree. Dass es Texte gibt, die bei der Jury größere Chancen haben als andere, da gibt es sichtbare Muster, und es ist ja auch nicht weiter überraschend: Damit ein Text würdig für einen der großen Preise ist, muss er idealerweise nicht nur sprachlich, sondern eben auch inhaltlich relevant sein. Themen aus dem Nationalsozialismus mögen nicht neu sein, aber sie sind relevant, und die Jury hat in Serie Relevanz vor Originalität gesetzt. Damit meine ich nicht, dass Natascha Gangl gewonnen hätte ohne zusätzlich raffinierte Textarbeit, es muss also noch irgendetwas dazu kommen, aber ohne dieses inhaltliche Zentrum hätte der Text definitiv nicht gewonnen.