Strohwitwer

  • Das kann heute nicht der letzte Bericht gewesen sein ;-) Wir möchten doch noch von Sabrinas Reaktion auf dein geordnetes Chaos lesen ;-)

    Berichterstattung zu Thema Häusliche Gewalt ist immer eine recht pikante Sache.

    Außerdem weiß ich nicht, ob ich dazu noch in der Lage sein werde, sobald sie mir die Finger gebrochen hat.

  • Ich bin mir sicher, Sabrina kann es gar nicht erwarten, in ihr gemütliches Heim und zu Dir zurück zu kehren. Ich bin mir sicher, ihr habt euch gegenseitig viel zu erzählen über die letzte Woche. :grin

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • 🗓️ Mittwoch, 23.07.


    Hallo Sabrina,


    ich habe leider schlechte Neuigkeiten.
    Meine Frau ist gestern überraschend nach Hause gekommen.


    Trotz aller Anstrengungen, ihr die Heimkehr so unangenehm wie möglich zu gestalten –
    nasser Teppich, glimmender Holzhaufen, ein Schlafzimmer voller Katzen, die mir feindlich gesinnt sind –
    stand sie plötzlich am Bahnhof.
    Mit Koffer, Lächeln und Ansprüchen.


    Ich hatte bis zuletzt gehofft, dass sie sich in Herne ein neues Leben aufbaut.
    Mit Kürbiskernbrötchen.
    Und einem Golden Retriever, der weniger anstrengend ist als ich.


    Aber nein, sie wollte zurück.
    Und warum?
    Wegen meiner Aura. Wegen meiner Kochkünste. Wegen meinem ... Gesicht?
    Ich weiß es nicht. Ich weiß nur: Ich habe verloren.


    Ich habe wirklich alles versucht.
    Ich habe öffentlich Tomaten verbrannt. Ich habe im Wohnzimmer psychologisch bedenkliche Reality-TV-Marathons durchgezogen.
    Ich habe den Rasenmäher geopfert. Ich habe Ameisen diplomatisch vertrieben und Sesselleisten versiegelt, als wäre ich Teil einer geheimen Mission von Greenpeace.
    Und doch ... hat sie mich in die Arme geschlossen.
    Mit Zunge.


    Ich war machtlos.
    Was hätte ich sagen sollen?
    "Bitte geh, ich habe mich in den Wischmopp verliebt"?


    Ich habe sie nach Hause gefahren.
    Es war ein langer Weg.
    Sie hat mir von Bochum erzählt. Von Menschen. Von Straßen. Von Leben außerhalb des Gartens.
    Ich habe genickt. Viel. Und leise geweint.


    Zu Hause angekommen, hat sie die Rosinenschnecken ausgepackt. Und ich habe das Messer beiseitegelegt.
    Sie hat gefragt, ob wir Cola Light wollen, und ich wusste:
    Sie ist zurück.
    Und ich bin wieder Teil der Zivilisation.


    Aber ich traue dem Frieden nicht.
    Sie wirkt zu ruhig. Zu freundlich.
    Gestern zum Einschlafen hat sie mir einfach so den Rücken gestreichelt.
    Ohne zu schimpfen.
    Einfach ... gestreichelt.


    Ich bin mir fast sicher, dass sie morgen Nacht versuchen wird, sich an mich zu kuscheln.
    Ich habe bereits ein Notfalllager im Gäste-WC vorbereitet. Mit einem Schlafsack. Und einer Banane.
    Für den Fall der Fälle.


    Ich muss diesen Kanal leider schließen.
    Wir dürfen nicht auffallen.
    Sie liest mit.


    Wenn du in den nächsten Wochen nichts von mir hörst, dann war dies mein letzter Bericht.
    Oder sie hat den WLAN-Router entdeckt.


    Ich danke dir für deine Treue.
    Für dein Verständnis.
    Fürs Aushalten meiner Garten-Paranoia.


    Bis wir uns wiederlesen.
    Vielleicht in einem anderen Leben.
    Vielleicht ... im Waschraum.


    Ciao.