Die Geschichte der Lady Tan - Lisa See

  • ASIN/ISBN: B0F3FHNPXT


    Klappentext:

    Laut Konfuzius ist eine gebildete Frau eine wertlose Frau. Die Anstandsregeln in der Ming-Dynastie erlaubten männlichen Doktoren die Behandlung von Frauen nur durch Trennwände oder Mittlerinnen. Im China des 15. Jahrhunderts wächst Tan Yunxian entgegen den Konventionen ihrer Zeit heran. Ihre Großmutter, eine der wenigen Ärztinnen Chinas, lehrt sie die Kunst der chinesischen Medizin. Ihre gemeinsame Leidenschaft für Heilkunst besiegelt die Freundschaft zur jungen Hebamme Meiling. Als Yunxian in eine arrangierte Ehe geschickt wird, verbietet die Schwiegermutter ihr den Kontakt zu Meiling. Yunxian soll sich wie eine anständige Ehefrau verhalten: gebundene Lotosfüße besticken, Gedichte rezitieren, Söhne gebären.

    Wie gelingt es Yunxian, die den Ehrentitel Lady Tan trägt, sich aus den Traditionen zu befreien, dass bis heute viele ihrer Heilmittel verwendet werden?


    Zusammenfassung:

    Tan Yunxian kommt mit 8 Jahren, nach dem Tod ihrer Mutter, in den Haushalt ihrer Großeltern nach Wuxi. Diese sind beide Ärzte. Männliche Ärzte dürfen weibliche Patienten weder ansehen noch berühren. Die Untersuchung läuft nur über Befragung, meist über eine Mittelsperson. Auch werden die weiblichen Leiden nicht so ernst genommen. Yunxians Großmutter ist jedoch eine weibliche Ärztin die sich gerade auf diese Leiden und alles was rund um Geburten getan werden muss, spezialisiert. Schon früh wird Yunxian in diesem Bereich geschult.

    Im Alter von 15 heiratet sie ins Hause Yang ein. Ihre Schweigermutter verbietet ihr, die Heilkunst in ihrem Haushalt anzuwenden, doch heimlich behandelt Lady Tan alle Frauen und Kinder. Diese sind in solch einem Haushalt zahlreich. Es leben viele Generationen und die jeweiligen Konkubinen darin. So nach und nach macht sie sich einen Namen. So kommt sie sogar durch die Empfehlung ihrer Freundin Meiling, einer Hebamme, in den Kaiserpalast in Nanjing. Dort kommt es zu einem folgenschweren Ereignis, dass die Familie Yang unter den Teppich kehren will. Doch mithilfe ihres Vaters, einem Rechtsgelehrten und hochgestellten Beamten, klärt Tan Yunxian das Verbrechen auf. So steigt sie in der Hierarchie der Familie Yang und in den Augen ihrer Schwiegermutter Lady Kuo. Zusammen mit Meiling verfasst sie als erster weiblicher Arzt ein Buch über die Heilkunst und wird so berühmt.


    Meinung:

    Lisa See lässt uns mit dieser Geschichte nach einer wahren Begebenheit tiefe Einblicke in die chinesische Gesellschaft des ausgehenden 15. Jahrhundert nehmen. Gerade was die Familienhierarchie, den Status der Frauen, das Füße binden und die chinesische Heilkunst betreffen ist uns diese Kultur hier im Westen doch sehr fremd. Ich fand es wahnsinnig interessant diese starke und doch verletzliche Lady Tan durch ihr Leben begleiten zu dürfen. Der Schreibstil der Autorin passt wunderbar um sich in die Zeit damals reinzuversetzen und lässt sich dennoch flüssig lesen. Eine absolute Leseempfehlung von mir.


    10/10 Punkten

  • Lady Tan - Die Ärztin der Frauen

    Die Geschichte der Lady Tan, historischer Roman von Lisa See, EBook, Gutkind Verlag.
    Im ausgehenden 5. Jahrhundert, in einer Zeit, in der männliche Ärzte ihre Patientinnen nur hinter einem Wandschirm kurieren durften, behandelte Yunxian, Frauen und Mädchen, sie war eine renommierte Ärztin, die sogar in der verbotenen Stadt die Kaiserin behandeln durfte. Sie wurde von ihren Großeltern, die beide Ärzte waren erzogen, weil ihre Mutter schon früh starb und erlernte dort die Methoden der traditionellen Chinesischen Medizin. Sie schrieb ein Buch über ihre Fälle, ihr Patienten waren vermutlich hauptsächlich die Frauen die zum großen Haushalt ihres Schwiegervaters, bzw. später zum Haushalt ihres Mannes gehörten.
    Das Buch gliedert sich in vier Teile, die nach den traditionellen Lebensphasen einer chinesischen Frau benannt sind. Die Milchtage, die Zeit bis zum Erreichen des 14. Lebensjahr, hauptsächlich geprägt vom schmerzhaften Prozess des Füßebindens. Dadurch wurde der Wert einer zukünftigen Frau gemessen, je kleiner die Füße waren desto besser konnte das Mädchen verheiratet werden. Mit Eintritt der Pubertät beginnen die Tage des Haarehochsteckens. Das Mädchen ist bereit zum Heiraten. Darauf folgen die Reis-und-Salz-Tage, die Zeit der Pflicht, Söhne zu gebären und Kinder großzuziehen. Zuletzt, die längste Phase die Zeit des Stillsitzens. Die Zeit nach der Menopause, wobei diese Zeit den Frauen meist die Gelegenheit gibt, Herrin des Hauses zu sein, selbst Schwiegermutter werden und die erhabene und machthöchste Lady des Haushalts zu sein. Diese Phasen sind so gut beschrieben und interessant zu lesen, sehr lehrreich, wenn man sich für die chinesische Kultur während der Kaiserzeit (Ming Dynastie) interessiert. Diese Teile sind durch einzelne Kapitel unterteilt die mit Überschriften auf den Inhalt hinweisen. Auch die Behandlungsmethoden und die Ansätze der chinesischen Medizin kannte ich nicht und wurde durch dieses Buch darüber informiert.
    Ich habe das Buch kaum aus der Hand legen können, denn abseits von Kultur und Medizin, die Erlebnisse von Yunxian sind so aufregend und spannend, ich musste immerzu weiterlesen. Die Berichte über das Füßebinden haben mich besonders berührt, damit habe ich mich schon des Öfteren auseinandergesetzt, und durch dieses Buch wieder andere Aspekte dazu gewonnen.
    Im Buch gibt viele Personen, alle habe ich mir in Gedanken gut vorstellen können, die Figuren handeln authentisch, zwar sind nicht alle sympathisch, doch sie scheinen echt.
    Natürlich ist Yunxian, die Protagonistin meine Lieblingsfigur, doch auch die kleine Hebamme Meiling, die Großmutter Ru oder Konkubine Zhao, sind hervorragend charakterisierte Persönlichkeiten. Dafür hat Lady Kuo, die Schwiegermutter von Yunxian ihr oft das Leben schwergenacht. Sie und Dr. Wong konnte ich gar nicht leiden.
    Das Buch liest sich schnell und ist gefällig, ich habe es genossen, die Autorin schreibt so flüssig und bildhaft, ständig waren mir die Charaktere und das Setting vor Augen. Die Autorin schreibt in der Ich-Form aus Sicht der Protagonistin. Da ist der Leser ganz nah dran am Geschehen. Ich möchte L. See eine hervorragende Recherche aussprechen. Man merkt es in jedem Satz.
    Wer sich für die chinesische Medizin, die Traditionen und das Leben in der chinesischen Kaiserzeit interessiert, sollte dieses Buch lesen.
    Das Buch hat die besten Chancen mein Highlight des Jahres zu werden. Deswegen von mir 10 Punkte