Henrike Engel - Schatten über St. Pauli

  • Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)

    Hamburg, 1913: Louise hat sich mit ihrer kleinen Bar auf St. Pauli ein Stück Freiheit erkämpft. Doch ihr Glück ist bedroht, als ihr krimineller Ehemann aus dem Gefängnis ausbricht. Zeitgleich verschwindet ein junges Mädchen spurlos.

    Louises Freundin Ella und der Ex-Polizist Paul nehmen die Suche auf, nicht ahnend, dass sie sich damit in tödliche Gefahr begeben.

    Denn Pauls Bruder, Hamburgs gefürchtetster Verbrecher, zieht im Hintergrund die Fäden. In den Wirren von Liebe, Loyalität und Verrat müssen Louise, Ella und Paul zusammenhalten – ihr Leben und die Zukunft des Viertels stehen auf dem Spiel. Können sie dem skrupellosen Gegner die Stirn bieten?


    Autorin (Quelle: Verlagsseite)

    Henrike Engel pendelte in ihrem Leben ständig zwischen Berlin und München, mit beiden Städten verbindet sie eine komplizierte Liebesbeziehung. Eines aber ist konstant geblieben: ihre Liebe zu Hamburg! Manche Träume jedoch müssen unerfüllt bleiben, und so hat die ehemalige Drehbuchautorin nicht ihren Wohnort in die Hafenstadt verlegt, sondern träumt sich lieber schreibend dorthin.


    Allgemeines

    Zweiter Band der Dilogie „Elbnächte“

    Erschienen am 30.10.2025 im Ullstein Verlag als TB mit 400 Seiten

    Gliederung: Roman in drei Teilen mit insgesamt 38 Kapiteln – Nachbemerkung der Autorin

    Erzählung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven

    Handlungsort und -zeit: Hamburg und Umgebung, Februar und März 1914


    Inhalt

    Seit den Ereignissen des ersten Bandes „Die Lichter über St.Pauli“ haben sich die drei Protagonisten Louise, Ella und Paul in Hamburg eine bescheidene Existenz aufgebaut. Louise und Ella teilen sich eine Wohnung, Louise betreibt die Bar im Erdgeschoss des Hauses. Ella fährt für eine Bäckerei Brötchen aus und besucht die Abendschule, um die Bildung zu erwerben, die ihr früher verwehrt blieb. Paul arbeitet als Metzgergehilfe bei seinem Cousin Eugen, denkt aber darüber nach, ob er nicht doch in den Polizeidienst zurückkehren möchte, auch wenn er als Versehrter mit nur einem Arm nicht in den Außendienst gehen kann, sondern im Archiv arbeiten müsste. Vor allem sind die drei Freunde aber noch mit den ungelösten Verbrechen aus dem ersten Band beschäftigt. Louises Ex-Mann Viktor, ein Betrüger, der diverse Existenzen vernichtet hat, ist aus dem Gefängnis geflohen. Sie muss damit rechnen, dass er sich an ihr rächen und in ihrem Besitz befindliche Wertgegenstände an sich bringen will. Der einzige Weg, sich dauerhaft von ihm zu befreien, ist es, ihm eine Falle zu stellen.

    Ella und Paul sind auf der Suche nach einer verschwundenen jungen Frau, die in eine Reihe von Missbrauchsfällen verwickelt sein könnte. In diesem Zusammenhang ermitteln die Polizei, Ella und Paul schon länger gegen einen einflussreichen Hamburger Politiker, dem man bisher nichts nachweisen konnte. Doch dann werden Paul von seinem Bruder, einem berüchtigten Verbrecher, pornografische Fotos übermittelt, die den Senator in verfänglichen Posen mit Minderjährigen zeigen – ein erster Hoffnungsschimmer, den Mann doch noch zur Strecke bringen zu können…


    Beurteilung

    Der zweite Band der Dilogie „Elbnächte“ schließt inhaltlich direkt an den ersten an und es ist unbedingt ratsam, ihn erst im Anschluss daran zu lesen, um der Handlung folgen zu können.

    Der Leser freut sich über ein Wiedersehen mit den sympathischen Protagonisten und natürlich Ellas niedlicher Mopshündin Principessa. Die Erzählung ist sehr anschaulich und erweckt das Hamburg der Zeit kurz vor dem Ersten Weltkrieg zum Leben. Durch den stetigen Wechsel der Erzählperspektiven gestaltet sich die Lektüre sehr kurzweilig. Die Schilderung der Ereignisse ist relativ wenig reißerisch, hat aber dennoch eine gewisse Spannung zu bieten.

    Wie im ersten Band sind die Charaktere der Romanfiguren differenziert ausgearbeitet und alle drei Protagonisten beeindrucken durch ihre persönliche Entwicklung. Die einst naive und in den Traditionen des 19. Jahrhunderts erzogene Louise hat sich zur cleveren Geschäftsfrau gemausert, ihre Freundin Ella bemüht sich sehr um Bildung und es gelingt ihr, im Laufe der Zeit beruflich aufzusteigen. Paul überwindet allmählich das Trauma seiner Behinderung und reflektiert realistische Möglichkeiten, trotz seiner Einschränkung einer sinnvollen und erfüllenden Berufstätigkeit nachzugehen.

    Die Geschichte um Pauls auf die schiefe Bahn geratenen Bruder wird aufgelöst und zu einem zufriedenstellenden, wenn auch vielleicht nicht ganz realistischen Abschluss gebracht.

    Es ist bedauerlich, dass man sich nun von Louise, Ella und Paul verabschieden muss.


    Fazit

    Fesselnde Unterhaltung um das Schicksal dreier sympathischer Protagonisten im Hamburg des Jahres 1914! Der erste Band sollte vor der Lektüre bekannt sein.

    9 Punkte

    ASIN/ISBN: 3864932645