'Wiedersehen in Rajasthan' - Seiten 266 - 339

  • Auch in diesem Abschnitt komme ich manchmal aus dem Kopfschütteln nicht hinaus – so z.B., dass die Eltern Paula und Clara während des Kaschmirkonfliktes einfach in der Schule lassen und sich nicht einmal nach ihnen erkundigen.


    Überhaupt empfinde ich das Buch als zunehmend depressiv: wo man hinguckt, sind Menschen unglücklich und werden schlecht behandelt.


    In der Schule gerät Paula in die Klauen von Miss Morden, einem ausgemachten Ekel. Und sie trifft bei ihrem gescheiterten Fluchtversuch auf Tara, die sie anhimmelt. Erst hatte ich gegrübelt, ob es wirklich Gesas Tochter ist, aber aus dem Zusammenhang heraus erkennt man das sehr schnell, noch bevor es beim nächsten Heimatbesuch der Mädels „aufgelöst“ wird.


    Ich frage mich, warum Tara plötzlich von der Schule weg war und mit wem sie da im geheimen korrespondiert. Ravi hat Geld verspekuliert und will Tara nun mit seinem Gläubiger Kiran verheiraten, anstatt ihr – wie von Gesa gewünscht – ein Studium zu ermöglichen. Paula, die auch in Kota Taras Schatten ist, bekommt hier viele „Familieninterna“ mit. Ich denke, hier wird der Grundstein gelegt für das spätere Zerwürfnis zwischen Gesa und Marion.


    Das Buch läßt sich nach wie vor wegschmökern wie nix und ich empfinde auch nach wie vor Gefallen an den farbenprächtigen Schilderungen der Autorin. Aber ich empfinde die Lektüre auch als bedrückend: wo und zu wem man auch blickt, keiner ist so richtig glücklich. Die Protagonisten stecken in lieblosen Beziehungen und dürfen/können ihre Leben nicht so leben, wie sie es gerne würden.

    Lieben Gruß,


    Batcat batsmile.gif


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Ja gut wegschmökern lässt sich das Buch wirklich, allerdings wirkt die Erzählweise auf mich immer noch sehr distanziert.

    Paulas Eltern empfinde ich als ziemlich überzeichnet, da trifft sich wirklich jedes Klischee über schlechte Eltern, jetzt noch das völlige Desinteresse angesichts des Krieges quasi vor der Haustür der Schule.



    Aber ich empfinde die Lektüre auch als bedrückend: wo und zu wem man auch blickt, keiner ist so richtig glücklich. Die Protagonisten stecken in lieblosen Beziehungen und dürfen/können ihre Leben nicht so leben, wie sie es gerne würden.

    Das gefällt mir gut an dem Buch, diese für mein Empfinden sehr realistische Darstellung des Lebens in der strengen, patriarchalischen Gesellschaft Indiens, unter der natürlich vor allem die Frauen zu leiden haben.

  • Und ich habe mich schon gewundert, dass der Abschnitt so lang ist :nerv

    Hab ich doch tatsächlich zwei Abschnitte gelesen :nerv

    Ich werde versuchen, mich nicht zu verzetteln.

    Paulas Aufenthalt im Internat kommt mir zeitweise vor als könnte man es kaum aushalten. Daß sie von Clara getrennt wird kann ich sogar noch nachvollziehen. Sie haben nicht das gleiche Alter und Paula sollte besser unter Gleichaltrigen sein. Die Hausmutter ihres Schlafsaals ist allerdings schrecklich. Teilweise sadistisch. Sie wirft der Schülerin die Seifendose an den Kopf, fügt ihr mutwillig Schmerzen zu.

    Ich kann Paula verstehen, daß sie abhauen will. Ganz in die Tat kann sie ihren Plan allerdings nicht umsetzen. Sie scheitert schon am Bahnhof. Stellt sich nicht in die Frauenschlange an und wird auch direkt bedrängt.

    Tara taucht auf und hilft ihr, bringt sie unbeschadet wieder zurück ins Internat. Dass sie ihr allerdings verschweigt, daß Gesa ihre Mutter ist, verwundert mich.

    Nach dieser Begegnung, habe ich das Gefühl, rennt Paula Tara hinterher wie ein Hündchen.


    Auch Gesas Geschichte nimmt weiter Fahrt auf. Sie will Ravi verlassen und in Gandhis Ashram leben, mit Tara. Das Kind erkrankt auf der Reise dahin schwer. Und doch trifft sie Gandhi und er segnet Tara. Durch ihn erkennt auch Gesa ihren Lebenssinn. Sie nehmen Flüchtlinge auf und beherbergen sie auf dem Land, wo Madhavi vor ihrem Tod lebte.

    Ravi ist sehr distanziert und einfach ein Ekel. Er will Tara schon mit 5 Jahren aufs Internat schicken. Und dann seine Seitenhiebe, daß Tara ja als Kastenloser Mischling eh keine oder nur eine geringe Chance auf dem Heiratsmarkt hätte. Das ist einfach nur geschmacklos.

  • Ravi ist sehr distanziert und einfach ein Ekel. Er will Tara schon mit 5 Jahren aufs Internat schicken. Und dann seine Seitenhiebe, daß Tara ja als Kastenloser Mischling eh keine oder nur eine geringe Chance auf dem Heiratsmarkt hätte. Das ist einfach nur geschmacklos.

    Ja Ravi ist ein Ekel und damit, dass er Tara schon so früh ins Internat schicken will, will er auf jeden Fall vor allem Gesa treffen.

    Prinzipiell denke ich aber, dass er mit dem Internat das Beste für seine Tocher will, dass sie eine Kastenlose ist und damit in der indischen Gesellschaft einen extrem schweren Stand haben wird, ist eine Tatsache und das einzige, das Ravi für sie tun kann, ist für eine ordentliche Schulbildung zu sorgen.