Aussterben der Bücher


  • Sicher, zu einem Teil sicherlich. Aber so schlecht die analogen Kopien auch waren, es waren oft auch Raubkopien. Bei Vielen wohl ausschließlich.


    Das Nutzerverhalten änderte sich aber auch in anderer Richtung. Es gibt heute auch ein 24h sendendes Fernsehen mit bis zu weit über 100 Fernsehkanälen. Es gibt Massen von Radiosendern. Es gibt das Internet, das für viele Menschen das wichtigste Medium überhaupt geworden ist. Vielen Menschen fehlt da einfach die Zeit sich auch noch zusätzlich mit den Medium Musik zu beschäftigen. Dass CDs auch gekauft werden müssen, von Geld das heute eher in andere Produkte fließt, spielt auch mit hinein.
    Es wäre eher naiv anzunehmen, dass bei einer Zunahme des Gebrauchs von anderen Medien, der Musikkonsum stabil bleibt. Eben das kann man aus dem Niedergang der Printzeitungen auch auf den Niedergang der Musikverkäufe übertragen.


    Zitat

    Original von Delano
    Aber auf einen Reader zum Beispiel, oder aber auch auf den Inhalt eines Buches, kann der Anbieter jederzeit zugreifen.
    Wer sagt denn, jetzt mal ganz arg übertrieben, dass nicht plötzlich an meinem Geschichtsbuch auf dem Server / in the Cloud / auf meinem Reader / auf meinem Rechner mit der Sicherheitskopie hintenrum manipuliert wird, und Hitler plötzlich niemals gelebt hat? Oder Gaius Julius Ceasar plötzlich der letzte Pharao von Ägypten war? :grin
    Alleine diese Möglichkeit ist gegeben, wohingegen ein Printbuch, ist es erstmal in der Hand des Konsumenten, nicht mehr veränderbar ist.


    Tja, das ist Fluch und Segen des Printbuchs. Wenn sich nachher herausstellt, dass es doch ganz anders war, dann ist das Buch veraltet. Also eigentlich finde ich das Feature, dass Texte auch nachträglich korrigiert werden können nicht so verkehrt.


    Ob es ausgenutzt oder sinnvoll benutzt wird, das liegt in den Händen der Autoren oder Anbieter.



    Und dann gibt es noch die Technophilen, die stolz darauf sind, ein Handy ohne Pixel zu benutzen oder sich ihren Rechner nach sinnvollster Preis/Leistung/Energieverbrauch zusammenstellen, anstatt nach maximaler Leistung.


    Zitat

    Original von Delano
    Also kaufe ich mir lieber Original-DVD statt zu streamen, und statt irgendwelcher "in-the-cloud"-Dateien kaufe ich mir ganz altmodisch CD´s.
    Die Künstler danken es mir, indem sie weiter mit dem machen, was sie können.
    Gute Filme und gute Musik.


    Ich würde ja gern legal Filme-Dateien erwerben, so bin ich aber auch auf eine DVD Sammlung angewiesen, die ich leider nicht legal auf meinem NAS-Server abspeichern darf, um sie dann unabhängig von meinem Aufenthaltsort zu genießen, wie ich es mit meiner Musiksammlung schon getan habe, die zum Teil aus zu MP3 konvertierten CDs oder aber direkt als MP3 gekauften Dateien besteht.
    Wobei hier ein simpler NAS-Server, eine Netzwerkverbindung und eine simple Abspielsoftware völlig ausreichen. Ich brauche keine Streaming-Server im Hausgebrauch, die würden die Hardware des NAS auch übersteigen.
    Nebenbei kann ich so auch auf verschiedenen Etagen oder im Garten bequem an meinen Projekten Arbeiten, die auch auf dem NAS gespeichert sind, während mein NAS-Server mit Linux als Betriebssystem über ein paar selbstgeschriebene Shellscripte regelmäßig Backups anfertigt, damit ich weiterarbeiten und Musik hören kann, für den Fall, dass eine Festplatte des Servers ausfällt.


    Zitat

    Original von Delano
    Dirk67 (dem die Diskussion hier mit Ihnen, Delano, sehr großen Spaß gemacht hat :-) Danke dafür :wave )


    Mir machen gute Diskussionen wie diese hier auch immer wieder Spass. :-)

  • Vielleicht nochmal ganz kurz und ein wenig OT (und ganz ohne Zitate :grin):


    Auch wenn ich hier wie auf einem Kreuzzug gegen das e-book wirken mag, so ist es nicht!
    Im Gegenteil, ich sehe der Entwicklung Reader / e-book mit großem Interesse von beiden Seiten des Schreibtisches (Leser / unbekannter Autor) zu.


    - NOCH ist das e-book für mich als Leser keine Alternative.
    - NOCH, habe ich als Schreiber einige, hoffentlich begründete, Bedenken gegen so mache Idee Forderung der e-book-Gemeinde ;-)


    Aber das ist nur temporär, denn ich bin eben kein Mensch, der blind der Herde folgt, die jede Mode unbedingt mitmachen muss (Ironie Off ;-) ).
    Und ich bin eben jemand, der die Dinge gerne genauer betrachtet, bevor er sich eine Meinung bildet oder einen Kauf tätigt.
    Und ja, manchmal bin ich auch eine übervorsichtige Unke ;-)


    Aber sobald mich das e-book / die Reader überzeugt haben, werde ich es hier voller Inbunst kundtun ;-)


    LG


    Dirk67 :wave

  • Vor gut 2 Jahren habe ich mich auch noch gefragt, E-Books, was soll das?


    Also letztlich kann ich die Ablehnung nachvollziehen. Das war noch vor dem Tablet-PC Hype um das iPad, den ich auch nicht nachvollziehen kann, aber immerhin war ich ja Netbook-Early-Adopter, was damals auch nicht viele nachvollziehen konnten.
    Geändert hat sich meine Einstellung, nachdem ich auf meinem damals für mich schon unersetzlich gewordenen Netbook mal die Kindle-App ausprobierte, einige Autoren entdeckte die ich sowieso mal lesen wollte und dann meine ersten E-Books kaufte.

  • Hier ging es zwischenzeitlich ja hoch her. :yikes
    Man sollte bitte schon noch unterscheiden können, ob jemand eine Entwicklung aufzeigt oder sich diese herbeiwünscht.
    Die Film-, Musik- und Fotoindustrie sind in den letzten Jahren neben anderen Industrien durch die technologische Entwicklung umgepflügt worden. Im Fotobereich ist eine noch vor zehn Jahren völlig dominante Technologie marginalisiert worden. Im Buchbereich scheint sich jetzt, ausgehend von den USA, ähnliches anzubahnen.
    Dies sollte also bei jedem Verantwortlichen die Alarmglocken schrillen lassen. Was ist jedoch geschehen? Fast gar nichts. Mit Ausnahme Thalias haben fast alle Marktteilnehmer den Zeitvorsprung vor Amazons absehbaren Eintritt in den deutschen Ebook-Markt fast untätig verstreichen lassen - und Thalias Oyo war auch eher gut gemeint als gut gemacht.
    Warum hat man z.B. keine Plattform aufgebaut, über die kleinere Buchhandlungen ihren Kunden auch ein großes Ebook-Sortiment anbieten können? Wenn schon Buchpreisbindung gilt, würde ich doch gerne meine lokale Buchhandlung unterstützen.
    Stattdessen schwingt man lieber peinliche Reden. Forderungen von Prof. Honnefelder "die Internetanbieter zu verpflichten, Warnhinweise anzubringen, die den Nutzern sagen, was legal und was illegal ist", kann man je nach Interpretation entweder als Ausdruck vollkommener Ahnungslosigkeit, oder aber als bösartige Forderung nach Orwellscher Totalüberwachung der Internetnutzer interpretieren. Die Musik- und Filmindustrie kämpft hier seit Jahren, dabei kann man Filmdateien ja noch einigermaßen sicher identifizieren. Ebooks können dagegen PDF, TXT, RTF, DOC oder sogar HTML-Dateien sein, die jeden Tag milliardenfach zu völlig legalen Zwecken ausgetauscht werden. Wer soll denn da vor was warnen? Mit solchem Stuss wird man sicher nicht weiterkommen.

  • Da mich der ganze Technikkram nicht interessiert....hoffentlich entgeht euch das nicht


    "Apocalypsis" ein digitaler Serienroman, wer liest mit?


    --------------------------------------------------------------------------------
    Hallo,
    der Lübbe Verlag experimentiert mit neuen Formaten und Darstellungen:
    der digitale Serienroman:


    http://www.luebbe.de/Aktuell/Specials/Id...ale+Serienroman


    Steht die Zeit der Apokalypse bevor? Und wird sie die Erfüllung eines alten Menschheitstraums bringen oder das Ende der Welt? In insgesamt 13 Bänden löst Vatikanreporter Peter Adams das Rätsel um den letzten Papst: Es herrscht Aufruhr in Rom, denn Papst Johannes Paul III. ist zurückgetreten und spurlos verschwunden. Zur gleichen Zeit werden seine engsten Vertrauten bestialisch ermordet. Die Spur führt zu einem mysteriösen Orden, der seit Jahrhunderten im Untergrund gegen die Kirche wirkt und einen "letzten Papst" prophezeit.


    APOCALYPSIS ist eine Webnovel. Der dreizehnteilige Serienroman wurde speziell für digitale Endgeräte entwickelt.


    Als E-book (verschieden Versionen) , Hörbuch, "Read an listen" Version.


    wer liest, hört und testet mit???


    Die Verlage haben zwar gepennt, aber noch nicht verschlafen


    euer hef

  • Zitat

    Original von Delano


    Der Autovergleich kam ursprünglich nicht von mir. ;-)


    Wenn einer Äpfel mit Birnen vergleicht und ein zweiter dann Äpfel mit Autobahnen, dann kommt der Äpfel-Vergleich natürlich nicht von zweiterem... :gruebel


    Zitat


    Nein, habe ich nicht. Ich habe lediglich einen niedrigen Preis angegeben, der es extrem attraktiv macht, legal Dinge zu erwerben und in dem Beispiel trotzdem mehr Gewinn erzeugt.


    Den Beweis, daß bei einem 4 Euro Preis mehr Gewinn erzeugt wird als bei 60 Euro, habe ich noch nicht gelesen. Es wurde lediglich von Dir unterstellt, daß man ein Ebook, das 4 Euro kostet, eben nicht mehr illegal kostenlos weiterkopiert. Ob man tatsächlich den Faktor 10 bei den Verkaufszahlen für ein Fachbuch schafft, wenn man es zum Dumpingpreis auf den Markt wirft, wird wohl keiner sicher sagen können.


    Zitat

    Ob jetzt 4 oder 10 Euro, spielt keine so große Rolle. Je niedriger der Preis, umso höher ist aber auch die Hemmschwelle für den, der es evtl. illegal erwirbt, dies auch zu tun statt es legal zu kaufen.


    Solange juristisch praktisch keinerlei Gefahr für illegale Downloads besteht, wird die Hemmschwelle immer dramatisch niedrig liegen.

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

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  • Zitat

    Original von Oblomov
    Stattdessen schwingt man lieber peinliche Reden. Forderungen von Prof. Honnefelder "die Internetanbieter zu verpflichten, Warnhinweise anzubringen, die den Nutzern sagen, was legal und was illegal ist", kann man je nach Interpretation entweder als Ausdruck vollkommener Ahnungslosigkeit, oder aber als bösartige Forderung nach Orwellscher Totalüberwachung der Internetnutzer interpretieren. Die Musik- und Filmindustrie kämpft hier seit Jahren, dabei kann man Filmdateien ja noch einigermaßen sicher identifizieren. Ebooks können dagegen PDF, TXT, RTF, DOC oder sogar HTML-Dateien sein, die jeden Tag milliardenfach zu völlig legalen Zwecken ausgetauscht werden. Wer soll denn da vor was warnen? Mit solchem Stuss wird man sicher nicht weiterkommen.


    Doch, ich denke, das wird einer der möglichen Wege sein. Ähnlich wie die Geschwindigkeitsmessungen auf deutschen Strassen sogar ein für den Staat sehr lukrativer, wenn man es denn richtig macht.


    Solange aber die Menschen keinerlei Befürchtungen haben müssen, für illegale Downloads zur Verantwortung gezogen zu werden, wird kaum einer eine Hemmschwelle haben, das zu tun. Es ist ja höchstens "moralisch anrüchig" und dies wird ja durch die "Befreiung der Information von ihren kommerziellen Fesseln" sogar ins positive verkehrt. Daß die Autoren dann irgendwann ihre Mühe einstellen, weil sie davon nicht mehr leben können, scheint irgendwie immer noch keiner begriffen zu haben. Schade.

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Zitat

    Original von LeSeebär
    Doch, ich denke, das wird einer der möglichen Wege sein. Ähnlich wie die Geschwindigkeitsmessungen auf deutschen Strassen sogar ein für den Staat sehr lukrativer, wenn man es denn richtig macht.


    Solange aber die Menschen keinerlei Befürchtungen haben müssen, für illegale Downloads zur Verantwortung gezogen zu werden, wird kaum einer eine Hemmschwelle haben, das zu tun. Es ist ja höchstens "moralisch anrüchig" und dies wird ja durch die "Befreiung der Information von ihren kommerziellen Fesseln" sogar ins positive verkehrt. Daß die Autoren dann irgendwann ihre Mühe einstellen, weil sie davon nicht mehr leben können, scheint irgendwie immer noch keiner begriffen zu haben. Schade.


    Technisch umsetzbar ist das aber nur, wenn man sämtlichen Internettraffic filtern würde. Und da wären wir beim Thema Netzneutralität.
    Außerdem wäre so ein Filter mit relativ geringem finanziellen und technischen Aufwand (z.B. VPN im Ausland) problemlos zu umgehen. Somit würde man vielleicht den Gelegenheitsdownloader von seinem Tun abhalten, aber sonst niemanden.



    Jeder Autor kann mit relativ geringem Aufwand aus seinem Buch ein eBook erstellen (lassen). An jedem eBook, dass er so verkauft, verdient er wesentlich mehr als an jedem durch einen Verlag verkauftes Buch. Amazon schüttet bis zu 70% des Preises an die Autoren aus. Damit kann kein Verlag mithalten. Bei einer so großen Ausschüttung ist selbst das Engagieren eines Lektors keine Utopie.
    Noch ist die Printreichweite in Deutschland groß genug, dass gute Autoren noch an Verlage gebunden sind, um eine hohe Verbreitung zu erreichen. Aber wie lange wird das noch der Fall sein?


    Die Buchbranche macht den gleichen Fehler, den die Musikindustrie gemacht hat. Man klammert sich so lange an alte Technologien bis der Markt gekippt ist und sich fast ausschließlich illegal bedient. Da die Musikindustrie so lange gebraucht hat, um einen simplen legalen Downloadmarkt zu etablieren, brachen Einnahmen in kurzer Zeit stark weg. Selbst heute ist der illegale Downloadmarkt wohl immer noch deutlich größer als der legale.
    Aber immerhin gibt es inzwischen einen etablierten Downloadmarkt, der beständig wächst, während der Markt für illegale Downloads zumindest nach den Zahlen der Musikindustrie schrumpft.
    Aber gucken wir mal auf die wichtigen Dinge, die von der Musikindustrie beachtet werden mussten, um ihren legalen Downloadmarkt zu einem Erfolg zu machen:
    1) Downloads mussten deutlich billiger sein als CDs
    2) Downloads ohne DRM, statt dessen ein "weicher" Kopierschutz durch Wasserzeichen, der die Handhabung der heruntergeladenen Datei nicht einschränkt
    Und jetzt gucken wir auf die Buchbranche heute...

  • Zitat

    Original von Bythernium


    Technisch umsetzbar ist das aber nur, wenn man sämtlichen Internettraffic filtern würde. Und da wären wir beim Thema Netzneutralität.


    Und da wären wir beim Thema Geschwindigkeitsmessung. Dort wird auch jedes Auto gemessen, aber nur aufgenommen, wer zu schnell ist. Und genau so etwas soll auch fürs Internet möglich sein (hab ich leider auch nur aus dem Radio, ich habe selbst kaum Ahnung von Softwareentwicklung - als Problem dazu wurde angegeben, daß man wohl nicht so einfach herausfinden könnte, wer vor dem PC sitzt, analog zum Auto hätte man also zwar das Kennzeichen, aber kein Bild vom Fahrer). Und dass es technisch momentan noch leicht zu umgehen ist, dürfte vermutlich dann relativ schnell durch Weiterentwicklung der Überwachung beseitigt sein. Am Ende werden nur noch die Hardcore-Downloader den Kampf gegen den Staat gewinnen können.


    Zitat

    Jeder Autor kann mit relativ geringem Aufwand aus seinem Buch ein eBook erstellen (lassen). An jedem eBook, dass er so verkauft, verdient er wesentlich mehr als an jedem durch einen Verlag verkauftes Buch. Amazon schüttet bis zu 70% des Preises an die Autoren aus.


    Damit wird aber immer noch prognostiziert, daß das Ebook auch verkauft und nicht kostenlos kopiert wird. Ich glaube immer noch nicht, daß der Ebook-Markt bei weiterhin bestehendem illegalem kostenlosen Download wirklich Umsätze (in Stückzahlen, nicht in Euro!) wie der Buchmarkt für gedruckte Bücher generiert (Du hast das mit dem Beispiel Musikmarkt ja eigentlich schon bestätigt). D.h. also der Autor wird zwar pro Buch mehr verdienen, muß aber Lektor, Werbung etc. pp. selbst davon bezahlen und das bei einem womöglich geringeren Einkommen als bisher (in Euro). Dass die Autoren bereits jetzt nicht gerade auf prall gefüllten Geldkissen schlafen (von sehr wenigen Ausnahmen mal abgesehen), dürfte bekannt sein. Fragt sich also, ob und wenn ja, wieviel Mühe man sich künftig als Autor noch macht oder machen kann.

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Zitat

    Original von LeSeebär
    Doch, ich denke, das wird einer der möglichen Wege sein. Ähnlich wie die Geschwindigkeitsmessungen auf deutschen Strassen sogar ein für den Staat sehr lukrativer, wenn man es denn richtig macht.


    Solange aber die Menschen keinerlei Befürchtungen haben müssen, für illegale Downloads zur Verantwortung gezogen zu werden, wird kaum einer eine Hemmschwelle haben, das zu tun. Es ist ja höchstens "moralisch anrüchig" und dies wird ja durch die "Befreiung der Information von ihren kommerziellen Fesseln" sogar ins positive verkehrt. Daß die Autoren dann irgendwann ihre Mühe einstellen, weil sie davon nicht mehr leben können, scheint irgendwie immer noch keiner begriffen zu haben. Schade.


    Nein. Abgesehen von der fehlenden technischen Umsetzbarkeit würden Maßnahmen für eine solche Totalüberwachung ähnlich wie die Voratsdatenspeicherung spätestens vor dem Bundesverfassungsgericht ihr wohlverdientes Ende erleiden. Wir brauchen keine Netz-Stasi zur Wahrung der Interessen der Content-Industrie.
    Übrigens braucht man nicht einmal das Netz. Auf einen 20€ USB-Speicherstick passen mehr Ebooks, als man in einem Menschenleben lesen kann. So etwas kann man wie weiland die Musikkassetten auch von Hand zu Hand weitergeben. Da hilft dann kein Internet-Filter mehr.


    Die aktuelle Entwicklung wird einen brutalen Eingriff in das bisherige Geschäftsmodell von Autoren, Verlagen und Buchhandel mit sich bringen. Die dadurch geweckten Ängste sind durchaus verständlich. Allerdings sind auch andere Branchen in den letzten Jahren durch den Zangengriff von Globalisierung und technischer Entwicklung umgekrempelt worden, ohne daß dies Außenstehende sonderlich interessiert hätte. Warum sollte die Buchbranche auf einer Insel der Seligen leben?


    Die Lösung kann jedoch nicht sein, den Kampf gegen die eigenen Kunden zu führen. Ebenso wie die nervigen Warnungen vor Raubkopien auf DVDs drangsalieren übermäßig restriktive Kopierschutzmechanismen nur die zahlenden Kunden, nicht die illegalen Downloader.

  • Zitat

    Original von LeSeebär
    Und genau so etwas soll auch fürs Internet möglich sein (hab ich leider auch nur aus dem Radio, ich habe selbst kaum Ahnung von Softwareentwicklung - als Problem dazu wurde angegeben, daß man wohl nicht so einfach herausfinden könnte, wer vor dem PC sitzt, analog zum Auto hätte man also zwar das Kennzeichen, aber kein Bild vom Fahrer). Und dass es technisch momentan noch leicht zu umgehen ist, dürfte vermutlich dann relativ schnell durch Weiterentwicklung der Überwachung beseitigt sein. Am Ende werden nur noch die Hardcore-Downloader den Kampf gegen den Staat gewinnen können.


    Da kann man auch an die gute Fee aus dem Märchen glauben.


    Wenn wir einmal die verfassungsrechtlichen Fragen außen vor lassen, dann müsste für ein solches System:
    1. jede Datei überprüft werden. Ist es überhaupt ein Buch - oder nur eine Buchbesprechung oder eine Leseprobe?
    2. überprüft werden, ob dieses Buch überhaupt urheberrechtlich geschützt ist.
    3. festgestellt werden, ob der Versender zum Versand berechtigt ist, weil er z.B. ein Buchhändler ist.


    Dies alles täglich milliardenfach, grenzüberschreitend und vielsprachig. Völlig weltfremd.


    Von einfachen Gegenmaßnahmen, wie z.B. verschlüsselten oder passwortgeschützten Archivdateien, haben wir hier noch nicht einmal gesprochen.


  • Verfassungsrechtlich bedenklich ist die Vorratsdatenspeicherung doch nur aufgrund der Speicherung der Daten. Würde also jede geprüfte und für OK befundene Datei gleich danach gelöscht, sehe ich eigentlich kaum verfassungsrechtliche Bedenken.


    Zu den ansonsten genannten Punkten:


    Auch Autos müßten theoretisch millardenfach geprüft werden auf Einhaltung der Geschwindigkeitsbegrenzung. Was ich sagen will: Es wird keine alle Downloads umfassende Prüfung möglich sein, sondern lediglich eine Stichprobenprüfung wie bei der Geschwindigkeitsbegrenzung. So daß wenigstens die Gefahr besteht, erwischt zu werden und man nicht, wie heutzutage, selbst dann nicht mit einer Anzeige rechnen muß, wenn eine Razzia bei einer Filmtauschbörse gemacht wird und man eigentlich reichlich Daten hätte, um gegen Downloader vorzugehen.


    Den Punkt vielsprachig verstehe ich in diesem Zusammenhang nicht. Der Anteil an hebräischer Literatur auf dem Schwarzmarkt dürfte dermaßen gering sein, daß sich eine Überprüfung nicht lohnt, man wird sich also wohl meist auf Deutsch und Englisch beschränken.


    Die technische Nicht-Umsetzbarkeit dürfte, wenn gewollt, schneller behoben werden können, als sich mancher Downloader heute vorstellen kann. In dieser Hinsicht habe ich bei der Digitalisierung der Welt keinerlei Illusionen mehr. Was denkbar ist, ist auch umsetzbar. (Die Sache mit dem Stick würde natürlich trotzdem funktionieren wie früher mit den Musikcassetten, aber die Verbreitung wäre imho erheblich eingeschränkter als über Downloads von einer Internetseite).


    Zu guter Letzt noch ein allgemeiner Punkt:


    Zitat

    Die aktuelle Entwicklung wird einen brutalen Eingriff in das bisherige Geschäftsmodell von Autoren, Verlagen und Buchhandel mit sich bringen. Die dadurch geweckten Ängste sind durchaus verständlich. Allerdings sind auch andere Branchen in den letzten Jahren durch den Zangengriff von Globalisierung und technischer Entwicklung umgekrempelt worden, ohne daß dies Außenstehende sonderlich interessiert hätte. Warum sollte die Buchbranche auf einer Insel der Seligen leben?


    Falls der Eindruck entstanden sein sollte, ich wolle die Entwicklung in Richtung Ebook stoppen, so möchte ich das an dieser Stelle deutlich von mir weisen. Die Ebooks sind eine ideale Erfindung, wenn man z.B. auf Reisen nicht das ganze Regal mitnehmen will oder eine kleine Behausung hat, in der nicht genug Platz für Bücher ist. Sie sind auch ideal für ältere Menschen, die dann ohne Brille lesen können. Und sie haben viele weitere Vorteile. Ich bin lediglich gegen die übliche "Geizistgeil-Kultur", bei der die Käufer meinen, ein Anrecht auf billige Ware haben und die Konzerne sich nicht wundern dürfen, wenn ihre aus Käufersicht überteuerte Ware eben geklaut wird, weil man es den Kunden nicht zumuten kann, überhöhte Preise zu zahlen oder auf diese Produkte zu verzichten.


    Ansonsten plädiere ich für eine friedliche Co-Existenz von gedrucktem Buch und Ebook, da das Ebook aus meiner Sicht durchaus auch Nachteile hat, wegen derer ich nicht auf das gedruckte Buch verzichten möchte, selbst wenn ich eines Tages einen Reader kaufen sollte.

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Weg mit den E-Books. Die braucht keiner. Erfüllt denselben Zweck wie Bücher aus Papier, bloß als Angeberei für Technik-Freaks, die immer das modernste haben müssen.

  • Zitat

    Original von LeSeebär
    Damit wird aber immer noch prognostiziert, daß das Ebook auch verkauft und nicht kostenlos kopiert wird. Ich glaube immer noch nicht, daß der Ebook-Markt bei weiterhin bestehendem illegalem kostenlosen Download wirklich Umsätze (in Stückzahlen, nicht in Euro!) wie der Buchmarkt für gedruckte Bücher generiert (Du hast das mit dem Beispiel Musikmarkt ja eigentlich schon bestätigt). D.h. also der Autor wird zwar pro Buch mehr verdienen, muß aber Lektor, Werbung etc. pp. selbst davon bezahlen und das bei einem womöglich geringeren Einkommen als bisher (in Euro). Dass die Autoren bereits jetzt nicht gerade auf prall gefüllten Geldkissen schlafen (von sehr wenigen Ausnahmen mal abgesehen), dürfte bekannt sein. Fragt sich also, ob und wenn ja, wieviel Mühe man sich künftig als Autor noch macht oder machen kann.


    Es geht vor allem um eine einfachere Handhabung der Dateien, die man herunterlädt. Wenn ich gestern ein Buch für den Kindle gekauft, dann möchte ich es heute auf einem anderen Lesegerät lesen, weil es meinen Ansprüchen besser genügt. Das kann ich aber vergessen, da es aufgrund des Kopierschutzes nicht geht. Ich darf nicht einmal legal den Kopierschutz umgehen, um die Datei in ein anderes Format umzuwandeln.
    Es fehlt einfach eine Plattform, mit der alle auf dem Markt befindlichen Lesegeräte bedient werden können, unabhängig vom Hersteller.


    Zitat

    Original von LeSeebär
    Verfassungsrechtlich bedenklich ist die Vorratsdatenspeicherung doch nur aufgrund der Speicherung der Daten. Würde also jede geprüfte und für OK befundene Datei gleich danach gelöscht, sehe ich eigentlich kaum verfassungsrechtliche Bedenken.


    Technisch ist das kein Problem, aber genauso wenig ein Problem ist die Umgehung einer Sperre oder Speicherung z.B. über eine VPN-Verbindung ins Ausland. Dabei würde eine verschlüsselte Verbindung zum VPN im Ausland aufgebaut und darüber liefe der komplette Datenverkehr ab. Da kannst du hier in Deutschland so viel überwachen, wie du willst, das bringt nichts, außer der Einführung einer Zensurinfrastruktur. Einen on demand VPN-Server könntest du dir sogar bei amazon in der Cloud aufsetzen.

  • Zitat

    Original von Bythernium


    Technisch ist das kein Problem, aber genauso wenig ein Problem ist die Umgehung einer Sperre oder Speicherung z.B. über eine VPN-Verbindung ins Ausland.


    Wie gesagt, es wird immer Downloader geben, die technisch dem Staat voraus sind. Aber ich denke, der Durchschnitts-User wird es sich zweimal überlegen, ob er sich der Gefahr, erwischt zu werden, aussetzt oder nicht. Vor allem ja auch, da es immer neue technische Möglichkeiten der Prüfung gibt - wenn also die Verjährung hoch genug angesetzt wird, kann man sich nie sicher sein, ob nicht eines Tages der VPN-Server im Ausland doch noch von einem Staat ins Visier genommen wird.

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Zitat

    Original von LeSeebär
    Verfassungsrechtlich bedenklich ist die Vorratsdatenspeicherung doch nur aufgrund der Speicherung der Daten. Würde also jede geprüfte und für OK befundene Datei gleich danach gelöscht, sehe ich eigentlich kaum verfassungsrechtliche Bedenken.


    Zu den ansonsten genannten Punkten:


    Auch Autos müßten theoretisch millardenfach geprüft werden auf Einhaltung der Geschwindigkeitsbegrenzung. Was ich sagen will: Es wird keine alle Downloads umfassende Prüfung möglich sein, sondern lediglich eine Stichprobenprüfung wie bei der Geschwindigkeitsbegrenzung.


    Es wäre schön, wenn man auf solch hanebüchene Vergleiche verzichten könnte. Wir reden hier nicht über eine "Geschwindigkeitskontrolle", sondern eher über eine Kontrolle vom Typ "Grenzübergang Ostblock" - Kofferraum und Motorhaube öffnen, Handschuhfach, bei Bedarf noch Ausbau der Rücksitzbank und Kontrolle der Fahrzeughohlräume, danach willkürliche Beschlagnahme von Sachen, die man für verdächtig hält.


    Man kann Ebooks auch als reine HTML Dateien erstellen (Epubs sind ja auch nur gepackte HTML-Dateien), so wie z.B. nachfolgend, wobei hier das Buch künstlich in einzelne Kapitel getrennt wurde:
    http://gutenberg.spiegel.de/buch/3669/2


    Wer bitte soll denn so etwas kontrollieren. Man müsste auch irrsinnig sein, dem Staat oder womöglich privaten Dritten solche Kontrollrechte einzuräumen.


    Leute wie Honnefelder treiben mit jeder ihrer extremen Äußerungen den Piraten neue Wähler zu, die zu Recht der Ansicht sind, daß man Leute wie Honnefelder an der Durchsetzung solcher Überwachungsstaatsphantasien hindern muß.

  • Richtig. Allmachtsfantasien zu unterstützen bringt niemanden etwas. Warum also ein 1984 unterstützen, wenn man auch einfach den Markt legal bedienen könnte. Natürlich wird es immer Raubkopierer geben, aber die verhindert man nicht durch den Verzicht des Angebots von E-Books, denn dann erstellt man eben die E-Books aus den Printausgaben mittels Scannern.


    Die Lösung kann nur ein existierendes bequemes und preiswertes Angebot sein, was den illegalen Markt bedeutend unattraktiver macht. Wenn das Verlage nicht einsehen wollen, sollen sie meinetwegen untergehen und Platz machen für Unternehmer die dies Autoren und Lesern bieten wollen. Amazon ist da ja auf einem gutem Weg.

  • 70% Erlös pro verkauftes e-book klingen gut.
    Machen wir mal die Probe aufs Exempel:


    - Attraktiver Preis von sagen wir mal 2,99€ für 350 Seiten.
    - Pro Normseite kostet ein professionelles Lektorat, das weit über das Anstreichen von Rechtschreib- und Grammatikfehlern eines Deutschlehrers beim Aufsatzkorrigieren hinausgeht, etwa 5,99€ pro Normseite (1.800 Anschläge incl. Leerzeichen) Macht bei dem Beispielroman also schonmal 2096,20€


    - Pro verkauftem e-book hat der Autor Einnahmen in Höhe von 1,76€ Alleine für das Lektorat müsste er also ca.2.000 (in Worten zweitausend) e-books verkaufen.


    Gewinn hat der Autor noch keinen gemacht, denn da ist ja noch das Cover, für das er die Rechte an einem ansprechenden Bild gekauft hat.


    - Nochmal 500,00€ Kosten, für die er wieder etwa 284 e-books verkaufen muss.


    Jetzt sind wir schon in Verkaufszahlenbereichen, die jeden Großverlag ins Schwärmen bringen würden, aber immer noch ist kein Euro beim Autoren hängengeblieben, der insgesamt, mit Schreiben und etlichen Überarbeitungen etwa 1,5 Jahre an dem Ding gesessen hat.
    Jetzt muss er aber auch noch Setzer und Vertriebsboss und Marketingmanager in Personalunion werden!
    Wann schreibt er denn bitteschön?
    Seinen Brotjob kann er ja schlecht aufgeben, bei der Kosten- Einnahmerechnung, oder?


    Ja, bei solchen Zahlen tut jeder einzelene illegale Download weh.


    Schreiben und Schreiben sind zwei Paar Schuhe.
    Lektorieren ist nicht dasselbe, was der Deutschlehrer mit dem Rotstift in unseren Schulaufsätzen veranstaltet hat.
    Das ist ein Fakt, der hier gerne von der "alles muss billiger und bequemer werden" -Fraktion übersehen wird.
    Gerade hier bei den Eulen wird doch über schlechte Bücher auch entsprechend geurteilt, oder?
    Bei dem amazon-Modell, so lobenswert es ist, wird das aber in Zukunft der Standard werden, weil der Autor auch sparen muss um "attraktive Preise" für sein e-books kalkulieren zu können. Und das wäre dann ja das Lektorat.


    Sie lesen gerne Eschbach, King oder Eco?
    Gut, von derart qaulitativer Schreibe können wir in Zukunft nur noch träumen, denn bei attraktiven Preisen für ein e-book aus dem Ein-Mann-Verlag nach amazon, kommen dann solche Werke mit Sicherheit nicht mehr.


    Das ist die Kehrseite der Medaille, wenn alles billig, billiger, am billigsten werden muss.


    LG


    Dirk67 :wave
    (der sich jetzt langsam einen SuB von ungeahnten Ausmaßen aufbaut, weil es ihm vor der Zukunft graust ;-) )

  • Also wenn Raubkopien weh tun, dann sollte man sie doch vermeiden und den Markt bedienen. Bei Amazon gibt es übrigens nicht nur KDP sondern auch einen hauseigenen Verlag mt Bestseller-Autoren unter Vertrag und auch die Plattform Bücher und E-Books zu verkaufen.


    Ohne mit der Zeit zu gehen, wird das Problem der Raubkopien wirklich ein ernstes Problem werden. Unabhängig davon, wieviele Milchmädchenrechnungen man aufstellt.


    Edit:
    Hier noch ein Link über das Amazon-Verlagsprojekt:


    http://www.heise.de/newsticker…sten-Autoren-1324640.html


    Der Chef dieser Abteilung von Amazon ist auch im Verlagswesen kein Unbekannter, er war ja vorher Chef von Warner Books und das gehört ja heute zur Hachette-Gruppe: http://www.hachettebookgroup.com/authors_index.aspx


    Also ich sehe die Behauptung, dass es mit dem Modell von Amazon keine Bestsellerautoren wie King oder andere mehr geben wird, als völlig unbegründete Panikmache an.