Vogelgrippe

  • Okay, dann traue ich mich an dieser Stelle auch endlich mal:
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    Die Wände sind dünn. Typisch Plattenbau, denke ich und versuche, mich auf den Dialog im Chat zu konzentrieren, während aus der Wohnung neben mir schallendes Gelächter erklingt.
    „Beschreib dich doch mal“, tippe ich ein, trinke einen Schluck des mittlerweile kalt gewordenen Kaffees und rauche den letzten Zug meiner Zigarette, die schon fast bis auf den Filter heruntergebrannt ist.
    Es ist Freitagabend. Am Wochenende trifft man bekanntlich die meisten Leute online. Leute wie mich, die es vorziehen, zu Hause zu hocken und darauf zu hoffen, ihren Traumpartner im Netz zu finden.
    Ich bin sechsundzwanzig. Und ich bin ein Freak. Wenn ich morgens um acht Uhr mein Büro betrete, wünsche ich mir schon den Feierabend herbei. Abends, nachdem ich den ganzen Tag über diverse Rechnungen geprüft, gebucht und abgelegt habe, schalte ich als erstes den Rechner an, bringe ein typisches Single-Gericht in Form von Tütennudeln zum köcheln, setze frischen Kaffee auf und tauche ein, in diese wunderschöne, virtuelle Welt, die sich „Das Kommunikationszeitalter“ schimpft.
    „1,68 groß, schlank, blond“, erscheinen die Lettern auf dem Flachbildschirm.
    Nebenan beginnen leise, monotone Bässe zu wummern. Frauengelächter, das abebbt, nachdem das Gegacker wie im Hühnerstall losgebrochen war.
    Komisch, denke ich. Im Netz sind sie angeblich alle schlank, blond, großbrüstig und auf der Suche nach Abenteuern. Und dann, wenn man endlich ins Detail gehen will, ein Treffen organisieren möchte, dann müssen sie ganz plötzlich dringend weg.
    Es gibt zwei Kategorien von Frauen, die im Netz chatten. Unter die erste fallen ganz klar jene, die systematisch versuchen die Männerwelt hinters Licht zu führen. Pubertierende Jugendliche, verheiratete Frauen oder Typen, die am anderen Ufer angesiedelt sind und es erst sehr, sehr spät preisgeben. Kategorie zwei ist auf der Suche. Klar, man redet sich ein, dass es hübsche Frauen sind. Aber wie sehen sie wirklich aus? Haben es gutaussehende Frauen heutzutage nötig, ihre Kontakte im Internet zu knüpfen, weil sie es leid sind ständig und völlig phantasielos in den umliegenden Lokalitäten angebaggert zu werden?
    Ich jedenfalls halte es für ein Gerücht, dem ich trotzdem keinen Glauben schenken möchte. Pure Wunschvorstellung. Vielmehr sind es wohl jene Damen, die keinen abbekommen. Kategorie zwei quasselt zudem auch ganz gern. Weil Kategorie zwei das Chatten als Zeitvertreib betrachtet, Zuflucht sucht, weil man sie in keinen Club lässt. Verzweifelte Versuche der Kommunikation. Außerdem ist es einfacher, fremden Menschen im Netz Dialoge vorzusetzen, als sie direkt in der Disko anzusprechen. Die Abfuhr auf dem Bildschirm wird nicht gerade ernst genommen. Eine Abfuhr in einem Club hingegen kann unangenehm sein. Persönlicher Kontakt mit negativen Auswirkungen und eintretender, kurzzeitiger Depression, weil das Ego geschädigt wird.


    „Wo kommst du her“, schreibe ich, während nebenan die Vogelgrippe auszubrechen scheint. Die Lachanfälle der Hühner entwickeln sich zu einem euphorischen Kreischen. Wahrscheinlich werden gerade Anekdoten ausgetauscht. Oder Witze über Männer gerissen, was ich eher für wahrscheinlich halte.
    Die Wohnung nebenan hatte nicht wirklich lange leergestanden. Drei oder vier Wochen höchstens. Die Möbelpacker habe ich gehört, aber nicht gesehen. Wie denn auch? Immerhin muss man im Netz am Ball bleiben, sich konzentrieren und den Faden nicht abreißen lassen. Manchmal sind es nur Minuten. Minuten, in denen man zu Hause auf seinem Pott sitzt. Minuten, die für den Dialogpartner zu Stunden werden. Kommunikationspausen können sehr unangenehm sein. Die meisten machen sich spätestens nach 120 Sekunden der Totenstille aus dem Staub und suchen sich einen neuen Gesprächspartner weil sie sich auf den Schlips getreten fühlen. Aber wenn die nette Dame sich kurz entschuldigt, dann muss Mann das natürlich verstehen und lange Wartezeiten in Kauf nehmen.


    „Stuttgart“, schreibt die schlanke Blonde, die in Wirklichkeit wahrscheinlich erst zwölf ist, oder über fünfzig und hässlich wie die Nacht.
    Ich stecke mir eine neue Zigarette an.
    Die Internetsucht hat mich vor etwa vier Jahren heimgesucht. In der Zeit, als sich meine Freundin von mir getrennt hat. Eigentlich lief alles prima. Wir waren fast fünf Jahre zusammen, wohnten zusammen und wollten auch irgendwann „Kinder machen“ und alles was dazu gehört-
    Ich hatte immer angenommen, dass wir bald vor den Altar treten würden. Doch dann kam die Breitseite.
    Sie würde wegziehen, weil sie eine bessere Anstellung gefunden hat und nun richtig Karriere machen kann. Nach München, sagte sie. Vierhundert Kilometer entfernt. Außerdem seien ihre Gefühle für mich nicht mehr die, die sie einmal waren, was ihre berufliche Entscheidung umso leichter gemacht hätte. Es war wie ein Schlag in die Fresse. In einem Moment, wo man glücklich und zufrieden ist, glaubt geborgen zu sein wird das mal so eben nebenbei erzählt, wo im Fernsehen gerade die Stuttgarter gegen – ironischerweise – die Bayer spielen. Tja, haben die Bayern an diesem Abend gleich zweimal gewonnen. Einmal gegen den VFB und zum Zweiten eine neue Einwohnerin.
    Die Frauen von heute wollen eben kein Fußball gucken, ihrem Liebsten das Bier bringen und sich an ihn schmiegen. Sie wollen durchstarten, reich werden und ihre Selbstverwirklichung dankend entgegennehmen. Wir Männer sind nur im Weg und müssen halt abgeschossen werden. Wie die Stuttgarter von den Bayern.
    Dann ging alles ziemlich schnell. Sie war plötzlich weg und ich allein. Absturz vorprogrammiert. Ich nahm mir eine Woche Urlaub, habe gesoffen wie ein Loch, mir einen Bart stehen lassen und die Körperhygiene mehr als vernachlässigt. Draußen war ich nur um Zigaretten zu holen oder Bier und Schnaps zu kaufen. Gegessen habe ich kaum etwas. Wenn überhaupt nur etwas vom Bringdienst. So hatte ich wenigstens mal die Zeit alle umliegenden Dönerschmieden, Pizzabäcker und „Fliegende Griechen“ auszuprobieren. Und auch mal ein wenig zuzunehmen, wie Mama es sich immer gewünscht hat. „Junge, du hast doch so wenig auf den Rippen. Iss doch mal vernünftig. Siehst ja richtig ungesund aus. Oder soll ich der Saskia mal sagen, dass sie dir mal ordentlich was zubereiten soll?“ Das waren immer die kurzen Auseinandersetzungen mit Mutti, die mir in die Wange zwickend immer nahe legte, mich doch mal wieder in ihrer Küche verköstigen zu lassen.
    Doch so konnte es einfach nicht weitergehen. Ich musste neu anfangen, mich unter die Leute mischen und neue Frauen kennen lernen. Pustekuchen. Wenn man im Alter von 26 Jahren eine Diskothek betritt, dann fühlt man sich schlagartig alt. Außerdem wurde mir bewusst, dass meine Beziehung mich verändert hatte. Es war schwer, auf Leute zuzugehen die man nicht kennt. Früher war das einfacher gewesen. Und obendrein entsprach das Angebot auf der Tanzfläche nicht meinem Beuteschema. Ich war auf der Jagd nach Stöckelwild und nicht nach Teenagern, die kreischend zur Black Music ihre spärlich bekleideten Hüften fast unanständig kreisen ließen.
    In die Arbeit flüchten und sich dort verkriechen war auch unmöglich. Bei einem Job, der einem keinen Spaß macht, sind Überstunden nicht nur ein Fremdwort, sondern auch ein Tabu.
    Und Freunde? Die meisten verheiratet, Nachwuchs produzierend oder schon weggezogen um zu heiraten oder Nachwuchs zu produzieren. Jedenfalls hatten nur wenige von ihnen Zeit. Und noch weniger, als ich anfing sie mit meinen Problemen zuzutexten. Sie verdrehten die Augen, schauten auf die Uhr oder nickten nur stumm ohne wirklich zuzuhören. Am Telefon brachte man am anderen Ende meist nur ein „Aha“ raus und machte so auf mitfühlend, weil man ja so geschockt ist, dass einem förmlich die Worte fehlen.
    „Tut mir Leid, aber da fehlen mir gerade echt die Worte man“, waren dann auch schon jene Worte, die das Gespräch in die Richtung der Beendigung brachten.
    Im Netz ist das einfacher. Man bildet sich ein, dass die Leute dort genau das interessiert was du ihnen schreibst. Da wird stundenlang geplaudert, über Beziehungsprobleme philosophiert und Hinz und Kunz mit einbezogen in die Gespräche. Einmal hatte ich einen offenen Dialog am Start, bei dem sieben Personen anwesend waren, als ich mit Tränen in den Augen meine Beziehungskiste niederschrieb.
    Ich hatte meinen Therapeuten gefunden. Ich wurde ein Junkie. Ein durch die Singlebörsen und Chaträume wandernder Freak, auf der Suche nach Ablenkung und vielleicht auch nach einer neuen Frau.


    „Sorry, ich muss los“, schreibt sie jetzt. Standardausrede.
    „Bin dir wohl zu langweilig was?“ Ein Zug an der neu angesteckten Zigarette.
    „Quatsch. Muss nur los. Treffe mich mit Freunden in einer Cocktailbar. CU.“
    Noch ehe ich „Miese Lügnerin“ eintippen kann, schließt sich auch schon das Fenster. Dialog beendet. Blond und schlank offline.
    Neben mir in der Wohnung höre ich eine Tür zufallen. Wer da wohl eingezogen ist? Ein Pärchen? Eine Frau oder ein Typ? Ist mir auch egal. Ich suche die nächste Dialogpartnerin in einem Chatraum namens Liebesgeflüster.


    Am nächsten Vormittag sitze ich am Küchentisch und trinke Kaffee. Um vier war ich ins Bett gegangen und um elf erst aufgestanden. Die Wohnung riecht muffig, nach kaltem Zigarettenrauch und transpiriertem Körper. In der Zeitung das Übliche. Bombenanschläge im Irak, ein Erdbeben in Schlagmichtot und triviale Artikel über dies und das. Schumacher wieder gewonnen. Wer auch sonst. Arbeitslosenzahlen gestiegen. Ob ich kündigen soll? Dann steht da immerhin einer mehr. Ob die Regierung dann was ändern wird? Nee, lieber weiter brav zur Arbeit gehen und vernünftiges Geld verdienen. Auch wenn der Job scheiße ist.
    Ob ich mich gleich vor den Rechner setze? Oder ob ich endlich mal wieder einkaufen gehe? Ich schaue in den Kühlschrank und stelle fest, dass ich nur noch einen Liter Milch und angegammelte Salami habe. Also ab unter die Dusche, anziehen, Schlüssel suchen und auf die Post. Aber vorher schon mal den PC anschalten, ihn hochfahren lassen, damit ich gleich loslegen kann wenn ich wieder zu Hause bin. Ich drücke den Power-Knopf ins Gehäuse und schalte gerade den Bildschirm an, als ich plötzlich ein lautes Scheppern höre.
    Ich trete aus der Wohnung auf den kleinen Flur und sehe eine junge Frau am Boden hockend Glasscherben einsammeln.
    „Kann ich ihnen irgendwie helfen“, frage ich. Dann blickt sie auf. Für einen Moment halte ich den Atem an. Sieht klasse aus, denke ich mir. Sie hat mandelbraune Augen und ein aristokratisch geschnittenes Gesicht. Tolle Figur, vielleicht ein oder zwei Jahre jünger als ich.
    „Ist schon in Ordnung“, sagt sie, doch ich bücke mich schon zu ihr hinunter und sammle die Kiwis ein, die neben den Scherben und dem restlichen Einkauf herumliegen. Alte Schule eben. Ein hervorragendes Produkt meiner Mama.
    „Ich hätte wissen müssen, dass diese verdammten Papiertüten nicht halten.“ Sie lächelt und ich lächle zurück.
    „Darf ich sie etwas fragen?“ Behutsam lege ich die Kiwis beiseite.
    „Sicher“, sagt sie und streicht sich eine blonde Strähne aus dem Gesicht.
    „Wohnen sie hier? Ich, ähm..., ich meine, ich hab sie hier noch nie gesehen.“
    Wieder lächelt sie. Diesmal viel bezaubernder als zuvor.
    „Tut mir Leid“, sagt sie und streckt mir die Hand entgegen. „Ich bin Nicole. Ich bin erst vor drei Tagen hier eingezogen. Gleich nebenan.“ Sie deutet auf die Tür, die gegenüber der meinen liegt.
    Aha, die Vogelgrippe-Wohnung.
    „Ich heiße Marc. Und ich wohne auch nebenan“, sage ich. Vollidiot! Sie hat doch gesehen, dass du nebenan wohnst. Aus welcher Tür bist du denn gekommen du Trampel?
    Dann steht sie auf, kramt in ihrer Jeansjacke nach einem Schlüssel und öffnet ihre Wohnungstür. Die Geste, wie sie mit dem Kopf nickt ist keinesfalls falsch zu deuten.
    „Wären sie vielleicht so freundlich Marc?“
    „Klar doch.“ Ich sammle Teile des Einkaufs ein und bewege mich in Richtung ihrer Wohnung.
    „Das ist wirklich nett von ihnen“, sagt sie und sammelt den Rest ein.
    „Wenn sie... Ich meine, wenn sie gerade nichts dringendes vorhaben, dann ääh, würde ich ihnen liebend gern einen Kaffee anbieten. Trinken sie Kaffee Marc?“
    „Sehr gern sogar“, sage ich und strahle wie ein Honigkuchenpferd.
    „Bin gleich wieder da“, füge ich hinzu. „Ich muss nur kurz rüber und meinen Computer ausschalten. Frisst ne Menge unnötigen Strom“. Als ob mich da je interessiert hat.
    Ich flitze rüber, schalte den Computer aus, trage schnell einen kleinen Duft auf und gehe wieder rüber in die Wohnung.
    Ich nehme an dem kleinen Küchentisch platz und sehe ihr zu, wie sie die Kaffeelöffel sorgsam häuft.
    „Tut mir leid, wenn es gestern Abend etwas laut geworden ist.“ Zwei Schritte nach links, Kaffeetassen aus dem Regal holen, vier Schritte nach rechts zum Kühlschrank, reingucken und die Milch greifen. Knackiger Hintern.
    „Kein Problem. Ich war ohnehin lange wach. Und außerdem hat man kaum etwas mitbekommen.“ Du Lügner. Du hast genau gehört, wie der letzte Gast um kurz vor drei gegangen ist.
    „Ich habe ein paar Freundinnen eingeladen. Sie wissen schon, Einweihungsparty.“
    Ich grinse und bedanke mich ganz höflich, als sie mir die Tasse hinstellt.
    „Und Marc, was machen sie so? Ich meine, außer den Frauen dabei zu helfen ihren über den Flur verstreuten Einkauf einzusammeln?“
    „Wie wäre es wenn wir erst einmal zum Du übergehen?“ schmunzle ich.
    „Okay Marc. Also, was machst du so?“
    Sie sieht zauberhaft aus. Sie hat das schönste Lächeln, das ich seit langem gesehen habe. Und sie riecht ziemlich gut. Überhaupt scheint sie eine klasse Frau zu sein.
    Ist schon komisch, denke ich. Da sitzt du den ganzen Tag vor dieser komischen Kiste und hältst Ausschau nach einer attraktiven Frau, weil du draußen die Zähne nicht auseinander kriegst und da wohnt sie plötzlich nebenan, und bittet dich auf einen Kaffee rein...

  • @Secretdanny:


    Langer Text, fortgeschrittene Uhrzeit, zuklappende Seesternaugen...
    Ich les es morgen in Ruhe, dann folgt auch mein Kommentar.


    Bis dahin geruhsame Nacht (die Schreibblockade scheint, zumindest vorerst überwunden zu sein :-] )

  • Nee, die geht grad wieder los. Wollte nur mal eben probieren ob ich es noch schaffe, ein leeres Blatt "voll zu schmieren". Was in den letzten 25 Minuten entstand war die Vogelgrippe. Wollte dann gerade wieder mit dem Roman weiter machen, aber bleibt das Blatt wieder leer. Ist nicht meine Woche...

  • Schöne Geschichte, gefällt mir ausgesprochen gut. Deine Figur ist plastisch, wirkt lebendig und authentisch.
    Die Passage über Stuttgart und München ist sehr gut gelungen!
    Allerdings wirkt mir der Text an einigen Stellen zu überladen, zu sehr mit Details gespickt, die für das Verständnis nicht notwendig sind und mich unnötigerweise abgelenkt haben.
    Aber für in 20 Minuten hingerotzt, hab ich wenig zu meckern.
    Wüsste nur gerne, wie beeindruckt ich wäre, solltest Du hier mal was reinstellen, was Dich Zeit, Blut, Schweiß und Tränen gekostet hat...


    Für Überraschungen immer zu haben Sarah

  • Und noch was:


    Erklär mir mal aus männlicher Sicht, weshalb die weibliche Protagonistin, die am Ende zwangsläufig auftauchen muss, um das Happy End zu gewährleisten, immer eine tolle Schnitte sein muss...
    Denn das macht mir das Ganze zum Ende hin wieder etwas unsympathisch. Einen kleinen aber feinen Schönheitsfehler einzubauen, der Deiner weiblichen Figur etwas mehr Charakter verleiht, als man ihn von den Pin Ups in Hochglanzmagazinen kennt, wäre mit Sicherheit kein Fehler...

  • Na ja, die Mega-Schnitte soll sie ja auch nicht sein. Hätte sie ja mal ein wenig stotern lassen oder über ihren Brillenrand lunzen sollen...
    Werde es mir fürs nächste Mal zu Herzen nehmen :-]

  • lieber danny,


    ich muss gestehen, mich hat die geschichte nicht vom hocker gerissen.
    ja, sie ist sauber geschrieben, keine frage. aber ich hab das gefühl, das thema chat ist schon derart ausgelutscht, dass man sich etwas ganz besonderes einfallen zu lassen, um die leute zum weiterlesen zu animieren.
    ich muss gestehen, mich haben diese standardfragen im chat: woher, wie alt, was hast du an ...
    gelangweilt. und die charakterisierung der frauen auch.
    vor sechs, sieben jahren hätte ich das vielleicht noch spannend gefunden, aber darüber ist schon so viel geschrieben und geredet worden, dass nix mehr neu ist dran.



    und ziemlich am anfang schreibst du: ich bin ein freak. und dann lese ich eine beschreibung eines typischen singles. und frag mich, was wohl das freakige an dem typen ist.


    mein tipp: versuch die ganze chat-szenerie wesentlich zu kürzen, bring da mehr witz rein und nichts mehr, was ohnehin alle schon kennen.


    die testsiegerin

  • Na ja, wollte mich ja nur mal mit einem Debüt in dem Forenbereich hier integrieren. An der Story wird nichts mehr geändert...Kurzgeschichten sind nicht unbedingt mein Ding und lange aufhalten will ich mich damit ja auch nicht, ebenso strebe ich keine (weitere) Veröffentlichung von Short-Storys an.

  • Zitat

    und ziemlich am anfang schreibst du: ich bin ein freak. und dann lese ich eine beschreibung eines typischen singles. und frag mich, was wohl das freakige an dem typen ist..


    Liebe Testsiegerin!


    Dass freakige an dem Typen ist, dass er (wie Du doch übrigens selbst bemerkt hast) Single ist!


    :wave Sarah

  • Hallo Danny,


    interessantes Thema: Die Vorurteile gegenüber Bewerbern, die man bei der Internet-Partnersuche trifft, kenne ich nur aus weiblicher Sicht. Ein Vorurteil ist übrigens: Ernsthaft bindungs- und fortpflanzungswillige Männer triffst du dort nicht - es sei denn, sie sehen so grottig aus oder benehmen sich so abartig, dass sie im RL keine Frau begeistern können...


    Leider merkt man deiner Geschichte an, dass du sie in 25 Minuten zu Papier gekloppt hast. Um wirklich gut zu werden, bedürfte sie einer sorgfältigen Überarbeitung.


    Das Ende (die Ersehnte ist nebenan eingezogen) ist weit vorhersehbar, der Text ist stellenweise zu ausschweifend, könnte gestrafft werden, einige Füllwörter gehören gestrichen, manche Passagen sind für meinen Geschmack zu umgangssprachlich (aber gut, das darf man auch beabsichtigen) und der Schlussdialog ist zu realistisch. Im RL wäre es zwar toll, ein solches Gespräch führen zu dürfen, in einer Geschichte ist es jedoch zu langweilig. Interessanter wäre ein verbales Pieksen, Umtänzeln, Provozieren, Abtasten, ein kleiner Schlagabtausch...


    Aber genug gemeckert. Ich wäre neugierig auf einen Beitrag von dir, dem du mehr Zeit gewidmet hast. Wir wär's mit einer Teilnahme beim Eulen-Schreibwettbewerb? Da kannst du dich in der nächsten Kommentierungsrunde rächen und meine Geschichte schlecht machen! :-)

  • @secretdanny
    Hab deine Geschichte mit Freude gelesen. Mir gefiel dieser ein wenig schnoddrige Ton, die leichte Verlegenheit in manchen Passagen. Das Beschreiben einer durchaus realen Situation ist dir in meinen Augen sehr gut gelungen.
    Ich sag dann mal: Daumen nach oben! :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Voltaire : vielen Dank für die positive Kritik :wave


    Waldfee : Nun ja, derzeit habe ich leider sehr wenig Zeit um weitere Geschichten zu schreiben...und die vorliegende umarbeiten? Hmm...vielleicht mal bei Gelegenheit.


    Aber wie sieht es denn beim Kurzgeschichten-Wettbewerb aus? Kann man hier auch eine Story reinstellen, die schon woanders (in Buchform) ausgezeichnet wurde???
    Zu dem Thema Singles im Internet kann ich nicht allzu viel sagen, außer, dass ich damals im zarten Alter von 14 oder 15 Jahren ab und an mal gezielt nach netten Mädels geschaut habe. Da kam das nämlich gerade in Mode und nannte sich carazza (von der absolut pappig schmeckenden Bif-Mini-Pizza) Singlebörse oder so ähnlich. Aber da turnten auch nur abgedrehte Mädels herum. Ansonsten habe ich auf dem Gebiet nicht alzu viel Erfahrung. Die Idee kam mir aufgrund einer Unterhaltung mit einem guten Freund, der in einer solchen Börse angemeldet ist und immer mal ganz gern von den dortigen Chats berichtet. Na ja, will diese Seiten ja auch nicht verurteilen. Wir leben nun mal in einem Zeitalter wo es Gang und Gäbe ist, Partner online zu finden. Aber als ich hörte, dass man dort feste Beiträge zu zahlen hat habe ich mir nur an den Kopf gefasst. Hier hat mal wieder das Geschäft mit der Liebe zugeschlagen...scheint ja auch ziemlich lukrativ zu sein.


    Zu meinem schnoddrigen Schreibsti: hmm...das kommt gerade, so wie es ist. Ansonsten schreibe ich stilistisch betrachtet doch ein wenig anders, sprich etwas gesitteter. Aber hier hat sich die Sau anscheinend mal wieder von selbst rausgelassen :-] Kommt gelegentlich auch mal vor und nennt sich dann "wenn der Text sich von selbst entwickelt". Der Punkt, an dem wir Autoren dann nur noch die Laien unserer Gedanken sind, wobei das Unterbewusstein als Puppenspieler fungiert.
    Vorhersehbar; na dann liest man doch die Geschichte zu Ende, um sich selbst zu betsätigen. Ich lese gerade ein Buch, wobei ich schon nach 120 Seiten fast 100%ig weiß wie es endet...lese aber trotzdem weiter. Aber das mag natürlich auch sein, dass der zeitliche Aspekt der Niederschrift auch eine entscheidende Rolle spielt.

  • Zitat

    Original von secretdanny
    Aber wie sieht es denn beim Kurzgeschichten-Wettbewerb aus? Kann man hier auch eine Story reinstellen, die schon woanders (in Buchform) ausgezeichnet wurde???


    Ehrlichgesagt: Da bin ich überfragt. Vielleicht steht darüber was im Reglement?


    Zitat

    Aber als ich hörte, dass man dort feste Beiträge zu zahlen hat habe ich mir nur an den Kopf gefasst. Hier hat mal wieder das Geschäft mit der Liebe zugeschlagen...scheint ja auch ziemlich lukrativ zu sein.


    Eine Freundin von mir ist nun auf eine solche kostenpflichtige Seite gewechselt. Ihr Argument: Männer, die dafür bezahlen, eine Frau zu finden, sollten ernsthaft an einer Bindung interessiert sein. Finde ich einleuchtend.

  • Na ja, kommt ganz drauf an... vielleicht denken sie ja kostenbezogen. So eine Mitgliedschaft ist billiger als der Stop an einem Wohnwagen auf dem Weg nach Hause :grin
    Aber die Leute bezahlen doch heute eh für allen Mist. Auf einen Teil mag es ja sicher zutreffen. Aber ich denke das kann man nicht verallgemeinern und auch hier findet sich die Mehrheit in der Rubrik "Schwarze Schafe".

  • Ein Freak ist dein Protagonist, nicht gerade. Eher eine beliebige Figur im Dschungel der Stadt. Sprachlich fällt mir dein schnoddriger, manchmal leicht kindischer Ton auf, der nicht Recht zu dem passen will, was der "Ich Erzähler" von sich in die Welt posaunt. Der Schluss ist angepappt. Ich vermute dem Autor ist er beim Schreiben eingefallen. Mich hat die Geschichte gelangweilt, weil sie nichts wesentliches erzählt. Keine Spannung, erzeugt, keine Komik etc. Eine Übung? Deine Schreibe liest sich flüssig. Gefällt mir.


    Luc