'Die englische Erbin' - Seiten 001 - 164

  • Nun bin ich endlich auch mit diesem Teil durch.


    Erschreckend fand ich, wie wenig das Wort der Frau zählt, wenn ein Mann etwas behauptet, deutlich geworden am Beispiel von Florence. Alles was sie sagt im Bezug auf ihren Schulverweis wird als Lüge hingestellt, weil der betreffende Mann das Gegenteil behauptet hat.


    Das alles, was Lord Ashington sagt Gesetz ist, hat man ja schon ziemlich zu Anfang des Buches gemerkt. Dass er aber so unerbitterlich ist und so gar nicht auf die Gefühle seiner Kinder achtet, ist schon heftig. Heiraten nur den, der standesgemäß ist und alles andere interessiert nicht. Aber zumindest George scheint sich dem zu widersetzen. Und was ist mit Lady Helena? Wird sie es schaffen, sich der Hochzeit mit Mathew zu entziehen? Meine Befürchtung hat sich bewahrheitet, Mathew wird immer furchtbarer. Nun, wo er mit Helena verlobt ist, glaubt er auch, sich alles erlauben zu können.


    Alecs Reaktion, als er merkt, mit wem er flirtet, nämlich der Tochter des Mannes, der Schuld daran ist, dass er so lange Zeit im Gefängnis war, ist nachzuvollziehen.


    Nun werde ich auch langsam neugierig, wie es sich mit Helena und Alec, Alecs Racheplänen und auch mit Florence und George weiter entwickelt.

  • Ich bin zwar erst am Ende des ersten Kapitels, also auf Seite 37, aber ich möchte trotzdem gerne meinen ersten Eindruck abgeben und zwar ohne die Beiträge, die bis jetzt geschrieben wurden vorher durchgelesen zu haben. Ich möchte nicht etwas erfahren, dass ich noch nicht wissen möchte. Falls ich also etwas schreiben sollte, dass schon erwähnt wurde, dann liegt es daran.


    Also: zu erstl zu den positiven Dingen: Der Schreibstil gefällt mir ausgesprochen gut. Ich empfinde es gerade als sehr angenehm, dass sich das Buch bis jetzt so wunderbar leicht und flüssig lesen lässt.
    Die Beschreibung von Alec im Gefängnis fand ich anschaulich.
    Das Fest konnte ich mir sehr gut vorstellen. Für meine Verhältnisse hatte ich recht klare Bilder vor meinem inneren Auge und konnte die Stimmung gut nachvollziehen. Die Dialoge sind mir auch positiv aufgefallen. Kurz und prägnant. Und keine unnötigen Gedanken der Personen.


    Jetzt muss ich allerdings auch erwähnen, was mir nicht so gut gefallen hat. Mir war es etwas zu viel, dass bei fast jeder Person erwähnt wurde, dass sie eine bestimmte Haarfarbe und eine bestimmte Augenfarbe hat. Außerdem werden zu viel - meiner Meinung nach - positive Adjektive für die Äußerlichkeiten der Personen verwendet. Vor allem bei den Frauen.


    Dann bin ich noch über einen Satz gestolpert: Seite 20: ... und ihm wurden Affären mit Frauen aller Gesellschaftsschichten angedichtet.
    Wenn ihm die Affären angedichtet werden, dann klingt das für mich danach, als wären sie überhaupt nicht wahr. "Nachgesagt" hätte für mich besser gepasst, wenn ausgedrückt werden soll, dass an den Gerüchten vielleicht auch etwas dran ist. Oder war dieses "angedichtet" beabsichtigt?

  • Hallo Ronja,


    Zitat

    Original von RonjaDann bin ich noch über einen Satz gestolpert: Seite 20: ... und ihm wurden Affären mit Frauen aller Gesellschaftsschichten angedichtet.
    Wenn ihm die Affären angedichtet werden, dann klingt das für mich danach, als wären sie überhaupt nicht wahr. "Nachgesagt" hätte für mich besser gepasst, wenn ausgedrückt werden soll, dass an den Gerüchten vielleicht auch etwas dran ist. Oder war dieses "angedichtet" beabsichtigt?


    Das "angedichtet" bezieht sich nicht auf die Affären selbst, sondern darauf, dass sie sich durch alle Gesellschaftsschichten ziehen.


    Liebe Grüße,
    Laila

  • Sooo jetzt kann ich auch endlich meinen Senf dazugeben :-]


    Prolog:
    Die Geschehnisse darin sind der absolute Horror, ich glaube es gibt fast nichts schlimmeres, als unschuldig im Gefängnis zu sitzen und keine Möglichkeit zu haben, Kontakt mit der Außenwelt aufzunehmen, geschweige denn an der Situation irgendetwas zu ändern – ein Albtraum!


    Charaktere:
    Finde ich eigentlich ganz gut auseinander zu halten, gut, dass die Namen sich nicht ähneln. Lediglich Mutter und Tante von Helena habe ich mal verwechselt. Helena selbst finde ich sehr sympathisch, von guter Erziehung, aber mit bissigem Witz gesegnet – den hat sie wohl von ihrer Großmutter *g* Jerome, George und Simon scheinen ganz ok zu sein, Calvin gehässig und Lord Ashington und Matthew sind zwei Kotzbrocken „wie sie im Buche stehen“, der eine patriarchisch und in seinen Konventionen festgefahren und jede Menschlichkeit verloren, der andere sexistisch und vulgär, aber unter dem Deckmantel der feinen Gesellschaft, bah! Überhaupt, diese gesellschaftlichen Konventionen sind ein Gräuel, allein vom Lesen darüber, schnürt es mir die Luft zum Atmen ab, Gerüchte können nicht nur den Ruf, sondern das komplette gesellschaftliche Leben lahm legen und Sympathien zählen nichts im Gegensatz zum Stand der Familie.
    Die Familienbande insgesamt werden sehr gut dargestellt, man weiß sofort, wer mit wem, wer überhaupt nicht miteinander kann und auch wer die Sympathien des Lesers bekommt *g*.


    Setting:
    Vom Klappentext her habe ich mir auch mehr von Indien erwartet, aber mir macht es auch nichts aus, dass es ziemlich schnell nach England geht, allerdings führt der Klappentext schon in die Irre... Besonders der Kontrast London-Kalkutta finde ich allerdings sehr gut beschrieben. Zwei Welten prallen aufeinander und wahrscheinlich wundern sich Leute wie der Lord auch noch darüber, wie „unzivilisiert“ es dort zugeht (meine Spekulation).


    Mit dem erwähnten Sepoy-Aufstand konnte ich leider nichts anfangen, ich hab bei wikipedia nachgeschaut. Einen Stammbaum bräuchte ich nicht, aber ein Glossar mit ein paar Stichworten wäre nützlich gewesen, mit z.B. dem bereits erwähnten khol oder eben dem Sepoy-Aufstand :gruebel


    Ansonsten freue ich mich schon darauf weiterzulesen und bin sehr gespannt ob Helena und George sich gegen ihren Vater auflehnen und um ihr privates Glück kämpfen :-)


    P.S.: Als ich noch mal bei amazon auf das Buch geklickt hatte, kam unmittelbar danach als „Das könnte Ihnen auch gefallen“-Vorschlag ein klassischer Nackenbeißer, DAS hat mich allerdings schon irritiert :grin

  • ENDLICH hab ich´s :-]...dann kann ich heute abend nach dem Lernen noch ein bißchen mit Lesen von den Prüfungen ablenken :-)

    Du kannst dem Leben nicht mehr Tage geben - aber dem Tag mehr Leben


    Ich lese gerade: "Das Erbe von Ragusa" von Corinna Kastner

  • So, nun hab ich endlich mein Buch!
    Also, sehr schön fand ich die beschreibung am ganz am Anfang wo Helena von Amelia angezogen wird und ihrer Kusine sagt, wie dick sie doch sei und das ganze noch schn verpackt.
    Mit den Namen hatte ich keine probleme! Ich bin von Stephen King schlimmeres gewohnt!
    Metthew kommt so rüber wie er sein soll! Arrogant und selbstverliebt. Helena tut mir in dieser Familie sehr leid, obwohl ihr Bruder Jerome ja meist zu schlichten versucht!
    Alec tut mir unendlich leid, auch wenn ich noch nicht weiß warum er im Gefängnis ist. Die Szene hat mir aber sehr gut gefallen, konnte mir es richtig vorstellen. Die Ratten die geilen Männer sehr schön!

  • Zitat

    Original von MaryRead


    Also - ich hab was ganz anderes erwartet! Mehr Indien, weniger Mitteleuropa oder gar London, mehr Exotik, weniger englische Etepetete-Gesellschaft. Mehr historischer Roman, weniger Liebesgeschichte.


    Aber macht nix - ich find's gut so! :-) Ich mag englische Etepetete-Gesellschaft - jedenfalls im Roman!



    Geht mir genauso. Ich hätte anhand des Klappentextes nicht das erwartet, was ich bis jetzt gelesen habe. Aber ich bin positiv überrascht!

  • Na, da bin ich ja froh, daß es außer mir auch noch ein paar Späteinsteiger oder lamgsamere Leser gibt.


    Ich habe diesen ersten Teil noch nicht ganz durch, hier aber schon mal ein paar erste Eindrücke.


    Irre ich mich oder gaukelt mir das Cover eine Handlung im 20. Jahrhundert vor (das Kleid der Frau läßt darauf schließen)? Meine Assoziationen zum Cover: Indien, Engländerin, erste Hälfte des 20. Jahrhunderts. Aber die Farben sind in der Tat schön...


    Der Einstieg war flott und leicht. Was die Anzahl der Namen angeht, bin ich deutlich schlimmeres gewohnt und hatte daher keinerlei Probleme. Alternativ zum Stammbaum könnte ich mir aber auch ein einfaches Personenverzeichnis vorstellen, das hilft meistens auch schon.


    Die erwarteten beschreibenden Passagen zu Indien, insbesondere kontrastiv zu England habe ich bisher nicht vorgefunden, mal sehen, ob da noch etwas kommt.


    Sehr schön herausgearbeitet ist das gesellschaftliche Korsett in dem sich Helena und ihre Verwandten befinden. Vielleicht kommt da ja auch noch eine Hintergrunddarstellung, warum die englische Gesellschaft dieser Zeit so ist.


    Sprachlich ist der Roman flüssig, ich hatte zwar zwei drei Stolperer, aber die sind nicht der Rede wert.


    Mal sehen wie's weiter geht. Am Wochenende komme ich bestimmt eher voran.

  • Zitat

    Original von MaryRead


    Das Problem hatte ich am Anfang auch. :lache
    Das wird aber besser. :knuddel1



    Ich hatte etwas Bedenken, als ich hier gelesen habe, dass man Probleme beim Merken der Namen haben könnte. Aber da ich am Anfang des Buches oft recht unkonzentriert beim Lesen war (was nicht am Buch gelegen hat) und ich bezüglich der Namen schon vorgewarnt wurde, war es gut so, dass ich manche Abschnitte zweimal gelesen habe und mir besondere Mühe beim Einprägen der Namen gegeben habe. Deshalb bin ich erstaunlich gut mit der Vielzahl der Personen zurechtgekommen.


    Ich finde es außerdem sehr abwechslungsreich, dass nicht nur von Helena berichtet wird, sondern auch von ihren Brüdern und ihrem Cousin etc. und den dazugehörigen Frauen.



    Gerade die Frauen begeistern mich gerade sehr! (Ich hoffe jetzt, dass ich die Namen auch noch richtig in Erinnerung habe.) An Helena finde ich sehr sympathisch, dass sie auch mal mit dem Fuß aufstampft, auch man in einem unpassenden Moment, aber auch weiß, wann man vielleicht besser wieder nachgibt, bevor man sich vollends ins Unglück stürzt. Sie hat also auch Köpfchen neben ihrer für die damalige Zeit aufbrausende Art.


    Olivia ist mir auch überaus sympathisch. Ich hoffe von ihr noch mehr zu erfahren. Sie geht die Sache mit Simon sehr geschickt und diplomatisch an. Und auch sie scheint sehr intelligent zu sein.



    Als Georg Florence bei dem Gespräch, als sie ihm ihre Version der Geschichte erzählte, nicht mal gesagt hat, dass er ihr glaubt, habe ich mich schon über ihn geärgert. Aber im nachhinein finde ich, dass die Szene ansonsten sehr kitschig hätte werden können, wenn er ihr nicht nur sofort gesagt hätte, dass er ihr glaubt, sonder am Ende auch noch weiterhin an eine Ehe mit ihr interessiert gewesen wäre. Da ich jetzt mit diesem Teil des Buches fertig bin, weiß ich ja, dass es zwar doch noch so gekommen ist, aber eben diese "Lösung" gefällt mir besser, als wenn alles glatt gelaufen wäre.

  • Zitat

    Original von Batcat
    Was die Protagonisten angeht, ist Alec durchaus sympathisch gezeichnet: ein aufrechter Mann, dem viel angetan wurde.



    Da fällt mir gerade wieder die Szene ein, als er bei der Suche nach Arbeit nicht ganz ehrlich war, aber versucht hat nicht zu lügen. Er hat ja eigentlich "nur" die Zeit im Gefängnis verschwiegen und ansonsten versucht bei der Wahrheit zu bleiben. Das macht ihn sympathisch, dass er eben nicht ganz ehrlich war, aber eben ansonsten versucht ehrlich zu sein. :-)

  • Ich habe noch ein Zettelchen im Buch entdeckt:


    Ist dieser Satz so gewollt oder steckt da ein Fehler drin? (S. 143)


    Wenn du sie zufällig auf Feiern wiedersiehst, bist du ebenso distanziert höflich. Wie zu jeder anderen Frau.

  • Hallo Ronja,


    der Satz steht ja auch im Zusammenhang mit dem zuvor Gesagten, also dass George die Beziehung per Brief beenden soll. Gesellschaftlichen Umgang muss er trotz allem mit ihr pflegen. Meintest du das?


    Liebe Grüße,
    Laila :wave

  • Zitat

    Original von Ronja
    Ist dieser Satz so gewollt oder steckt da ein Fehler drin? (S. 143)
    Wenn du sie zufällig auf Feiern wiedersiehst, bist du ebenso distanziert höflich. Wie zu jeder anderen Frau.


    Wo siehst du in diesem Satz ein Problem??? :wow
    "Ebenso" bezieht sich auf eine vorhergehende Aussage. Der Punkt kennzeichnet eine Sprechpause. Völlig in Ordnung, zumal es sich um indirekte Rede handelt, die sich ohnehin an individuelle Sprechgewohnheiten anpaßt.

  • Zitat

    Original von Iris


    Wo siehst du in diesem Satz ein Problem??? :wow
    "Ebenso" bezieht sich auf eine vorhergehende Aussage. Der Punkt kennzeichnet eine Sprechpause. Völlig in Ordnung, zumal es sich um indirekte Rede handelt, die sich ohnehin an individuelle Sprechgewohnheiten anpaßt.



    Das Problem sah ich bei dem Punkt. Ich war mir nicht sicher, ob das wirklich so möglich ist. Dass er eine Sprechpause kennzeichnet war mich schon klar.

  • Zitat

    Original von Laila
    Hallo Ronja,


    der Satz steht ja auch im Zusammenhang mit dem zuvor Gesagten, also dass George die Beziehung per Brief beenden soll. Gesellschaftlichen Umgang muss er trotz allem mit ihr pflegen. Meintest du das?


    Liebe Grüße,
    Laila :wave



    Nö, ich meinte den Punkt. Aber Iris hat mich schon darüber aufgeklärt, dass es möglich ist an dieser Stelle einen Punkt zu setzen.

  • Zitat

    Original von Ronja
    Aber Iris hat mich schon darüber aufgeklärt, dass es möglich ist an dieser Stelle einen Punkt zu setzen.


    Unvollständige Sätze gelten, richtig eingesetzt, als Stilmittel. Das nennt man Ellipse (von gr. élleipsis - das Fehlen, die Aussparung, Auslassung)
    Ein sehr ähnliches Mittel, durch den Bruch einer Satzkonstruktion etwas auszudrücken oder Aufmerksamkeit zu erregen, nennt man Anakoluth (gr. anakólouthon - dt. "ohne Folgerichtigkeit"; auch Satzbruch genannt).


    Rhetorik und Stilistik -- also die Kunst, Sprache einzusetzen, um einen Inhalt zu transportieren -- arbeiten nach dem Grundsatz, daß die Regeln der Grammatik durchaus gebrochen werden dürfen, wenn man dadurch besondere Effekte erzeugen kann. :grin

  • Zitat

    Original von Iris


    Unvollständige Sätze gelten, richtig eingesetzt, als Stilmittel. Das nennt man Ellipse (von gr. élleipsis - das Fehlen, die Aussparung, Auslassung)
    Ein sehr ähnliches Mittel, durch den Bruch einer Satzkonstruktion etwas auszudrücken oder Aufmerksamkeit zu erregen, nennt man Anakoluth (gr. anakólouthon - dt. "ohne Folgerichtigkeit"; auch Satzbruch genannt).


    Rhetorik und Stilistik -- also die Kunst, Sprache einzusetzen, um einen Inhalt zu transportieren -- arbeiten nach dem Grundsatz, daß die Regeln der Grammatik durchaus gebrochen werden dürfen, wenn man dadurch besondere Effekte erzeugen kann. :grin



    Jep. Ist mir alles schon klar. War ja nur eine Frage. Hätte ja sein können.

  • bin jetzt auch durch mit dem ersten Teil und habe mich dann doch ziemlich über George geärgert, wie er sich blitzschnell von Florence abgewendet hat, nachdem sie ihm ihre traurige Geschichte gebeichtet hatte.
    Die Serie der üblen Kerle scheint weiter zu gehen: Helena`s Vater, Matthew und jetzt auch noch George...


    lg Eli