'Das Kreidekreuz' - Kapitel 09 - 12

  • Zitat

    Original von Branka


    In diesem Augenblick hatte ich mir eigentlich gewünscht, dass Anne Katharina Erfolg mit ihrem Verführungsversuch hat. Denn ich hatte irgendwie die Hoffnung, dass die beiden doch noch zueinander finden. Und da ihr Sexualleben ja nie besonders von viel Gefühl geprägt war, hatte ich gehofft, da sie diesmal, scheinbar zumindest, erotische Gefühle empfand, dass es besser werden könnte.


    Das hätte sie doch aber auch schon viel füher haben können. Schon am Anfang der Geschichte hatte ich gedacht, mit ein bißchen mehr Einfühlungsvermögen und Entgegenkommen von Annes Seite hätte das gemeinsame Sexualleben sicherlich befriedigender ausfallen können, als wenn Anne die Bemühungen ihres Mannes immer nur "erduldet" hätte.


    Zitat


    Natürlich war der Grundgedanke nicht in Ordnung. Aber man muss sich auch mal in die damalige Zeit hineinversetzen. Eine Frau, die ein Kind von einem anderen als ihrem Ehemann austrägt, wurde geächtet.


    Bei meinen Verständnis von ehelicher Treue würde ich sagen, nicht ganz zu unrecht. :grin


    Verachtungswürdig an Annes Verhalten finde ich weniger den (folgenreichen) Seitensprung, als vielmehr ihre Grundeinstellung: Ich liebe meinen Mann nicht und teile auch seine (politischen und gesellschaftlichen) Ansichten nicht, aber als Ernährer für das Ergebnis meines Treuebruchs wäre er mir grade recht. Zumal der Treuebruch nicht einmalig war, sondern fortdauert.

    "Ein Tag ohne Lesen ist wie eine Sünde.
    Ein Tag ohne den Gang in die Wälder ist ein Versäumnis."
    Peter Handke, Schriftsteller

  • Da gebe ich dir Recht Depardieu, sie hätte es sicher auch früher so haben können. Ich fand es auch sehr schade, dass sie nie versucht hat, das Leben mit ihrem Mann zu genießen. Ich denke, hätte sie es versucht, wären ihr sicherlich auch positive Seiten an Michel aufgefallen. Denn mehr als einmal wurde mir klar, dass er sie liebt und durchaus sehr viel Zuneigung für sie hatte. Es lag zum Großteil an seiner Mutter, dass er nie aus seiner Haut konnte und sich unterodnete bzw. seine Frau so behandelte.


    Auf der anderen Seite denke ich, hätte sie eine Chance gehabt mit Rugger glücklich zu werden, hätte sie vielleicht ihre Zelte in ihrem Leben mit Michel abgebrochen und wäre mit Rugger gegangen. Aber da bestand gar keine Möglichkeit, denn er war Landsknecht und sie hätte nicht mit ihm ziehen können. Wer weiß was gewesen wäre, wäre er ein einfacher Handwerker oder etwas in der Art.

    Auch aus Steinen,
    die dir in den Weg gelegt werden,
    kannst du etwas Schönes bauen

    Erich Kästner

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  • Zitat

    Original von Branka
    Es lag zum Großteil an seiner Mutter, dass er nie aus seiner Haut konnte und sich unterodnete bzw. seine Frau so behandelte.


    Ja. Ich denke da an die eine Szene, als Michel fast so weit war, Anne die Buchführung seiner Geschäfte anzuvertrauen. Nur "die Alte" (Zitat seines Sohnes Bernhard :lache) hat ihnen wieder einen Strich durch die Rechnung gemacht.


    Zitat

    Auf der anderen Seite denke ich, hätte sie eine Chance gehabt mit Rugger glücklich zu werden, hätte sie vielleicht ihre Zelte in ihrem Leben mit Michel abgebrochen und wäre mit Rugger gegangen. Aber da bestand gar keine Möglichkeit, denn er war Landsknecht und sie hätte nicht mit ihm ziehen können. Wer weiß was gewesen wäre, wäre er ein einafcher Handwerker oder etwas in der Art.


    Hältst du Rugger wirklich für so zuverlässig, dass man mit ihm zusammen ein Leben aufbauen könnte?


    Ich erinnere diskret daran, dass er schon einmal eine Frau geschwängert und mit der "Frucht ihrer Liebe" sitzengelassen hat (Mara!).


    Und sein Charakterzug, als Landsknecht immer auf der Seite zu kämpfen, die grad besser zahlt, finde ich auch nicht unbedingt sympathisch. Eine Partnerschaft, zumal mit Kindern, bedingt Kompromisse. Ob eine "Söldnerseele", die immer der Seite mit dem größten persönlichen Vorteil zuneigt, zu solchen Kompromissen fähig und willig wäre, wage ich zu bezweifeln.

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    Peter Handke, Schriftsteller

  • Meinst du jetzt, dass er Mara geschwängert hat? Das glaube ich nicht. Sie ist doch seine Tochter. Und der Mann, der Vater ihres Kindes ist, ist gefallen. Er war zwar auch Landsknecht, aber ich denke nicht, dass Rugger der Vater ihres Kindes ist.


    Ich hatte schon den Eindruck, dass er sehr verlässlich ist. Besonders, wenn ich an die Lebensrettungen der Kinder von Anne Katharina denke. Da hat er doch bewiesen, dass auf ihn Verlass ist.

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    Erich Kästner

  • Zitat

    Original von Branka
    Meinst du jetzt, dass er Mara geschwängert hat? Das glaube ich nicht. Sie ist doch seine Tochter. Und der Mann, der Vater ihres Kindes ist, ist gefallen. Er war zwar auch Landsknecht, aber ich denke nicht, dass Rugger der Vater ihres Kindes ist.


    Habe ich da etwas durcheinander gebracht? Ich habe aus dem Anfang von Kapitel 3 geschlossen, dass er der Vater ist. Dass Mara seine Tochter ist, wußte ich nicht. Steht das in der "Tochter des Salzsieders"? Das Buch habe ich nämlich nicht gelesen. :gruebel

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  • Also recht weit am Ende hat er Anne Katharina erklärt, dass Mara seine Tochter ist und das seine Frau, die er sehr geliebt hat, verstorben sei. :-)

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  • Zitat

    Original von Branka
    Also recht weit am Ende hat er Anne Katharina erklärt, dass Mara seine Tochter ist und das seine Frau, die er sehr geliebt hat, verstorben sei. :-)


    Also eine absichtliche falsche Fährte, die Rike da ausgelegt hat? :fetch

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  • Naja, ich dachte anfangs auch, dass er der Vater von Maras Sohn sei. Aber als er dann Anne Katharina erklärt hat wie es wirklich ist, war ich schon erleichtert. Denn sie war auch der Ansicht, er sei der Vater des Kindes und würde Mara lieben. Aber er liebt sie nur wie eine Tochter. Das sagte er auch.

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    Erich Kästner

  • Eigentlich hat Mara ja nie behauptet, daß sie von Rugger ein Kind hatte. Sie hat sich ja nur erkundigt, ob jemand nach ihr gefragt hat, und sowohl Rugger als auch der Vater ihres Kindes sind halt beide Landsknechte gewesen. Es wurde ja auch nur gesagt, daß ein stattlicher Landsknecht mit Namen Rugger sie gesucht hätte. Da hat uns Rike schon ein wenig in die Irre geführt. :lache

  • Das Kind diente mir ja auch nur zur Abrundung meines Bildes von Rugger. Dass es nicht von ihm ist, macht Rugger in meinen Augen nicht viel besser.


    Ausgangspunkt war ja meine These, dass Anne besser damit gefahren wäre, sich beizeiten mit Michel zu arrangieren, statt ihre Befriedigung in außerehelichen Beziehungen zu suchen.


    Vielleicht wird (damals wie heute) einfach zu schnell aufgegeben. :gruebel

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  • Zitat

    Original von Depardieu
    Das Kind diente mir ja auch nur zur Abrundung meines Bildes von Rugger. Dass es nicht von ihm ist, macht Rugger in meinen Augen nicht viel besser.


    Ausgangspunkt war ja meine These, dass Anne besser damit gefahren wäre, sich beizeiten mit Michel zu arrangieren, statt ihre Befriedigung in außerehelichen Beziehungen zu suchen.


    Vielleicht wird (damals wie heute) einfach zu schnell aufgegeben. :gruebel



    Das sehe ich durchaus auch so, daß oft zu früh aufgegeben wird. Denn eine Beziehung ist nie gleichbleibend und nur gut, wenn man daran arbeitet.
    Im Fall Anne Katharina und Michael kann ich mich aber noch düster an das vorherige Buch "Tochter des Salzsieders" erinnern. Damals wird Michael eher arrogant geschildert. Er ist Peters Freund und hat für Anne Katharina kein gutes Wort übrig. Und ausgerechnet mit ihm wird sie dann verheiratet. Und bei der Schwiegermutter ist es für mich kein Wunder, daß Anne Katharina irgendwann resigniert.

  • Zitat

    Also eine absichtliche falsche Fährte, die Rike da ausgelegt hat?


    Ja, ich gestehe, ich habe das absichtlich so angelegt, dass man denken muss, Rugger wäre der Vater von Maras Kind und nicht Maras Vater. :anbet Verzeiht. Aber ist das nicht auch gut, dass man an ihm ein wenig zweifelt? Dass Ihr mit Anne-Katharina zusammen zweifelt?
    Ich habe den Szenen lange gebastelt, dass man aus der Wortwahl wirklich immer beide Möglichkeiten schließen kann. Ich darf ja nichts Falsches behaupten - wäre ja blöd, wenn ich mir widerspreche - aber so früh wollte ich Euch ja auch nicht auf die Lösung bringen. :-]


    Gruß


    Rike