Bel Canto - Ann Patchett

  • So, pünktlich zum Urlaub zuende gelesen... Ab Sonntag gibts erstmal nur TB's...


    Apropos TB.... auch diesen Roman muß man sich nicht zwingend im HC kaufen...


    Story:
    Leise klirrende Champagnergläser, raschelnde Chiffonabendkleider - dann, am Ende der Arie, tosender Beifall, ein leidenschaftlicher Kuß - und plötzlich Schüsse, Schreie, Dunkelheit. Die elegante Villa des Vizepräsidenten gab den perfekten Rahmen für diese exklusive Geburtstagsfeier zu Ehren des japanischen Wirtschaftsmagnaten ab, bei der sogar die begnadete Operndiva Roxane Coss auftrat. Dann aber, als die Terroristen das prachtvolle Gebäude stürmen und die Geburtstagsgäste plötzlich Geiseln sind, hat alles ein jähes Ende. Oder ist es - für Täter wie für Opfer - ein Neuanfang? Sämtliche Damen werden freigelassen, bis auf Roxane und das beeinflußt die Ereignisse entscheidend....
    Monate später jedenfalls, als die Verhandlungen mit der Regierung immer noch andauern, hat sich die le-bensbedrohliche Situation in eine beinahe paradiesische verwandelt: Und vierzig Menschen, die sich vorher nicht kannten, erleben täglich durch die Kraft der Musik die kostbarsten Augenblicke ihres Lebens.


    Zwischen Geiselnehmern und Geiseln entwickeln sich zarte Bande: 2 Liebespaare bilden sich. Man möchte teilweise gar nicht mehr, daß dieser Zustand sich ändert... Doch draußen wartet auf alle noch ein anderes Leben.


    Mein Urteil :
    Ein sehr schöner, stiller Roman. Für alle Musikliebhaber und Leser von sprachlich schön geschriebenen Romanen. Mir haben die Charaktere erst nach ungefähr der Hälfte angefangen zu gefallen. Auf dieses Buch muß man sich einlassen, dann bezaubert es einen.

    ...der Sinn des Lebens kann nicht sein, am Ende die Wohnung aufgeräumt zu hinterlassen, oder?


    Elke Heidenreich


    BT

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  • Hey Batty...


    ... ja, es ist kein absoluter Pageturner.... wir haben es auch nicht sonderlich gut verkauft, leider !
    Aber wie gesagt, für Musikliebhaber (insb. klassische Musik) ein Tip !

    ...der Sinn des Lebens kann nicht sein, am Ende die Wohnung aufgeräumt zu hinterlassen, oder?


    Elke Heidenreich


    BT

  • Eine Geburtstagsfeier für einen asiatischen Geschäftsmann, ausgerichtet vom Präsidenten eines südamerikanischen Landes. Die Gäste sind einflussreiche Leute aus aller Herren Länder, die hoffen, geschäftliche Kontakte knüpfen zu können. Eine Operndiva soll die Attraktion des Abends sein.


    Jugenliche Kindersoldaten manchen dem Abend ein jähes Ende. Eigentlich sollten sie den Präsidenten entführen, der der Feier aber seine Lieblingsoap vorgezogen hat. Daher ist nur der Vize-Präsident da. Die Entführung ist gescheitert und wird zu einer planlosen Geiselnahme.


    Wie schwer mir die ersten 200 Seiten fielen. Es ging so schleppend los. Man weis zuerst gar nicht, auf wen es ankommen wird. Eine echte Hauptperson gibt es nicht - müsste ich einen bennenen, wäre es Gen, der Übersetzer.


    Nach und nach kristalisiert sich heraus, worum es geht. Es geht darum, was mit ungefähr 50 bunt zusammengewürfelten, eigentlich vielbeschäftigten Menschen aus den unterschiedlichsten Ländern und mit den unterschiedlichsten Sprachen passiert, wenn man sie aus ihrem gewohnten Leben reißt und in quasi luftleerem Raum für mehrere Monate zusammen leben lässt. Und darum, wie dieses Leben durch die Oper schliesslich bereichert und fast paradiesisch wird.


    Wie geht der asiatische Geschäftsmann, dessen Geburtstag gefeiert hätte werden sollen, damit um, plötzlich nichts mehr zu tun zu haben und fast niemanden zu verstehen? Wie verändert sich die Beziehung der jugendlichen Geiselnehmer und deren älteren "Generäle" zu den Geiseln nach Wochen des gemeinsamen Lebens? Wie finden die Geiseln aus den unteschiedlichsten Kulturen trotz Sprachbarrieren zueinander?


    Kaum hat man sich an diese ungewöhnliche Situation gewöhnt und beginnt, deren Charme zu verspüren, reißt einen das Ende des Buches aus diesem Traum und lässt einen hart in der Realität des Lebens landen. Vor allem der Epilog hat mich ziemlich verstört zurückgelassen.


    Das Buch lebt von der aussergewöhnlichen Geschichte und den Charakteren, die man langsam lieb gewinnt. Es ist ausserordentlich interessant, wie sich diese Geschichte entspinnt und etwas entäuschend, wie sie schliesslich in sich zusammenfällt, als der Geiselnahme ein Ende gemacht wird.


    Das Buch bekommt von mir ein "gut". Eine Empfehlung für Opernliebhaber oder alle, die mal etwas ganz anderes lesen wollen.

  • Ein sehr interessanter Roman, in dem es vor allem um die Charakterisierung seiner Protagonisten geht.


    Die Themen sind Musik und Politik, aber das ist gar nicht mal so wichtig. Damit mein ich, dass Opernliebhaber sicherlich auf ihre Kosten kommen werden, aber es ist auch fuer Neulinge auf dem Gebiet gut lesbar. Meine englische Ausgabe hat zudem im Anhang ein Essay der Autorin, in der sie beschreibt wie sie Zugang zu Opern fand und Tipps gibt, wie auch der Leser zum Opernfan werden koennte.


    Unsere Protagonisten koennten unterschiedlicher nicht sein, arm und reich, aus aller Herren Laender, alt und jung. Keiner steht im Vordergrund, keiner ist wichtiger/groesser als der andere. So erfahren wir Details und Hintergruende ueber viele der Kidnapper und der Geiseln gleichermassen. Sie wachsen uns alle ans Herz, wir moechten uns von keinem trennen. Das ist es was mir an diesem Roman am meisten gefaellt: Ann Patchett beschreibt ihre Charaktere so genau, dass sie gleichermassen realistisch und liebenswert erscheinen.


    Mich hat sehr beeindruckt wie auch die Beziehungen zwischen all den Menschen wachsen. Dabei ist Kommunikation bei den vielen verschiedenen Sprachen im Raum doch extrem schwierig - bis alle Musik als die Sprache entdecken, die jeder intuitiv versteht.


    Schwierigkeiten machte mir jedoch der Plot. Die Geschichte schleppt sich seeeeeehr langsam dahin. Es dauert lange bis man ueberhaupt hinein kommt und auch dann passiert nicht wirklich viel. Ein Pageturner ist es ganz bestimmt nicht.


    Obendrein weiss man als Leser von Anfang an, dass es ob der Problematik der Geiselnahme kein Happy End geben wird. Und je mehr man liest umso mehr liebt man die Charaktere - und umso mehr graute es mir vor dem Ende. Das letzte Drittel fand ich daher sehr schwierig zu lesen.


    Fazit: Ein sehr ungewoehnlicher Roman mit einer Vielzahl von interessanten Charakteren, die dem Leser schnell ans Herz wachsen. Nicht immer einfach zu lesen, da der Plot sich doch nur sehr schleppend voran schreitet. Etwas mehr Tempo haette ihm gut getan.


    Dies war mein erstes Buch von Ann Patchett und ich werd sicherlich ein weiteres von ihr lesen, vor allem da ich gehoert hab, dass ihr folgender Roman mehr Action haben soll.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

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