Truman Capote - Sommerdiebe

  • Titel: Sommerdiebe
    Autor: Truman Capote


    Seitenzahl: 145 Seiten
    Verlag: Kein & Aber Verlag AG Zürich
    Erscheinungsdatum: April 2006
    Auflage: 1
    ISBN: 3036951571


    Autor:
    Truman Capote wurde am 30. September 1924 in New Orleans geboren, wuchs in den Südstaaten auf und arbeitete in den verschiedensten Berufen. Mit neunzehn Jahren erhielt er für seine Kurzgeschichte „Miriam“ den „O.-Henry-Preis“. 1948 erschien sein Roman „Andere Stimmen, andere Räume“, der als das sensationelle Debüt eines literarischen Wunderkindes gefeiert wurde. 1949 folgte die Kurzgeschichtensammlung „Baum der Nacht“, 1950 die Reisebeschreibung „Lokalkolorit“, 1951 der Roman „Die Grasharfe“. Das 1958 veröffentlichte „Frühstück bei Tiffany“ erlangte auch wegen der Verfilmung mit Audrey Hepburn große Berühmtheit. 1965 erschien der mehrmals verfilmte Tatsachenroman „Kaltblütig“. 1987 erschien dann der Roman „Erhörte Gebete“ – posthum und unvollendet. Truman Capote starb 1984 in Los Angeles.


    Inhalt:
    Vor ihr liegt ein Sommer, in dem sie einen ganzen Kontinent zwischen sich und ihrer Familie weiß: Während ihre Eltern nach Europa segeln, bleibt die 17-jährige Grady McNeil allein zurück in einem New York ohne Aircondition, aber vielen Versprechen. Grady kann tun und lassen, was sie will. Und sie will eine Menge, bloß sich noch nicht in die reiche, feine Gesellschaft einfädeln, die sie nur müde macht. So verliebt sie sich in Clyde, einen jüdischen Jungen aus Brooklyn, der, zurück aus dem Krieg, als Parkplatzwächter arbeitet. Es ist ihr egal, dass sich ihre Mutter, einen anderen Schwiegersohn erträumt – eine standesgemäße, sichere Partie. Doch ein komfortables, risikoloses Leben ist das Letzte, was Grady interessiert. Sie schwirrt durch diese heißen Monate mit Clyde und seinen Kumpeln – erfüllt von einer Sehnsucht nach einer Welt mit lauter Unbekannten, wo nichts festgeschrieben ist und immer noch ein letztes Rätsel zu lösen bleibt.


    Meine Meinung:
    Das Manuskript von „Sommerdiebe“ wurde erst im Jahre 2004 entdeckt. Es gilt nun als der erste Roman von Truman Capote, sein tatsächliches Debüt. Vielerorts wurde der Roman als ein Juwel der Weltliteratur bezeichnet.
    Die 145 Seiten lesen sich sehr schnell und es ist kein Buch, welches Leben verändert oder welches einem sehr lange im Gedächtnis bleibt. Mit dem Lesen des Buches fühlt man zwei bis drei Stunden im Lesesessel mit angenehmer Unterhaltung aus – mehr nicht. Es ist eine nette Geschichte, in der die handelnden Personen nach meiner Meinung doch etwas Kontur los sind. „Sommerdiebe“ ist sicherlich kein Meilenstein der Literaturgeschichte. Wegen dieses Romans würde ich den Kauf eines anderen Buches nicht zurückstellen.
    Seinen Erfolg verdankt das Buch sicher auch der Tatsache, das es erst vor zwei Jahren gefunden wurde und damit auch die Biographie von Truman Capote vielleicht in einigen Punkten geändert werden muss.
    Als eine literarische Sensation sehe ich die Veröffentlichung dies Debütromanes nicht.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • ich habe das Buch gestern angefangen zu lesen und bin enttäuscht.
    bis jetzt habe ich ca. 40 Seietn gelesen und komme absolutnicht rein - belanglos und langweilig.
    Ich gebe dem Buch noch 10 Seiten und dann hör ich auf.

    ... Liebe, die, weil sie nie genung bekommt,
    stets schon im Augenblick lebt, der noch kommen wird.
    Marcel Proust

  • Mir hat das Buch recht gut gefallen.
    Eine wunderbare, bildhafte Sprache fängt den Leser ein und trotz hohem sprachlichem Niveau ist das Buch mit seinen nur 145 Seiten rasch gelesen. Ich habe sonst noch kein Buch von Capote gelesen, doch dieses Buch gibt mir einen Eindruck von seiner sprachlichen Gewandtheit und seinem erzählerischen Talent.


    Beeindruckend die Atmosphäre und die detaillierten Milieuschilderungen und auch Charaktere. Das wohlbehütete Mädchen Grady aus der reichen Familie, deren Zukunft schon von den Eltern (v.a. der Mutter) zurechtgeschneidert wurde aber mit all dem nichts anzufangen weiß, will aus ihrer Welt ausbrechen und das Leben kennen lernen. Ihre Empfindungen werden meiner Meinung nach sehr gut beschrieben. Sie sehnt sich nach aufrichtiger Aufmerksamkeit und Geborgenheit.
    Im Gegensatz dazu das karge Daseins des Clyde mitsamt seiner Familie, die nicht gerade auf die Butterseite gefallen ist. Die Standesunterschiede werden schonungslos bewusst und auch die Tatsache, dass Grady wohl bei Clyde nicht das findet, wonach sie sucht.


    Ein wunderbares Buch für einen Nachmittag, und dahingehend beeindruckend, dass es doch von einem 19-jährigen geschrieben wurde.

  • Meine Meinung:
    „Frühstück bei Tiffany“ ist eines der Bücher, die ich besonders gern mag. „Sommerdiebe“ ist das Jahrzehnte lang verschollene Erstlingsfragment des gleichen Autors. Und genau das ist es in meinen Augen, ein Fragment, auf eine ganz eigentümliche Art unfertig.
    Dabei fehlt es nicht an sprachlicher Gewandtheit oder gelungenen Beschreibungen. Grady ist ein Charakter, der dem Autor besonders gut gelungen ist. Die anderen blieben mir etwas farblos. So gefielen mir die Abschnitte, in denen die rebellische 17jährige in Erscheinung tritt besonders. In diesen Abschnitten war die Sprache ausgezeichnet, die gesellschaftlichen Unterschiede waren fein gezeichnet und man konnte das Können des Autors, mit dem er in späteren Werken brillierte, spüren. Dann kam es häufiger zu Brüchen in Sprache und Handlung. Meines Erachtens lässt der Roman zum Ende hin deutlich nach. Der abrupte Schluss ist dafür symptomatisch.


    Alles in allem war dieses Buch eine nette Unterhaltung, die sich an einem Nachmittag flüssig und leicht lesen ließ. Ich fand es etwas naiv, aber der Autor war ja zu dem Zeitpunkt, als er „Sommerdiebe“ schrieb, erst 19 Jahre alt. Ob es in seinem Sinn war, dass dieses Fragment veröffentlicht wurde?

  • Ein feines kleines Buch, das viele Ansätze zu einer wunderbaren Familiensaga bietet. Ich fand die Leküre einfach bezauernd, prickelnd, lebensfroh und faszinierend. Wenn man bedenkt, dass Truman Capote zum Zeitpunkt der Entstehung erst 19 Jahre alt war, wird die Leistung noch bedeutsamer.
    Manche Stellen waren so brillant formuliert, dass mir fast die Tränen kamen.


    Ein amerikanischer Rezensent hat den Roman mit antialkoholischem Champagner verglichen - prickelnd wie richtiger Champagner, aber doch nicht so belebend.
    Dem möchte ich widersprechen - bei mir trafen Gradys spezieller Sommer und ihre erste große Liebe direkt ins Herz.


    Es ist von einigen kitisiert worden, dass die Charaktere flach bleiben, aber das Gefühl hatte ich nur bei Peter. Der Roman legt den Schwerpunkt auf Grady, deren Gefühlsleben ausführlich dargelegt wird, während die Männer der Geschichte zwar wichtig aber trotzdem eher Beiwerk sind.
    Allerdings waren meine Erwartungen an ein Manuskript von nur 139 Seiten nicht allzu hoch. Immerhin handelt es sich hier um eine Momentaufnahme, die Merkmale einer Kurzgeschichte aufweist (abrupter Anfang, überraschendes Ende).


    Wahrscheinlich liegt der Reiz für mich in Gradys Persönlichkeit: sie gehört der High Society New Yorks an, wehrt sich aber entschieden gegen ihre Position im Leben. So kann sie dem großen Wunsch ihrer Mutter Debütantin zu werden, nur ein müdes Lächeln abgewinnen und hoffen, dass die Zeit für sie spielt. Was sie auf eigentümliche Weise auch tut. Sie ist mutig, hat einen eigenen Kopf, schräge Einfälle und lebt nonkonformistisch und spricht so die Rebellin in der Leser in an.


    Mir hat das Lesen jedenfalls viel Spaß gemacht und ich fühlte mich gut unterhalten.

  • Hallo Voltaire,
    hast Du zufällig den Film "Capote" gesehen? Dabei geht es gerade um diesen Roman "Kaltblütig" und seine Entstehungsgeschichte. Seitdem habe ich mir ja vorgenommen, etwas von ihm zu lesen - aber wenn die Person Capote aus dem Film wirklich real dargestellt wurde hätte ich mich nicht (wie ich es in solchen Momenten immer formuliere) mit ihr angefreundet.


    Viele Grüße
    Leseratte

    ...Dann sagte ein Lehrer: Sprich uns vom Lehren.
    Und er sagte:
    Niemand kann Euch etwas eröffnen, das nicht schon im Dämmern Eures Wissens schlummert.


    Khalil Gibran
    Der Prophet

  • Ich habe Sommerdiebe als erstes Buch von Trumann Capote gelesen - 139 Seiten hat man schnell durch - und ich finde es lohnt sich.


    Grady soll eine Rolle spielen, die sie eigentlich nicht möchte - in ihrem letzten Sommer lebt sie so wie sie denkt - schön geschreiben - lohnt sich !