"Solang es Unrecht gibt", Tilman Röhrig

  • Solang es Unrecht gibt, Tilman Röhrig
    429 Seiten


    Klappentext:
    Robin Hood, Anführer der Geächteten im Sherwood Forest, treuer Vasall von König Richard Löwenherz, Feind der Reichen und Beschützer der Armen – solang es Unrecht gibt.


    Mit seinem Buch über Robin Hood legt Tilman Röhrig erstmals einen geschlossenen Roman über den sagenhaften Helden vor. Es ist eine spannende Geschichte, in der auch burleske Szenen nicht fehlen. Es ist die Geschichte der Freundschaft mit Little John, der Fürsorge für dessen Schützling Marian, die Geschichte des Kampfes gegen Unterdrückung und Willkür im mittelalterlichen England.
    Dabei verzichtet Tilman Röhrig auf jede Art von Heldenverehrung. So ist zum ersten Mal ein wirklich glaubwürdiger Robin Hood entstanden – mit einer am Ende überraschenden und überzeugenden Lösung für das Weiterleben des Mythos.


    Meine Meinung:
    Jeder kennt Robin Hood und die Geschichte seiner heldenhaften Kumpanen, die die Reichen überfallen und den Armen das Elend ein wenig erträglicher machen. Diese Geschichte wird hier erzählt – aber aus einer mir völlig neuen Perspektive. Hier geht es eher um Freundschaft, Zuverlässigkeit, Königstreue, um das gefährliche Leben als Geächtete an sich, als um Heldentum und den „Kampf der Gerechten“.


    „Solang es Unrecht gibt“ gibt nicht Robins Lebenslauf wieder, erzählt nicht von seinem eigenen Schicksal und dem seiner Familie, sondern beginnt mit „Little“ John und Marian, beginnt damit, wie die beiden aus ihrem zerstörten Dorf vor den „Eisenpuppen“ flüchten müssen und wie sie sich dem sagenhaften Robin Hood und seiner Bande anschließen. Little John wirkt plump – ist aber alles andere als das. Er ist fürsorgend, treu, liebend und aufopfernd – nicht nur seiner angenommenen "Tochter" Marian gegenüber, sondern auch Robin, Much und einigen anderen seiner neuen Gefährten. Er ist das Herz, während Robin Hood der Kopf der Bande ist.


    Es ist alles nur ein Spiel – so sieht Robin seine Aufgabe und macht es ihm leichter mit dem Elend und der Ungerechtigkeit fertig zu werden. Er ist blind, geht es um seine Verwandtschaft, erkennt aber in jedem Fremden Gut oder Böse, Ehrlichkeit oder Lügen. Die Geächteten um ihn herum sind seine Familie, „Little“ John, der Hüne, sein Bruder.
    Robins Befehle sind scharf, nicht hinterfragbar und absolute Bedingung – sie machen ihn nicht unsympathischer, sondern echter. Little John gehorcht, beschützt und umsorgt seinen Robin bis zum gelungenen Ende der Geschichte.
    Welches Ende erwartet man von der Legende Robin Hood? Ein letzter Kampf zwischen Gut und Böse? Ein Happy End? Eine Liebesgeschichte zwischen Marian und Robin? Die fehlt hier im "klassischen" Sinn und würde auch nicht zu diesem Robin Hood passen.
    Das Ende ist einfach und stimmt mich wahrscheinlich deshalb nachdenklich.


    Ein schöner historischer Roman, der Robin Hood nicht zum Helden glorifiziert, sondern menschlich macht.


    Momo

    Momo


    Alles Wissen und alle Vermehrung unseres Wissens endet nicht mit einem Schlusspunkt, sondern mit einem Fragezeichen.
    -Hermann Hesse-

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Momo ()

  • Momo : Ich habe dieses Buch Anfang April gelesen. Es hat mir sehr gut gefallen. Ich fand es gut, dass Little John im Mittelpunkt der Geschichte stand. Das gibt ja völlig neue Perspektiven, da man ja die "klassischen" Geschichten aus Literatur und Film kennt und es hier mehr um die Menschen um Robin Hood geht und nicht nur um ihn.


    Danke für die schöne Rezi. :kiss