Marie Cristen: Beginenfeuer

  • Hallo, allerseits
    bin heute auf die Büchereule gestossen. Wenn ich historische Romane lese, schaue ich viel im Wiki und anderen Quellen nach, um mehr über die Zeit und die Orte und ihre Geschichte zu erfahren.
    Ich war letztes Jahr in Brügge und mich hat die ganze Stadt und der Beginenhof sehr beeindruckt. Ich lese gerne an Reiseorten Literatur, die gerade dort spielt.
    Vielleicht ist es ja möglich, einen neuen Thread zu eröffnen, mit Orten und wir stellen gute Bücher zu den Themen oder Links zu anderen Threads hinein. In den Buchhandlungen findet man ja nur noch selten Buchhändlerinnen, die sich auskennen.
    So, jetzt muss ich wieder ans Beginenfeuer,


    Gruß aus Malle
    Eva-Maria

  • Hallo Sonverdera,
    hier gibt es einen Thread zu [URL=https://www.buechereule.de/wbb/thread/33634,]Romane mit Schauplatz Belgien[/URL] , der vielleicht auch etwas bietet.
    Vielleicht magst du da auch Bücher mit Schauplatz Brügge erwähnen, mir fallen noch Niccolos Aufstieg von Dorothy Dunnett ein oder halt Marie Christens Beginenfeuer oder Das flandrische Siegel.


    Auch über andere Schauplätze wurde schon gesammelt, über Suchfunktion kannst du vielleicht das finden, was dich interessiert.


    Wenn du über andere Orte Bücher erwähnen möchtest, kannst du unter "Allerlei Buch" einen entsprechenden Thread eröffnen, solange es ihn noch nicht gibt.

  • Hallo Herr Palomar,
    super, hier bin ich richtig. Was ich bis jetzt gesehen hab, inspiriert mich sehr. Danke für die tollen Anregungen. Sobald ich die nächste Reise plane, werde ich den Ort hier rein stellen und mal sehen, was kommt. Wahrscheinlich geht es aufs spanische Festland, die ganzen alten Städte. Vielleind um die Mauren. Bin im Moment total auf dem Historientrip.


    Gruß aus Malle
    Eva-M.

  • Das Buch liest sich leicht. Die Sprache ist angenehm. Die Hauptpersonen machen Entwicklungen durch, die Nebenpersonen kann man sich gut vorstellen und die Handlungen sind nachvollziehbar. Was ich vermisst habe war der langsame Aufbau der Spannung und irgendwann mal nach langer Zeit steht der Leser vor einer brennenden Bibliothek oder in einem harten Duell. Es ist einfach eine vor sich dahinplätschernde Geschichte, sicher hin und wieder geschehen unerwartete Dinge, aber es geht halt weiter.


    Ausserdem, ich will einen historischen Roman lesen, ich will nicht ein Geschichtsbuch über das Spätmittelalter in Frankreich lesen. Wenn schon so viel Wert auf die politischen Aspekte gelegt wird, weshalb erfährt der Leser wenig über das Leben in der damaligen Zeit? Wie sahen die Sprachen aus, welche die Menschen sprachen? Was assen die Menschen? Was sangen die Menschen? Was spielten die Menschen? Und schiesslich: Was glaubten die Menschen? Gut die von der Kirche vorgeschriebene Beziehung Mann - Frau wird oft genug zitiert. Das ergibt einige mittelalterliche Zitate. Naja, die Realität sah schon etwas anders aus. Das Buch erzählt davon selber eine Geschichte…. Es ist ein farbenfrohes Portrait des Mittelalters – mehr nicht.

  • Ich habe das Buch heute Nachmittag fertig gelesen und muß zugeben, daß ich froh darüber bin.
    Ich wollte das Buch anfangs sogar nach 100 Seiten abbrechen, doch die Eulenrezensionen haben mich bis zur zweiten Hälfte des Buches durchhalten lassen, die tatsächlich besser und angenehmer zu lesen ist als die erste. Das kommt vielleicht auch daher, daß man sich endlich mit den verstrickten Beziehungen der Hauptfiguren untereinander auskennt. Anfangs mußte ich oftmals zurückblättern, um bestimmte Stellen noch einmal nachzulesen, was mir das Lesen etwas verleidet hat.
    Die schon beschriebenen arg konstruierten Ereignisse haben dazu geführt, daß ich mehr als einmal dachte "das kann doch jetzt nicht Person xy sein, so einen Zufall gibt es doch gar nicht!". Wenn man aber die konstruierten Zusammentreffen und Ereignisse akzeptiert und beginnt, die komplizierten Beziehungen zwischen Kirche und Krone zu verstehen, gewinnt das Buch und ist streckenweise auch unterhaltsam zu lesen.


    Doch alles in allem schließe ich mich orion an: die Handlung plätschert einfach nur dahin und obwohl Zeit vergeht, hatte ich oft das Gefühl, die Zeit wäre stehen geblieben, was auch der Grund dafür ist, daß ich froh bin, dieses Buch beendet zu haben.


    Ein Pluspunkt des Buches ist, daß man, hat man sich erst durch die erste Hälfte gearbeitet, gerade auch durch die vielen Wiederholungen ein geschichtliches Hintergrundwissen erworben hat, was die Beginen und Tempelritter angeht.
    Allerdings würde ich es kein zweites Mal lesen.

  • Das Buch habe ich anhand der letzten Thalia Verkaufsaktion güstig erstanden - mich hat das Thema angesprochen, da ich zu diesem Datum gar nicht wusste was den überhaupt Beginen sind/waren. Ein Thema, was ich glaube, zu wenig in der Literatur beachtet wird - oder ich kenn bestimmte Bücher nicht...
    Die Geschichte habe ich mit Spannung gelsesn, und habe mich wieder gewundert, wie die Frau damals in der Welt angesehn wurde.....hammer....
    Und nebenher lief die Liebes- und Leidensgeschichte von Ysée - interessantes Buch für zwischendurch

  • Komisch welches Bild die FRauen von heute über ihre Vorfahrinnen im Mittelalter haben. Sicher- die Rechte der Frauen waren sehr beschränkt, die Gefahren für alleinstehende Frauen etwa vergleichbar mit einer Yemenreise heute, aber wie denkt ihr über eure Mütter und Großmütter, wenn ihr auf die Rechte abstellt? Bis 1977 konnte in Westdeutschland ein Mann den Arbeitsplatz seiner Frau kündigen mit der Begründung sie vernachlässige Kinder und Haushalt- und sind eure Mütter so verhuscht?


    Das Buch beschreibt durchaus spannend von der ersten Zeile an den Kampf zwischen Papst und Kirche anfangs des 14. Jahrhunderts. Beginen und Templer standen mächtigen Wirtschaftsinteressen im Weg und wurden beseitigt, bevor die eigene Macht zu groß wurde. Die gegensätzlichen Interessen von Papst und König führten dazu, das Templer und Beginen, beide unschuldig verfolgt zermahlen wurden.


    Mir hat das Buch gut gefallen, auch wenn das mit den Zu"fällen" etwas störend ist.

  • Eigentlich hätte mir das Buch auch ganz gut gefallen können, wenn da eben nicht diese gewissen Zufälle gewesen wären.
    Die gipfelten dann darin, dass


    Ab da war wollte meine hochgezogene Augenbraue gar nicht mehr so recht nach unten wandern.


    Trotzdem fand ich die Geschichte rund um die Beginen sehr interesseant. Ich wußte bisher fast gar nichts über die Beginen und immer hat mich das Buch veranlaßt, etwas mehr darüber nachzulesen.
    Deshalb hatte ich mich auch fast ein wenig ausgesöhnt mit dem Buch und wäre da nicht der allzu rührselige Schluß gewesen, wäre der Gesamteindruck am Ende positiv ausgefallen.


    Und nun habe ich "Die Stunde des Venezianers" und "Das flandrische Siegel" noch hier liegen. :gruebel

    Viele Grüße
    Shirat


    Ich habe eiserne Prinzipien. Wenn sie Ihnen nicht gefallen, habe ich auch noch andere. (Groucho Marx)

  • Seit Andrea Schachts Serie um Begine Almut haben mich diese Frauen fasziniert und so griff ich gerne zu diesem Schmöker.


    Ysée, Tochter einer Magd, muss nach dem Überfall auf die Burg ihres Herrn fliehen und so landen sie in einem Beginenkloster in Brügge. Dort findet sie einen gewissen Frieden, doch sie passt nicht ins Raster der angepassten stillen Magd, die sie nun bei den Beginen sein muss. Die Magistra ernennt sie zur Novizin der Begine, die sich um die Kranken kümmert und das war Ysées sehnlichster Wunsch. Doch auch dort hat sie es nicht einfach, ist sie doch zu wissbegierig und zu wenig angepasst.


    Zugleich findet der Machtkampf zwischen Philipp dem Schönen und Papst Clemens V. statt. Beide entsenden Vertraute nach Brügge, um die SItuation in der Stadt und der Beginen zu erforschen, da der Stand der Beginen aufgelöst oder doch zumindest arg beschnitten werden soll. Bruder Simon und Matthieu, der Gesandte des Königs sind Brüder, doch haben sie sich nach dem Überfall auf die Burg ihres Nachbarn und Kontrahenten nicht mehr gesehen.


    In spannenden Bildern beschreibt Marie Cristen die Situation der Beginen im Rahmen der historischen Gegebenheiten. Zunächst waren es mir fast zuviel politische Geschehnisse und Namen, doch nach kurzer Zeit war ich im Geschehen und habe Geschichte geatmet. Ein ganz wunderbarer Roman im Frankreich zu Beginn des 14. Jahrhunderts. Ich muss Euch zustimmen, nach der Hälfte nimmt der Roman endlich Fahrt auf, wobei auch der erste Teil für mich interessant war.


    Ich hab gerade bei Buchticket das nächste Buch von Marie Cristen angefordert "Die Stunde des Venezianers".


    Von mir 9 Punkte.

  • Ich muss sagen, bei mir hat dieses Buch - völlig zu Unrecht - Jahr auf dem SuB gelegen, bis ich mich dazu entschließen konnte, es endlich einmal in die Hand zu nehmen. Ich muss sagen, das einzige was ich daran bereue ist, dass es so lange auf dem SuB gelegen hat und es so die Nachfolgebände nur gebraucht oder eben als Ebook zu kaufen gibt.


    Schon nach den ersten paar Seiten hat mich dieses Buch in Seinen Bann gezogen und ich konnte kaum aufhören zu lesen. Man fiebert richtig mit der Begine Ysée und den Andrieus mit, wie sie sowohl weltlichen als auch geistlichen/kirchlichen Machenschaften ausgesetzt sind und insbesondere Ysée als Frau im Mittelalter ihren Weg findet und sich nicht von den Männern ihrer Zeit unterdrücken lassen will. Der Beginenkonvent bot ihr hierfür ein passendes Zuhause. Denn die Frauen sind hier durch kein Gelübde gebunden und unterstehen keinem Mann. Dem Einzigen dem sie Rechenschaft schuldig sind, sind der Beichtvater und durch ihn auch Gott. Doch da die Beginen keine Steuern zahlen und ein Zeichen für die Unabhängigkeit der Frauen sind, sind sie ein Dorn im Auge von König, Klerus und Handwerkern der jeweiligen Städte. Bald muss Ysée um ihre Zukunft bangen und sich ihren Weg suchen.


    Besonders gefallen hat mir an diesem Roman, dass die Geschichte nicht nur aus einer Perspektive beschrieben wird, sondern dass die einzelnen Kapitel in die Sichtweisen und Geschehnisse der drei Protagonisten aufgeteilt ist. Zudem wird in diesen Beschreibungen der einzelnen Protagonisten auch immer wieder Bezug auf Gedanken und Hintergründe anderer Personen genommen, wodurch der Roman meiner Meinung nach sehr vielschichtig wird, ohne überladen zu sein. Für mich hat die Autorin hier genau das richtige Mittel gefunden.


    Dies war mein erster Roman über das Leben und Wirken der Beginen, ich würde mich nun aber freuen mehr von ihnen zu lesen und über sie zu erfahren, mal schauen, was sich da noch finden lässt.

    :lesend Jay Kristoff; Nevernight - Die Rache

    :lesend Laura Imai Messina; Die Telefonzelle am Ende der Welt (eBook)

    :lesend Rebecca Gablé; Teufelskrone (Hörbuch: Detlef Bierstedt)