"Der Unberührbare" - Mulk Raj Anand

  • Titel der englischen Originalausgabe: “Untouchable”
    Übersetzt von: Dieter Riemenschneider


    Zum Buch


    Bakha lebt in einer von Kloaken umgebenen Lehmhüttensiedlung am Rande der Stadt, dort, wo all die aus der Hindugesellschaft Ausgestoßenen wohnen: die Lederarbeiter, die Wäscher, die Barbiere, Wasserträger, Schinder und Grasmäher. Wohin Bakha in der Stadt auch immer geht, muss er sich ankündigen mit den Worten: »Posch, geht aus dem Weg! Posch, ein Latrinenputzer kommt!«
    Seit heute aber lastet auf ihm, dem Unberührbaren, ein Fluch: Aus Versehen hat er einen Hindu hoch gestellter Kaste berührt. Am Abend strömt eine riesige Menschenmenge zusammen: Mahatma Gandhi spricht von den Kindern Gottes, wie er die Ausgestoßenen nennt. In Bakha wird eine Hoffnung wach.


    Dieser Roman ist einer der großen Klassiker der indischen Literatur.


    Zum Autor


    Mulk Raj Anand, 1905–2004, wurde in Peshawar geboren und studierte in Indien und England. Seine Romane, die seit den Dreißigerjahren erschienen, machten ihn zur herausragende Gestalt der neuen indischen Literatur. Sein Werk ist ein groß angelegtes Panorama Indiens von den Spitzen der Gesellschaft bis in ihre Tiefen.


    Sein Roman “Der Unberührbare” erschien erstmals 1935, nachdem er zunächst von 19 Verlegern abgelehnt wurde. Inzwischen wurde das Buch in 20 Sprachen übersetzt und die Gesamtauflage liegt heute bei 10 Millionen Exemplaren.


    Meine Meinung


    “Wir putzen ihren Dreck weg, also denken sie, wir seien Dreck”, sagt Bakha im Buch. Der Autor beschreibt exemplarisch anhand eines Tages im Leben des Latrinenreinigers Bakha, wie es sich anfühlen könnte, zu den Unberührbaren zu gehören. Bakha putzt seit seinem 6. Lebensjahr die Latrinen, die von Mitgliedern höherer Kasten benutzt werden. Einige Zeit hat er für Engländer gearbeitet und versucht seitdem ihre Kleidung und Lebensweise mit seinen geringen Mitteln mehr schlecht als recht zu imitieren. Der Autor beschreibt eindrucksvoll die täglichen Arbeiten, die Bakha verrichten und die Einschränkungen, Brutalitäten und Erniedrigungen mit denen er als Unberührbarer leben muss, unter denen er leidet, aber gegen die er wehrlos ist. Weder die Worte eines christlichen Missionars noch die Gandhis zeigen ihm einen Ausweg aus seiner Situation. Hoffnung schöpft er erst als er hört, dass es Maschinen gibt, die seine Arbeit verrichten könnten.


    Das Buch hat mich sehr beeindruckt. Der Autor beschreibt die Situation in indischen Slums so, dass ich die Hitze, den Schmutz, den Gestank und vor allem die Erniedrigungen und die Ausweglosigkeit mitfühlen konnte.


    Meine englische Ausgabe enthält außerdem noch ein sehr schönes Vorwort von E.M. Forster aus dem Jahr 1934.
    .

  • :cry


    Ich sollte mich besser wieder meinem Badezimmerboden widmen... meine Wunschliste wächst heute ins Unermessliche.
    Hier find ich aber die englische Ausgabe reizvoller, als die deutsche Ausgabe.
    (Die deutsche ist mal wieder ein Zeugnis der deutschen Geschmacklosigkeit *kotz* ist die häßlich)

  • Zitat

    Original von Babyjane
    :cry


    Ich sollte mich besser wieder meinem Badezimmerboden widmen... meine Wunschliste wächst heute ins Unermessliche.
    Hier find ich aber die englische Ausgabe reizvoller, als die deutsche Ausgabe.
    (Die deutsche ist mal wieder ein Zeugnis der deutschen Geschmacklosigkeit *kotz* ist die häßlich)


    Ja, das empfinde ich auch so. :fetch Das Buch lässt sich auch gut auf Englisch lesen. Indische Ausdrücke sind in Klammern immer gleich hinter dem Wort übersetzt.


    Besonders im Gedächtnis geblieben ist mir eine Szene vom Wasserholen. Unberührbare dürfen den Brunnen nicht benutzen, da sie ihn für die Mitglieder höherer Kasten kontaminieren würden. Den Fluss dürfen sie auch nicht benutzen, da sie ihn verschmutzen würden. Einen eigenen Brunnen können sie nicht graben, die sie das Geld dafür niemals zusammen bekommen würden. Also müssen sie in sengender Hitze mit ihrem Krug um den Dorfbrunnen herum warten, bis ein Mitglied einer höheren Kaste nicht nur zufällig vorbei kommt, sondern dann auch noch so freundlich ist, ihnen Wasser in ihren Krug zu giessen... :cry

  • Wieder ein anderer Einblick in das Leben in Indien - wenn das Buch auch schon von 1934 ist. Indien ohne Flirty, Dancing, Singing, Happy End...


    Bakha einen Tag lang zu begleiten durch sein Leben als Ausgestoßener hat mich sehr berührt. Die Demütigungen, die er, körperlich und geistig ein bisschen schwerfällig, hinnehmen muss, lassen einen im Herzen mitleiden. Mich hat auch die Brunnen-Szene verständnislos den Kopf schütteln lassen. Naja, aber wenn´s die Religion einem doch so vorschreibt :gruebel


    Ein Stück Weltliteratur in meinem kleinen Bücherregal; ich bin froh, dieses Buch hier bei den Eulen entdeckt zu haben.


    Das Cover der deutschen Ausgabe ist mir jetzt gar nicht so negativ aufgefallen, für mich passte das zum Inhalt.


    8/10 Punkte

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“