Alles was wir geben mussten - Kazuo Ishiguro

  • Hm, nachdem ich die Kinovorschau vor kurzem gesehen habe, dachte ich mir, ich sollte das Buch lieber mal ganz schnell vom SUB weglesen.


    Leider gehöre ich zu den anscheinend wenigen, denen es nicht gefallen hat.
    Bei mir haben sich während des Lesens so viele Fragen (die auch später nicht beantwortet wurden) ergeben, dass ich manchmal schon richtig ärgerlich war, weil ich die ganze Zeit dachte, wenn man sich schon so ein schwieriges Thema vornimmt, kann man doch nicht halbe Sachen machen, aber genau so kam es für mich rüber.


    Natürlich kann man als Autor geheimnisvoll vieles ungeklärt lassen, das macht es ja auch noch philosophischer, nicht wahr? Ich finde das aber "drückebergerisch".


    Anscheinend kann ich mit (meist) emotionslosen Ich-Erzählern nicht viel anfangen; 5,5 enttäuschte Punkte vom killerbinchen.

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“

  • Auch ich habe mich von der Filmbeschreibung aufs Buch lenken lassen und bin sehr zufrieden damit. Auch wenn ich es für 3 Euro Porto bei Amazon erstand, nur um es einen Tag später für 2,99 Euro in der Wühlkiste zu entdecken, möchte ich es nicht mehr hergeben.
    Es ist eine ruhiges, nachdenkliches Buch, dass sich ausschließlich mit dem Gefühlsleben der Spender befasst, und wie das Wissen um ihre (kurze) Zukunft allmählich in sie hinein tropft. Oder vielmehr das Bewusstsein.
    Wie genau das Spenden abläuft, erfahren die Betroffenen aber erst, wenn sie selbst Betreuer sind. Ich finde es einigermaßen perfide, dass diese Menschen erst Ihresgleichen betreuen, nur um dann selbst zu spenden. Es hat etwas von kalter Effektivität, weil man die Empfänger aussen vor hält und sie nicht mit der schnöden Wirklichkeit konfrontieren muss. Und entgegen vorher geäußerter Meinungen bin ich durchaus der Meinung, dass sich ein großes Geheimnis erst am Ende des Buches klärt, nämlich, warum Heilsham, warum ein Internat. Hier liegt das der wahre Skandal der beschriebenen Geschichte. Für mich ist das Buch mehr Dystopie als Science-Fiction.
    Im Laufe des Lesens hatte das Buch für mich auch weniger mit dem reinen Spenden zu tun, als vielmehr mit der Geschichte einer Freundschaft zwischen zwei Mädchen, die in der Pubertät schwere Schläge erleidet. Tommy war für mich eher eine Randfigur, im Mittelpunkt stehen Kathy und Ruth, und vor allem Kathys Empfindungen. Ich habe mich gelegentlich selbst in diese elendig unsichere Zeit meiner Jugend zurück versetzt gefühlt, als es so wichtig war, diese verdammt zerbrechliche Freundschaft mit einer besten Freundin aufrecht zu erhalten. Puh.
    Kurzum, ich werde es wieder lesen und bin gespannt, wie der Film die Geschehnisse umsetzt.

  • So, nach ca. 10 Jahren hole ich diesen Thread aus der Versenkung. Und bin erstmal schockiert, wie schnell die Zeit doch rennt. Ich habe bei der Suche in der Eule (Rezi-Thread gesucht) festgestellt, dass ich dieses Buch bereits seit fast 10 Jahren im SUB habe, denn ich habe es beim Herbsteulentreffen 2011 mitgenommen. :wow


    Ich weiß gar nicht, wieso ich es so lange nicht gelesen habe, aber ich denke, ich hab mir das Buch einfach schwieriger und anspruchsvoller vorgestellt, dabei war das vom Lesestil ja nicht wirklich was Anspruchsvolles, wobei die Thematik schon spannend und interessant von der Idee war. Und es war ein Rätsel in dem Ein-Satz-Buchquiz und die Eulenstimmen dort, die mich dazu bewogen haben, das Buch möglichst schnell zu lesen. Zumal ich da auch etwas mehr über die Thematik erfuhr, die mir bis dahin unbekannt war. Allerdings hat das Buch leider so gar nicht meine Erwartungen erfüllt. :(


    Ich finde die Idee des Buchs ja großartig, wie schon erwähnt. Aber das war es fast schon auch. Es ist eins dieser Bücher, bei denen ich mir denke, dass man aus der Idee hätte durchaus mehr machen können. Ich hatte mir vermutlich etwas mehr Auseinandersetzung mit dem Thema selbst gewünscht, evtl. auch Hinterfragen des Ganzen und sowas, aber hier ging es fast nur um die Freundschaften und ein wenig Drumherum. Das war mir eindeutig zu wenig.


    Ich kann nicht sagen, dass ich das Buch schlecht fand, aber vom Hocker gerissen hat es mich nun auch nicht. Natürlich kann es an meinen Erwartungen gelegen haben, aber für mich ist das kein Buch, das ich wirklich weiterempfehlen würde. Schade. Dennoch freue ich mich, dass ich diese "Bildungslücke" nach 10 Jahren des Liegens im Regal (ich glaub das immer noch nicht... :grin ) geschlossen habe.


    Und ich wüsste sehr gerne, wer es zum Eulentreffen gebracht hat... (einfach aus Neugier, keine Wertung).

    With love in your eyes and a flame in your heart you're gonna find yourself some resolution.


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  • Wir hatten da glaube ich auch mal eine Leserunde dazu :gruebel bei den Querbeetern? Es ist ein seltsames Buch, eigentlich recht fade geschrieben, makaber manchmal.


    Ja, ich hatte die LR im Archiv entdeckt. Ich fing auch an, da etwas zu lesen (allerdings erst, als ich schon fertig war, hab es erst dann entdeckt), aber die paar Beiträge, die ich las, haben mich in meiner Meinung größtenteils bestätigt und mir war die Zeit zu schade, um mich weiterhin mit dem Buch zu beschäftigen. :unverstanden

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