Die Rose von England - Anne Easter Smith

  • Die Rose von England
    Anne Easter Smith



    Inhalt


    England, 15. Jahrhundert. Mit dem romantischen Richard, Herzog von Gloucester, lernt Kate endlich ihre große Liebe kennen. Er ist ihr Seelenverwandter und auch Kate von Herzen zugetan. Doch dann wird Richard zum König von England gekrönt - Kate, die aus bäuerlichen Verhältnissen stammt, wird ihn niemals heiraten können. Dennoch schwören sie sich ewige Treue, ohne zu ahnen, welche Prüfungen ihnen noch auferlegt werden ... Lernen Sie einen der angeblich schlimmsten Bösewichte der englischen Geschichte durch die Augen einer faszinierenden Frau kennen - der Frau, die die Mutter seiner unehelichen Kinder war und die ihn so liebte wie er wirklich war...


    Meine Meinung


    Die Kurzbeschreibung verspricht eine wunderbar romantische Liebesgeschichte mit einem spannenden historischen Hintergrund. Leider konnte der Roman meine hohen Erwartungen nicht einmal ansatzweise gerecht werden.


    Das Buch beginnt sehr vielversprechend. Die ersten 200 Seiten, die sich mit Kates Kindheit und Jugend befassen, haben mich neugierig auf die erwachsene Kate und ihr Schicksal gemacht, schien sie doch eine sehr interessante Figur zu werden. Als Kind ist sie wirklich sehr facettenreich dargestellt und es scheint als stecke in ihr sehr viel Potential.
    Allerdings wurde ich im weiteren Verlauf der Geschichte sehr von der Figur Kates enttäuscht. Obwohl sie sehr gute Anlagen hatte, wurde sie als junge Frau von Jahr zu Jahr farbloser, dümmlicher und widersprüchlicher. Sie entfernte sich, je älter sie wurde, immer weiter von mir, ich verstand sie nicht und baute auch keine Nähe zu ihr auf.
    Leider erging mir das nicht nur mit der Hauptfigur so, sondern auch mit den meisten anderen Charakteren, die hier auftauchen. Richard III. konnte gar nichts in mir wach rufen, genauso wenig wie die Liebesgeschichte zwischen ihm und Kate. Alles war irgendwie rein auf Begierde ausgelegt, was die Autorin scheinbar mit Liebe verwechselt hat. Denn von tiefen Gefühlen und Emotionen war nichts zu spüren. Die Liebelei zwischen den beiden empfand ich am ehesten noch als schlechten Nackenbeißer.
    Einige Nebenfiguren allerdings, schafften es, in mir tiefe Emotionen wach zu rufen, aber leider gelang auch das nur höchst selten.
    Anne Easter Smith hätte eindeutig mehr Wert auf die Ausgestaltung ihrer Personen legen sollen, denn allzu oft bedient sie sich der Schwarz-Weiß-Malerei, vergisst ihren Figuren etwas Besonderes zu verleihen und hat sie allgemein einfach zu flach und voraussehbar gestaltet.


    Insgesamt habe ich die Geschichte kein bisschen gelebt, so wie ich es sonst tue, sondern habe sie die meiste Zeit ganz nüchtern von außen betrachtet und empfand sie nicht sonderlich aufregend, außergewöhnlich und spannend. Im Gegenteil, ich empfand den Roman als unausgegoren, oberflächlich und emotionslos.
    Die historischen Hintergründe wurden immer nur vage angerissen, leider zu vage, denn als Nichtkenner der Rosenkriege war man mehr verwirrt, als das man nun die Zusammenhänge verstanden hätte.
    Auch ist die Geschichte an sich viel zu voraussehbar, teilweise konstruiert und auch manches Mal einfach ohne Sinn. Da werden Handlungsstränge begonnen, um dann in Vergessenheit zu geraten, und Ereignisse werden im Verlauf der Handlung so zurecht gebogen, dass sie für die weitere Geschichte passen, obwohl sie zu einem früheren Zeitpunkt ganz anders ausgesehen haben.
    Anne Easter Smiths Angewohnheit, vieles als Erinnerungen zu erzählen, war stellenweise sehr verwirrend und störte die eigentliche Handlung sehr, da sie ihren Zusammenhang verlor.
    Viele Logik- und Sinnfehler haben sich eingeschlichen, über die man nicht einfach so hinwegsehen konnte, da sie sich häuften und mich irgendwann wirklich aufregten.
    Oft hatte ich das Gefühl, noch eine Rohfassung in den Händen zu halten.


    Auch sprachlich bin ich stellenweise enttäuscht von dem Buch. Weitgehend hat sich die Autorin bemüht, die Sprache ihrer Figuren der Zeit entsprechend anzupassen, aber leider findet sich ab und an die Umgangsprache unserer Zeit wieder.
    Hier kann ich allerdings nicht beurteilen, ob es tatsächlich Anne Easter Smiths Fehler sind oder die der Übersetzerin, Elfriede Peschel.


    Leider können die historischen Anmerkungen, der Stammbaum und das Personenregister nicht für den schlechten Roman entschädigen.
    Die historischen Anmerkungen der Autorin sind genauso oberflächlich wie das Buch, der Stammbaum nur hilfreich, wenn man sich mit den Verwandtschaftsverhältnissen der Lancasters und Yorks schon auskennt, da er nur eine Auflistung der Namen in Absatzform ist und das Personenregister ist mir persönlich ein wenig zu durcheinander und unvollständig.


    Neben dem verhältnismäßig starken Beginn des Romans bleibt als positiver Aspekt noch der schnelle Lesefluss zu erwähnen. Das Buch lässt sich bis auf ein paar Stolpersteine von Zeit zu Zeit sehr zügig lesen und wenn man das Buch nur oberflächlich liest, fallen einem vielleicht auch nicht ganz so viele Macken auf.
    Auch haben die letzten 100 Seiten den Gesamteindruck ein wenig aufgebessert, so kann man hier endlich stellenweise mit Kate mitfühlen und bekommt zumindest gelegentlich das Gefühl, dass Anne Easter Smith doch ein Gespür für Stimmungen und Emotionen hat.


    Abschließend kann ich das Buch nicht weiterempfehlen, zumindest dann nicht, wenn man einen in sich schlüssigen, logischen historischen Liebesroman erwartet, der einen absolut fesselt.
    Stellt man sich darauf ein, dass der historische Hintergrund absolut nebensächlich und die Story sehr oberflächlich sind, und die Liebesgeschichte auf Leidenschaft und nicht auf Liebe ausgerichtet ist, wird man mit dem Buch zufrieden sein, solange man auf das Taschenbuch gewartet hat. Die Investition von fast 20 Euro für die gebundene Ausgabe lohnt sich bei diesem Buch einfach nicht!


    Bewertung


    4 von 10 Punkten

  • Zitat

    Original von Cait
    Abschließend kann ich das Buch nicht weiterempfehlen, zumindest dann nicht, wenn man einen in sich schlüssigen, logischen historischen Liebesroman erwartet, der einen absolut fesselt.


    Ich habe dieses Buch schon vor längerer Zeit gelesen, aber nicht mit der Hoffnung auf einen schmalzigen Liebesroman, sondern lediglich wegen der Darstellung Richards und die fand ich sehr gut gelungen.


    Ich stimme zu, dass dieser Roman durchaus Schwächen hat, denn Kate ist bisweilen eine echte Nervensäge. Dennoch würde ich den historischen Hintergrund nicht als nebensächlich bezeichnen, denn er zieht sich wie ein roter Faden durch das ganze Buch.


    Viele Grüße
    Kalypso

  • An dem Buch schreckt mich schon ab, dass Richard III irgendeine Kate liebt und nicht Anne Neville, was ja durchaus politische Implikationen hatte, da Anne Nevilles Vater, der Earl of Warwick eine wichtige Rolle in den Rosenkriegen gehabt hat.


    Aus der Sicht der Plantagenets (bei Rebecca Gablé wird es ja die Sicht der Lancasters sein), fand ich "Sunne in Splendour" von Sharon K. Penman gut. Die Liebesgeschichte von Richard und Anne steht dort nicht im Vordergrund.
    Gibt es aber leider nur in Englisch, ist nie übersetzt worden.
    .

  • Zitat

    Aus der Sicht der Plantagenets (bei Rebecca Gablé wird es ja die Sicht der Lancasters sein), fand ich "Sunne in Splendour" von Sharon K. Penman gut


    Dieses Buch fand ich auch ausgezeichnet.


    Zum Thema Richard III fand ich auch das schon ältere Buch "The daughter of time" von Josephine Tey sehr beeindruckend. Ich glaube nicht, dass Richard ein Monster war.

  • Zitat

    Original von €nigma
    Zum Thema Richard III fand ich auch das schon ältere Buch "The daughter of time" von Josephine Tey sehr beeindruckend. Ich glaube nicht, dass Richard ein Monster war.


    Ich auch nicht. :-] Ich bin schon gespannt auf Rebecca Gablés nächstes Buch, sie hat mir während einer Signierstunde nämlich gesagt, dass Richard bei ihr ein Schurke ist. :fetch :lache

  • Zitat

    Original von Kalypso
    Ich habe dieses Buch schon vor längerer Zeit gelesen, aber nicht mit der Hoffnung auf einen schmalzigen Liebesroman, sondern lediglich wegen der Darstellung Richards und die fand ich sehr gut gelungen.


    Ich stimme zu, dass dieser Roman durchaus Schwächen hat, denn Kate ist bisweilen eine echte Nervensäge. Dennoch würde ich den historischen Hintergrund nicht als nebensächlich bezeichnen, denn er zieht sich wie ein roter Faden durch das ganze Buch.


    Hmm, hab ich mich so mißverständlich ausgedrückt? :wow
    Ich hatte das Buch auch nicht gekauft, weil ich einen schnulzigen Liebesroman wollte, sondern wegen der historischen Seite und einer Liebesgeschichte. Und für mich hätte es gern mehr Historie sein können und dafür weniger Nackenbeißer. :grin

  • Zitat

    Original von Delphin
    An dem Buch schreckt mich schon ab, dass Richard III irgendeine Kate liebt und nicht Anne Neville, was ja durchaus politische Implikationen hatte, da Anne Nevilles Vater, der Earl of Warwick eine wichtige Rolle in den Rosenkriegen gehabt hat.
    .


    Das müsste dich nicht schrecken, da Richard auch in diesem Buch seine Anne heiratet und ihr auch treu ist. Dennoch würde ich dir dieses Buch nicht empfehlen. :grin


    Viele Grüße
    Kalypso

  • Zitat

    Original von Cait
    Hmm, hab ich mich so mißverständlich ausgedrückt? :wow


    Offensichtlich :grin



    Zitat

    Original von Cait
    Ich hatte das Buch auch nicht gekauft, weil ich einen schnulzigen Liebesroman wollte, sondern wegen der historischen Seite und einer Liebesgeschichte. Und für mich hätte es gern mehr Historie sein können und dafür weniger Nackenbeißer. :grin


    Ah, okay :grin
    Mir hat die Darstellung Richards gefallen und nur darauf kam es mir eigentlich an.


    Viele Grüße
    Kalypso

  • Originaltitel: A Rose for the Crown
    Übersetzerin: Elfriede Peschel
    Seitenzahl: 842
    ISBN: 978-3-442-36685-9



    Kurzbeschreibung:


    England, zur Zeit der Rosenkriege. Katherine Haute, eine ehrenwerte, aber bürgerliche junge Frau, findet in Richard von Gloucester endlich ihre große Liebe. Dann aber wird er zum König von England gekrönt, und ihre innige Verbindung steht damit vor dem Aus. Doch sie schwören sich ewige Treue - mit fatalen Folgen


    Über die Autorin:


    Anne Easter Smith wuchs in England, Deutschland und Ägypten auf. Bereits zu Schulzeiten entwickelte sie ihre Passion für Geschichte. Mit 20 begann sie, umfangreiche Recherchen über Shakespeares Schurken, Richard III., anzustellen. Zehn Jahre lang war sie Kulturredakteurin einer Tageszeitung in New York. Inzwischen lebt sie mit ihrem Mann in der Nähe von Boston, Massachusetts, und widmet sich ganz ihrer großen Leidenschaft, den historischen Romanen. Die Rose von England ist ihr Debüt, an ihrem neuen Roman arbeitet sie bereits.


    Meine Meinung:


    Schon schnell merkt man, dass die Autorin für ihren Debütroman gut und ausführlich recherchiert hat. Man erfährt als Leser, wie es den einfachen Menschen erging im direkten Vergleich mit der besseren Gesellschaft.


    Wer historische Romane mag, wird sicherlich auch Spaß am Lesen dieses Buches haben. Ein spannendes Buch, bei dem auch die historischen Hintergründe nicht zu kurz kommen. Anne Easter Smith hat sie sehr gut in die Geschichte einfließen lassen, so dass das Buch niemals trocken oder langweilig wurde.

  • Zitat

    Original von Queeny
    Uups, ich hatte extra gesucht, aber nichts gefunden. Sorry. :wave


    Ich habe den Thread auch nur durch Zufall gefunden.
    Im ersten Beitrag fehlt die ISBN, kann die bitte noch jemand nachtragen?

  • Zitat

    Original von Pelican
    Ich habe die ISBN nachgetragen. Die fehlte wohl, weil das Buch zunächst als Bertelsmann Premiere erschienen ist.


    Danke! :anbet

  • Zitat

    Original von Ketisa
    Danke für die Rezi! :-] Dieses Buch möchte ich mir schon lange kaufen... :gruebel

    :write Bei mir steht es auch schon sooooo lange auf der WL.

  • Also ich hab dieses Buch verschlungen :grin und ein paar Tränchen sind mir auch geflossen so sehr hab ich mitgefiebert :lache

    Und manchmal ist ein Buch die Welt für mich!


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    :lesend Laini Taylor - Daughter of Smoke and Bone - Zwischen den Welten



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    Margaret George - Maria Stuart LR

  • Ich kann Cait voll und ganz zustimmen, das Buch ist nicht empfehlenswert, es sei denn als Nackenbeißer. Ich musste es weglegen, weil mich die vielen logischen und historischen Fehler irgendwann nur noch nervten. Die Figuren sind sehr widersprüchlich, ebenso die Handlung. Schade um den den guten Stoff, der eine bessere Verwertung verdient hätte. :-(