Angst vor dem Absturz

  • Batcat :


    Ich verstehe jeden, der nicht viel braucht zum Leben und mit sogar mit einem Zelt als Dach über dem Kopf glücklich sein kann.
    Wir KÖNNEN alle mit weniger auskommen und glücklich sein. Aber wir wollen es doch nicht. Trotzdem ist man gezwungen ohne Rücksichtnahme auf unser Befinden.


    @ Beowulf:
    Genau diesen sozialen Abstieg meinte ich mit Absturz.
    Nicht nur, dass die Finanzen nicht mehr so sind, wie geplant - was ist mit dem Selbstbewusstsein? Wie fühlt sich ein Mann, wenn er seiner "Verantwortung" nicht mehr nachkommen kann? Sagt der auch: Ist ja wurscht, meine Familie soll eben mit weniger auskommen und gut ist es? Das Geld was man bisher in die Wohnung/Haus gesteckt hat, ist eben auch futsch. Kriegt jetzt eben die Bank. Eine Sozialbauwohnung zu dritt in 2 Zimmern tuts ja auch...



    Glücklich kann ein Mann sein, der so eine Frau wie Alex und Oemchenli und ähnlich denkende Frauen hat. Hat die einjeder?

  • Zitat

    Original von Sisi
    Glücklich kann ein Mann sein, der so eine Frau wie Alex und Oemchenli und ähnlich denkende Frauen hat. Hat die einjeder?


    Ich schon. :-)

  • Ewig? Ich habe nicht vor, mich mit meinen *zensiert* Jahren auf die soziale Hängematte zu legen. Würde mich mein Arbeitgeber wirklich entbehren wollen (In meiner Abteilung will man aber 10% aufstocken...), so würde ich eben was suchen und hier in der Region auch finden. Freundlicherweise ist der Markt hier recht abgegrast und daher habe ich da keine Bedenken.
    :-)

  • Sisi
    Danke

    Zitat

    Wie fühlt sich ein Mann, wenn er seiner "Verantwortung" nicht mehr nachkommen kann?


    Naja das Modell ist ja auch weitestgehend von vorgestern, da sollten die "Herren der Schöpfung" auch mal Abstand von nehmen. :wave



    Ich und mein Mann haben uns mit arbeiten gehen immer mal wieder abgewechseln. Obwohl er ja mal ne viel längere Zeit zu Hause war als ich. :-)


    Aber dann hat er den Haushalt geschmissen ich brauchte mich um nix mehr kümmern. Das war auch absolute Klasse.


    Ich habe denn mal zu Ihm gesagt am WE koche ich weil irgendwann hats mir gefehlt. :-]

  • @ Sisi:
    Ehrlich gesagt, verstehe ich dich immer weniger.
    Ich kann den Frust über deine persönliche Situation nachvollziehen und es ist keine schöne Situation. Im Laufe der Diskussion fragte ich mich dann, warum du so eine hypothetische Frage zu Beginn in dem Raum stellst und uns nach Meinungen fragst? Und bei all den Antworten, die du bekommst, mit Antworten konterst im Sinne von "ihr seid nicht in meiner Situation und nicht in meinem Alter..." Das ist nicht böse gemeint, ehrlich. Aber so allmählich verstehe ich den Sinn deiner Frage nicht mehr. Wenn es dir darum geht, deiner Frustration Luft zu machen, hast du mein Verständnis.
    Aber worauf zielt die Frage dann am Anfang ab? Du scheinst unsere Antworten nicht gelten lassen zu wollen.
    Stimmt! Ich bin nicht in deiner Situation. Ich lebe nicht dein Leben, darum kann ich darüber nicht urteilen.
    Ich kann nur von mir aus sagen, wie es für mich wäre und wie es fü rmich aktuell ist. Wenn ich davon rede, daß ich keine Angst vor dem Absturz habe, ist mein Jobverlust im Moment für mich greifbarer zur Zeit, als für viele hier.
    Trotzdem hält mich keine Angst wach und trotzdem weigere ich mich, mir über einen "Absturz" Gedanken zu machen.


    Zitat

    Original von Sisi
    Batcat :


    Ich verstehe jeden, der nicht viel braucht zum Leben und mit sogar mit einem Zelt als Dach über dem Kopf glücklich sein kann.
    Wir KÖNNEN alle mit weniger auskommen und glücklich sein. Aber wir wollen es doch nicht. Trotzdem ist man gezwungen ohne Rücksichtnahme auf unser Befinden.


    Ich kann mit weniger glücklich sein. Das weiß ich, das habe ich erfahren und ausprobiert und werde es vermutlich auch mal wieder müssen.


    Will ich das? Geht es im Leben denn darum, was man will? Wenn es darum ginge, hätte ich ein 300 qm Loft in New York City und ein schickes Leben.
    Das Leben ist kein Wunschkonzert. So ist das. Und wenn man doch glücklich ist... was will man eigentlich mehr?


    Und deinen Exkurs zum Thema Mann .. mmh, irgendwie lese ich da heraus, daß es für den Mann umso wichtiger ist, den Ernährer der Familie zu spielen und den Status für die Familie zu bewahren.
    Ich mag da vielleicht ein bißchen Eva-Herman geschädigt sein, daß da bei mir jetzt alle Alarmsignale schrillen, wenn ich dann solche Sätze lese...


    Zitat

    Original von Sisi
    Glücklich kann ein Mann sein, der so eine Frau wie Alex und Oemchenli und ähnlich denkende Frauen hat. Hat die einjeder?

    :lesend
    If you can read, you can empathize, luxuriate, take a chance, have a laugh, hit the road, witness history, become enlightened, turn the page, and do it all again
    Oprah Winfrey

  • Also, in meinem Kurs waren einige Männer, die damit kaum zurecht kommen. Sie machens so wie ihr, Oemchenli, aber sie haben, nach eigener Aussage, mächtig an Selbstwertgefühl und Optimismus verloren. Abgesehen von der Freude, die manche an ihrer Arbeit auch hatten und Haushalt nicht jeder Manns Ding ist. :grin


    Ich danke euch für eure Statements - ich hab schon gedacht, hier ist das Thema sowas wie ein Tabu-Thema, weil es nie angesprochen wurde. ,-)

  • Zitat

    Original von hurz
    Hier geht irgendwie immer jeder davon aus, dass das Arbeitlosenamt der Herr über alle offene Stellen wäre.


    Echt? Ich hatte den Eindruck bislang eigentlich noch nicht in diesem Thread.


    Aber ich habe meine sämtlichen Jobs ja auch immer ohne deren Mithilfe gefunden.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • @ Janda


    Wenn du mich nicht verstehen kannst oder willst - wie auch immer, kann ich dir auch nicht weiterhelfen.
    Meine Situation steht für viele Frauen in meinem Alter und steht eigentlich nur "allgemein" zur Debatte. Wenn überhaupt. Ich will darüber gar nicht diskutieren.
    Und deine Interpretationen bezüglich meiner Aussage über die Frauen, entnehme ich, dass du nur das herausliest, was du herauslesen möchtest. Sonst hättest du gemerkt, dass ich damit nur auf Beowulfs Frage:


    Zitat


    Bedeutet Angst vor dem Absturz nicht auch Angst vor dem Absturz ins Unbekannte- Verlust der sozialen Bezüge, Trennung vom Partner, Familie, Freunden? Einsamkeit, Ungewissheit? Nicht nur der reine Bargeldverlust und der damit verbundene soziale Abstieg?


    geantwortet hab. ER schnitt das Thema "Verlassenwerden" an.
    Es soll Frauen geben, die trennen sich von ihren arbeitslosen Männern. :lache
    Komm mir jetzt nicht mit Eva Herrmann... *kopfschüttel*


    @Hurz
    Wer sich aufs Arbeitsamt verlässt ist selber schuld!

  • Schön- Familiensolidarität hin oder her- wenn wie in meinem Fall die einzige Kommunikationsmöglichkeit Internettelefonieren oder alle drei Wochen ein Wochenende per Flugzeug zum persönlichen Treffen ist, dann weis man genau, dass im Bekanntenkreis die Wetten laufen wie lange die Ehe noch hält.


    Wenn aber beide arbeiten wollen, beide möglichst in einen Beruf in dem man auch in der Lage ist seinen Urlaub, die Miete und ein Auto zu bezahlen und ja, auch das eine oder andere Buch zu kaufen, wird heute Flexibilität einfach verlangt. Dazu gehört auch, dass meine Frau eineinhalb Flugstunden oder acht PKW- Stunden entfernt lebt und arbeitet. Meine Flexibilität geht nämlich nicht soweit in Wien IKEA-Regale einzuräumen und meine akademische Ausbildung an den Nagel zu hängen. Ich habe gelernt Menschen zu beraten und bei Entscheidugen zu unterstützen, schon das aufzugeben ist mir kaum vorstellbar.

  • Zitat

    Original von Sisi
    @ Janda

    Es soll Frauen geben, die trennen sich von ihren arbeitslosen Männern. :lache


    Anfang der neunziger gab es hier im Osten einen Scheidungsgrund, wendebedingter Ehezerüttung, wenn die Frau weiter Arbeit hatte uund/oder erfolgreicher als der Mann war, ließ dieser sich scheiden, wg. Verletzung des Selbstwertgefühls. Männer ertragen es schwer nicht mehr der Ernährerer der Familie zu sein.

  • Sag ich doch. Ich sehe, lese und höre das ja auch.
    Deswegen verstehe ich auch Jandas Befremden nicht.


    So hat jeder sein Päckchen zu tragen, Beo. Bei uns könnte es genau so werden, wie bei euch. Aber lass den Kopf nicht hängen. Arbeit die Spaß macht ist genauso wichtig wie eine gut funktionierende Partnerschaft. Eines hängt mit dem anderen zusammen. Und deine Freunde werden ihre Wette verlieren, oder?

  • Zitat

    Original von Sisi
    . Und deine Freunde werden ihre Wette verlieren, oder?


    Darauf wette ich nu wieder, und im übrigen kurbelt sowas die Wirtschaft an, zumindestens die AuA freuts.

  • @ Sisi
    Wichtige Frage die da aufgeworfen wurde.
    Bei uns war vor einigen Jahren halt das Problem, daß mein Vater schwer krank wurde und seine Firma nicht mehr weiter führen konnte.
    Plötzlich saß er, der vorher von 06-22 h gearbeitet hatte zu Hause auf dem Sofa und fühlte sich nutzlos, allein und alt. Dabei ging es weniger darum, daß er die Familie nicht versorgen konnte, das war durch Rücklagen einigermaßen gesichert, es ging ihm einfach um sein eigenes Gefühl dabei.
    Seine Freunde haben alle gesagt: "He du bist 60 tret mal ein paar SChritte zurück, geh in Rente, laß es dir gut gehen."
    Ging nicht, mein Vater hat jeden Lebenswillen verloren und sackte immer tiefer ab, bis er dann seinen neuen und jetzigen Job gefunden hat.
    Er leitet nun zwar keine Firma mehr, aber er fühlt sich wieder gebraucht und als Versorger der Familie, auch wenn diese nur noch aus ihm und meiner Mutter besteht. :-]

  • Das ist bei allen-- ich setze jetztmal um diese Diskussion nicht erneut hochzuspülen "echten" dazu-- Arbeitslosen das Hauptproblem, das häufig auch in Teufelskreise wie Alkoholabhängigkeit oder Daddelsucht treibt- das Gefühl nicht gebraucht zu werden, von der Gesellschaft als nutzlos ausgespuckt worden zu sein.

  • Zitat

    Original von Sisi
    Sag ich doch. Ich sehe, lese und höre das ja auch.
    Deswegen verstehe ich auch Jandas Befremden nicht.


    Mein Befremden kommt daher, daß ich mit dem alten Rollenbild nichts mehr anfangen kann und mich auch mit Männern umgebe, die sich nicht darauf festschreiben lassen.
    Vielleicht liegt es an meinem Bekanntenkreis, daß bei mir der Eindruck entstanden ist, daß das Festlegen des Mannes als Versorger der Familie antiquiert ist. Ich kenne so manchen Hausmann, der das Geldverdienen seiner Frau überläßt, ohne das er ein Problem mit seinem Selbstbewußtsein hat.


    Für mich ist das geschlechtsspezifisches Problem, so wie du es formuliert hast. Das ist mein Befremden.


    Ich persönlich hätte auch Probleme zu hause auf der Couch zu sitzen und nicht mehr arbeiten zu gehen, wie ich ja schon geschrieben habe. Und ich bin eine Frau, die nur sich selber und keine Familie zu ernähren hat.

    :lesend
    If you can read, you can empathize, luxuriate, take a chance, have a laugh, hit the road, witness history, become enlightened, turn the page, and do it all again
    Oprah Winfrey

  • Hm... in meinen Postings steht auch öfters mal "der Ernährer" etc. Dabei kann das natürlich auch die Frau sein, die die Familie durch ihr Einkommen maßgeblich ernährt. Immer alles geschlechtsneutral zu schreiben ist mir zu mühsam und zu doof, auch wenn es so gemeint ist. Ist bei Sisi bestimmt auch so. ;-)

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Es ist hart für die Leute, wenn man will und kann aber nicht darf. Vor allem für die Leute, die gerne gearbeitet haben - egal wie lange und wofür.
    Wenn der Dreh- und Angelpunkt plötzlich weg ist und sie sich nur noch unnütz und wertlos, alt und verbraucht vorkommen, dann werden es viele auch.


    beowulf :
    "Daddelsucht" ist mir völlig neu - aber trifft es genau ;-)


    Ich danke euch noch mal für eure Meinungen. Es ist schade, dass man keine Lösung für diese Misere finden kann. So bleibt uns dann nur das eine:
    Hoffen und die Daumen drücken, dass man entweder nicht in diese Situation kommt, bzw. wenn, da wieder rauskommt.


    :wave

  • Zitat

    Anfang der neunziger gab es hier im Osten einen Scheidungsgrund, wendebedingter Ehezerüttung, wenn die Frau weiter Arbeit hatte uund/oder erfolgreicher als der Mann war, ließ dieser sich scheiden, wg. Verletzung des Selbstwertgefühls. Männer ertragen es schwer nicht mehr der Ernährerer der Familie zu sein.


    Das hört sich nach viel Blech an, die DDR war doch mit dem Thema Emanzipation ein ganzes Stück weiter als der Westen,was spricht denn dagegen wenn die "Familienmaus" :-] mehr Geld heimschleppt ?


    Das ist doch gerade de Punkt wo ich mich lebenslang bei "Alice im Wunderland "bedanken möchte.


    Vermutlich sind da doch die meisten auf der Suche nach ihrer Blackbox der DDR träume mitabgestürtzt.

    Ich interessiere mich deshalb so sehr für dir Zukunft,weil ich den Rest meines Lebens in ihr verbringe. (Lansky ist ein Fan von Wikileaks)

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  • Zitat

    Original von Lansky
    [Das hört sich nach viel Blech an, die DDR war doch mit dem Thema Emanzipation ein ganzes Stück weiter als der Westen,was spricht denn dagegen wenn die "Familienmaus" :-] mehr Geld heimschleppt ?


    Theorie und Praxis sind eben zwei Welten, die besserverdienende Ehefrau war auch auf dem Gebiet der DDR die krasse Ausnahme.