Anne Tyler - Dinner im Heimweh-Restaurant

  • Originaltitel: Dinner at the Homesick Restaurant


    Inhalt:


    Dies ist die fiktive Geschichte der Familie Tull. Familienoberhaupt ist die kleine, energische Pearl, die von ihrem Mann eines abends überraschend verlassen wurde. Um nicht abhängig zu werden und das Mitleid anderer Menschen zu vermeiden, schweigt sie darüber. Selbst gegenüber ihren Kindern.


    Nun muss sie ihre drei Kinder Cody, Ezra und Jenny allein erziehen und nebenbei das Überleben sichern. Der Leser begegnet einer Frau, die durch ihren unzuverlässigen Ehemann dazu gezwungen wird, ihre Träume zu begraben, eine Halbzeitarbeit anzunehmen und die Kinder zu betreuen.
    Sie ist sehr darum bemüht, es allen recht zu machen, nicht ins Gerede zu kommen und glücklich zu leben. Doch wie es das Schicksal will, erreicht sie nichts davon.


    Ihre Kinder entwickeln sich sehr unterschiedlich - Jenny und Cody sind bestrebt, möglichst erfolgreich zu werden und das Haus zu verlassen. Einzig Ezra, Pearls Lieblingssohn, scheint sich um sie kümmern zu wollen.


    Meine Meinung:


    Die Geschichte ähnelt der aus "Im Krieg und in der Liebe". Korrekterweise muss der Satz umgedreht werden, da "Dinner im Heiweh-Restaurant" bereits 1982 veröffentlicht wurde.


    Auch hier geht es wieder um eine Familienkonstellation mit starker Mutter, drei Kindern und einem schwachen Vater. Aus diesem Spannungsverhältnis schuf Anne Tyler eine sehr lebendige und bewegende Geschichte, die aus verschiedenen Perspektiven erzählt wird. Ich mag den Stil der Autorin sehr gerne. Der Ton bleibt locker und neutral und doch scheint immer wieder ihre Auffassung durch Eigeninterpretation des Gelesenen durch. Sehr geschickt gemacht, meiner Meinung nach.


    Ich habe mit allen mitgefühlt und hatte mehrmals den Impuls, in die Handlung eingreifen zu wollen, um jemanden zu trösten, unterstützen, zu schimpfen oder auch nur zuzuhören.


    Ich empfehle den Roman gerne allen weiter, die die amerikanische Erzähltradition, bzw. Familiengeschichten mögen.

  • Ich lese gerade dieses Buch, bin auf Seite 140, und liebe es. Obwohl das Buch aus vielen Episoden besteht, anstatt ein fortlaufender Roman zu sein, wird man nie herausgerissen. Alles passt zusammen, die Atmosphäre ist sehr dicht, die Personen sind einem schnell sehr nah und man kann sich auch die Örtlichkeiten sehr gut vorstellen, obwohl die gar nicht so sehr beschrieben werden - es stimmt einfach alles.


    Anne Tyler ist eine sehr gute Erzählerin, ich kehre in Gedanken hin und wieder zu den Figuren zurück, wenn ich das Buch weggelegt habe, was für mich das beste Anzeichen für ein gutes Buch ist.


    Eine Besonderheit ist die wechselnde Erzählperspektive. Auf diese Art erweitert und wandelt sich das Bild, das der Leser von den einzelnen Personen hat, immer wieder.


    "Dinner im Heimweh Restaurant" ist ein wunderbares Buch.


    edit: Pearls Kinder, im Laufe des Buches selbst erwachsen, stehen übrigens genauso im Mittelpunkt wie Pearl; Anne Tyler widmet sich jedem einzelnen von ihnen.

  • Nachtrag:
    Da ich das Buch inzwischen zu Ende gelesen habe, hier mein abschließendes Urteil: 10 Punkte!


    Anne Tyler ist eine großartige Erzählerin. Obwohl die Geschichte um die Mitglieder der Familie Tull immer auch etwas tragisches an sich hat, ist es ein schönes Lesevergnügen. Es gibt schöne, herzliche und lustige Passagen genauso, wie es traurige, ärgerliche und beinahe unfassbare gibt.


    Ich hoffe, dass noch ein paar von Euch diesen Roman probieren - ich würde sagen, sonst entgeht Euch ein großes Erzähltalent und eine sehr schöne Geschichte.


    Gruß, Bell

  • Mir hat das Buch aus sehr gut gefallen, wie alles bisher von Anne Tyler. Eine wunderbare Erzählerin.


    Sie schafft es bei mir immer wieder, mich für ihre Charaktere zu interessieren und so bin ich eigentlich immer gleich von Anfang an mittendrin in ihren Geschichten.


    Und nebenbei finde ich auch den Titel schön. Paßt auch prima zu dem Buch.


    Viele Grüße
    Shirat

    Viele Grüße
    Shirat


    Ich habe eiserne Prinzipien. Wenn sie Ihnen nicht gefallen, habe ich auch noch andere. (Groucho Marx)